PR99 - Wickelteller "eiert" beim Umspulen
#1
Hallo,

ich besitze seit ein paar Monaten eine PR99 - meine erste und einzige Maschine seit meiner Schulzeit..... - und bin super mit ihr zufrieden, insbesondere mit dem Klang der Aufzeichnungen.

Seit kurzem betreibe ich sie senkrecht, mit freitragenden Wickeln auf Alutellern. Dabei habe ich festgestellt, dass beim Umspulen die Teller nicht ruhig laufen, sondern schlagen, insbesondere wenn die Teller ca halbvoll sind. Macht ziemlichen Lärm.... Die Lager der Wickelteller/Motoren scheinen aber ohne Spiel und völlig in Ordnung zu sein. Also kann es nur an der Befestigung der Aluteller liegen ?! Habt ihr einen Tip? Die Teller sind eigentlich ok, minimaler Schlag - liegt es daran ?

Was kann ich als Abhilfe tun - ausser die Maschine wieder zu legen....

viele Grüße und vielen Dank

Jo
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#2
Könnte schlicht an der Verriegelung liegen.
Die Wickelteller, welche ich kenne werden schlicht über den Dreizackkern mit dem Spulentellter verriegelt. Wenn die Ferderkraft zu schwach ist so rumpelt es, da der Bandteller etwas vom Spulenteller abhebt.
Eine gewisse Unwucht bei freitragenen Wickelteller als auch bei Metallspulen ist eigentlich immer gegeben.
Die kurzen Dreizäckverriegelungen haben eine größere Verrriegelungskraft als der Langedreizack, jedoch kann es sein dass Du dann Deine Wickelteller nicht mehr montiert bekommst.

Offener Wickel ist eigentlich nur problemlos im wagerechtnaher Betriebslage der Maschine. Das Rumplen kann Dir dann auch mit den Metallspulen und NAB wiederfahren, aus gleichen Grund, da die Verriegelung zu schwach ist.


Gruß
Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#3
Ho, Jo, ho,

Thomas' Anmerkungen wäre die Frage hinzuzufügen, ob deine Wickelteller nach dem Schneider-Patent (Schneider, Darmstadt) arbeiten oder originale Studer- bzw. Revox-Produkte sind, die mit deiner PR99, einer B67, A77ORF oder einerm 'hop-up-kit' für einer reguläre A77/B77/A700 aus dem Regensdorfer Hause kamen. Sollten die Teller von Schneider oder einem Nachfolger stammen und mit einem Dreizack-AEG-Adapter aus Kunststoff ausgestattet sein, sind die Dreizackaufnahmen bei Studer einfach zu dünn. Der Schneider-Teller sitzt relativ lose und wird unzureichend zentriert. Die Studer-Teller für Wickelkerne verfügen dagegen über zwei eigene Mitnehmerstifte, die in sehr genau gebohrte Löcher des geräteeigenen Drehtellers fassen, womit solide Führung und Kraftübertragung zugleich gewährleistet sind. Da sollte dann eigentlich nichts mehr übermäßig eiern und/oder klappern.

Andererseits sind DIN-Bobbys prinzipbedingt nun nicht gerade Freunde des Senkrechtbetriebes, was oben ja auch Thomas schon recht deutlich anspricht, weil jeder Bandanlauf nach dem Auflegen zu genau dem wird, was mit dem freitragenden Wickel eigentlich vermieden werden sollte: Ein Vabanque-Spiel um potenziellen Bandsalat, weil man nicht sieht, wie das Band wohin läuft. Weiterhin sind Kerne nur mit Tricks (z. B. Kugelschnäpper, Spreizkegel) sauber zu zentrieren, wurden aber bei Studer -so glaube ich- i dieser Form nicht angeboten. Es blieb der professionellen DDR-Tontechnik vorbehalten, solche Detaillösungen betriebstauglich anzubieten.

Zusätzlich dürfen wir bei deinem Problem nicht vergessen, dass die PR99 von einer Großmutter abstammt, die (A77) auf den waagrechten Betrieb hin entwickelt nur 'zulässigerweise' senkrecht lief, so aber nicht gedacht war. Thomas' Aussage oben sollte man daher auch in der Weise verstehen, dass man bei allen Geräten dieser Familie mit Kunststoffspulen wohl am günstigsten bedient ist, auch wenn die visuelle Repräsentation damit auf denkbar niedrigem Niveau rangiert.

Hans-Joachim
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#4
Hallo Jo,


dem Vorgesagten ist kaum noch was hinzuzufügen. Bei meiner A807 MKII habe ich die Studer-Teller für Wickelkerne mit den zwei eigenen Mitnehmerstiften, die in die vorhandenen Löcher des geräteeigenen Drehtellers fassen, montiert.
Zusätzlich werden die Drehteller noch mit drei kleinen Schrauben auf dem Wickelteller festgeschraubt.

Dadurch klappert nichts und läuft sehr ruhig auch im Senkrechtbetrieb. Die Studerwickelteller mit den Bohrungen für die kleinen versenkbaren Schrauben müßte es noch bei Studer zu kaufen geben.

Schöne Grüße aus Bad Vilbel

Klaus
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#5
Hallo Thomas, Hans-Joachim und Klaus,

erstmal danke für eure schnellen Antworten.

Die Wickelteller haben beide zwei Mitnehmerstifte und ich verwende Metall-Bobbys. Aus Plastik ist da garnichts.

Wie ich aber jetzt erst merke, sind sie aber leicht unterschiedlich. Einer hat in der Mitte noch eine "Verstärkung", also offensichtlich den Drehteller, den ihr meint, und der ist mit kleinen Schrauben an der Aluscheibe verschraubt. Der sitzt auch besser. Bei dem anderen fehlt diese Konstruktion. Beide werden durch den Dreizack gehalten.

Oder verstehe ich Klaus falsch?! Gibt es Wickelteller, die mit Schrauben mit dem geräteeigenen Drehteller fest verschraubt werden? Das wäre mir natürlich am liebsten. Ich möchte die PR99 nämlich weiter senkrecht betreiben, sieht optisch VIEL schöner aus......

Noch eine Frage: Ist die B77 technisch auf einem besseren Niveau als die PR99 - oder was meint ihr mit "stammt von der Großmutter - A77 - ab" ?

vielen Dank und viele Grüße

Jo
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#6
Zitat:jo59 postete


Noch eine Frage: Ist die B77 technisch auf einem besseren Niveau als die PR99 - oder was meint ihr mit "stammt von der Großmutter - A77 - ab" ?


Jo
Die B77 ist die Nachfolgerin der A77, und die PR99 ist die professionelle Ablegerin der B77. Alle basieren auf dem Laufwerk der A77.

Klanglich kann man nicht grundsätzlich sagen, daß die PR99 die beste ist. Am besten klingt das Modell, das optimal eingemessen und in bestem Zustand ist. Im Vorteil sind hier die Zweispur/38cm-Varianten, wobei es die schon bei der "Großmutter" A77 gab.

Gruß
Matthias
ReVox A700
ReVox A77 (3 Stück)
ReVox A77 Dolby
ReVox A77 ORF
ReVox B77 Dolby
ReVox PR99
ReVox PR99 MkII
Studer B67 MkI
ReVox B215
Philips N 4450 (2 Stück)
Philips N 4419 und N4510
Philips N 4520
Philips N 4504
Nakamichi Dragon
Teac V-8030S
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#7
Zitat:jo59 postete
Oder verstehe ich Klaus falsch?! Gibt es Wickelteller, die mit Schrauben mit dem geräteeigenen Drehteller fest verschraubt werden? Das wäre mir natürlich am liebsten. Ich möchte die PR99 nämlich weiter senkrecht betreiben, sieht optisch VIEL schöner aus......
Jo
[Bild: T_KP_1.jpg]

[Bild: T_KP_2.jpg]


Gruß

Klaus
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#8
Lieber Jo,

die Elektronik der PR99 ist über alle Bauserien der A77 in unterschiedlicher Form nächst bis nahe verwandt, die ja in der B77 (oben wurde es gesagt) einen de facto identischen Ableger fand. Man elektronifizierte einige Schalter, spendierte eine neuzeitliche Laufwerkslogik und einen solideren Ausgang nebst Kopfhörerenstufe (und Peak-LED); sonst blieb de facto alles gleich, na ja, auch der Löschtrafo wurde geändert, womit man auf die Löschkopfersatzspule verzichten konnte. Das war es aber. Wesentlich besser war es nicht zu machen.

Die PR99 wendet sich dagegen an den Home-Recorder mit professionalisierten Ansprüchen, denen man mit kalibrierten trafosymmetrischen Geräteein- und ausgängen entgegenzukommen bemüht war. Diese semiprofessionelle Szene, die in den 1970ern erst im Entstehen war, hatte ja bis in die 1990er erheblich zugelegt, so dass ein Markt für Geräte entstanden war, dessen Wünsche früher durch Sonderversionen der A77 (schweizerische PTT und ORF Wien) in überschaubarer Anzahl abgedeckt werden konnten.

Im Forum bin ich dafür bekannt, dass ich -aufgrund fachlicher Vorpolung- den Klang eines Bandgerätes weit hinter der Notwendigkeit einer adäquaten Einmessung ansetze. Insofern klingen für mich A77ORF bis PR99 nach meiner sorgfältigen Einmessung (über DolbyA oder TelcomC4) völlig gleich.

Von Plastikkernen (die gab es auch: ORWO und Pyral besitze ich; selbst Studer lieferte Revox-Bobby-Teller mit Plastikkernen 'nach DIN' aus) sprach ich oben nicht, sondern vom Adaptertyp der Firma Schneider, Darmstadt. Dieser jedoch, was wissen wir nun, liegt bei dir nicht vor. Du hast offensichtlich die Originalteller von Studer.
Damit ist aber über den aktuellen Zustand hinaus keine Hau-Ruck-Lösung deines Problems absehbar, es sei denn, du gingest unter die Konstrukteure und drehtest selbst bzw. ließest dir von einem befreundeten Dreher völlig neue Bobbyführungen nebst geeigneter Knebel für deine Teller anfertigen, die den Bobby nicht nur halten, sondern gleichzeitig zentrieren (ohne zu verklemmen...)

So sah das zerlegt als RFZ-Normkonstruktion aus:

[Bild: Einzelteile.jpg]

Mit einer Studermodifikation auf diese Weise (hüstel) sollte relative Laufruhe einkehren, die naturgegeben aber auch von den sonstigen Bandlaufbedingungen (Exzentrizität des Tellers, prinzipielle Grenzen beim Bandlauf der PR99 bis hin zur Genauigkeit der Selbstarbeit) abhängig ist. Ob das ein Weg ist....? Ich denke eben historisch und empfehle, entweder den aufrechten oder den Offenwickel-Betrieb ad acta zu legen.


Die oben angesprochenen Kugelschnäpper zur Zentrierung der Kerne baute übrigens Max Ihle 1950 in die Ferrophone IIc ein, deren Nachfolger dieses Feature zugunsten einer einfacheren, aber ähnlich wirkungsvollen Lösung aber schon nicht mehr besaßen. Ihles Geräte allerdings verboten durch die verwendeten Kohle-Stahl-Schwerkraftrutschkupplungen einen senkrechten Bandgerätebetrieb prinzipiell.

Hans-Joachim
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#9
Eine Anmerkung zur oben abgebildeten Erweiterung des Studertellers um drei Schraublöcher.

Weil die Mitnehmer etwas Spiel im Drehteller aufweisen und -bei mir- gerade die Wickelteller professionellen Zuschnitts gewisse Wünsche offen ließen, muss beim Setzen der drei neuen Löcher sehr sorgfältig gearbeitet werden, um nicht einen Zustand zu zementieren, den man durch die zusätzliche Festsetzung der Teller vermeiden wollte.

Falls Zweifel an meiner Aussage zur Tellerqualität bestehen: Ich habe Erfahrung mit B67 als Erstkäufer 1980/81; von zwei B67 ist überdies noch eine original betellerte da:
Beide über EMT-Kippenheim mit zwei Tellern erworbene Maschinen dienten aber jeweils einen eiernden an. Zufall? Nach den Erfahrungen, die ich auch sonst bei EMT-Kippenheim sammeln durfte, bin ich mir da nicht so sicher.

Hans-Joachim
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#10
´
Ganz profan: Mitunter lockern sich die Schrauben in den geräteseitigen Dreizackverriegelungen. Da schon geprüft und ggf. nachgezogen?

Ansonsten würde ich -und so halte ich es auch bei meinen Geräten- freitragende Wickel nur bei liegenden Geräten empfehlen. Bandmaschinen sind Audio- keine Videogeräte oder Showobjekte.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
Hallo Jo,

mir sind schon Studer- Bandteller untergekommen, an denen die beiden unten angegossenen Stifte für die Zentrierung und Kraftübertragung abgebrochen, bzw. entfernt waren, "um sie auf anderen Maschinen einsetzen zu können".

Vielleicht hast Du derart modifizierte Teller?
Auch sind oft "misshandelte" (verbogene) Teller mit erheblichem axialen Höhenschlag im Umlauf, diese sollte man besser nicht verwenden.

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...entrierung

Bernd
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#12
Vielen Dank an alle für die vielen Tips und die Fotos!

War eine Weile im Ausland, deshalb melde ich mich erst jetzt.......

Ich habe mir meine Teller und die Bobbies jetzt mal genauer angeschaut. Die Teller sind zwar nicht perfekt, aber in Ordnung, die Stifte für die Zentrierung sind da und sitzen ohne Spiel in den Maschinen-eigenen Löchern. Ich glaube daher nicht, dass die Teller Schuld sind.

Vielmehr sitzen einfach die Bobbies nicht spielfrei auf den Tellern, da ist immer ein Zehntel oder ein halbes Spiel. Und dann rutschen wohl die Bobbies mit den Bandwickeln runter, wenn die Maschine senkrecht steht. Aber das habt ihr wohl gemeint und ich hab es erst jetzt verstanden...... kenne mich halt bei Elektronik aus und bin kein Mechaniker ;-).

Eine spontane Idee werde ich wohl mal testen: auf die Unterseite der Bobbies einen dünnen Filz kleben. Das sollte wohl das Rutschen der Bobbies verhindern, hilft allerdings nicht beim Zentrieren...... Mal sehen

viele Grüße

Jo
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#13
Hallo Jo,

entnehme doch mal die Druckfedern der Dreizackhalterungen Deiner PR99 und überdehne sie per Hand etwas, anschließend sollten die Bobbys aufgrund der höheren Federkraft wieder besser halten.
Profis arbeiten übrigens in waagerechter bzw. leicht angewinkelter Betriebslage der Maschine.
Ein gelegentlich abrutschendes Band landet somit immer auf dem dafür vorgesehenen Bandteller und nicht auf dem Fußboden.

Schönes Wochenende

Bernd
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