Aussteuerungs-Instrumente Charakteristik
#1
Moin, moin,

ich hab' da mal 'ne Frage:
Gibt es eigentlich eine typische Charakteristik von verschiedenen Typen bzw. bei verschiedenen Marken an Aussteuerungs-Instrumenten / Schaltungen was die Frequenz-Empfindlichkeit angeht?

Als ich an anderer Stelle erwähnte, daß Instrumente verschiedener Bandgeräte für die selbe Aufnahme unterschiedlich ausschlügen, wurde ich darauf hingewiesen, daß das normal wäre (ich gehe dabei vom korrekt eingestellten Bandgerät aus).

Wenn ich also den Aufnahmepegel verschiedener Bandgeräte auf einen Testton von z.B. 400Hz eiche, muß ich dann trotzdem davon ausgehen, daß die Instrumente unterschiedlicher Bandgeräte auf das selbe Musikstück objektiv unterschiedlich reagieren? Also nicht nur scheinbar, weil mit unterschiedlicher Verzögerung (VU gegen Peak etc., Drehspuhl gegen LED etc.), sondern tatsächlich?

Der Hintergrund meiner Frage: Ich stelle immer wieder fest, daß klanglich einwandfreies Material auf unterschiedlichen Geräten deutlich abweichende Pegelausschläge produziert.
Ich stelle außerdem fest, daß meine auf den Tuner-Kalibrierton hinterband eingestellten Radioaufnahmen bei der PR99 meist einen während der Sendung untersteuerten Ausschlag haben. Bei einer TS1000 erlebe ich das nicht so deutlich. Besonders auffällig treten bei mir Unterschiede zu Tage, wenn ich anhand des 400Hz-Kalibriertones einen Telefunken CN750 mit einer Braun TG1000 abgleichen will. Auch hier weicht dann während der späteren Aufnahme der mittlere Ausschlag der LEDs deutlich von dem der VUs der Braun ab.

Wie gesagt: Ich maße mir an zu behaupten, daß ich die unterschiedliche Verzögerungscharakteristik zwischen VU- und Peak-Meter bei meiner Beobachtung ausgeblendet habe.

Gibt es also unterschiedliche Empfindlichkeiten auf verschiedene Frequenzgänge? Wenn ja, ist das Spezifizierbar?

Danke für die zahlreichen Antworten (was auch eine Aufforderung sein soll...)

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#2
Lieber Matthias,

über diess Thema haben wir ja schon mehrfach und in den verschiedensten Zusammenhängen -von Lichtzeiger bis Dolby, Geschichte bis Schaltungstechnik- hier im Forum gesprochen, so dass es sich weitgehend erübrigt, diese Themen (Suche: "Spitzenspannung"; und dann geht's schon los...) nochmals aufzurollen.

Grundsätzlich rührst du an eines der zentralen Themen des adäquaten Umganges mit einem analgen Magnetofon, dessen Aufnahme immer so gut ist wie der Umgang, den der Aufnehmende mit Modulation und Aussteuerung gefunden hat. Das gilt auch ganz besonders deshalb, weil der realisierbare Dynamikbereich des UKW-Rundfunks und des (trickfrei eingesetzten) Magnetofons etwa gleich groß ist. Bringt man die jeweiligen etwa 60 dB direkt übereinander, erzielt(e) man beeindruckende Ergebnisse, von denen der hochwertige Rundfunk jahrzehntelang lebte und sich deshalb eben auch mit seinen Aussteuerungen so hatte bzw. haben musste.

Aufgrund der Amplitudenstatistik (auch abendländischer) Musik, der gewählten Entzerrungen, der genau spezifizierten Bänder, der hohen Bandgeschwindigkeiten (77/76,2 und dann 38,1 cm/s) und der daraus resultierenden, den Bändern zugemuteten, remanenten Spitzenflüsse sowie der insgesamt (ziemlich) kompromisslos hochwertigen Aussteuerungsmessung war eine eigene Frequenzgangbewertung der Anzeigen nicht notwendig, die Möglichkeit zur messtechnsichen Überprüfung einer Apparatur aber sehr wohl. Dort, wo es bei der Aussteuerungsmessung Ärger hätte geben können, wusste das Bedienpersonal, was zu tun, vor allem aber, was zu lassen war (elektronische Musik).

Bei den Amateurgeschwindigkeiten und den dort schon sehr bald üblich werdenden bzw. immer üblich seienden Entzerrungen nach NAB zwischen 2,4 bis 19 cm/s sah das deutlich anders aus, zumal dort im Tiefen- und im Höhenbereich nach Kräften angehoben wurde, um den Geräuschspannungsabstand (auch der schmalen Spalte infolge der immer weiter forcierten Frequnezganggrenze wegen!!) in die Höhe zu bekommen.
Folgerichtig gab es immer wieder Anläufe, dies auch in der Norm der VU-Meter zu berücksichtigen, dort also eine Höhen- und Tiefenanhebung (idealerweise noch gestaffelt nach Bandgeschwindigkeit) vorzusehen. Doch derlei Filter kosten eine oder zwei Stufen, einen Satz Widerstände und Kondensatoren, einen eigenen Fertigungsabschnitt. Kurz Geld. Infolgedessen am es nie zu einer verbindlichen Norm; der eine Hersteller machte es einfach so, der andere ließ es.

Mir ist es lieber, wenn sich ein Konstrukteur hier nicht spielend betätigte, weil ich mir schon früh als Hochgeschwindigkeitsfahrer angewöhnt hatte, spektralanalytisch an der Anzeige des 10-ms-Spitzenspannungsmessers entlang zu hören, der auf der analogen Schiene mit Einzug der Digitaltechnik auf 1 ms, ja 0,1 ms Integrationszeit zurückgenommen wurde/werden musste.

In deinem Falle kann ich mir aber spektrale Abweichungen in der Bewertung deiner Messwerke kaum vorstellen: ASC hatte aber so etwas, meine ich mich erinnern zu dürfen, beim TG1000 kann man aufgrund der bekannten Verwandtschaften so etwas dann auch nicht ausschließen. Ich weiß aber nichts und glaube eher, dass du -trotz aller Beteuerungen- Opfer der unterschiedlichen (oftmals auch schludrig eingestellen) Leads (Vorlaufwerte) der VU-Meter gewroden bist, die nicht zu letzt im heutigen 'modulationsabhängig totkomprimerten' Radio (und seiner modulationsabhängig gesteuerten Emphase; dat ist auch noch ein Dingen, denn die Deemphase ist ja fest...) geworden bist. Wenn bei dem 'modernen' Einheitspegel moderner Rundfunkanstalten wird das Verhalten der VU-Meter (mit Lead) ja ad absurdum geführt, so wie das mancher von Kirchenorgelaufnahmen kannte.

Jenen Lead müsstest du von Gerät zu Gerät ähnlich genau bestimmen wie den Eichton deines Empfängers (für welchen Hub steht der?), denn selbst meine A77ORF waren diesbezüglich in sich (li/re) und untereinander (Gerät I vs. Gerät II) nicht gleich.
Ich habe dafür eine Datei mit Normpulsen, die du dir lediglich auf eine CD brennen musst, und dann am eingesetzten Spitzenspannungsmesser ablesen kannst, welcher Integrationszeitklasse das Ding zugehört. Für VUs habe ich nichts, weil sich das nicht lohnt. 250 ms (oft mehr) sind eigentlich nicht diskutabel, da das Verhalten der Modulation auf der Zeitachse zu stark in die Anzeige eingeht.

Erst wenn du ermittelte Leads auf eine sinnvolle 10-ms-Spitzenspannungsanzeige beziehst, könntest du dir ein halbwegs zutreffendes Bild von den Sichten der jeweiligen Konstrukteure ("glücklich" oder "weniger glücklich") machen.

Die Frequenzbewertung eines Anzeigesystems kann man feststellen, indem man die Anzeige vor Band mit einem hinreichend pegelstabilen Sinus(!!!)-Tongenerator von 20 bis 20kHz auf Abweichungen hin durchkurbelt. Im 'schlimmsten Falle' werden die Tiefen und Höhen ein wenig angehoben, der primär interessierende Bereich von 200 Hz bis 10 kHz dürfte immer linear sein.

Hans-Joachim
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste