Opelem B53 (Frankreich, ca. 1954)
#1
Zweiter Teil der kleinen Reihe über französische Hersteller und Geräte.

Über die einstmals in Paris ansässige Firma Opelem konnte ich leider überhaupt nichts in Erfahrung bringen. Im Internet findet man Hinweise auf einen gleichnamigen französischen Anbieter von Sprachlabor-Ausrüstung. Ob da eine Verbindung zum hier gezeigten Gerät besteht weiß ich nicht. In der französischen E-Bucht tauchten in den letzten 12 Monaten etwa 3 Bandgeräte von Opelem auf. Sie schienen alle für eher professionelle Anwendungen gedacht zu sein, zum Beispiel beim Militär.

Die Vermutung militärischer Anwendung gilt auch für das Gerät, um das es hier geht, das Modell B53. Es steckt nämlich in einem Holzkoffer mit olivgrünem Kunstlederüberzug. Aus Aufdrucken auf Kondensatoren und Röhren schließe ich auf ein Baujahr 1954.

[Bild: OpelemB53a.jpg]

An der dem Tragegriff gegenüberliegenden Seite läßt sich eine Klappe öffnen.

[Bild: OpelemB53b.jpg]

Dahinter verbirgt sich ein Stauraum für Netzkabel und Fernbedienung. Außerdem hat man so bereits Zugriff auf einige wichtige Bedienelemente wie Netzschalter, Umschalter Aufnahme/Wiedergabe, Klang- und Lautstärke-/Aussteuerungsregler. Bei angeschlossener Fernbedienung und eingelegtem Band ist das Gerät so bereits betriebsfähig. Mit der Fernbedienung können schneller Vor- und Rücklauf sowie Start und Stop für Aufnahme oder Wiedergabe betätigt werden. Die Wahl zwischen A und W trifft man mit einem Schalter an der Frontplatte.

Hier nun das Gerät völlig geöffnet:

[Bild: OpelemB53d.jpg]

Links oben befindet sich der Netzschalter, links unten sitzen die Regler für Klang ("Ton") und Lautstärke/Austeuerung ("Gain"). In der Mitte sitzt hinter einer seltsam geformten Abdeckung der Lautsprecher, über diesem erkannt man das Magische Auge. Links davon befindet sich ein schwarzer Schalter für die Vorwahl der Laufwerkfunktionen Rücklauf - Wiedergabe - Aufnahme - Vorlauf. Das Laufwerk und die Elektronik werden gemäß dieser Wahl über Relais mit den Tasten "Marche" und "Arrêt" rechts unten ein- und ausgeschaltet.
Links vom Lautsprecher befindet sich noch ein Kippschalter mit einer Stellung "CD". (Nein, keine historische Sensation! Opelem hat nicht Jahrzehnte vor Philips die CompactDisc erfunden!) CD steht wohl für "commande à distance"; hier wird auf Fernbedienung umgeschaltet. Unterhalb des Lautsprechers befinden sich ein Signaleingang ("E") und ein Ausgang ("S"). Rechts vom Lautsprecher sitzt schließlich noch eine große Banduhr.

Hier nun die Oberseite des Geräts:

[Bild: OpelemB53c.jpg]

Ein Blick auf die beiden Vollspur-Köpfe:

[Bild: OpelemB53f.jpg]

Man erkennt hier auch den Bandzug-Fühlhebel, der mechanisch auf die Andruckrolle wirkt.

Ein Blick von hinten auf die Innereien:

[Bild: OpelemB53g.jpg]

Man erkennt links und rechts die beiden Wickelmotoren, dazwischen den Netztrafo und unter diesem den Elektromagneten, der die Bremsbänder betätigt, die übrigens recht kräftig zupacken. Oben links blickt man auf die Endröhre EL 41, oben rechts auf die Gleichrichterröhre EZ 80.

Hier ein senkrechter Blick auf die Innereien:

[Bild: OpelemB53h.jpg]

Rechts sieht man den großen Capstanmotor, dessen Achse gleichzeitig Tonwelle ist. Des weiteren erkennt man am unteren Bildrand rechts und links wieder die beiden Wickelmotoren. Vom rechten Motor geht eine Art Tachowelle nach oben, die die Banduhr antreibt. Damit besteht eine starre Verbindung, es kann - im Gegensatz zum Riemenantrieb - vor allem beim Umspulen kein Schlupf auftreten.

Zum Schluß noch in Großaufnahme die schöne Banduhr:

[Bild: OpelemB53e.jpg]

Noch einige technische Daten:
2 Köpfe in Vollspur, 3 Motoren,
Bandgeschwindigkeit 19 cm/s,
maximale Spulengröße 18 cm
Gewicht: 15 kg
Röhrenbestückung: 6 AU 6 (= EF 94), 2x EAF 42, EL 41, 6 AF 7 (ähnlich EM 34), EZ 80.
Betrieb ausschließlich an 110V/60Hz.

Abschließend will ich mir noch eine Bewertung zumindest des mechanischen Teils erlauben.
Dieses Gerät bietet hier eine Reihe interessanter technischer Lösungen auf hohem Niveau (3 Motoren, Direktantrieb, Fernbedienung, Relaissteuerung, präzise Banduhr durch schlupffreien Antrieb, kurze Bremswege), mit denen es durchaus auf der Höhe zum Beispiel einer Revox A36 ist, die kurz nach dieser Opelem erschien.

Gruß
TSF
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#2
Ein sehr schöner informativer Beitrag über ein ausgesprochen seltenes Gerät, so wünschen wir uns das.


Zitat:TSF postete

Man erkennt hier auch den Bandzug-Fühlhebel, der mechanisch auf die Andruckrolle wirkt.
Hierzu solltest Du aber etwas genauere Angaben machen, denn ich habe noch nie gehört, daß ein Bandzug-Fühlhebel in irgendeiner Art auf die Andruckrolle wirkt?

Ist es nicht so, das dieser Hebel mechanisch mit dem Andruckrollenmechanismus verbunden ist, um beim Umspulen das Band von den Köpfen abzuheben?

Viele Grüße

Bernd
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#3
Lieber Bernd,

erst mal vielen Dank für Dein Lob.

Zum Bandzug-Fühlhebel: Es kann natürlich sein, dass ich den Sinn und Zweck dieses Hebel völlig falsche verstanden habe.

Zunächst mal: ich meine den Hebel zwischen der linken Umlenkrolle und dem Löschkopf, nicht den kleinen Haken, der mit dem Filz verbunden ist.

Bisher dachte ich, das Band müsse oberhalb dieses Hebels durchlaufen. Im Betrieb wird es dann nach oben gedrückt. Bei zu starkem Zug würde die Andruckrolle von der Tonwelle weggezogen. Meine Erkärung dafür war: So wird verhindert, dass das Band reisst. Mir ist nicht aufgefallen, dass es so beim Umspulen die Köpfe berührt.

Ist das so etwa falsch?

Gruss
TSF
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