Pegel bei Stdio-Cassettendeck
#1
Tag zusammen,

ich habe mal eine Verständnisfrage zu Pegelangaben im Service Manual eines Studer A710:

Dort ist als Eingangspegel für 0dB-Aussteuerung bei 200 nWb/m ein Wert von +4dBU angegeben, also 1,23 V. Analog beträgt der Wert für 0dB-Aussteuerung bei 250 nWb/m +6dBU, also 1,55 V. Das ist soweit klar.

Warum aber, so frage ich micht, hat man die Eingangsspannung auf einen solch vergleichsweise hohen Wert gelegt?

Mich irritiert hierbei der Umstand, dass in eine der Studionorm entsprechend eingepegelte Studio-Bandmaschine gemeinhin nur 0,775V Sinus eingespeist werden müssen, um zu einer 0dB-Aussteuerung zu gelangen.

Weshalb hat man dies beim A710 nicht genauso gemacht? Sollte damit so eine Art Übersteuerungsfestigkeit herbeigeführt werden, weil man Werte jenseits von 0,775 V bzw. 1,23 V nicht so häufig erwartete?

Gruß
Gerd

Edit: Ich lese gerade, dass der Studiopegel in USA und GB bei +4dBU liegt. Unter diesen Umständen würde das Ganze Sinn machen.
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#2
Hat sich die Frage also schon von selbst geklärt?
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#3
Nicht ganz.

Angenommen, der A710 wird in deutscher Studio-Umgebung genutzt, wo gemeinhin 1,55 V=+6dBU herrschen und wo die Bandmaschinen mit 0,775V=0dB VU laufen. Wenn nun der Einspeisepegel einheitlich hoch ist, erhalten die Bandmaschinen Signale im Bereich zwischen, sagen wir mal, 0,775 und 1,7 V. Damit werden sie bei modernem Bandmaterial gewiß weder über- noch untersteuert.

Der A710 hingegen läuft mit seinen 1,23 V=0 dB VU Gefahr, im Schnitt etwas wenig zu erhalten. Soll das mit Blick auf die eingeschränkte Pegelfestigkeit des Cassettenbandes so sein? Oder liegt dem eine andere Überlegung zugrunde?

Gruß
Gerd
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#4
Lieber Gerd,

die gehen ein paar Dinge koppheister, weshalb man wohl doch etwas differenzieren muss:

Zunächst wurde der im von der deutschen Tontechnik beeinflussten Zentraleuropa absolute Vollaussteuerungspegel nicht zu 0 dBu=0,775 Volt genormt, sondern zu +6 dBu.

Dabei ist zu bedenken, dass "dBu" nicht notwendigerweise "dBVU" ist, weil die deutsche Studiotechnik, wann immer möglich, einen großen Bogen um die amerikanische Pegelmesstechnik mit langen Integrationszeitkonstanten gemacht hat. Der amerikanische Absolutpegel von +4 dBu wie der deutsche von +6 dBu basieren aber auf der alten internationalen Leistungsdefinition der Fernmelder von 1mW an 600 Ohm (= 0,775 V = 0 dBu). In D haben wir daher einen Studiopegel, der 6 dB darüber liegt, die Amerikaner haben einen solchen, der 6 dB UNTER einem Pegel von +10 dBu liegt. Folgerichtig gibt es gerade in der amerikanischen Studiopegeldefinition auch die Vollaussteuerung bei +10 dBu = 2,45 Volt. Nimmt man von einem nach Fernmelderdefinition belasteten Ausgang (Ra=Ri) die Last weg, schnellt der Pegel um 6 dB in die Höhe. Die Amerikaner normten + 10 dBu, ließen sich aber über ihr VU-Meter (mit Lead, siehe unten) jene Vollaussteuerung etwa 6 dB eher anzeigen, was dem bekannten Pegel von + 4 dBu entspricht.

Dein 710 folgt demnach mit seiner Aus- bzw. Eingangsspannung von 1,55 Volt bei einem remanenten Bandfluss von 250 nWb/m definitiv der in Deutschland gängigen Vollaussteuerungsspannung, auch wenn für viele Zwecke die zugrunde gelegten 250 nWb/m der Cassette reichlich hoch sind. So garantiert Studer die Daten des 710 (egal jetzt ob B oder A) nur bis 200 nWb.

Zwischen 250 nWb/m (1,55 V) und 200 nWb/m (1,225 V) liegen zwei dB, was letztlich bedeutet, dass der Ausgang des A710 vermutlich konzeptionell (und entlang der Studerspezifikationen) pegelmäßig auf die amerikanischen Gepflogenheiten abgeglichen ist, wogegen der Aussteuerungsmesser des 710 hinsichtlich der Integrationszeit seines Messverstärkers erstaunlich genau den IRT-Vorgaben entspricht, was ich erst kürzlich im Zuge einer Diskussion hierzuforen nachgemessen habe. 0 dB Anzeige auf dem 710 können also direkt mit der 0-db-Anzeige eines IRT-Bargraphs oder eines IRT-Lichtzeigers ("Spitzenspannungsmesser") identifiziert werden.


Zum VU-Meter vs. Spitzenspannungsmesser:
Da die Integrationszeit des VU-Meters mit 200 bis 300 ms sehr lang, für die Tontechnik im Grunde bereits viel zu lang ist, benötigt ein VU-Meter für Audioanwendungen jenseits statischer (Mess-)Töne einen Vorlauf, den Lead, um eine halbwegs zutreffende Anzeige des Momentanpegels zu gewährleisten. Dieser Lead aber ist abhängig von den ballistischen (und elektrischen) Eigenschaften des individuellen Messwerks (nebst Gleichrichtung), weshalb der Lead allgemein nicht verbindlich genormt zwischen 5 und 10 dB betragen kann. Die meisten Messwerke benützen ca. 6 dB, was bedeutet, dass die Vollaussteuerung 0 VU beim Auflegen eines statischen Sinustones von 1 kHz 6 dB unterhalb der eigentlichen Vollausteuerung angezeigt wird. Eine A77ORF signalisiert die Vollaussteuerung an den Meterles deshalb bei stehendem Sinus von 0,775 Volt (=0 VU), obgleich dabei das Band nur zu 257 nWb/m ausgesteuert wird/würde. Bei 1,55 V statischem Sinus 1 kHz liegen die Zeigerles rechts an.

Die deutsche Tonstudiotradition, die ja vergleichsweise früh auf das Magnetofon setzte (Betriebseinführung bei der RGG 1.1.1942), orientierte sich auch deshalb gezwungenermaßen sehr bald (U10 von 1937) und von Fremddruck unbeeinflusst am Spitzenpannungsmesser mit einer Integrationszeit von 10 ms. Nach den Vorstellungen der späten 1930er und der frühen Magnetbandzeit ab 1941 erwies sich dieser Wert auch im Hinblick auf das Verhalten des menschlichen Ohres und des ja für die damaligen Verhältnisse mit extrem niedrigen Klirrfaktorwerten aufwartende, brandneue Hf-Magnetofon als sehr praktikabel. Man blieb daher sogar solange bei dieser Festlegung, bis das Hf-Magnetofon im Jahr 2006 mit 65 Jahren in Ruhestand gehen konnte. Nachteilig war lediglich der hohe Preis dieser Messeinrichtungen, die grundsätzlich eine Steuerelektronik erforderten. Das rechtfertigte man dann zusätzlich dadurch, dass man auch den Anzeigebereich durch eine Logarithmierungsschaltung auf knapp 50 dB und damit die damals insgesamt realisierbare Betriebsdynamik erhöhte. Pegelumschaltungen bei der Messung waren daher unnötig.

VU-Meter können dagegen ohne Umschaltung nur max. 25 dB anzeigen.

Hans-Joachim
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#5
Zitat:PhonoMax postete
..................
Zwischen 250 nWb/m (1,55 V) und 200 nWb/m (1,225 V) liegen zwei dB, was letztlich bedeutet, dass der Ausgang des A710 vermutlich konzeptionell (und entlang der Studerspezifikationen) pegelmäßig auf die amerikanischen Gepflogenheiten abgeglichen ist, wogegen der Aussteuerungsmesser des 710 hinsichtlich der Integrationszeit seines Messverstärkers erstaunlich genau den IRT-Vorgaben entspricht, was ich erst kürzlich im Zuge einer Diskussion hierzuforen nachgemessen habe. 0 dB Anzeige auf dem 710 können also direkt mit der 0-db-Anzeige eines IRT-Bargraphs oder eines IRT-Lichtzeigers ("Spitzenspannungsmesser") identifiziert werden.
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Hans-Joachim
Lieber Hans-Joachim,

besten Dank für Deine ausführliche Antwort, auf die ich leider jetzt erst zurückkommen kann. Nun, so ganz koppheister gingen die Dinge nicht, denn die Sache z.B. mit der Nacheilung von VU-Metern um gemittelte 6 dB war mir bekannt, und daraus resultierte ja gerade meine Irritation. Damit sind wir beim Thema:

Wenn ich Deine oben zitierten Worte (hoffentlich) zutreffend in den Zusammenhang stelle, sind beim 710 Aussteuerungsinstrumente eingebaut, die -im Gegensatz zu herkömmlichen Zeigerinstrumenten einer Bandmaschine - eben dieser Korrektur nicht bedürfen, weil die 0dB-Aussteuerungsanzeige tatsächlich ein dem eingestellten Studiopegel (hier: 1,23 V) entsprechendes Musiksignal darstellt. Oder anders: 0,775V=0dB VU an der Bandmaschine mit VU-Metern führen zu den gewünschten 1,55V=XY nWb/m, beim 710 hingegen s i n d 0 dB VU (bzw. peak) wirklich auch 1,23 V für 200 nWb/m, und +2dB Aussteuerungsanzeige ergeben demgemäß 1,55 V.

Richtig?

Gruß
Gerd
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#6
Lieber Gerd,

genauso ist das. Wenn die A77ORF 0 VU anzeigt (sie lebt mit 1,55 V für Nenn-VA, hat also bei 0,775 0 VU), steht die LED-Anzeige in meinem 710 auf -6 dB, in dem deinen auf -8 dB, weil deine Maschine auf 1,23 Volt für 200 nWb justiert ist.
Unsereiner hat seinen 710 natürlich auf 1,55 V für 200 nWb/m stehen, weil bei mir 1,23 Volt keine Rolle spielen.

Wenn die Logarithmierung der Anzeige im 710 mit den Vorgaben des IRT übereinstimmte (also z. B. -50 dB defintiv ausgewiesen wären) könnte man sogar von einem IRT-kompatiblen Aussteuerungsmesser sprechen.

Bei deinem ziemlich grundlegenden Interesse an der kontinentalen Tontechnik wäre es doch eigentlich mehr als nur geboten, einen 'richtigen' Lichtzeiger von Maihak oder Müller&Weigert (dann mit separatem Verstärker) oder von NTP (Verstärker eingebaut) zu betreiben oder einen Bargraph (NTP, Studer oder RTW) an Land zu ziehen. Wenn du einmal angefangen hast, über diese auzusteuern, fragst du dich, wie du ohne diese Hilfsmittel vorher ausgekommen bist. Fast 60 dB mit einem Blick zu überschauen, erleichtert den Umgang auch mit der analogen Tontechnik dramatisch. Gerade die messgeräteartige Anlage eines Aussteuerungsmessers nach IRT (bzw. seinen Vorgängern) gestattet außerdem eine sowohl musik- als auch technikdienliche Verwendung dieses Werkzeugs.

Hans-Joachim
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#7
Hallo Hans-Joachim, hallo Gerd,

wäre es demnach ein Hilfsmittel, einen solchen oder ähnlichen Cassettenrekorder an einen weiteren Ausgang eines Mischpultes zu hängen? Ich traue meinen "Schätzeisen" am Mischpult ja nicht, habe aber hier noch ein defektes Tapedeck mit vielleicht besseren Schätzeisen hier in der Ecke stehen, dessen LED-Kette durch einen Knopfdruck auf "Peak"-Messung zu setzen wäre. Das Mischpult selber hat 3 Ausgänge, die wie beschrieben mit 0,775V bei 0dB arbeiten.

Zur Erinnerung: http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=5732

Sicherlich kein professioneller Umgang mit dem Thema, aber vielleicht ein besseres Hilfsmittel als die jetzige Anzeige. Das Tapedeck wäre übrigends frei kalibrierbar, über die Intergrationszeit weiss ich aber in der Stellung "Peak" leider nix....

Grüße, Thomas!
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#8
Nachdem, lieber Thomas,

die Unschuld dieser zentraleuropäischen Pegelszene unter massivem internationalen Druck, d.h. dem mir nur zu wohl vertrauten des größten Absatzmarktes (und Außenhandeldefizits) dieser Erde längst dahin ist, die Digitaltechnik (ich brauche mich ja als Digitalinski und historicus wohl nicht mehr zu outen...) Ihrerseits die Pegelsituation zusätzlich kompliziert hat, muss man ein solches Messwerk ja auf jeden Fall nach den jeweiligen, nutzergegebenen Bedingungen einstellen. Das Problem des VU-Meters ist seine prinzipielle Anlage mit langer Integrationszeit, weniger die individuelle Ausführungsform. Darüber hinaus muss man den Umgang mit einem solchen Messwerk anhand dessen, 'was man sieht und hört', eben lernen.

Dazu zählt übrigens auch, dass man bei der Suchen nach Alternativen in Erfahrung bringt, ob hinter der LED-Kette eines 'alternativen, elektronischen' Messwerks nun ein Spitzenspannungsmesser (halbwegs nach IRT, also mit entsprechend hochwertiger, schneller Gleichrichtung wie 710) oder eben doch ein VU-Meter steht. Reichlich viel für einen Normalbürger.

Schon in meinen analogen Glanztagen der späten 1970er und frühen 1980er habe ich versucht, in der auch in meiner Umgebung aufkommenden (komplettest analogen) Homerecordingszene für pegelmäßige Sorgfalt zu werben, scheiterte da aber kläglich. Man war fasziniert, wie ich da -aus dem konsequent leeren Schädel (damals schon)- mit den Zahlen um mich warf, zielstrebig Ein- und Ausgangspegel der Peripherie abglich (das ging dann alles sogar!), auf VU-Untiefen, Fehlanzeigen und potenzielle technischer Probleme hinwies; das war es aber auch. Kam unsereins dann das nächste mal hin, war wieder alles verkurbelt, Übersteuerungen hier, Untersteuerungen da. Ich gab dann meine missionarischen Bedürfnisse an der Kirchenkasse ab, der Organist weiß ja, wo der Opferstock steht.

Hinsichtlich meines B710, den ich schon vor der Auslieferung des A710 auf symmetrischen Betrieb umgepfriemelt hatte (vier phantomgespeiste Mikrofoneingänge, eingebauter Mikrofonverstärker in drei Empfindlichkeitsstufen abschwächbar, MS-Matrix im Eingang etc. ...), war zwar schnell festgestellt, dass hier ein Spitzenspannungsmesser aktiv war, Wie genau seine Integrationszeit aber den IRT-Vorgaben folgte, wusste ich bis vor wenigen Monaten ja nicht. Messgeräte für die Erfassung dessen fehlten mir seinerzeit, im Schaltungshandbuch stand nichts davon. Es ehrt Studer, hier so intensiv hingelangt zu haben, denn durch die begrenzte Aussteuerbarkeit einer MC hat ein guter Aussteuerungsmesser im Cassettenrecorder, der das Spektrum dieses Verfahrens ausreizen soll, wirklich Sinn.

Eine wirklich tragfähige Entscheidung in dieser ehedem einmal so wichtigen Pegelbestimmungsfrage, traue ich mir nur zu fällen, wenn ich die Anlage und die Bedürfnisse 'vor Ort' kenne. Nachdem meine Erfahrung nicht so ganz von Pappe ist, kann man zum 'reingeschmeckten Liebhaber' eigentlich nur sagen, Schuster bleib bei deinen VU-Metern, da schaust du am ehesten durch.

Die Anmerkungen zu einem Bargraph (NTP, IRT oder so), einem Lichtzeiger oder einem Zeigerinstrument, dem man durch einen geeigneten Messverstärker aufs Fahrrad geholfen hat, gelten natürlich nach wie vor. Ich erinnere mich noch genau an die empfundene Faszination, als ich 1973 zum ersten Male am eigenen Gerät 60 dB auf einen Blick überschaut hatte, sah, wie der Pegel von unten hochkam, 'gefährlich' wurde, wogegen auf dem VU-Meter der G36HS (damals meine Dame vom Dienst) zunächst gar nichts, dann nur eine 'müde Beule' erschien. Das wirkt bis heute nach, weshalb ich ein regelrecht 'liebevolles' Verhältnis zum altgedienten Lichtzeiger habe.

Solltest du Interesse an einem relativ einfachen, breitbandigen (20 kHz; also nicht nach IRT...) Messverstärker haben (3 bzw. 4 OpAmps pro Kanal; den müsstest du nach dem Bau aber über einen dB-geeichten Abschwächer abgleichen, hüstel), könnte ich damit dienen. Die dort angegebenen drei 709 pro Kanal wird man heute natürlich durch einen 4-fach-OpAmp ersetzen. Damit ließe sich aber auch gleich die dort gepflogene Gleichrichtung verbessern. Es wäre dies übrigens der eben genannte Messverstärker, vor dem ich im 73er Jahr saß....

Hans-Joachim
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#9
Hallo Hans-Joachim,

der dB geeichte Abschwächer........den hatten wir doch schon mal Smile

Bevor wir nun mit der Tür ins Haus fallen; es macht sicherlich Sinn, erst einmal seine Geräte genauer kennen zu lernen. Ich halte es da wohl besser mit den VUs, lerne die Eigenheiten der Maschinen kennen, ärgere mich über die eine oder andere Aufnahme, die dann nicht ganz so wird, wie sie eigentlich sollte. Ich stehe da eh am Anfang eines längeren Weges und bekanntlich macht ja erst die Erfahrung einen klug.

So ganz möchte ich den Blick nach vorne aber nicht verlieren. Ich halte die Idee mit einem geeigneten Zeigerinstrument im Auge. Wer mag, kann diese Art von Zeigerinstrumenten in einem Thread einmal in Wort und Bild vorstellen. Das hab ich hier, glaub ich, bis auf Ansätze noch nicht gesehen.

Bis auf weiteres, Grüße,

Thomas
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#10
Wenn Interesse besteht, könnte man sich ja mal mit diesen logarithmischen Aussteuerungsmessern, ihrer Geschichte/Herkunft sowie den Bestandteilen befassen. Die von mir genannte Funkschauschaltung aus dem Jahre des Heiles 1973 ist so einfach und übersichtlich, dass man auch als elektronisch weniger Beleckter durchschaut, worauf es vermeintlich oder wirklich (?) ankommt/ankam. Die hier definitiv einzeln erfass- und verstehbaren Bestandteile eines 'kontinentalen' Aussteuerungsmessers kehren überall wieder. Außerdem ließe sich eine spezielle Brücke zum eben angelaufenen 'Gesprächsfaden' Technische Grundlagen/Selbstbau schlagen.

Ich verfüge mechanischerseits über verschiedene Messwerke aus den einzelnen Epochen (lediglich die Vorkriegszeit geht mir ab, da hätte ich nur die Schaltung des U10), dafür sind aber Zeigermesswerke nach IRT, Lichtzeiger ab 1949 da, die man auch aufschrauben und fotografieren kann. Reiz hat/hätte das.

Hans-Joachim
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#11
Hallo Hans-Joachim,

in einem wesentlich älteren Thread habe ich gerade gelesen, das Deine gesamte Peripherie Deiner Anlage stets die 1,55V zu Grunde lagen/liegen. Betrifft das das wirklich ein jedes Gerät, also auch Geräte aus dem Amateurlager?

Welchen zentralen Punkt spielte dabei Dein Mischpult und ist so etwas überhaupt auf ein fast reines Amateureequipment übertragbar, zumal unsymetrisch im Anschluss?

UND:
Zitat:Wenn Interesse besteht, könnte man sich ja mal mit diesen logarithmischen Aussteuerungsmessern, ihrer Geschichte/Herkunft sowie den Bestandteilen befassen.
Ja, es besteht Interesse und die Bitte, den Gesprächsfaden weiterzuführen.

Gruß, Thomas!
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#12
Zitat:4504 postete
das Deine gesamte Peripherie Deiner Anlage stets die 1,55V zu Grunde lagen/liegen. Betrifft das das wirklich ein jedes Gerät, also auch Geräte aus dem Amateurlager?

Welchen zentralen Punkt spielte dabei Dein Mischpult und ist so etwas überhaupt auf ein fast reines Amateureequipment übertragbar, zumal unsymetrisch im Anschluss?
Die fehlende Symmetrie ist ein großes Problem, weil ja die Erden/Massen/Schirme immer mit durchverbunden werden müssen. In einer großen Anlage ist so etwas nicht mehr zu beherrschen, daher ist die Funktionstrennung Schirmung, Erdung, Signalführung definitiv nötig, woran ich mich de facto uneingeschränkt hielt. Selbst der Revox-Tuner A76 und der nach A78 gebaute Entzerrervorverstärker enthielten (und enthalten, die Dinger gibt es noch) jeweils eine kleine Endstufe mit Symmetrierübertrager. Vom B710 hatte ich gesprochen, der Rest war symmetrisch, großenteils sogar mit galvanischer Trennung. Ich griff deshalb -finanziell chronisch klamm- auch an der A700 vorbei, die zunächst ausschließlich nach NAB entzerrt und unsymmetrisch zur Verfügung stand, bezahlte stattdessen de facto denselben Preis für A77ORF, was sich aber bewährte.
Das ist für den Liebhaber aber kaum durchzuhalten.

Messgeräte wurden entweder bewusst unsymmetrisch über die per Trafo galvanisch getrennten Kontakte oder den (unsymmetrischen) Ausgang des Monitorverstärkers angeschlossen. Der Monitorzug war beim Pult -Studer 269- unsymmetrisch, was ich trotz aktiver Monitore mit trafogekoppelten Eingängen nie geändert habe.

Ich hatte in der Tat überall Nenn-VA zu 1,55 V, auch beim Plattenspieler 0 dB = 8 cm/s, Tuner 0 dB = 40 kHz Hub: Zusammengesteckt, passt. Stecken indes musste ich nicht, weil ich die gesamte Anlage über passive Selbstbaukreuzschienenverteiler verkabelt hatte, die grundätzlich brummfei und mit einer Übersprechdämpfung betrieben wurden, die die strengen IRT-Vorgaben (bei belasteten Leitungen!) fast durchweg erfüllte. Man konnte daher mehrere völlig unterschiedliche Übertragungen gleichzeitig laufen lassen.

Am Pult (16 in 4) und seiner Pegelmesseinrichtung, die übrigens in der Anlage frei hin- und herzuschalten war, lief alles zusammen. Ich konnte vor und hinter den Bandgeräten, nach dem Plattenspieler oder dem Tuner messen, dort übrigens auch die Senderaussteuerung bzw. den Hub..., das Wiedergabe-Dolby-A -ich hatte/habe nur zwei Paar 360- war zur Abhöre über Band per Knopfdruck an den Ausgang der einen oder anderen Bandmaschine zu schalten.
Zunächst hatte ich (seit 1973) ein Müller & Weigert LDPR03 Lichtzeigerdoppelinstrument (noch heute in meinem Museum) am besagten Funkschauverstärker, mit dem ich sogar noch in die ersten Digitaltage eingestiegen bin, dann kamen zwei RTW 1109, deren eines noch betriebsfähig ist, deren anderes aber einen eigenartigen Schuss hat, den ich bis heute nicht finden konnte. Mit diesen beiden Doppelbargraphs war meine Aussteuerungsmessung nicht nur wesentlich komfortabler für den Digitalbetrieb geworden -so konnte mit 0,1 ms, 1ms und 10ms gemessen werden-, sondern auch die Einmessung der Bandgeräte, Dolbys etc. wurde noch einmal einfacher, denn ich konnte gleichzeitig vor und nach einer Einheit messen, übrigens auch gleichzeitig zu 1 und 10, 0,1 und 1, 0,1 und 10 ms, 10 und 10 ms. Zuvor (Lichtzeiger) musste für Vor- und Hinterbandbetrieb umgeschaltet werden.

Das Mischpult besaß nicht nur acht über den Kreuzschienenverteiler anwählbare, zweikanalige Line-Eingangsgruppen (269 ist bekannt od'r?), sondern auch einen von mir aufgebohrten Abhörzug, der Pfl ("Pre fader listening", also 'Vorhören' auf beide Monitorkanäle und mit genauer Pegelmessung; das war vom Willi nicht so vorgesehen), 2 Hall-Sammelschienen, Summe 1 und Summe 2 und wohl fünf weitere stereofone Abhörpunkte auf die Monitore (Balance, Mono und Lautspärke) anzuwählen gestattete. Weiterhin gab es da einen Tongenerator mit 5 Festfrequenzen und dB-genauem Abschwächer bis -60 dB (hüstel), der auf die Knotenpunkte (dabei wurde etwaig laufende Musikmodulation stumm geschaltet) und eine Generatorsammelschiene quer durch Pult aufgelegt werden konnte, wie man das später von 961 und 962 kannte.

Da ließ sich etwas machen, weshalb darüber auch so manche Klassik-LP (und -CD) weg lief. Diese Pult wurde mir allerdings -aus seinem Ruhestand heraus- gestohlen. Nachdem davon nichts, aber auch gar nichts wiederauftauchte -die Polizei meldet sich sofort, wenn gemeldetes Diebesgut 'an der A XY auf einem Parkplatz' steht-, dürfte es irgendwo unter Bauschutt auf eine Deponie gewandert sein, weil die Diebe (ich weiß, wo sie zu suchen waren), mit dieser stark modifizierten Anlage nichts anzufangen wussten. Ein Abnehmer hätte sich über Wochen mit ihr befassen müssen, weil die Dokumentation ja noch heute bei mir ist.
Die Verteiler, deren einer sogar noch eine digitale Sektion nach demselben Verfahren erhielt, habe ich in der Szene verschenkt....

Zum Aussteuerungsmesser überlege ich mir etwas, sollte damit aber vielleicht einen eigenen Thread anfangen.

Hans-Joachim
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