Welches Band zum Mastern?
#1
ich wollte bei euch nachfragen ob ihr Erfahrungen im Bereich des Masterns mit aktuellen Bändern habt.

Meine Eigentlich Frage ist welche Vorteile bzw Nachteile haben Quantegy GP9 im Vergleich zu RMG SM900/SM911. Oder gibt es noch vergleichbare Bänder von denen ich nichts weiß, die man im augenblick kaufen kann?

Da ich mit den Bändern zwecks ihrer Eigenschaften keinerlei Erfahrung habe, hoffe ich das ihr mir helfen könnt mich zu entscheiden welches das richtige für mich ist.

mfg

Michael
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#2
Lieber Michael,

die herstellerseitigen Unterschiede zwischen den von dir genannten drei Typen sind marginal und gehören in einen Bereich, den man der Betriebssicherheit wegen, zu der z. B. unbeabsichtigte Übersteuerungen gehören, besser nicht zu aggressiv aufsucht. Die Produktlinie 900/911 (bzw. 468) kommt aus der etwas konservativeren Denkweise Europas (lange Tradition großer Archive, Kompatibilitätsinteresse, Ansprüche an die Wickelqualität), GP9 aus der Experimentierfreude der Amerikaner (mieses Wickeln, elektrisch beispielhafte Daten, weniger Interesse an Kompatibilität, Schmierneigung bei nicht dauerhaften Bindern).

Angesichts des Kompromissgedankens, den das analoge Speichervarfahren prinzipbedingt in sich trägt -und nebenbei einer der physikalischen Gründe dafür ist, dass manche Leute dies Verfahren noch gezielt einsetzten- treffen sich beide Bändertraditionen mit den genannten Typen an der physikalischen Grenze, denn weiter als GP9/499 bzw. SM 900 kommt man mit diesem Verfahren nicht, weil die physica (ohne ethica und logica) mit flammendem Schwert davorsteht. Dazu gibt es einen schönen Aufsatz von unserem Forenkollegen Friedrich Engel und dem szenenbekannten Experimentator Dr. Götz Corinth (Tagungsbericht Tonmeistertagung 1994). BASF/EMTEC bezeichneten 900 und GP9 als elektrisch "äquivalent". 900 wickelt perfekt und ist damit uneingeschränkt bobbytauglich, was man von GP9 besser nicht behauptet.
-->> Doppelflanschspulen. Derjenige, der analog schneiden will, weiß, was das heißt.

911/468 bleiben dahinter minimal (Größenordnung Fertigungsstreuung) zurück, was aber unter Umständen die Eignung für deinen speziellen Masteringzweck erhöhen könnte, weil ja u. U. Engpässe des Verfahrens bei der Masterung gezielt auf das Ergebnis Einfluss nehmen sollen. Insofern kann man eigentlich nur empfehlen, "verwende die Sorte, auf die dein Bandgerät eingemessen ist oder aber miss selbst so ein, wie du das für die zu masternde Modulation für angemessen hältst". Ich nehme allerdings an, dass das für dich keine Alternative ist, weil du sonst deine Frage nicht gestellt hättest. Hier aber könntest du in deinem Sinne am wirksamsten aktiv werden. Es ist -in dieser Bandqualitätskategorie- nicht der Hersteller, der auf das Ergebnis Einfluss nimmt, sondern der Nutzer mit seinem (soliden) Fachwissen.

Inzwischen soll auch Zonal seine Anlagen nach mehrjähriger Ruhe wieder angeworfen haben, so dass mit dem Wiederauftauchen des 999 gerechnet werden könnte. Das ist aber eine Rezeptur, die denjenigen der von dir erwähnten Bänder ebenfalls "äquivalent" ist. ATR (York, Pennsilvania) will auch mit Band überkommen, was dann aber im Kleinstrahmen zu entsprechend exquisiten Preisen erfolgen dürfte.
Eine Sache sollte dabei nicht übersehen werden: Bandfertigung ist Erfahrungssache. Allein Quantegy konnte nach der denkwürdigen Fertigungseinstellung vor gut anderthalb Jahren noch auf einen Teil (!) seiner alten Belegschaft an den ihr bekannten Anlagen zurückgreifen. Bei Zonal ist dies nach sicher mehr als einem halben dutzend fertigungsfreien Jahren ebensowenig der Fall wie in der RMGI-Fertigung, die zunächst Anlaufschwierigkeiten hatte, die sich aber gelegt zu haben scheinen, weil man zumindest noch den Kenntnispool der AGFA-BASF-EMTEC an der Hand hatte.

Warum dies ganze Geschwafel?
Um den Kompromiss der analogen Speicherung in deinem Sinne für dich nutzbar zu machen, musst du wissen, was deine Bandmaschine anstellt; du musst deren Einmessung also zumindest kontrollieren, andernfalls ist jede Aussage von fremder Seite für die Katz', also in den Wind gesprochen. Auf jenem Terrain holst du fast alles aus deinen Geräten heraus oder verbaust auch -mit Abstand- am meisten.
Darf ich dich daher einladen, einerseits das Forum nach dem Begriff "Einmessung" abzusuchen, andererseits 'mal nebenan vorbeizuschauen, wo sich eine solche Diskussion wieder abzeichnet?:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=4998

Fragen sind immer willkommen; sei dann aber nicht überrascht, wenn du Antworten erhältst....

Hans-Joachim
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#3
Für Langzeitarchivierung würde ich entweder das PEM468 (heute SM468) oder das PER528 vorschlagen. Von Ampex würd ich die Finger lassen, wegen der üblichen Shamrockproblematiken.....

Ich traue den Burschen nicht....

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#4
Leider kann man heute in keinster Weise eine Aussage treffen, welches (aktuelle) Bandmaterial in 30 oder 50 Jahren noch problemlos läuft.

In der Vergangenheit gab es auch hochgepriesene Bandtypen, die heute leider schlechter laufen als beispielsweise BASF LGS aus den 60ern, das nie für höhere Ansprüche konzipiert war und trotzdem heute noch ein gut abspielbares Band ist.

Die Revox-Bänder (Scotch) der Siebziger und Früh-Achtziger sind eigentlich alle heute für die runde Ablage bestimmt und waren trotzdem damals recht teuer. Heute sind sie genauso wertlos wie die berüchtigten Shamrocks, die haben aber auch nur einen Bruchteil gekostet.....

BASF der Achtziger - meine sind alle mehr oder weniger Müll und schon lange entsorgt.

Also leider auch keine Empfehlung...............Was tun ?
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#5
Hans-Joachim,

schönen Dank für die Blumen im Zusammenhang mit der Tonmeister-Tagungs-Arbeit von Dr. Götz Corinth - er hat mich, sehr anständig, als Ko-Autor genannt, weil ich ihm seinerzeit mit Bandmustern, technischen Datenblättern usw. behilflich war. Mehr habe ich zu dieser Arbeit nicht beigetragen.

Das (Zweit-)Frappanteste an Corinths Arbeit war übrigens, dass er als Laufwerk ein schon mehr als betagtes Magnetophon K 8 (ca. 1948) gewählt hatte, freilich tipptopp in Schuss gebracht und mit eigenentwickelten Verstärkern und HF-Generatoren betrieben. An das teils belustigte Aufstöhnen des Auditoriums, als das entsprechende Bild während des Vortrags erschien, erinnere ich mich noch heute!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#6
Vielen Dank für eure Antworten.

Ich selbst kann leider nicht einmessen und ich hoffe ihr wollt es mir nachsehen. Darum wollte ich mich bevor ich sie einmessen lasse erkundigen welches Band welche Eigenschaften hat.

Ich bin noch am Anfang meiner jungen Tonbandleidenschaft.
Im augenblick fehlen mir die technischen Möglichkeiten um das Einmessens zu erlernen und wahrscheinlich gewisses Grundwissen über Physik, was nicht heißt das ich es nicht noch eines Tages lerne... Smile

Michael
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#7
Wenns ne Revox ist, die ist schnell eingemessen, wenn Du mal vorbeikommen willst.

Teac ist da am kompliziertesten, etwas mehr als einen Tag mußt Du für ne X2000 zum Einmessen rechnen.

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#8
Danke Zelluloid für das Angebot. Wegen einmessen hätte ich schon Interesse. Ich wohne aber in Berlin und habe keinen Führerschein. Für Umgebung Berlin könnte ich aber einen Fahrer mit Auto organisieren.

Der Maschinentyp ist eine Otari MX55.
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#9
Dann hast Du bei mir Pech. Otari kenne ich auch nicht. Habe bisher nur X2000r und A77 eingemessen.

Welch ein Unterschied.

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#10
´
Die Otari dürfte als Studiomaschine, die öfters geprüft oder umgemessen wird, problemlos sein. Die nötigen Einsteller finden sich leicht zugänglich unter der Frontklappe. Entsprechende Dokumentationen kursieren durchaus hier im Forum.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
Hier nochmal eine versuchte Kurzanleitung zum Einmessen:

1) Kopfhöheneinstellung Aufnahme + Wiedergabe mittels Klarband testen

2) Tilteinstellung mittels Augenschein prüfen

3) Tangency mit 1kHz Testband und Milivoltmeter auf höchste Ausgangsspannung einstellen

4) mit 1kHz Testband und Lissajourfigur auf dem Oszi Wiedergabekopf senkrecht stellen (zunächst 1kHz um sicherzustellen, daß Du bei der hohen Frequenz das Haupnormal erwischt)

5) mit 1kHz Testband (oder 315) Wiedergabelevel der Maschine einstellen

6) mit 10kHz Testband und Lissajourfigur Nuancen des Wiedergabekopfes ausgleichen

7) mit entsprechendem Trimmer und 16kHz Testband Wiedergabeentzerrung auf linearen Verlauf bringen

8) mit neuem Band und Sinusgenerator und etwa 1kHz Aufnahmekopf senkrecht stellen. Hier keine höhere Frequenz verwenden, da Du sonst wieder Probleme mit den Hauptnormalen bekommst, und die Fehler addieren sich (Fehler Wiedergabekopf + Fehler Aufnahmekopf)

9) mit 1kHz vom Sinusgenerator Aufnahmelevel mit gewünschten Bandmaterial einstellen (gaaaaanz wichtig für Rauschunterdrückungen)

10) mit 10kHz vom Sinusgenerator Bias einstellen (entweder Pegelgleichheit 1kHz / 10kHz (Teac) oder Delta E -Methode)

11) mit 16kHz vom Sinusgenerator Aufnahmeentzerrung einstellen (Pegelgleichheit 1kHz / 16 kHz)

12) Nach Anleitung Kompressions- und Expanderlevel der Rauschunterdrückung einstellen

Fertig!
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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