16er Geschwindigkeit beim Plattenspieler -WOZU ?
#1
könnte mir mal jemand verraten für was eigentlich die 16er geschwindigkeit beim plattenspieler gut ist . . .
ich finde keine informationen darüber.
gruss schrotty
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#2
Es hat in den 50er und frühen 60er Jahren Platten mit dieser Geschwindigkeit gegeben (mir ist eine 17-cm-EP mit Ravels Bolero bekannt). Vermutlich wegen der schlechten Klangqualität ist man aber schnell wieder davon abgekommen.

Gruß, Wolfgang
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#3
Ob es wirklich so ist, kann ich leider nicht sagen. Mir ist mal zu Ohren gekommen, das auf dieser Geschwindigkeit Aufnahmen gemacht wurden, die an Qualität keine großen Ansprüche stellten dafür aber ein lange Spieldauer erforderten. So zum Beispiel Hörspiele oder auch Hörbücher. Mir selbst ist keine Schallplatte bekannt, die in dieser Geschwindigkeit aufgenommen ist.

Hat zwar nicht direkt mit dem Plattenspieler zu tun. Das Magnetton-Plattendiktiergerät "Universa" von UHER/ASSMANN arbeiten mit 16 UpM und ermöglicht so eine Aufnahmezeit von 10 Minuten pro Plattenseite. Modernere Geräte dieser Art sind umschaltbar auf ca. 8 UpM für 20 min Spieldauer pro Seite, die Tonqualität ist dann aber erheblich schlechter.
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#4
Die erwähnte Ravel-Platte existiert tatsächlich: ich hatte sie selbst. Sie war auf einem mir unbekannten englischen Label erschienen, der Aufmachung nach handelte es sich vermutlich um ein Billigprodukt.

Die bekannten Plattenfirmen haben, zumindest in Deutschland, meines Wissens keine Platten mit 16er Geschwindigkeit herausgebracht.

Mich würde schon interessieren, ob jemand weitere 16er kennt oder sogar besitzt.

Gruß, Wolfgang
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#5
Hallo Schrotty,
also, meine Eltern hatten in den 60ern Sprachenlernplatten auf 16Upm. Das Label war gelb, könnte also Langenscheid gewesen sein. Wenn ich das nächste Mal zu Besuch fahr', frage ich mal, ob die überlebt haben. Chancen sind aber eher schlecht... Ausserdem gab es Textplatten (heute würde man Hörbücher sagen) auf auf 30 cm - Scheiben mit 16Upm, die schafften gut eine Stunde Spielzeit pro Seite.
Gruß
Frank
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#6
Ursprünglich kommt die 16er Geschwindigkeit aus dem Rundfunk. Hiermit wurden in der Anfangszeit des Runfunks Sprachsendungen auf - ich glaube 50cm - großen Platten aufgezeichnet und mechanisch vervielfältigt, da die Magnetbandtechnik noch zu unvollkommen war. Diese Platten überlebten - laut einem Kollegen - bis etwa Anfang der 60er Jahre und wurden dann endgültig durch die Magnetbandvervielfältigung verdrängt.

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#7
Aber nicht beim hiesigen Rundfunk, lieber Martin.

Grundsätzlich bringen 16 UpM-Platten nämlich eine sehr eigene Abtastgeometrie mit sich, die mit der RRG-üblichen 65µ-Verrundungsradius-Technik nicht kompatibel ist. Jene 50-cm-/20"-Lappen kenne ich nur aus den USA, wo sie nach WW2 allerdings nicht mit verringerter, sondern mit hoher Umdrehungszahl betrieben wurden. So hatte ja jeder bessere Flugzeugträger sein eigenes Bordradio, für das man offenbar gerne mit Platten arbeitete. Heute findet man diese Riesenplatten auf amerikanischen Sammlerbörsen relativ häufig, die ich jedoch (auf Portland's Saturday-Market) auch schon als Basismaterial für bildend-künstlerische Profilierungsmaßnahmen erlebt habe.

Wer sich zur Technik der Platte einschließlich der o.g. 16-UpM-Probleme kompetent informieren will, sehe sich folgendes Buch an, dem man letztlich nur einen Vorwurf machen muss: Es verzichtet generell auf die Angabe von Sekundärliteratur, weshalb Vertiefungen der angebotenen Information nur über klassische Neurecherchen möglich sind.

Fritz Bergtold, Moderne Schallplattentechnik. [2. Auflage] München 1959.

Bergtold geht natürlich nicht auf die von mir so titulierten 'Lappen' ein, legt aber präzise dar, worin der Unterschied zwischen 78, 33/45 und 16 UpM bezüglich der Abtastgeometrie besteht.


Die Reichsrundfunkgesellschaft bzw. der Großdeutsche Rundfunk offerierten "Opernabende", bei denen an einem Abend komplette Opern fortlaufend ab Sendeplatten (von innen nach außen laufend) gesendet wurden. Dazu verwendete man Einzelplatten, deren Modulation jeweils etwa 30 Sekunden überlappte. Das musste dem (besser wohl 'den') Tontechniker(n) für die perfekte Synchronisation zweier Laufwerke und die Umblende zwischen ihnen genügen. Der Techniker hörte in die eine Modulation per Kopfhörer, in die andere per Lautsprecher hinein, bog die Synchronisation hin und blendete unter laufender Modulation mit zwei Stellern möglichst unhörbar um. Nachdem derlei alle drei bis vier Minuten zu erfolgen hatte, alte Platten verpackt und abgelegt, neue hergeholt und aufgelegt sein wollten ("Ordnung ist das halbe Leben...."), ehe man sich auf die Synchronisation vorbereiten konnte, dürften die betroffenen Frau- und Herrschaften da recht heftig beschäftigt gewesen sein, bis so ein Abend hinter ihnen lag.
Hechel....

Die Virtuosität mancher Leute muss dabei atemberaubend gewesen sein; von anderen Tontechnikern erzählt man sich aber auch, dass sie an den modulierten Schneidestichel des Schneidekopfes fühlten und das Stück korrekt benennen konnten, mit dem man den Schneidestichel moduliert hatte.... Diese Formen kurioser Virtuosität sind heute natürlich dahin.

Hans-Joachim
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#8
Zitat:PhonoMax postete
Jene 50-cm-/20"-Lappen kenne ich nur aus den USA, wo sie nach WW2 allerdings nicht mit verringerter, sondern mit hoher Umdrehungszahl betrieben wurden.
Es gab 20" Schallplatten?
Da der Suchbegriff 20" record nix ausspuckt, was war das für ein System?
Wie lange spielten die Dinger denn?
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#9
Lieber Matthias,

das waren Rundfunkplattenspieler, die auch bei den Bordradios der Flugzeugträger verwendet wurde. Ob die Platten 20" haben, kann ich nicht genau sagen, weshalb ein anderer, mir unbekannter, aber geigneterer fachlicher terminus technicus möglicherweise doch zu Treffern im Net führen könnte.

Platten dieser Art begegneten mir in den USA auf diversen Garage-Sales und Flohmärkten. Zuletzt auf Saturday-Market in Portland, OR (Juni 2005), wo sich ihrer allerdings ein Sekundärverwerter bemächtigt hatte, der auf ihnen Gemälde feilbot.
Die Plattenetiketten waren grundsätzlich lesbar, die Umdrehungszahl betrug 78 UpM, die mittlere Laufzeit lag um 15 Minuten. Damit ist ein N-Verrungungsradius unumgänglich.

Aufgespielt waren gemäß Etikettenprotokoll US-üblich vorproduzierte Programme, die sich an Soldaten wandten. Leider habe ich keine Details in Erinnerung behalten, was mir damals schon als potnezielles Problem klar war, weshalb ich mit mir ringen musste, nicht doch ein Ding mitzunehmen, zumal auch ein unbearbeiteter 'Rohling' den Stand o. g. Künstlers zierte. Ich scheute jedoch die Diskussionen mit dem "artist", warum es denn partout ein 'Rohling' und kein 'painting' sein solle, und auf dem Flughafen mit den Deputierten es "Heimatschutzministeriums" bei Untersuchung unserer Koffer bzw. meines Handgepäcks, in das solch ein Lappen wohl wegen gewisser Platzprobleme im Koffer aufzunehmen gewesen wäre.... Überdies: Wohin damit auf dem Interkontinentalflug, selbst wenn man wie in dem Spektakel vor Ort grundsätzlich nicht schlafen kann?

Offensichtlich waren solche Individual-Platten im Rundfunkbetrieb der USA noch lange als Konkurrenten des Magnetbandes für fremd produzierte Programme gängig.

Hans-Joachim
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