ReVox G36
#1
.... ist mein alter Bericht, der auch schon bei Yahoo zu lesen war.... für andere / neue Berichte fehtl mir momentan die Zeit.....

Hallo Tonbandfreunde,

im folgenden Testbericht steht die Revox G 36 im Mittelpunkt. Wer von euch diese Maschine hat oder kennt, wird mir sehr schnell zustimmen, dass man beim Testen der G 36 nicht immer ganz objektiv bleiben kann und dies eigentlich auch gar nicht immer will.

Zu meiner G 36:
Meine Revox ist Baujahr 1965 und gehört wohl noch zur ersteren Serie. Die Tonkopfabdeckung ist hier im Vergleich zu den späteren Modellen noch etwas runder und mit dem Aufdruck „Made in Switzerland“ versehen. Zudem hatten die späteren G 36 schon wie die A 77 eine optoelektrische Endabschaltung, was bei meiner noch nicht der Fall ist.
Meine G 36 ist eine Halbspur-Version mit den Geschwindigkeiten 9,5 und 19 cm/s.
Obwohl meine Maschine auf die „40“ zugeht, ist sie noch in einem Topzustand. Der enorm gute Zustand der Andruckrolle sowie der Köpfe lässt auf relativ wenige Betriebsstunden schließen.

Zur G 36 allgemein:
Wer diese Revox zum ersten Mal sieht, wird über die „moderne“ Ausstattung der Maschine erstaunt sein: Chinch- (oder besser RCA-) Anschlüsse, dafür KEIN 5-Pol-DIN, Anschluss für Fernbedienung und sonst eben eine „echte Revox“: 3 direkttreibende Motoren, 3 Köpfe und entsprechend getrennte Verstärkerstufen.
Eher untypisch für Revox: hier ist EIN Lautsprecher noch direkt ins Chassis und nicht in den Holzkoffer eingebaut; ein zweiter wird über 4mm-Anschlüsse für Stereo-Wiedergabe angeschlossen. Im Vergleich zu anderen (deutlich kleineren)Röhrengeräten bietet der G 36 –Lautsprecher allerdings nur ein verhältnismäßig schwaches Bild... aber wer lässt diese Maschine heute noch im „Alleingang“ laufen ?

Der erste Eindruck:
Nimmt man die G 36 in Betrieb, fühlt man sich gleich „zu Hause“, wenn das „zu Hause“ sonst z.B. A 77 und co. heißt. Noch bevor man sich näher mit der Revox auseinandersetzt, fällt die enorme Souveränität der Maschine auf. Auch nach fast 40 Dienstjahren legen sich die 3 Motoren wie am ersten Tag ordentlich ins Zeug und zeigen selbst bei schweren Spulen und NAB-Adaptern keinerlei Schwächen. Etwas altmodisch dürfte man das Bremsverhalten der „alten Dame“ bezeichnen. Die bisweilen sehr hohe Umspulgeschwindigkeit (dagegen wirken einige neuere 3-Motoren-Maschinen geradezu schwächlich) fordert einen Bremsweg, den man fast schon in der Einheit „Bandmeter“ angeben könnte. Wer also eine Maschine mit perfektem Rangierverhalten wie die ASC 6000 oder den letzten Teacs sucht, wird hier nicht fündig. Selbst grobes Schätzen, um eine bestimmte Bandstelle aufzufinden, wird zusätzlich durch das „großzügige“ dreistellige Zählwerk nicht gerade erleichtert.
In der Bedienung gibt es bereits starke Annäherungen zum Nachfolger A 77: 4 Drehregler mit durchsichtigen (aber beleuchteten) Plastikwählscheiben natürlich auch schon in der (sinnvollen und funktionalen) Anordnung „Monitor“ und „Recording“.

Der zweite Eindruck:
Wenn man die Maschine langsam auseinander nimmt, um sie gründlich zu reinigen und auf den „Stand der Dinge“ zu bringen, kündigt sich der Nachfolger A 77 schon deutlich an. Gleichzeitig erscheint mir die G 36 gleichzeitig auch einen Abschied in doppelter Sicht darzustellen: zum einen sicherlich den Übergang von der Röhre zum Transistor, zum anderen jedoch auch einen (kleinen aber jedoch merkbaren) Abschied in qualitativer Hinsicht. Vergleiche ich das Chassis der G 36 mit dem der A 77 und der B 77 und schaue mir die verwendeten Materialien (zudem im Hintergrund der jeweiligen wirtschaftlichen und markttechnischen Situation) an, wirkt die G 36 hochwertiger und robuster als ihre Nachfolger.
Im Vergleich zu anderen Marken war das sicher kein gravierender Abstieg, (Wer würde die A 77 nicht als robust einordnen ?) innerhalb der eigenen Firmenphilosophie aber auch kein Aufstieg.
Obwohl die G 36 sehr durchdacht und für die damalige Technik sehr übersichtlich aufgebaut ist, kann sie in dieser Disziplin ihren Nachfolgern noch nicht das Wasser reichen; andere Marken mit deutlich moderneren Maschinen überholt die alte G 36 jedoch in dieser Disziplin eindeutig. Alleine die leicht zugängliche und räumlich abgetrennte Röhrenbrücke erweist sich auch heute noch als praktische und clevere Lösung. Die Nähe bzw. Verwandtschaft zu den professionellen Studer-Maschinen ist hier deutlich zu erkennen.

Bedienung / „Ausstrahlung“:
Wie fast jede Revox zeichnet sich auch die G 36 durch nüchterne aber dafür äußerst funktionale Bedienung aus. Schon mit der G 36 war es möglich, z.B. eine Spur über beide Kanäle wiederzugeben oder durch interne Verschaltung eine Spur- zu – Spur – Überspielung durchzuführen. Besonders die erstere Funktion halte ich gerade bei Mono-Aufnahmen (z.B. historische Aufnahmen) in Halbspur auch heute noch für sehr sinnvoll, auch wenn einige japanische Hersteller das offenbar anders sahen.
Wie wohl fast jeder Revox kann man auch der G 36 einen eher geringeren „Spaßfaktor“ zuschreiben; im Gegenzug haben dafür jedoch z.B. viele modernere japanische „Funktionsfeuerwerke“ nie dieses souveräne und professionelle „Feeling“ der Dame aus der Beatles-Zeit vermitteln können. (Anmerkung: ich selber bin kein „harter Revoxler“ und schätze durchaus auch andere Marken... letztlich muss sowieso jeder für sich entscheiden, was er von einer Bandmaschine erwartet... der Markt hatte ja reichlich Alternativen parat.)

Klangeigenschaften:
Unter meinen Bandmaschinen hat die G 36 die weichsten und zugleich wärmsten Klang. Dabei halten sich systembedingte „Störungen“ wie Rauschen und Dynamikübergangsstellen erfreulich im Hintergrund. Hört man in normaler Zimmerlautstärke über eine angeschlossene Anlage, kann man praktisch kein Rauschen hören. Zieht man hingegen Kopfhörer heran, ist eine deutliche „Röhren-Leere“ nicht zu überhören, die allerdings zu verschmerzen ist. In der sauberen Auszeichnung der Höhendynamik kann die G 36 allerdings nicht mit moderneren Transistor-Maschinen konkurrieren; das ist jedoch im Rahmen des subjektiven Klanggesamteindruckes kein erheblicher Abstrich. Überrascht hat mich hingegen die präzise räumliche Auflösung und Staffelung des Klangbildes, was ich in der Art bei anderen Röhrengeräten immer vermisst habe. Selbst deutlich modernere Transistor-Maschinen dieser Klasse produzieren dagegen eher einen undifferenzierten Klangbrei, auch wenn man bei der hier herangezogenen Referenz von Aufnahmen mit 19 cm/s in 2-Spur bleibt.
Hört man sich mit der G 36 die Beatles oder Cat Stevens an, fühlt man sich, als wäre man bei den „Recordings“ im Studio dabei gewesen.
Bevor ich noch weiter in den subjektiven Bereich absinke, gebe ich offen zu, dass ich mich in die G 36 irgendwie „verliebt“ habe. (Hinweis des Autors: “irgendwie verliebt“ sollte man in Anwesenheit von Frauen niemals sagen, da man das „irgendwie“ nie und nimmer zufriedenstellend erklären kann ! ... im obigen Zusammenhang ist es hingegen deutlich idiomatischer)

Wer sich zu einem günstigen Preis eine G 36 an Land ziehen kann, sollte das auf jeden Fall machen. Was man für eine einwandfreie Maschinen ausgeben max. ausgeben sollte, kann ich kaum festlegen. Die mehr oder weniger aktuellen ebay-Preise halte ich jedoch in jedem Fall für zu hoch, da hier zudem immer ein Restrisiko bzgl. der Zustandsbeschreibung bleibt, was besonders bei so alten Maschinen zur absoluten Pleite ausarten kann. Viele Ersatzteile sind natürlich noch zu bekommen; das preisliche Niveau dafür dürfte hinreichend bekannt sein....


Viele Grüße
Raimund
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#2
Ich hatte auch einige alte Revoxens. Allesamt hervorragende Geräte, da stimme ich mit der obigen Vorstellung durch Raimund überein. Aber eines ist mir doch aufgefallen:

die gesamte Frontplatte der A36 bis G36 ist aus hauchdünnem Kunststoff, ebenso nahezu alle Bedienelemente. Immer wieder gibt es genau in diesem Kunststoff Sprünge durch unachtsamen Gebrauch/Versand - beim Kauf sollte man daher das Gerät bzw. dessen Bilder genau studieren und im Falle eines Versandes trotz schützendem Kofferdeckel (bei der G36 leider auch nur hauchdünn) die Beschädigung der Frontaufbauten mit einkalkulieren.

Die einzige Achillesferse dieser Serie, zumindest bis zur D36 war der Tastenblock. Zwar ist er überaus robust ausgelegt, aber die Maschinen mussten auch allerhand leisten. Bislang hatte ich 3 Probleme, alle 3 galten als irreparabel Sad
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