VU - lose Bandmaschinen
#1
Hallo zusammen,

auf Bildern in Auktionen, sieht man oft Bandmaschinen ohne VU Meter. In der Regel sind das Studiobandmaschinen, wie Studer, AEG oder dergleichen. Irgendwie sind mir diese Maschinen unsympatisch, weil ich nicht verstehe, wie man sie betreibt. Sind das reine Laufwerke, die separate Verstärker benötigen, oder sind Verstärker vorhanden, und es fehlen nur die VU's? Oder muss man diese Maschinen über Mischpulte mit VU's betreiben?

Dazu sind diese Maschinen meist mit Symmetrischen Buchsen bestückt, für die man wohl Adapter kaufen kann. Aber wie ist das mit den Pegeln? Ein HiFi Gerät mit Chinch - Steckern hat doch sicher nicht soviel "Saft" wie diese Studiogeräte.

Braucht man also ein ganzes Studioequippement, um so eine Maschine zu betreiben?

Grüsse revodidi
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#2
Zitat:revodidi postete
Braucht man also ein ganzes Studioequippement, um so eine Maschine zu betreiben?
Nein, Didi,

das braucht man heute in der Regel bis meist nicht (mehr), weil durch die OpAmp-Technik auch in der Amateurtechnik höhere Spannungsniveaus erreicht werden. Dennoch: Im Studiobereich waren in Europa eigentlich durchwegs 1,55 Volt für die Vollaussteuerung genormt, was für den heutigen Amateur noch einmal dadurch verschärft wird, dass diese Spannung an einen niedrigen Abschlusswiderstand geliefert werden muss. In der Studiotechnik erreich(t)en auch Zuleitungen zu Bandgeräten häufig Längen von rund 10 Metern.
Man kann sich als Amateur relativ leicht -also mit ein wenig Löten, Sägen und Bohren (oder mit Geld, das kostet aber mehr) vom Druck der Studiotechnik befreien, ja ihre Universalität genießen... Amateurgeräte in klassischer Studioperipherie machen zumeist mehr Mühe.

Ebenfalls durch die betrieblichen Ansprüche wurden die Aussteuerungsmesser bei Profis grundsätzlich dahin verlegt, wo man sie nun wirklich brauchte: Ins Mischpult. Dort fungierte der Aussteuerungsmesser als zentrale (Pegel-)Messeinrichtung, mit dem die Aussteuerung einzelner Mikrofonkanäle ebenso kontrolliert wurde wie der Pegel von außen (Postübergabe->Hauptschaltraum->Studio) einlangende fremde Quellen. Weiterhin wurde nicht nur der Mischpultausgangspegel mit jenen Messeinrichtungen erfasst, sondern auch das, was von Bandgerät an soeben aufgenommenen Material zurückkam; Störspannungen wurden ebenso bestimmt (20dB-Taste bei angezeigbaren 55 dB; d.h. -75 dB waren abzulesen), wie man Einmessungen des Bandgerätes durchführen konnte.

Diese reichhaltigen Ansprüchen überfordern ein VU-Meter, außerdem erwiese sich die Unterbringung jener unversellen Messeinrichtung in einem Bandgerät als seinerseits nur hinderlich. Das Bandgerät wurde von einer dritten Person bedient bzw. überwacht und befand sich in der Regel auch in einem eigenen Raum, um durch die bis M5/M10 (und auch später wieder, da Lüfter nötig wurden) erklecklichen Maschinengeräusche von den Tonverantwortlichen fernzuhalten. Nachdem man Bandmaschinen immer sorgfältig einmaß, einen Bandtyp verwendete, waren im Bereich der Pegelung und der Vormagnetisierungseinstellung auch über längere Zeit keinerlei Bastelarbeiten nötig, weshalb man das Bandgeä letztlich als Vierpol behandeln konnte. Zudem schaltet jeder Tonmeister am Pult regelmäßig zwschen Vor- und Hinterbandbetrieb hin und her (die Pegel sind genau gleich!), um ein Bild von den aktuellen Vorgängen auf dem Speicher (man kennt seine Pappenheimer) zu behalten.

Daher: Es war nur praktisch, auf Messeinrichtungen in der Bandmaschine zu verzichten.
Außerdem: Zunächst waren ja über eine nicht wenig lange Zeit der Bandgerätegeschichte Laufwerk und Verstärkersätze getrennt angeordnet. Die Verstärker (Hf-Generator, Netzteil) befanden sich in regelrechten Gestellschränken, das Laufwerk stand irgendwo am Ende eines Kabelbaumes der vom zwischen Verstärkersätzen und Bandmaschine angeordneten Kreuzschienenfeld kam...

Hans-Joachim
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