Bob Dylan schimpft über die Qualität von Musikaufnahmen
#1
Aus dem Rheinzeitungs-Ticker:

Los Angeles - Die amerikanische Folk-Legende Bob Dylan hat die Qualität heutiger Musikaufnahmen als „grauenvoll” bezeichnet. „Ich kenne niemanden, der in den vergangenen 20 Jahren ein Album aufgenommen hat, das sich wirklich gut anhört”, sagte Dylan dem Musikmagazin „Rolling Stone”. Auch seine eigenen Songs auf seinem neuen Album hätten im Studio viel besser geklungen als auf CD, gibt Dylan zu. In der kommenden Woche kommt mit „Modern Times” sein erstes Album seit fünf Jahren in den USA auf den Markt.


grinnnns...
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#2
ts ts ts ... der alte Sack ist doch immer wieder für eine Überraschung gut.

Kümmert sich seit über 40 Jahren einen feuchten Kehricht um die Tonqualität seiner Alben und kriegt jetzt im Alter audiophile Anwandlungen. Dabei hat er doch 1987(?) mit "Oh Mercy" ein Album geschaffen, das nicht nur musikalisch sondern auch tontechnisch als "gelungen" einzustufen ist. Produzent war damals Daniel Lanois.

Wenn ich Dylans Studioarbeit richtig beurteile, so geht er mit seiner Tourband ins Studio, singt und spielt, der Rest hat ihm zu folgen und das irgendwie auf die Reihe zu kriegen, schließlich beschäftigt er hochbezahlte Spezialisten, die sich durch nichts aus der Bahn werfen lassen Wink

Ich will darauf 'raus, daß er im Studio wohl "Live" spielt und dort ein Live-Erlebnis hat, wie bei einem Konzert. Daß das nur schwer auf einen Tonträger zu bekommen ist, ist klar.

Dem Zeitungsauschnitt stehe ich mißtrauisch gegenüber. Seinen Job als Folklegende hat Dylan 1965 gekündigt, wenn man das heute immer noch so schreibt, so streut man vorgestanzte Worthülsen. Da müsste man schon das Interview im "stone" lesen.
Michael(F)
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#3
Also, wenn das nicht wieder einmal nach durchsichtiger Marketingkampagne für einen nicht mehr ganz Taufrischen riecht - so einen Stuss gibt man doch nur unter Druck von sich!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Schade, dass Wolfgang alias WZ1950 alias Bob the Zim nicht mehr aktiv ist. Bei allem Ärger den es wohl mal gegeben hat (ich habe ihn seinerzeit nicht mitverfolgt) hatten wir doch auch Spaß:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=646

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#5
...sollte er es tatsächlich gesagt/geschrieben haben?
Vielleicht hört er ja nicht mehr so gut.
Nicht umsonst heist es ja auch: "In dem Alter sind sie am putzigsten..."
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#6
Wie alt is der überhaupt?
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#7
Zitat:Matze postete
Wie alt is der überhaupt?
65
Und recht hat er auch. Seine eigenen Songs eingeschlossen.
Und ob "Oh Mercy" nun gerade ein musikalischer oder akustischer Meilenstein ist... da gibt's in beider Hinsicht besseres (Blonde on Blonde, Blood on the Tracks, Desire...)
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#8
65 ist er mittlerweile geworden. Eigentlich nicht zu alt, nur unswesentlich älter als die Stones, die vormachen, wie perfektes Marketing funktioniert.

Die zitierte Äusserung bez. der Tonqualität von Plattenaufnahmen der letzten 20 Jahre ist meines Erachtens nicht haltbar, und ich befürchte, auch der ursprüngliche Kontext ermöglicht keine andere, gnädigere Beurteilung.

Als Marketinggag eines nicht mehr Taufrischen sehe ich diese Aussage dennoch nicht. Wer Tantiemen aus 40 Jahren erfolgreichen Songwritertums bezieht, braucht nicht mehr den Verkauf seiner Alben pushen, die er aus finanziellen Gründen gar nicht aufnehmen müsste. Dylan hat die Arbeitsmoral eines Arbeiters / Angestellten, der jeden Tag "in seine Firma" geht und in ein Loch fallen würde, wäre sie von jetzt auf naher nicht mehr da. Wenn er jeden 3. Tag im Jahr auf irgendeiner Bühne der Welt steht, dann ist das in seinem Selbstverständnis "sein Job" als "Song & Dance Man". Nicht mehr und nicht weniger. Was man ihm ansonsten für (Führungs)rollen angedichtet hat, ist ihm schon immer egal gewesen.
Michael(F)
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#9
... und letztenendes entscheidet doch der Markt und die Konsumenten, was sich verkauft und was eben nicht.

Selbst wenn einige Künstler und Kunden unzufrieden sein sollten, die Publisher und Konzerne haben das letzte Wort.

Mangels Alternativen haben die Kunden ja noch nicht einmal eine Möglichkeit bei Produktionen bekannter Künstler über den Kauf einer höherweitigen Produktion eine Signalwirkung abzusetzen.
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#10
Zitat:mferencik postete
(...) Und ob "Oh Mercy" nun gerade ein musikalischer oder akustischer Meilenstein ist... da gibt's in beider Hinsicht besseres (Blonde on Blonde, Blood on the Tracks, Desire...)
Da hast Du natürlich recht - nur war ja von den letzten 20 Jahren die Rede, und "Oh Mercy" liegt da gerade noch drin. Von Meilenstein kann bei "Oh Mercy" weder in akustischer noch in musikalischer Hinsicht die Rede sein. Ich würde sagen: Einfach nur sehr gut gelungen.
Michael(F)
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#11
Lieber Michael Franz,

es ist sicher nicht angebracht, B.D. persönlich nicht als Urheber der von mir vermuteten Marketingkampagne zu sehen, aber was ist mit den Leuten, die an seinen Produktionen mitverdienen wollen? Woher wissen wir, was B.D. wirklich gesagt hat (es wird ihm ja klar sein, dass man hochdifferenzierte Qualitätsvergleiche auf akustischem Gebiet allenfalls im direkten Vergleich anstellen kann, von anderen Inkonstanten - andere Lautsprecher, andere Umgebung, auch persönliche, usw. ganz abgesehen)?

F.E.
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#12
Zitat:Friedrich Engel postete
(...) (es wird ihm ja klar sein, dass man hochdifferenzierte Qualitätsvergleiche auf akustischem Gebiet allenfalls im direkten Vergleich anstellen kann, von anderen Inkonstanten - andere Lautsprecher, andere Umgebung, auch persönliche, usw. ganz abgesehen)?
Schön wär's, aber das ist, meine ich, leider nicht der Fall. Mag sein, daß ihm das klar ist, jedoch scheint dieses Wissen weder benutzt zu werden noch in irgendeiner anderen Weise präsent zu sein. Das findet man oft bei Musikern. Neil Young glänzt auch nicht gerade durch qualifizierte Statements bezüglich Tonqualitäten bestimmter Medien, auch von Leo Sayer habe ich ähnlich Undifferenziertes gelesen.

Das sind Musiker, die aus den Emotionen des Schaffensprozesses heraus ein subjektives Urteil fällen und dann erstaunt sind, wenn sie auf Tonträger nicht das selbe wieder finden, was sie meinen abgeliefert zu haben. Speziell Dylan hat seinen Weg aus diesem Dilemma gefunden (oder dieses gar nicht erkannt): Seine eigenen Scheiben interessierten ihn nicht mehr ab dem Moment, an dem der letzte Takt gespielt war. Das sind eh nur (zufällig eingefangene) Momentaufnahmen, schon auf der nächsten Bühne kann sich alles ganz anders anhören. Andere Musiker stürzen sich in die Technik und bringen es dann zum wohlrespektierten Remaster-Guru, was sie aber auch nicht vor fragwürdigen Aussagen schützt.

Die Fa. Dylan ist bekannt gut im Geschäft, wenn sie auch mit Mega-Companies wie den Stones nicht ganz mithalten kann. Dylan selber hat diese Maschinerie geschaffen, gewählt oder zumindest geduldet. Diesen Geschäftssinn kann man ihm getrost unterstellen. Ich glaube aber nicht, daß er kalkuliert solche krummen Nägel reinhaut, auch nicht auf Anraten seines Managements. Wäre m. E. auch sinnlos. Er gilt als verschrobener Kauz. Die Fans kaufen sowieso, und der Rest nimmt solche Statements nicht für Ernst. Wenn ich mich mit ihm beschäftige, dann frage ich nicht "was genau hat er gesagt?" sonder eher "was könnte er denn gemeint haben?". Das ist die Default-Einstellung der Bobheads Wink

Ich meine: Ein ebenso schlampig wie salopp formuliertes Statement, daß wortwörtlich nicht haltbar ist, das aber vom Sinn her durchaus von den meißten hier unterschrieben werden dürfte: Daß ein großer Teil der neuproduzierten U-Musik nicht besonders gut klingt.

Das neue Album habe ich natürlich in allen verfügbaren Ausgaben bestellt, auch in Vinyl, obwohl ich das wahrscheinlich nie auflegen werde. Als Fan hat meine Verpflichtungen.
Michael(F)
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#13
Seltsam, daß gerade diese Aussage über den "Sound" so oft in der Presse zitiert wird. Eine andere Aussage war noch viel provokativer: Er verstehe gar nicht, wieso man sich über den Musikklau per Internet so aufrege, das Zeug sei doch sowieso nichts wert ...

Nicht gerade politisch korrekt, aber irgendwo sympathisch.
Michael(F)
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#14
Zitat:Michael Franz postete
Seltsam, daß gerade diese Aussage über den "Sound" so oft in der Presse zitiert wird. Eine andere Aussage war noch viel provokativer: Er verstehe gar nicht, wieso man sich über den Musikklau per Internet so aufrege, das Zeug sei doch sowieso nichts wert ...

Nicht gerade politisch korrekt, aber irgendwo sympathisch.
Hat Bob Dylan das gesagt? Der scheint ja ein entspanntes Verhältnis zu Musikverkäufen zu haben. Ich nehme an er hat sein Geld verdient. Oder ist ihm das vlt. wirklich nicht wichtig?
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#15
Hier gelesen:
http://news.scotsman.com/latest.cfm?id=1236142006

Zitat:Noting the music industry's complaints that illegal downloading means people are getting their music for free, he said, "Well, why not? It ain't worth nothing anyway."
Wie so oft, ist seine Position auch hier etwas rätselhaft. Einerseits wird man beim Konzertbesuch recht penibel auf Aufnahmegeräte hin untersucht, andererseits gibt es von fast jedem Konzert ein Bootleg in z. T. sehr guter Qualität ab Soundboard. Ich meine: Wer es schafft zu heiraten, 6 Jahre verheiratet zu sein und sich wieder scheiden zu lassen, so daß die Presse zunächst nichts davon erfährt, und das Ganze erst publik wird, wenn alles schon längst vorbei ist, der würde es sicher schaffen auch diese Bootlegs zu verhindern, wenn er denn wollte. Sein Pulver ist ihm sicher wichtig, aber er hat auch seine Schäfchen im Trockenen. Ausserdem hat er gut reden: Dylan-Fans zählen zu denjenigen, die noch auf originale Tonträger Wert legen.
Michael(F)
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#16
Zitat:Michael Franz postete
Hier gelesen:
http://news.scotsman.com/latest.cfm?id=1236142006

Zitat:Noting the music industry's complaints that illegal downloading means people are getting their music for free, he said, "Well, why not? It ain't worth nothing anyway."
Vielleicht hat er sich ja nur über gewisse Unternehmen und deren Produktionen äußern wollen.

Bekanntlich sind es ja nur sehr wenige aber dafür mächtige Konzerne, die überhaupt ein Problem mit dem Filesharing haben, gleichzeitig mit Abmahnungen/Prozessen über die RIAA abzocken lassen, gewissermaßen als Nebenerwerb. Hier in Deutschland gibt es ja ein ähnliches Phänomen.

Vielleicht war es aber auch nur eine Aussage zur Qualität des Fielsharing, bekanntlich kriegt man dort alles, aber meist nur in Webradio-Qualitäten, ohne Booklet und sonstige Zugaben.

Ansonsten kann man in diesen Text wirklich alles hineininterpretieren.
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#17
Zitat:Lego postete
(...)
Ansonsten kann man in diesen Text wirklich alles hineininterpretieren.
Das ist typisch für seine Texte, darauf gründet schliesslich sein Ruhm Wink

In diesem Fall hier muss der O-Text her. Muss mal gucken, ob es den im Net gibt oder ob ich mir hier den amerikanischen Rolling Stone besorgen kann.

Ich denke, es geht ihm auch um die Qualität der Musik unter künstlerischen Aspekten. Im Moment moderiert er von einem mobilen Studio aus wöchentlich eine Radiosendung zu bestimmten Themen, z. B,. "Rain, Drinking, Friends & Neighbours und spielt dabei Musik, die meisstens älter ist als 50 Jahre, obskure, fast vergessene aber schöne Stücke von Künstlern, die kaum einer noch kennt. Er muss eine beeindruckende Plattensammlung haben. Das ist sein Anliegen, auf das er sich im Moment am meissten konzentriert: Fan zu sein und traditionelle Musik vor dem Verschwinden zu bewahren.
Michael(F)
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#18
Den "Ami RS" habe ich bisher immer nur in Bahnhofsbuchhandlungen und auf Flughäfen gesehen.

Ich halte aber auch mal die Ohren offen.
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#19
Zitat:Michael Franz postete
Kümmert sich seit über 40 Jahren einen feuchten Kehricht um die Tonqualität seiner Alben und kriegt jetzt im Alter audiophile Anwandlungen.
Um den überkomprimierten, dauerlauten und übersteuerten Mist, der seit Anfang der 90er auf Pop/Rock-CDs zu hören ist, schlecht zu finden, braucht man nun wirklich keine audiophilen Anwandlungen zu haben.

Die Mischung im Studio war wohl noch in der Summe ohne Multiband-Kompressor, Limiter und sonstigen Mastering-Tools. Ich würde den Verantwortlichen socher CDs gern mal eine Woche 8 Stunden täglich per Kopfhörer ihren eigenen Mist vorspielen.

Wieso aber auch HiFi-Fans solche (Re-)Master, z.B. bei den Dire Straits, toll finden, kann ich nicht verstehen. Und jetzt kommt dieser Mist auch auf DVD. Bei meiner "Casablanca" DVD war jemand der Meinung, Filmton von 1942 passt nicht ohne Kompression der Dynamik auf DVD.


Gruß

96k
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#20
Daß der überwiegende Teil der Produktionen schlecht klingt, damit bin ich d'accord. Aber daß es so gar nichts geben soll. ...

Es ist mir leider nicht geglückt, den Ami-Stone an Land zu ziehen. War in Stuttgart am Flughafen und am Bahnhof. Ich denke, das Heft kommt erst noch raus, im Moment liegt noch der Stone mit Johnny Depp auf dem Titelbild aus, auch in der Ami-Ausgabe. Vermutlich kommt das Interview auch in einer deutschen Übersetzung.

Was ich gekriegt habe ist die neue Platte bez. die CD "Modern Times". Nicht schlecht, weder musikalisch noch klanglich. Sicher kein audiophiles Highlight, aber eine Platte die Spaß macht anzuhören. Produziert hat er selber, so wie das letzte Album auch.
Michael(F)
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