Lieber Michael,
die herstellerseitigen Unterschiede zwischen den von dir genannten drei Typen sind marginal und gehören in einen Bereich, den man der Betriebssicherheit wegen, zu der z. B. unbeabsichtigte Übersteuerungen gehören, besser nicht zu aggressiv aufsucht. Die Produktlinie 900/911 (bzw. 468) kommt aus der etwas konservativeren Denkweise Europas (lange Tradition großer Archive, Kompatibilitätsinteresse, Ansprüche an die Wickelqualität), GP9 aus der Experimentierfreude der Amerikaner (mieses Wickeln, elektrisch beispielhafte Daten, weniger Interesse an Kompatibilität, Schmierneigung bei nicht dauerhaften Bindern).
Angesichts des Kompromissgedankens, den das analoge Speichervarfahren prinzipbedingt in sich trägt -und nebenbei einer der physikalischen Gründe dafür ist, dass manche Leute dies Verfahren noch gezielt einsetzten- treffen sich beide Bändertraditionen mit den genannten Typen an der physikalischen Grenze, denn weiter als GP9/499 bzw. SM 900 kommt man mit diesem Verfahren nicht, weil die physica (ohne ethica und logica) mit flammendem Schwert davorsteht. Dazu gibt es einen schönen Aufsatz von unserem Forenkollegen Friedrich Engel und dem szenenbekannten Experimentator Dr. Götz Corinth (Tagungsbericht Tonmeistertagung 1994). BASF/EMTEC bezeichneten 900 und GP9 als elektrisch "äquivalent". 900 wickelt perfekt und ist damit uneingeschränkt bobbytauglich, was man von GP9 besser nicht behauptet.
-->> Doppelflanschspulen. Derjenige, der analog schneiden will, weiß, was das heißt.
911/468 bleiben dahinter minimal (Größenordnung Fertigungsstreuung) zurück, was aber unter Umständen die Eignung für deinen speziellen Masteringzweck erhöhen könnte, weil ja u. U. Engpässe des Verfahrens bei der Masterung gezielt auf das Ergebnis Einfluss nehmen
sollen. Insofern kann man eigentlich nur empfehlen, "verwende die Sorte, auf die dein Bandgerät eingemessen ist oder aber miss selbst so ein, wie du das für die zu masternde Modulation für angemessen hältst". Ich nehme allerdings an, dass das für dich keine Alternative ist, weil du sonst deine Frage nicht gestellt hättest. Hier aber könntest du in deinem Sinne am wirksamsten aktiv werden. Es ist -in dieser Bandqualitätskategorie- nicht der Hersteller, der auf das Ergebnis Einfluss nimmt, sondern der Nutzer mit seinem (soliden) Fachwissen.
Inzwischen soll auch Zonal seine Anlagen nach mehrjähriger Ruhe wieder angeworfen haben, so dass mit dem Wiederauftauchen des 999 gerechnet werden könnte. Das ist aber eine Rezeptur, die denjenigen der von dir erwähnten Bänder ebenfalls "äquivalent" ist. ATR (York, Pennsilvania) will auch mit Band überkommen, was dann aber im Kleinstrahmen zu entsprechend exquisiten Preisen erfolgen dürfte.
Eine Sache sollte dabei nicht übersehen werden: Bandfertigung ist Erfahrungssache. Allein Quantegy konnte nach der denkwürdigen Fertigungseinstellung vor gut anderthalb Jahren noch auf einen Teil (!) seiner alten Belegschaft an den ihr bekannten Anlagen zurückgreifen. Bei Zonal ist dies nach sicher mehr als einem halben dutzend fertigungsfreien Jahren ebensowenig der Fall wie in der RMGI-Fertigung, die zunächst Anlaufschwierigkeiten hatte, die sich aber gelegt zu haben scheinen, weil man zumindest noch den Kenntnispool der AGFA-BASF-EMTEC an der Hand hatte.
Warum dies ganze Geschwafel?
Um den Kompromiss der analogen Speicherung
in deinem Sinne für dich nutzbar zu machen, musst du
wissen, was deine Bandmaschine anstellt; du musst deren Einmessung also zumindest kontrollieren, andernfalls ist jede Aussage von fremder Seite für die Katz', also in den Wind gesprochen. Auf jenem Terrain holst du fast alles aus deinen Geräten heraus oder verbaust auch -mit Abstand- am meisten.
Darf ich dich daher einladen, einerseits das Forum nach dem Begriff "Einmessung" abzusuchen, andererseits 'mal nebenan vorbeizuschauen, wo sich eine solche Diskussion wieder abzeichnet?:
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=4998
Fragen sind immer willkommen; sei dann aber nicht überrascht, wenn du Antworten erhältst....
Hans-Joachim