Seltenes Ferrophon (???)
#1
Das ist doch sicher was für Sammler, oder?
ebay-Artikel:
220012662466

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#2
Der Einstiegspreis liegt reichlich hoch, weil man ja nie weiß, was in fast 55 Jahren Gerätegeschichte unter der Oberfläche vorfiel. Dass der Versteigerer Schaub-Lorenz und Loewe-Opta durcheinandergekriegt hat, kann man ihm neuzeitlicher Warte (man sieht nicht mehr hin) nachsehen. Ansonsten ist das Ding ein 'mittleres IIIc3', dem ein Vorbesitzer einen Schnittmarkierstempel spendiert hat (rechts, vor der Beförderungsmechanik)

Das Ferrophon bzw. die Ferrophone allgemein (es gab mehrere Bauarten) waren Ihles (+ Woelkes, + Lösches) Einstieg in die Bandgerätefertigung und die ersten Serienbandgeräte mit der Woelkeschen Omegaumschlingung der Tonwelle und seinen Spitzkeilköpfen, besaßen -abgesehen von der ebenfalls existenten, reinen Wiedergabeversion- passive Eingänge (Ue=70V) und ab IIIc3 die dieser Tage schon eimal erwähnten drei Bandgeschwindigkeiten (76/38/19 bzw. 38/19/9,5), erstmals in der Tonbandgerätegeschichte. Dies übte wohl auch gewissen Druck auf die M5-Konstrukteure aus, die ja nach einem ähnlichen Verfahren 1955 mit ihrem Konzept auf dem Markt erschienen. Die älteren Versionen des Ferrophons (also IIc und davor) arbeiteten noch mit 77 cm/s.

Übrigens sollen seit IIc-Zeiten Ferrophone in stereofoner Version ab Stangezu erwerben gewesen sein.... So führte Mikrofonbaufirma Beyer, Heilbronn 'dem Vernehmen nach' auf der Funkausstellung 1950 Stereoaufnahmen ab Ferrophon vor.

Wie bei Studers A27 wurden auch für das (aufnahmetaugliche) Ferrophon separate Vorverstärker geliefert, von denen ich zwar aus den beiden 'Großgenerationen' jeweils ein Exemplar (ZV I und ZV II) besitze, jedoch die Schaltungen bis heute nicht aufgenommen habe. Eine Bedienungsanleitung für das Ferrophon IIIc3 fehlt mir bis heute ebenso, wie eine solche der beiden Vorverstärkerkoffer.

Sollte irgendjemand hier im Forum einmal auf eine dieser Anleitungen stoßen, bin ich am Scan (oder dem Original) natürlich nicht wenig interessiert. Ich verfüge lediglich über einen Scan der Anleitung des IIIc, das sich als elektronisch (AZ1, EF6bi und 6V6) mit dem IIc als praktisch baugleich erweist, aber auf offensichtlich 76,2 bzw. 38,1 gebracht worden war.

Kurz: Das Ding ist etwas für Sammler, aus den verschiedensten Gründen. Ich besitze zwei IIIc3 und ein IIc.

Hans-Joachim
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#3
Zitat:PhonoMax postete
.... Ansonsten ist das Ding ein 'mittleres IIIc3', dem ein Vorbesitzer einen Schnittmarkierstempel spendiert hat (rechts, vor der Beförderungsmechanik)
.....
Hans-Joachim
Hallo Hans-Joachim,

mir ist aufgefallen, daß bei der Ferrophon der ebay-Auktion:

[Bild: ferrophon1.jpeg]

Die Rolle fehlt, die für die Umschlingung der Tonrolle verantwortlich sein sollte, siehe Bild aus Bokett:

[Bild: ferrophon2.jpeg]

Statt dessen findet sich eine Rolle unterhalb der Tonrolle und etwas, das tatsächlich wie ein Bandmarkierungsstempel aussieht.

Meine Theorie: die Maschine, die da gerade angeboten wird, wurde auf einen Antrieb mit Gummiandruckrolle umgebaut, oder ist bereits ursprünglich, vielleicht als Einzelstück, so gebaut worden. Das, was auf den ersten Block als Bandmarkierungsstempel imponiert (und an der Stelle relativ seltsam anmutet) ist tatsächlich der Andruckmechanismus dieser Rolle.

Was meinst Du?
Wenn Du auch dieser Meinung bist: könnte das von Ihle stammen oder hälst Du das eher für einen nachträglichen Umbau??

Viele Grüße
Frank
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#4
Lieber Frank,

die Sache sieht tatsächlich putzig aus, wobei mir lediglich der 'zu große' Durchmesser der Omegarolle, die versetzte rechte Bandumlenkrolle und das auffielen, was ich Markierungsstempel nannte. Weitere Gedanken kamen mir nicht. Bei deiner Problemlösung aber rücken alle Beobachtungen in eine überzeugende Linie, der ich jetzt auch zuneige.

Die Ursache dieses Umbaues sehe ich aber keinesfalls bei Ihle, sondern einem späteren Nutzer, weil ja bei den Ferrophonen das Andruckrollenverfahren gerade mit Hilfe Bruno Woelkes -er war mit Ihle persönlich befreundet- vermieden werden sollte.
Mir sind überdies zwei Ferrophone IIIc3 bekannt, die gemäß Seriennummer wohl praktisch gleichzeitig mit dem angebotenen gebaut wurden und ganz 'regulär' mit Omegaumschlingung arbeiten. Eines der ganz späten (also wohl letzten) Geräte geriet mir ebenfalls unter die Augen, unterschied sich aber ebenfalls nicht von der in den 1700er Nummern gängigen Normalversion. Nach 1954 wurden sicher keine Ferrophone mehr gebaut.
Baulich wurde ansonsten wohl alles mögliche angestellt und versucht, denn eines meiner beiden Geräte besaß besaß eine Einrichtung zur Halbspurwiedergabe bei ansonsten vorgesehenem Vollspurbetrieb. Nachdem auch beoi den Phonoreges kaum ein Gerät dem anderen wirklich gleicht, wird dies Praxis zwar auch und gerade bei Ferrophon nicht eingestellt worden sein, sicher aber nicht die Transportmechanik betroffen haben.

Durch Zufall stellte sich heraus, dass einer meiner Musikerfreunde (em. Professor der Musikwissenschaft, weltweit wohl der Fachmann zur Musikinstrumentengeschichte) während seiner Assistenzzeit in Heidelberg über die 1950er regelmäßig mit Ferrophonen zu tun hatte, offenbar zu beiderseitigem Nutz und Frommen: "Zu mehr als regelmäßigem Bandsalat konnte ich die Geräte nicht veranlassen....!"
Er deutete aber überzeugend die Bedienung der Geräte an: Man brachte mit dem 'Ihleschen' Kreuzknebel das Band in Transportposition und erhöhte mit dem Drahtpoti links den Gegenzug des Motors der Abwickelseite soweit, dass das Band zuverlässig vorwärts zu laufen begann. Das also, was beim Uher-Gerät so große Justagenot bereitet, muss hier der Bediener aktuell und nach visuellem Gutdünken entscheiden. Vorauszusetzen ist dabei natürlich der einwandfreie Zustand der Rutschkupplungen, von denen das Ferrophon zwei gewichtsabhängige Konstruktionen (Sintermetall-Stahl) besitzt. Nachdem die Verschleißspuren an diesen Rutschkupplungen eines meiner IIIc3 sehr stark sind, kann man wohl berechtigt vermuten, dass diese Konstruktion bei halbwegs adäquater Nutzung und Wartung durchaus erfolgreich in die Jahre kommen konnte.

Das vorhin in einem anderen Thread genannte (private) Museum in Lindenfels, das man wohl besser als Sammlung bezeichnen sollte, besitzt ebenso wie das Kleeblatt-Museum in Fürth und das Deutsche Museum in München ein Ferrophon IIIc3. In Lindenfels steht auch noch ein dazugehöriger Verstärker ZV II (übrigens Münchener Herkunft), den es auch bei mir gibt. Den ZVI, der noch der Stahlröhrengeneration (AZ1, EF6, EF12, EL11, EBC11) angehört, habe ich allerdings bisher nirgendwo -außer bei mir- zu Gesicht bekommen. Die gefertigte Stückzahl wird vermutlich sehr, sehr klein gewesen sein.
Die Serie des Ferrophon IIIc3 dürfte wohl mit der Nummer 1700 begonnen haben und nicht allzuweit über die Nummer 1920 hinausgekommen sein.

Die Ferrophone mit Originalperipherie wurden offensichtlich bevorzugt an Institute, Postdienststellen (übrigens auch Bunzpostministerium) abgesetzt, wo aber sehr schnell eine Marktsättigung erreicht war. Der Rundfunk stieß sich am Gleichlauf der Geräte (obgleich die zunächst konkurrierende T8 nicht besser war) und kam daher als Absatzmarkt nicht in Frage. Einzelne Tonstudios (z. B. von Willessen, später TAB) verwendeten Ferrophone, doch wer die wirtschaftliche Möglichkeit sah, stieg natürlich bei Telefunken ein...

Hans-Joachim
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#5
Hallo,

das Ferrophon wurde, nachdem es im ersten Versuch nicht verkauft worden war, wiedereingestellt und jetzt für 150.- verkauft.

Hat ´s jemand aus dem Forum gekauft?

Frank
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#6
Moin, moin,

hier noch ein paar bilder der Ferro aus dem Museum für Film- und Fototechnik

[Bild: IMG_0164.JPG]
[Bild: IMG_0165.JPG]
[Bild: IMG_0166.JPG]
[Bild: IMG_0167.JPG]
[Bild: IMG_0168.JPG]

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Mahlzeit,

diese Fotos betätigen Franks oben geäußerte Mutmaßung. Der Bandführungsarm wurde demontiert, die Bandführung deutlich verändert, eine Andruckrolle installiert. Die Andruckrollenmechanik war außen ans Gehäuse angeschraubt und könnte gar elektrifiziert gewesen sein. Ob die Drehplatte, die mit Hilfe einer Umlenkrolle das Band in Omegaumschlingungsposition zur Tonwelle brachte, sich noch bewegt?

Auch an der Anschlusstafel wurde modifiziert; Ihle legte bei sämtlichen mir bekannten Ferrophonen Ein-und Ausgang auf Bananenbuchsen. Nachdem die Bananenschraubklemmen genormt waren, der darüber liegende, hier entfernte Schutzbügel ab Werk nach außen aufgeworfen ausgeführt ist, dürfte die ungünstige Zugänglichkeit der Tuchelverschraubungen für die Entfernung des Bügels gesorgt haben. Jetzt wäre noch reizvoll, zu erfahren, was im Inneren geschehen ist: Die Ferrophone besaßen ja passive Eingänge. Und das lässt den geübten Modifikateur natürlich nicht ruhen.

Hans-Joachim
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#8
Moin, moin,

www.dftm.de war der Besitzer.

Zitat:firstthird postete
...das Ferrophon wurde...wiedereingestellt und jetzt für 150.- verkauft.

Hat ´s jemand aus dem Forum gekauft?
Frank
Ich wollte, hab' aber zu lange nachgefragt. Jetzt geht es nach Frankreich.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#9
Hallo,

hier gibt´s ´mal wieder ein Ferrophon:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...ink:top:de

Frank
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#10
Hallo Frank,

danke für den Tipp, ich kenne da ja jemanden, der diese fieseligen Schwerkisten sammelt. Dem werd´ ich das mal stecken. Und wenn ich Pech habe, darf ich dann eine ziemlich weite Strecke mit dem Auto fahren.....

Also, ich will ´se nit. Mir ist da jede Grundig-Röhren-Rappelkiste lieber ;-)

Mal schauen, Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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