Fragen zu REVOX B77
#1
Hallo Leute
Ich habe mir vor ein paar Tagen ein REVOX B77 gekauft! Ein spitzen Gerät!!!(Baujahr 1982)
Trotzdem habe ich 2 Fragen;und zwar:
Frage 1 Wenn ich die Maschine auf Wiedergabe laufen lasse,hört man von den
Motoren leichte Laufgeräusche! Ist das Normal oder läuft die Maschine absolut
Geräuschlos?
Frage 2 Muß der hinten gelegene Netzspannungswahlschalter auf 220V oder
auf 240V stehen? Bei mir an den Steckdosen messe ich ein wenig mehr wie 220V!
Gruß bluesman9
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#2
Guten Morgen, Leut,

du spezifizierst nicht, welcher Art störende Geräusche du wo hörst. Sollte dies ein leichtes mechanisches Rauschen oder Brummen (ggflls. auch interferierend) sein, so ist dies normal. Deutlicheres mechanisches Mahlen oder ein stärkerer Brumm, unter Umständen gar einer, der dem Nf-Ausgangssignal elektrisch überlagert ist, gehört nicht zu den Spezifika einer B77. Dem müsste man dann auf den Grund gehen.

Die B77 besitzt zwei, vollständig unter 50 Hz laufende (Wickel-)Motoren und einen dritten, den Tonmotor, der zwar auch ein üblicher 50-Hz-Asynchron-Rohrläufer ist, aber mit Hilfe einer induktiven Abtastung elektronisch recht trickreich auf konstanter Drehzahl gehalten wird.

Die Wickelmotoren können ein wenig brummen (bzw. interferieren, was man auch bei den Studiomaschinen der Regensdorfer wahrnehmen kann), der Tonmotor darf auch ein Pfeifen abgeben. Gegen das Brummen, das allerdings in der Regel nur beim schnellen Vorlauf deutlicher hörbar sein sollte, weil dann vom Motor Leistungsabgabe verlangt wird, kann man nichts unternehmen, denn es rührt aus der Eigenbewegung der im Magnetfeld bewegten Motorteile.

Das seit der A77 charakteristische Tonmotorpfeifen dieses Gerätetyps hat eindeutige Gründe, die teilweise im fachlichen Zugriff minimiert werden können, bei der B77 aber bereits ab Werk soweit minimiert sind, dass da eigentlich keine Wünsche mehr offen bleiben. Mängel beobachtet man da deshalb nur, wenn jemand ggflls. nicht ganz glücklich Hand an den Tonmotor gelegt hat. Diese Pieperei ist lästig, aber nicht schädlich.

Mahlende Geräusche jedoch deuten auf Lagerschäden hin und gehen im Falle des Tonmotors gemeinhin auch mit Gleichlaufschwankungen einher. Sie sind auf eine nicht immer zuträgliche Gerätelagerung (innerhalb von 20 bis 50 Jahren geschieht auch im Leben eines Magnetbandgerätes allerlei) und/oder eine ausgefallene Schmierung zurückzuführen. In so einem Falle muss man fachlich solide sehen, wie der Abhilfe zwischen Nachschmierung, Lagertausch und Motorwechsel näherzutreten ist. Da kann Eile geboten sein, muss aber nicht in jedem Fall.

Klassische Lagerschäden sind bei Revox-Geräten aufgrund der beachtlichen Motorgrößen sehr selten; außerdem versuchte man sich an verschiedenen Optimierungsstrategien, die naturgegeben Grenzen haben. Dies gilt vor allem dann, wenn eben ein Bandgerät nutzerseitig notfalls ein Jahrzehnt (bzw. länger) im feuchten Keller oder trocken heiß-kalten Speicher zugebracht hat. Da streichen selbst Öle die Segel.

Hans-Joachim
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#3
Hallo Hans Joachim
Erst mal danke für die schnelle Antwort!
Das Geräusch ist ein leichtes mechanisches metallisches Rauschen oder Schleifen!
Wenn die Maschine aus ist,und die Spulen sind runter,wenn ich dann gegen den
Uhrzeigersinn die Naben von Hand drehe,dann hört man das Geräusch auch!
Dieses Geräusch höre ich dann auch bei der Wiedergabe!
Man hört es aber nur bei der Wiedergabe; beim Spulen ist das Geräusch nicht zu
hören!
Kannst du mir auch noch meine Frage zu der Netzspannungswahl beantworten?
Gruß bluesman9
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#4
Lieber Mann im Matrosenanzug,

wenn das Geräusch nur im Wiedergabeprozess auftritt, tendiere ich dazu, es als das typische Bandlaufgeräusch zu interpretieren, das vom Band verursacht wird, nicht von einem der Motoren. Letzte Sicherheit habe ich nicht, weil du -ganz Angehöriger des Rechnerzeitalters- keinerlei Referenzen für das 'Störgeräusch angibst. Für mich ist/wäre es daher zulässig, deinen 'Gerätelärm' (ich vermute, dass der kaum zu hören ist) zwischen 42 und 92 dB(A) anzusiedeln. Ich neige dabei jedoch eher den 42 dB(A) zu.

Ein Tonbandgerät 'lebt' zwischen Mechanik, Chemie und Physik, ist ein feinwerktechnisches Gebilde mit teilweise ordentlichen (Revox) im Studiobetrieb erheblichen, betriebsnotwendigen Massen, die mit entsprechendem Aufwand (ursprünglich rein mechanisch!) bewältigt werden müssen. Das geht nicht lautlos oder mit 'willkürlichen', sondern nur sehr natürlichen Geräuschen ab. Erst die letzte Generation von Studiobandgeräten bei Studer nützte die Computertechnologie in extenso für die Bandbewegung, womit gerade für den traditionell kundigen Zuschauer apokalyptisch erscheinende Geschwindigkeiten bei der Bewegung von 2"-Bändern möglich wurden, hinter denen ja ordentlich Masse steht, namentlich bei den von Studer (außerhalb der Norm) vergrößerten Bandspulen. Die Motoren (sie kamen nach langen Jahren studerintern anderer Politik wieder von einem Zulieferer) sind da auch einen Blick wert. Man sieht, was vor Ort los sein kann.

Beachte deinen Bandlauf, höre auf Gleichlaufschwankungen (jaulen, wimmern), versuche die Bekanntschaft mit einer B77 eines anderen Besitzers in ähnlicher akustischer Umgebung zu machen, berichte hier, wenn sich die Situation bei dir verschärfen sollte. Man hilft dir im Rahmen des für dich Sinnvollen. Hier im Forum sind genügend Leute, die sich mit der Handfestigkeit von A77 und B77 auskennen, so dass mich getrost der Herzinfarkt überholen kann, ohne dass du alleine dastündest.

Netzspannung (ich vergaß das vorhin, bitte sieh mir das nach):
Ich gehöre zu denjenigen, die angesichts der heute gängigen Netzspannung empfehlen (in München meist um 226 V, Spitzen des in meiner Wohnung üblich belasteten Netzes: Minimum 216V, Maximum bis 235V), 220 Volt stehen zu lassen. Transistor(mess!)geräte stecken in der Regel einen Spannungsnenngebrauchsbereich von ±10% um die Nennspannung ohne Änderungen der Betriebsparameter(!) weg. Nun ist eine A77/B77 kein Messgerät und verfügt über intern traditionelle Spannungsregler, die Unterspannungen mit potenziell leicht erhöhtem Brumm im Audioteil beantworten (können). Den brauchen wir nicht, weshalb du -sofern kein Ärger im klitzekleinen Digitalteil der B77 auftritt- 220 Volt stehenlassen solltest.

Bei Röhrengeräten ist das etwas anders, weil Konstrukteure in ihnen nicht nur mit der etwas kritischen Heizspannung ihrer Verstärkungselemente tricksten (U47), diese fast nie stabilisierten, weil das als sehr aufwändig zu teuer war (schon eine Gleichrichtung kommt nur ausnahmsweise vor; Georg Neumann nützte hier die von IHM entwickelten gasdichten NiCad-Zellen!), sondern weil Röhren auch harsch reagieren können, wenn man sie dauernd überheizt. Nachdem manches vom dem 'Zeugs' heute nicht mehr oder nur sehr teuer beizuziehen ist (eine gute AC701 kostet schon eine 'Reformweihnachtsgratifikation', eine gute VF14, so sie überhaupt hergeht, bereits ein kleines Vermögen), sollte man da aufmerksam sein.

A und B 77 werden aber auch heute in Position 220 Volt betrieben.

Ärger kenne ich ich nur von meinem großen Siemens (aha) Celsius M, dessen Weitbereichsnetzteil man offenbar nicht vom Netz trennen darf, ohne dass davon zwischen Fujitsu & Siemens (Skylla & Charybdis, hüstel) irgendwo Erwähnung getan würde. Macht man das dennoch mehr als ein Dutzend Male, knallt das Schaltnetzteil des Celsius M[angel] durch, was ich nun innerhalb von 12 Monaten 2 Male erleben durfte. Aha; technischer Fortschritt, der sich sich mit dem Namen des Oberelektrikers Siemens (Trambahn nach Lichterfelde, Bhf.) verbindet. Er indes dürfte sich (hoffentlich vielleicht doch) im Grabe umdrehen, wenn er läse, welchen Quatsch seine Nachfolger (H.v.P. in: "Zwischen Profit und Moral", München 2003) allen Ernstes zu verzapfen sich anschickten: Das Telekom-Phänomen (siehe Thread) ist überall.

Willis Heimat indes war das nicht. Wenn man experimentierte, wusste man warum. Es gab ja durchaus Ärger.

Hans-Joachim
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#5
Hallo
Wie du vielleicht im Anfang meines Thread lesen kannst,kann es kein Bandlaufgeräusch sein,denn wenn ich die Spulen runter habe und die Aufnahmen
mit der Hand gegen den Uhrzeigersinn drehe ist dieses Schleifende Geräusch auch zu hören!
Was jetzt?
Gruß bluesman
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#6
In der Stellung 'Stop' und im ausgeschalteten Zustand liegen die Bremsen an den Trommeln fest an, und daß es dann Schleifgeräusche gibt, ist klar.
Gehe doch mal ohne Spulen in Stellung 'Start'. (Starttaste gedrückt halten) Dann kannst Du die Teller festhalten, abbremsen oder loslassen, ganz wie es Dir beliebt. So kommst Du recht schnell drauf, wo die Schleifgeräusche herkommen.
Ein Grammeln kann übrigens auch manchmal vom Zählwerk kommen.
Gruß
Heinz
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#7
Hallo Heinz
Danke für die Antwort!
Also meinst du ,das ich das Geräusch vernachlässigen kann,obwohl genau das
Geräusch auch bei der Wiedergabe zu hören ist?(Schleifgeräusch)
Wäre schön, wenn du mir darauf auch noch mal antworten würdest.
Danke
Gruß bluesman9
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#8
Lieber Blaumann,

von einer Bewegung des Bandes mit der Hand war nie die Rede, sondern lediglich vom Wiedergabeprozess. Ich bitte um Vergebung, wenn ich das, was man mir anbietet, fachlich genau lese, um mir ein Bild von den Problemen eines anderen zu machen. Das ist bei mir anscheinend angeboren....

Ich habe zwar AEG-"Aufnahmen" (so heißen die Bobby-Halterungen in fachlich einwandfreiem Jargon) mit der Hand gedreht, derlei aber selten und nur bei sehr speziellen Ansprüchen la pour la gemacht. Wann immer ich (als Tonmeister) schnitt, waren Wickelteller (also bei dir die Spulen) mit Band auf der Maschine, einmal abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher bin, ob die selbst für mich als pathologischem Historiker stark nach AEG und frühen 50er Jahren riechenden 'Dreizack- bzw. AEG-Aufnahmen' noch zu deinem Wortschatz gehören.

Gesetzt, dem sei so:
Wenn du die Wickelmotorteller händisch drehst, während die Maschine steht, musst du links gegen den Uhrzeigersinn, rechts im Uhrzeigersinn ein gegenüber der Gegendrehrichtung erhöhtes Drehmoment aufbringen, um die Teller mit der Hand in Bewegung zu setzen, weil im Ruhezustand der Maschine die Wirkung der anliegenden Servobremse zu überwinden ist. Die Bremsen legen ja an, sobald die Spannung von den Wickelmotoren geht, bzw. die Stoptaste gedrückt wird. Bei Spannungslosigkeit ("Power off") ist das sowieso der Fall: Die Bremsen sind in Ruhe (durch Federkraft) angezogen.

Beim Tellerbewegen trotz anliegender Bremsen tritt u. U. ein relativ deutlich hörbares Geräusch auf, das nach dem schnellen Bandtransport (und dann gelüfteten Bremsen) -verzeih' mir diesen logischen Sprung- mit dem Anziehen der Bremsen (Stop-Taste) durchaus bis zum Quietschen anwachsen kann. Das ist normal und bei dieser Bremsenkonstruktion (schon die AEG-K4 von 1938/39 hatte diesen Bremsentyp) praktisch unvermeidlich. Dieses tritt aber nie bei dem auf, was man fachlich ohne weitere definitorische Einschränkung als Wiedergabe bezeichnet, entspricht demnach nicht deiner ersten Beschreibung oben. Wiedergabe ist an den Lauf eines Bandes gebunden, das eine remanente Aufzeichnung trägt.

Du lässt also die Maschine leer laufen, die Wickelteller drehen frei, du hältst die Start-, Vor- oder Rücklauftaste gedrückt, ja? Dabei macht die B77 tatsächlich Geräusche, weil die Bremsbänder u. U. bis oftmals irgendwo ganz leicht anliegen, und außerdem der Bandlängenzähler nicht ganz lautlos läuft. Das braucht dich nicht zu verunsichern. Versuche bitte nicht, die Bremse neu und "besser" zu justieren, derlei ist ein Kapitel für sich, um das ich mein Lebtag einen ordentlichen Bogen geschlagen habe, obwohl meine Kenntnisse in der Sache forenbekannt nicht gerade von Pappe sind. Lass es also dabei, verwende immer schön Spulen gleicher Größe, dann wirst du vermutlich wenig Sorgen haben. Studer empfiehlt ja den Einsatz gleich großer Spulen -aufgrund des simplen, ungeregelten Laufwerkes- in der Bedienungsanleitung definitiv.
Wenn beim Bremsvorgang aus dem vorgenannt beschriebenen, einwandfreien Betrieb Probleme im Bandlauf auftreten (deutliche Schlaufenbildung oder gar Bandsalat), ist es noch immer früh genug, in dieses Problemfeld einzusteigen. Die beschriebenen Geräusche gehören einstweilen zu den normalen Lebensäußerungen der B77, sofern ein Betrieb ohne Band überhaupt normal ist.

Kennst du die Service-Anleitung der B77?
Studer-Schweiz stellt sie als Scan zur Verfügung, den man studieren sollte; das aber nicht etwa deshalb, um das Gerät zu verbasteln (also Vorsicht und Zurückhaltung, erst Qualifikationserwerb, dann -vielleicht- der Zugriff!), sondern um Verständnis für die rechnerferne Denke zu erlangen, die hinter einem solchen Ding steht, das vor nun 40 Jahren als A77 das Licht der Welt erblickte und einem Zeitalter den Namen gab:

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/B77%...I/Manuals/

Interessehalber kannst du dich dort auch in ähnlicher Weise zur A77 informieren, was dir einen Eindruck von der traditionellen Ausrichtung bei Studer und der Wertschätzung vermitteln wird, die man diesem Wurf 'A77' als Amateurgerät aus dem eigenen Hause entgegenbrachte. Das kann man auch anders sehen, muss das aber nicht.

Hans-Joachim
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#9
Leereditiert;
Hans- Joachim war schneller und von der Formulierung um Klassen besser. Wink
Heinz
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#10
Warum das...? Zwei Leute denken unteschiedlich, was dem Dritten helfen kann, sinnvoll in die Sache einzusteigen. Meine Sicht ("pathologischer Historiker") muss da nicht die richtige, besser 'angemessene' sein, hilfreich schon gar nicht...

Hans-Joachim
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#11
Hallo Hans Joachim
Danke für die aufschlussreiche Erklärung! Ich habe immer so meine Schwierigkeiten
irgendwelche Probleme schriftlich zu erklären! Ich bitte um Nachsicht!
Jetzt ist mir geholfen!
Danke
Gruß bluesman9
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#12
Hallo
Um noch mal auf das Geräusch zurückzukommen was ich am 28.12.2006 beschrieben habe! (Laufgeräusch bei der B77) Jetzt habe ich die Bremsen in mühevoller Arbeit selber eingestellt (mit Hilfe des Servicemanuals);und siehe da, nun läuft das Maschinchen absolut geräuschlos! Tip Top! Es geht doch ohne Geräusche!!!!!!!!!!!!!!!!
Grüße
bluesman9
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#13
Zitat:PhonoMax postete
Kennst du die Service-Anleitung der B77?
[...]
ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/B77%...I/Manuals/
Lieber Hans-Joachim,

entschuldige, daß ich das alte Thema wieder anschmeiße - ich suche gerade, um gemeinsam mit einem Freund dessen defekte B77 zu verarzten, die Service-Anleitung - der Link funktioniert bloß leider nicht mehr... Sad
Hast Du oder jemand anders aus dem Forum evtl. noch eine aktualisierte Quelle...? Wäre super- Smile

Danke
Michael
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#14
Ich hätte mal gleich genauer suchen sollen Rolleyes - meine Frage hat sich erledigt: Semih aus Istanbul (merci beaucoup an dieser Stelle :bier: ) hat in diesem Thread

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...schaltplan

den Link zu einer Monster-PDF-Datei hinterlegt:

http://www.analogstereo.com/pdf/revox_b7...manual.pdf
(falls noch jemand wie ich auf der Suche ist).

Meine Internetverbindung rackert gerade wie’s Tier Wink

Michael
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#15
ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revox/Revox_B77/

Gruß Ulrich
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#16
Danke, Ulrich! Smile Da wühle ich gleich auch noch mal.
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