Was macht ReVox/Studer heute?
#1
Gefragt sind die steten 'ReVox'-Besucher, die sich einmal pro Jahr bei Studers im Wohnzimmer treffen. Wovon 'lebt' Revox/Studer derzeit überhaupt? Welchen Stellenwert hat das Unternehmen im privaten und im Studiobereich heute?
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#2
Zitat:highlander postete
..Wovon 'lebt' Revox/Studer derzeit überhaupt? .
Andreas,
ich bin erschüttert.
-> www.revox.ch
-> www.studer.ch

Im schnellen: Revox fertiget m.M Lifestyle (PC-Server) ist höchstwertiger Optik und Verpackung für den extra dicken Geldbeutel; die Emotion Serie auf der B100er basierend wurde eingestellt. Zu dem M-Server halt Bequemlichkeitszubehör wie Multiroom, Fernsteuerungen usw ..

Studer verengt sich immer mehr auf digitale Pulte. Was die Selbstdarstellung betriffft, sind die da gut im Geschäft. Da sind noch Reste von 19" Techniken für den Verbund von Gerätschaften zu entdecken (wenn ich die Kreuzschinen richtig deute).

Ansonsten: Ob der Kurs von Revox stimmt ? Siehe aber auch die Edeljapsen www.luxman.co.jp u nd www.accuphase.com. Luxmann im Middel-Fi dahingeschieden.

Ob der Kurs von Studer unter Harman/Karton stimmt, genauso ein '?'

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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#3
Zitat:highlander postete
Gefragt sind die steten 'ReVox'-Besucher, die sich einmal pro Jahr bei Studers im Wohnzimmer treffen. Wovon 'lebt' Revox/Studer derzeit überhaupt? Welchen Stellenwert hat das Unternehmen im privaten und im Studiobereich heute?
Eine Firma Studer/Revox gibt es schon lange nicht mehr. Die wurden 1994 aufgeteilt. Studer wurde an die amerikanische Harmanngruppe verkauft, Revox an eine private Investorengruppe.

Eine gute Informationsquelle ist wieder einmal:
http://de.wikipedia.org/wiki/ReVox
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#4
Vor ein paar Tagen brachte ich meine A77 zum Einmessen zum offiziellen Revox-Service hier in Bielefeld.
Unmittelbar vor mir war so ein ganz junger Kerl, der einen defekten Revox Subwoofer (!) zur Reparatur brachte, ein ganz stylisches Gerät und offensichtlich ziemlich neu.
Ich stellte dann meine A77 daneben... was für ein Anblick! Tempus fugit.
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#5
Ihr könnt Studer ja auch durchaus noch durch den Kauf einer A 827 unterstützen. Big Grin

http://www.studer.ch/index.aspx?menu_id=...ct_id%3d21

Gruß,
Markus
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#6
Studer und Revox sind heute zwei voneinander getrennte Firmen. Der alte Verbund mit gegeseitiger Befruchtung in der Entwicklung existiert nicht mehr. Ich betrachte die Firmen daher getrennt:

Studer:

Willi Studer hat seine Firmen zunächst an das schweizer Unternehmen Motor-Columbus veräussert. Das Unternehmen hatte, nach aussen hin völlig gesund wirkend, doch einige hausgemachte Probleme mit an Bord, die durch ein erfahrenes Management hätte gelöst werden müssen. Leider war Motor-Columbus in der Audiotechnik völlig unbeleckt: Dieser Konzern hatte einfach Pulver, wollte investieren und begab sich auf einen Diversifizierungstrip. Eine Station davon war Studer. Die Umstände dieses Deals und die Folgen für die Firmen haben viele Spekulationen ausgelöst. Diese ineressante Thema würde den Rahmen des threads sprengen.

Nach vielerlei Problemen ist die Fa. Studer letzendlich im Harman-Konzern gelandet. Der oberste Chef von Harman ist weit über 80 und weist vom Menschentyp her Ähnlichkeiten mit Willi Studer auf. Solange er lebt, dürfte diese Liaison für Studer sehr vorteilhaft sein. Studer hat sich seit der Übernahme auch gut entwickelt. Im Harman-Konzern befinden sich unter Anderem auch Firmen wie JBL als Spezialist für Lautsprecher, auch Studiomonitore, mit Soundcraft ist auch ein Konkurrent von Studer mit im Boot, der seinen Schwerpunkt aber im Bereich "Beschallung" hat.

Die genaue Position von Studer in der Konzernhierachie ist mir nicht klar. Soundcraft ist der größere von beiden und wenn ich es richtig verstanden habe, ist Studer da angegliedert. Andererseits hat Soundcraft keine eigene Entwicklung. Die gesamte Kompetenz in Sachen Mischpultbau liegt einzig und alleine bei Studer, die auch die Soundcraft-Pulte entwickeln.

Die ehemals legendäre Fertigungstiefe der Fa. Studer wurde aufgegeben. Fertigte man früher auch untergeordnete Teile, z. B. Bedienknöpfe selber, so wird heute alles zugekauft, z. B. im eigenen Konzern bei Soundcraft. Die mechanische Fertigung wurde genauso wie die Elektronikfertigung aufgegeben. Die Fertigung von Tonköpfen wurden nach einem Brand der Fertigungsstätte eingestellt.

Studer beschränkt sich "nur" auf die Entwicklung der Produkte, deren Montage und Erprobung und natürlich auf den Vertrieb. Aktuell fertigt man 2 Mischpult-Linien: Die Reihe "On Air" für den Rundfunk, die Reihe "Vista" für die Produktion. Jede Reihe enthält verschiedene Grundtypen, die letztendlich durch die max. Ausbaumöglichkeiten definiert sind. Abgesehen vom kleinsten "On Air"-Modell fertigt Studer nämlich keine Serienprodukte auf Lager sonder jedes Pult individuell auf Bestellung mit größtmöglicher Variationsmöglichkeit durch den Endkunden. Auf Wunsch werden Fremdkomponenten verbaut, RTW-Pegelmesser statt der hauseigenen z. B. und man gibt sich große Mühe, diese "Fremdprodukte" durch Sonderanfertigung an das Studer Design anzupassen. Silberne RTWs sind ansonsten unüblich.

Die aktuell gebauten Pulte sind überweigend digital, derzeit werden die allerletzten Analogpulte gebaut, bald ist diese Ära endgültig vorbei. Das gilt natürlich nur für die Fertigung, nicht für den Support. Auf dem kurzen Dienstweg findet sich auch für eine Bandmaschine aus den 60ern noch mit größter Selbstverständlichkeit ein Schalter oder ein anderes Bedienteil, daß es "offiziell" eigentlich nicht mehr gibt.

Weiteres Merkmal der Studer-Produkte ist die gelungene Ergonomie. Da werden nicht nur Touchscreens als Bedienfläche eingebaut, sondern diese noch aufwendig mit Potis und Schaltern versehen. Vorteil für den Bediener: Der muss sich nicht abseits der Anzeige durch Menüstrukturen wühlen um per Tipptaste etwas einzustellen sondern er hat den Knopf am richtigen Ort, auch wenn es etwas aufwendiger ist. Die digitalen Pulte lassen sich individuell konfigurieren, unterschiedlich für verschiedene Benutzer im unterschiedlicher Qualifikation. So scheut man sich nicht, einer hochwertigen Digitaltechnik eine analog anmutende Bedienerschnittstelle zu spendieren, wenn Analog in diesem Falle die bessere Lösung ist.

Studer operiert weltweit und ist in Sachen broadcast-Mischpulte weltweiter Marktführer. Kuriosum am Rande: Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Umsatzes wird in America mit sogenannten religiösen Zentren gemacht. Wenn die Amis Gottes Wort wie Donnerhall verbreiten wollen, so ist die feinste Beschallungstechnik gerade gut genug. Man könnte auch sagen:

Frägt man sich, was von Willis Werk übrig blieb, so kann man sagen: Erfreulich viel. Willis Baukasten findet prinzipiell auch heute noch Anwendung. Man ist technologisch vorne mit dabei, man liefert individuell auf den Kunden zugeschnittene Lösungen und fühlt sich den Kunden auf lange Zeit zum Support verpflichtet. Das sind bekannte Studer-Werte, die man auch heute noch vorfindet und die auch in der neuen Digitaltechnik ihren Platz haben.

Alles in Butter also für die Fans? Mitnichten, hier kommen die Kröten:
Harman sen. verkörpert zwar den mittleweile fast ausgestorbenen Unternehmertypus studerscher Prägung, hat aber auch ein Alter erreicht, daß ihn von heute auf morgen aus dem Verkehr ziehen kann. Was kommt dann, wenn er nicht mehr seine vielleicht schützende Hand über Studer halten kann? Erste Anzeichen gibt es bereits. Es wird bei Studer sehr wenig ausgebildet. Leider, sagt man dort, aber die Hände seien gebunden. Ausbildung gehört nicht zu den unternehmerischen Zielen amerikanischer Firmen.

Auch hat man einen Geschäftszweig aufgegeben, im dem man technisch vorne mit dabei war: Den Bau von Studiomonitoren. Vereinzelt sieht man sie noch in Gebrauch in der Fertigung, produziert werden sie nicht mehr. Dürfen die in den Werkshallen benutzen Monitore noch unter eigener Flagge segeln, so sind in den Studiobereichen mit Publikumsverkehr die alten Studer-Schilder abmontiert und durch JBL-Logos ersetzt worden. Das tut weh!

Verständlich erscheint hingegen, daß man den ehemaligen Hauptgeschäftszweig aufgegeben hat, das Recording-Equipment. Studer stand für die Bandmaschine, in analoger wie in digitaler Form. Recording bedeutet heute aber in allererster Linie PC-Technik und Software-Lösungen. In diesen Markt wollte man sich nicht werfen. Diese Zurückhaltung ist sicher nicht verkehrt.
Michael(F)
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#7
Zitat:Michael Franz postete
Im Harman-Konzern befinden sich unter Anderem auch Firmen wie JBL als Spezialist für Lautsprecher, auch Studiomonitore, mit Soundcraft ist auch ein Konkurrent von Studer mit im Boot, der seinen Schwerpunkt aber im Bereich "Beschallung" hat.
Nicht zu vergessen auch recht hochwertige Produkte wie Mark Levinson. AKG und Lexicon gehören ebenso zum Konzern inzwischen. Und Infinity, wobei die aber ganz offensichtlich ihre beste Zeit hinter sich haben.

Gruß,
Markus
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#8
Zitat:Michael Franz postete
Nach vielerlei Problemen ist die Fa. Studer letzendlich im Harman-Konzern gelandet.
Bei dem Stichwort eine Frage: Weiß jemand, in welcher Beziehung TEAC zu Harman steht? Früher wurden deren HiFi-Geräte über Harman Deutschland vertrieben, und ich war lange der Ansicht, diese Sparte von TEAC gehöre zum Harman-Konzern. In der Markenliste auf http://www.harman.com taucht TEAC aber nicht (mehr) auf.
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#9
Ich glaube nicht, dass es da eine Beziehung gibt. Teac mit seinen Konzern-Untergruppen wie Tascam und Esoteric ist ein unabhängiges Unternehmen mit Sitz in Tokio. Mit TEAC Deutschland in Wiesbaden haben sie eine eigene Vertriebsniederlassung.

Gruß,
Markus
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#10
Zitat:Markus Berzborn postete
Ich glaube nicht, dass es da eine Beziehung gibt.
Ich habe gerade mal gegoogelt und folgendes gefunden:

http://www.tonband.net/test1.php

Da ist von "Weert Meyer, Produktmanager für Teac bei Harman Deutschland in Heilbronn" die Rede. Also muß es zumindest 1982 noch irgendeine Beziehung gegeben haben.
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#11
Ach so, Du meinst früher - ja das stimmt. Da hatte Teac noch keinen eigenen Deutschlandvertrieb.

Gruß,
Markus
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#12
Hallo,

TEAC hat nie zum Harman Konzern gehört und hatte auch seit den Endsechzigern eigene Büros in Europa und auch bei uns in Wiesbaden.
Es gab sicher eine Art von Zusammenarbeit, denn Harman D. war sicherlich ein Großkunde bei TEAC.

Auf vielen Harman/TEAC Prospekten steht, im Vertrieb von Harman D.

Zuerst wurde TEAC von Hanimex/Hannover vertrieben, so ungefähr bis Anfangs 1970, dann hat Harman D. bis ungefähr 1990 TEAC vertrieben.

[Bild: teac2.jpg]
Ca.1971

[Bild: teac1.jpg]
Ca.1973

Gruß

Michael-Otto
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#13
Hier noch ein paar Anmerkungen über Revox:

Die alte Firma Revox gibt es nicht mehr, es werden auch keine klassischen HiFi-Komponenten mehr angeboten. Man beschränkt sich auf Musikserver und Multiroom-Lösungen. Diese Anlagen werden oft in ein Gebäude hinein maßgeschneidert, die Vertriebswege führen daher nicht nur über den Fachhandel sondern auch über Architekten. Zu diesen Systemen werden Lautsprecher entwickelt, dies von Herrn Kelpin, der das schon in alten Zeiten getan hat. Sein Flagschiff ist die Scala, die es in mehreren Größen gibt. Alles in allem gelten die Revox-Produkte als hochwertig, langlebig, qualitativ einwandfrei und sie entziehen sich ein wenig dem hektischen Modellwechsel, wie man ihn von anderen Firmen gewohnt ist. Insofern ist die Firma sich treu geblieben. Leider auch darin, daß es schon immer etwas teurer war, Revox zu kaufen. Die preisliche Abgehobenheit gegenüber der Masse ist m. E. noch ausgeprägter als früher.

Die Ersatzteile für die alten Revox-Geräte hat meines Wissens die Revox-Service-AG übernommen, die selber Reparaturen durchführt und die Ersatzteile auch an andere Serviceniederlassungen verdealt. Unter Fans ist diese Adresse in der Regensdorfer Althardstraße im ehemaligen Revox-Gebäude nicht unumstritten.

Die "alten Fans", die alles nach der B2xx-Serie sowieso nur noch "die dekadente Phase" nennen werden am besten von den diversen Service-Stationen bedient, die in ganz Deutschland verteilt sind. Eine davon sitzt in VS-Villingen im ehemaligen SABA-Gebäude und wird von Benno Ketterer geleitet. Das ist eine der ersten Adressen in Sachen Revox, getoppt allenfalls noch durch Vincenzo di Benedetto, der in unmittelbarer Nähe der Revox-Service-AG ebenfalls in der Regensdorfer Althardstraße residiert. Dort geht es weniger um Reparaturen und Sofortmaßnahmen bei plötzlichem Ableben sondern um komplette Revisionen und technische Verbesserungen. Da wird dann auch eine neue Platine entwickelt, wenn sich die alte Konstruktion als verbesserungsbedürftig erwies und auch für nicht mehr verfüg- und besorgbare Ersatzteile werden Lösungen nicht nur gesucht sondern auch gefunden. Diese Tätigkeiten jenseits dessen, was üblicherweise als machbar angesehen wird verbunden mit der jahrzehntelangen Erfahrung sowie der Detailkenntnis bezüglich Modifikationen und Abweichungen von den offiziellen Anleitungen zeichnen diese Adresse aus. Der Slogan "Besser als Neu" ist keine warme Luft.

Ob und wie einzelne Servicestationen zusammenhängen oder mit der Fa. Revox bzw. der Sevice-AG verbunden sind, weiss ich nicht.
Michael(F)
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