Aus dem vollen gefräst 50kg AEG m21R
#1
Liebe Tonbandfreunde,

präsentieren möchte ich Euch heute!

Das Magnetphon 21R von AEG / Telefunken. Eine AEG ohne Strakstrom allüren und mit der Nachrichtentechnik von Telefunken. Den Telefunken gehörte schon seit 1967 zum AEG Konzern. Doch schon in den 1970er Jahren begann es wirtschaflich bei AEG zu wackeln. 1979 wurde der Bereich AEG-Telefunken AG gegründet (ANT) und Geschäftbereiche veräußert. Schon im Jahr 1985 übernahm die Daimler Benz AG das Unternehmen AEG-Telefunken. Vier Jahre später war schluss mit lustig. Der Bereich "magnetophon" wurde an die Firma Studer verkauft und schon 1998 war es damit auch zu Ende, die magnetophon Technik wurde von Studer verkauft. Den Ersatteilvertrieb haben bis heute die Unternehmen Hilpert Tonstudiotechnik und die Firma ES-Studioechnik von Erich Schleicher übernommen.

Quellen und weitere Infos dazu:
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=7807
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=8689
http://tonbandgeschichte.studerundrevox.de/80er.html
http://www.neumann.com/?lang=de&id=about...ory_part_1
http://de.wikipedia.org/wiki/Telefunken

Doch nun zurück zur Tonstudiotechnik von gestern:

Die Maschine ist eine der Serie m20/21 und stellt hier die Maschinenvariante mit den nahezu kleinsten Funktionsumfang dieser Serie dar.
Die m21r ist ein sogenanntes Redaktions-Magnettongerät für Aufnahme und Wiedergabe innerhalb der Redaktion. Die M21R ermöglicht die Aufnahme aller gängigen Bandmaterialträger, wie freitragender Wickel, NAB-Verreigelung als auch die Dreizackaufnahme. Die Bandzugregelung gewährleistet die Handhabung von Kerndurchmessern bis hinab zu 45mm. Die Bandzugsensorik wird über Hallsensoren ausgewertet und hieraus der entsprechende Strom für die Wickelmotoren abgeleitet. Weiterhin kann die Maschin in jeder Lage von Horizontal bis zur vertikalen Lage betrieben werden.
Dei Tonköpfe sind aus einer Metall-Legierung, aus denen man Vollmetallköpfe herstellen konnte. Bei AEG-TFK nannten sie sich Vacodur.

[Bild: AEG_M21R_von_Vorne.jpg]
Bild: AEG_M21R_von_Vorne.jpg

Die Maschine ist eine der letzten Modelle welche bereits die langlebigen Digi-Drucktaster auf dem Bedienfeld verwendet. Bei älteren Versionen dieser Maschinen gab es wohl zeitweise Probleme mit der Haltbarkeit von Taster und Kunststof-Tastkappe. Die m21R beherscht zwei gebräuchliche Bandgeschwindigkeiten (19,05cm/s und 38,1cm/s) und ist CCIR (IEC I) Entzerrt. Es ist ein echtes Arbeitstier und ihr Chassis/Gehäuse ist aus einem einteiligen Aluminiumdruckgusskern gefertigt.

[Bild: AEG_M21R_offene_Front.jpg]
AEG_M21R_offene_Front.jpg

Die AEG m21R gibt es sowohl in Ausführung mit deutscher Schichtlage als auch mit "Internationaler - Schichtlage", wie die hier abgebildete Maschine.
Damit ist die Maschine in ihrer eigenen Kompaktklasse mit satten 50kg am Start.


Drei kräftige Gleichstromdirektantriebsmotore sorgen vollelektronisch geregelt für ordentlich dampf im Antrieb. Doch bleiben wir zunächst mit unserer Betrachtung der M21R im vorderen Bereich hinter der Abdeckplatte.

Die Tonkopfbrücke ist über zwei Rändelschrauben innerhalb kurzer Zeit austauschbar und biete ein schnelles Austauschen der Tonkopfeinheit.

[Bild: AEG_M21R_Tonkopfbruecke.jpg]
AEG_M21R_Tonkopfbruecke.jpg

Im folgenden Bild sind hier gut zu erkennen die Zählerrolle und die Bandzugfühlerarretierung bei Edit-Funktion aktiv zum manuellen Rangieren des Bandes.
Die Maschine ist vollelektronisch über Mikroprozessor gesteuert und erzeugt bei Fehlfunktion der Zahlerelektronik die willkürlichsten Laufwerksfunktionen. Die Maschine macht nur das was sie gerade zufällig an Funktionen ausüben möchte und ist nahezu nicht mehr über Befehle von außen zu steuern.

[Bild: AEG_M21R_Zaehler_Edit.jpg]
AEG_M21R_Zaehler_Edit.jpg

Die hier gezeigte Maschine, habe ich als defekt erworben und repräsentiert meinen Einstieg in die Welt der Studiotechnik. Es gab also einiges zu lernen und zu begreifen, denn eine solche Maschine ist ein gänzlich anderes Kaliber als die mir bisher bekannten Heimtonbandgeräte.
Erschwerend für die Erkundung der vorhanden Defekten in der M21R war, dass der Andruckrollenhubmagnet gänzlich dejustiert war. Hier hatte wohl in der Geschichte der AEG m21R schon jemand sich versucht und mehr beschädigt und verstellt als es der Maschine gut getan hatte. Weiterhin wurde auch schon an der Leiterplatte hinter dem Rückwärtigen Kühlkörper gewerkelt. Diese Leiterplatte beinhaltet Leitungstransitoren und alle Gleichrichter. Hier wurde ein defekter Gleichrichter ausgebaut und unsachgemäß auf der Leiterbahnseite anstatt auf der gekühlten Bestückungseite montiert. Schlussendlich war auch ein Teil der Flexverbinder zur rückwärtigen Spannungsreglerboard defekt. Wer nun meint dies war dann schon alles der irrt. Doch mehr dazu später.

Zur Funktionsweise des Hubmagneten muss man wissen, dass die m21R hier drei Zustände bezüglich der Andruckrollenmechanik kennt. Die erste ist die "unload" Position, die zweite ist die "STOP" Postion und die dritte ist die Position "Play".
Bei STOP fahrt die Andruckrolle vor bis unmittelbar vor die Tonwelle und erst bei PLAY vollzieht die Andruckrolle den letzten Millimeter bis an die Tonwelle um den Bandtransport auszulösen.

Die "unload" Positon ist zum Spulen und Bandeinlegen gedacht und entspricht was man aus dem Konsumerbereich mit STOP verbindet. Das STOP der AEG M21R entspricht im konsumerbereich der PAUSE.

[Bild: AEG_M21R_Bedienfeld.jpg]
AEG_M21R_Bedienfeld.jpg

Wenden wir nun unser Augenmerk auf die Rückseite des 50kg Trümmers.

Die Rückseite beherbergt alle Anschlüsse und das Kühlfeld der Leistungselektronik, sowie das Sicherungsfeld. Die Leistungselektronik kann man wörtlich nehmen oder auch Heizelektronik nennen, denn es werden hier durchaus Temperaturen erzeugt die über 50°C liegen. Also gebt acht!

[Bild: AEG_M21R_Rueckseite.jpg]
AEG_M21R_Rueckseite.jpg


Unmittelbar hinter diesem Kühlkörper befindet sich ein weiterer Teil der Leistungselektronik für Netzteil und Motorelektronik sowie alle Gleichrichter.

[Bild: AEG_M21R_Gleichrichterboard.jpg]
AEG_M21R_Gleichrichterboard.jpg

[Bild: AEG_M21R_Gleichrichterboard_02.jpg]
AEG_M21R_Gleichrichterboard_02.jpg

Die hieran anliegende Flexleitung, welche diese Leiterplatte mit der Spannungsregler und Siebleiterplatte verbindet musste hier erneuert werden, da die alte Leitung teilweise gebrochen war.

[Bild: AEG_M21R_Flexboard.jpg]
AEG_M21R_Flexboard.jpg

Die Flexleitung führt hier unmittelbar zur doppelseitig bestückten BG-LE23. Die obere Ansicht dieser Leiterplatte beherbergt die Elektronik zur Bildung der geregelten Spannungen, die Signalaufbereitung des Bandlaufzeitzählers über die Zählerrolle und noch vieles mehr.

[Bild: AEG_M21R_BG-LE23_von_oben.jpg]
AEG_M21R_BG-LE23_von_oben.jpg

Löst man die Befestigung der BG_LE23 Leiterplatte, so läßt sich diese hochklappen und ermöglicht den Zugang zu den auf dieser Seite befindlichen großen Pufferkondensatoren und dem darunterliegenden Netztrafo.

[Bild: 0476n_AEG_M21R.jpg]
0476n_AEG_M21R.jpg

Möchte man die Vorgabeeinstellung der eingespeisten Netzspannung (also z.B. 240V oder 220V) verändern, so müss diese Schrimkammer geöffnet werden und die verlötete Verdrahtung entsprechend den Vorgaben aus dem Service Manual angepasst werden.

[Bild: 0479n_AEG_M21R.jpg]
0479n_AEG_M21R.jpg

Die erste Innere Ebene der Funktions bzw. kanalgetrennt aufgebauten Elektronik ist im Modell M21R in zwei klappbaren ebenen Untergebraucht. Die dort montierten Leiterplatten sind alle mit Steckkontakten mit anderen Komponenten der Maschine verbunden und lassen sich schnell austauschen. Welches eine Wartungszeit erheblich reduzieren kann.

[Bild: AEG_M21R_Innen_Ebene_01.jpg]
AEG_M21R_Innen_Ebene_01.jpg

Die zweite und hier damit unterste Ebene beinhaltet die Audioelektronik, welche Kanalgetrennt jeweils auf einer großen Leiterplatte untergebracht ist. Auf der Vorderseite der Maschine beherbergen die Leiterplatten eine ordentliche Menge an Trimmpotentiometern zum Abgleich der Maschine sowie zur Einmesssung des Bandmaterials.

[Bild: AEG_M21R_DSC00441_BG-AW13.jpg]
AEG_M21R_DSC00441_BG-AW13.jpg

[Bild: M21R__hinten_offen_Audio.jpg]
M21R_hinten_offen_Audio.jpg

Nachdem nun scheinbar alles gerichtet war, erfolgte ein erster Aufnahmetest der Maschine, doch welch ein Rückschlag ereilte mich, denn die m21R war nicht in der Lage Altaufnahmen zu löschen, lediglich eine leichte Anlöschung erfolgte.

Hiernach hatte ich nach all dem Basteln eine Pause nötig.
Schlussendlich war die Ursache doch trivial.

Bei genauer Betrachtung der folgenden Abbildung läßt sich der Fehler erkennen!

[Bild: AEG_M21R_Teil-Bild_Kopfbruecke.jpg]
AEG_M21R_Teil-Bild_Kopfbruecke.jpg

Genau!

Der Löschkopf ist verstellt so dass das vorbeilaufende Band nicht mehr von beiden Löschkopfspalten tangiert wird. Die Löschfrequenz von satten 205kHz konnte hier nicht mehr ordentlich durchgreifen um das Band durchdringend zu löschen.

Nach erfolgter Korrektur der Einstellung arbeitet die Maschine nun wieder fehlerfrei und ich bin sehr zufrieden mit dem dicken Brummer!

Messungen am Gerät und deren eRgebnissen werden bald folgen.

Bis dahin grüßt Euch Thomas


PS: Danken möchte hier hier Ulrich (uk64) der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch die Unterstützung welche ich im "Studer und ReVox-Forum" ( http://forum.studerundrevox.de/index.php )war mir eine große Hilfe.



PPS: Anbei noch eine Liste von möglichen Fehlercodes, welche evt. in einer defekten Maschine zur Anzeige gebracht werden könnten.


01 keine Verbindung zu BG-SB oder Kopfträger

04 keine Spannung V15P auf BG-WR (Wickelmotorenregelung)

08 Capstan läuft nicht oder zu langsam (müßte dann aber mit Variospeed laufen) eine Spannung (+15V -15V) fehlt

10 keine Spannung V15P an BG-CR (Tonmotorregelung)

14 Sicherung 5 oder 6 in Verbindung mit Code 04 oder 10

20 Sicherung 7, 8, 9 und / oder Sich. 10 12V, 24V fehlen auf BG-LE12 / BG-RS10 an Kondensator C24 bis C27

30 Fehler 10 und 20

40 Schaltung D9 auf Bord BG-SB13

54 Sicherung 6

60 Steckverbindung X140 auf Bord BG-WR, Schaltung D20 auf BG-CR

64 Sicherung 6 bei Softwarestand MB XOH

70 Wickelkontrolle, wickelt zu langsam über 90 Sekunden, Sicherheitsabschaltung

72 24V Schnellwickeln kritisch

74 kein Kontakt / Verbindung mit Kabel X40 / X140 auf Board BG-WR

76 zu hohe Umspulgeschwindigkeit, autom. Drosselung.


Gemäß Handbuch soll man bis zu 2 Min. nach dem Einschalten warten, bevor man ein Band in die obere Lichtschranke legt.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#2
Hallo lieber Thomas,

diese Präsentation liest und betrachtet sich wie gutes Öl.

Sehr schön, auch die Darstellung der Fehler und Elemente ...... Note 1 von mir
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#3
Auch von mir Beifall, lieber Thomas :respekt:
Also Ich, hätte da so meine Probleme!
Einfach nur, guuut.

Gruss, Wolfgang
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#4
Hallo Thomas,

vielen Dank fuer die schoene Vorstellung!
Immer sehr informativ Deine Praesentationen.
Weiter so !!!

Gruss

Christian
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#5
Danke für die schöne Vorstellung !!!

....ähhh... dumme Frage .... spult die Maschine 1/4 Zoll Bänder ????

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#6
Zitat:Moppedmanni postete
...spult die Maschine 1/4 Zoll Bänder ????...
... warum nicht? Sie spielt sie sogar ab und nimmt drauf auf.

Moin, moin,

schöne Vorstellung einer tollen Maschine.

Magst Du uns bei Gelegenheit berichten, wo die Unterschiede zwischen der "R" und der "nomalen" M21/i] liegen?

Wie steuerst Du sie an (aus)? Läuft Deine hinter einem Mischpult?

Tschüß, Matthias

Übrigens finden Interessenten ein paar Angaben zu dieser Telefunken hier:
http://telefunken.pytalhost.eu/magnetophon21Rp/
Anleitung und Handbuch zur [i]M21
hatte ich ebenfalls mal dort hinterlegt.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
*Ausgrab*

@Matthias M:
Eine Magnetofon 21 hat den selben Grundaufbau, allerdings unterscheidet sie sich im Detail stark. Allgemein ist die 21 etwas hochwertiger.

So hat sie äußerlich zusätzlich ein zweites Display um den Status anzuzeigen, meist deutlich mehr Funktionen aber dafür fehleranfällige Tasten (was man damals ja noch nicht wusste).

Im Inneren gibt es einige kleine Unterschiede, so wie teilweise andere Platinenlayouts, anderes Bremskonzept, hochwertigere Bandlaufrollen...
Die Unterschiede liegen dabei im Detail, so ist z.B. die Zählscheibe für das Zählwerk nicht eine Plastikfolie, sondern ein gefräßtes Stück Metall.

Zu meinem Glück lassen sich aber die Meisten Teile einer 21 in eine 21R einbauen. So hat meine 21R nun die Bremsen und Bandlaufrollen einer 21er.

Gruß Markus
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