Behringer & Co.: Spielzeug oder ernstzunehmendes Handwerkszeug?
#1
Die Fa. Behringer sei hier nur stellvertretend für viele andere genannt, die preiswerte Tonstudioausrüstungen herstellen, das auch für den als Amateur tätigen Otto Normalverbraucher erschwinglich ist und das es diesem ermöglicht, ohne teures Equipment und ohne das zu dessen Bedienung notwendige Fachpersonal eigene Produktionen von ansprechender Qualtiät zu machen. Als Produkte mit besonders gutem Preis-Leistungsverhältnis gelten die Mischpulte dieser Firma.

Immer wieder sieht man aber auch, daß über diese "Billigheimer" mit dem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis die Nase gerümpft wird. Auffälligerweise tun das gerade viele Laien, die gerne "vom Feinsten" kaufen.

Von Profis wird den preiswerten Geräten neben durchaus vorgebrachter Kritik auch Respekt gezollt, und ein guter Profi kann auch mit spartanischem Werkzeug eine ordentliche Arbeit abliefern.

Nun würde mich interessieren:

Durch was unterscheiden sich die "billigen" Geräte von den "edlen Profi-Teilen"?
Wie wirkt sich das im praktischen Betrieb aus?
Was hört man davon am Tonträger?
Was sind die typischen Vertreter der einen wie der anderen Fraktion?

Die philosophische Debatte "Preiswertes Produktions-Equipment - Fluch oder Segen" ist bereits angedacht, gehört aber nicht hierher und kann ggf. anderweitig gestartet werden.
Michael(F)
Zitieren
#2
Das Problem ist nicht bzw. weniger Behringer, sondern tatsächlich die Klientel, die von Behringers Preisen angesprochen wird und letztlich ohne Bemühung um Kompetenzerwerb (sie ist ja der 'Taschengeldpreise' wegen 'nicht nötig') in einer Szene herumrudert, die halt auch fachlich bewältigt sein will.

Dass eine solche Bewältigung nicht mit irgendwelchen blindwütigen Verdikten möglich ist, müssen sich natürlich auch mehr oder minder prominente Gegenspieler unserer Tage sagen lassen, denn die aktuelle technologische Wichtigtuerei um ehemaliges Gerät von IRTs (und seiner Vorgänger) Gnaden liegt natürlich nicht minder daneben. Die finanziellen Dimensionen damals trugen ja nicht wenig zur üblen (heute oft fortbestehenden) Wagenburgmentalität der professionellen Szene bei. Infolgedessen gab es ja durchaus (und von mir erlebte) Zeiten, in denen der Ruf von "dem übertragerlastigen Zeugs" keineswegs rosig war und man sich in den freien Szenen seinerzeit (notgedrungen....) durchaus anders orientierte, nicht ohne auf die technischen Grundlagen jenes Tonbeamtengeräts möglichst despektierlich herabzusehen.
Mir ist übrigens beides fremd, was mir hier im Forum sicher auch abgenommen wird.

Der im Nachbarthread gepflogene Rundumschlag gegen die professionelle Tontechnik von Sony fällt meiner Ansicht nach auf den Urheber zurück, der offenbar Sonys Amateurtechnik mit den professionellen Fertigungslinien der Japaner verwechselt. Er kennt/kannte offenbar das einschlägige (professionelle) Material von Sony nicht.

Wiederholung meines Initialstatements:
Professionalität hat relativ wenig mit dem zur Verfügung stehenden Handwerkszeug zu tun, umso mehr aber mit dem Fachwissen des Nutzers, der sich über Grenzen und Möglichkeiten technischer Hilfsgeräte (Mehr ist das ja nicht!) absolut klar sein muss. Ist da an Wissen nichts oder zu wenig, kollidiert man eben mit den Gerätekonzepten, was der Laie aber schnell im Gerät, nicht aber an seinen eigenen Grenzen 'verortet'.

Andererseits gilt für mich: Driftet in der Bewertung technischen Geräts etwas in Richtung Guru ab, empfiehlt sich gewisse, sicher auch abwartende Zurückhaltung. Fachliche Kompetenz lässt sich nicht im Schnellverfahren mit dem Geldbeutel erwerben, auch wenn man -heute wie vor dreißig Jahren- dieses Verfahren namentlich auf Tonmeistertagungen und AES-Conventions seitens der Industrie noch immer dankbar gegenüber unbekannten, auf dem Stand auftauchenden Interessenten anwendet, denen die Tausenderpakete halt nicht aus der Hemdentasche (im CD-Format???) herausschauen. Wer zählt die Stände, nennt die Namen. Ich habe dazu namentlich in meinen frühen Tagen mancherlei an Überheblichkeit und Impertinenz erlebt.

Fachliche Kompetenz/Erfahrung will erworben sein, und das kostet eines auf jeden Fall: Zeit, viel Zeit. Erst an deren 'Ende' wächst da ein Mosaik zusammen, das einigermaßen tragfähig ist und den Betroffenen immer vorsichtiger macht, Verdikte über andere auszusprechen.

Hans-Joachim
Zitieren
#3
Ich habe 2 Behringer Geräte in meinem Sortiment und mus sagen dasz das Preis/Leistungsverhältnis durchweg gut ist.
Ich denke das vor allem an Robustheit gespart wird.

Phonomax schrieb einmal das klanglich zwischen M15 und A77ORF wenig unterschied ist, in der Zuverlässgkeit allerdings schon.
So ähnlich schätze ich das mit Behringer u. dgl. auch ein.
Zitieren
#4
Zitat:PhonoMax postete
Er kennt/kannte offenbar das einschlägige (professionelle) Material von Sony nicht.
Ich bin mir nahezu sicher, dass er das kennt.
Ich habe die Aussage aber auch keineswegs als Rundumschlag gegen die Firmen an sich verstanden.

Gruß,
Markus
Zitieren
#5
Behringer ist bei mir ernsthaft im Ansehen gesunken.

Ich habe mal eins repariert aus den 90ern, ich glaube es war 24/48 kanälig, Made in China.
Das stört mich ja noch nicht. Wenn aber die symmetrische Betriebsspannung der Verstärker +- 18 Volt beträgt und diese mit billigen China-Ekos 16 Volt gepuffert wird, ist das schon unanständig, besonders wenn die Elkos platzen.

Zu SONIE sage ich nicht viel. Profizeugs läuft wohl ein paar Jahre. Wehedem, wenn dann eine Reparatur ansteht. Ersatzteilversorgung eher bescheiden. Es kann die Aussage kommen: Die Anlage ist jetzt schon x (nicht xx) Jahre alt, wir rüsten Sie neu aus mit einem noch besseren Nachfolgeprodukt!
Leider finde ich die Quelle nicht mehr, liebend gern würde ich zitieren und auf die Quelle verweisen!

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
Zitieren
#6
Hallo,

Zitat:PhonoMax postete
Professionalität hat relativ wenig mit dem zur Verfügung stehenden Handwerkszeug zu tun, umso mehr aber mit dem Fachwissen des Nutzers, der sich über Grenzen und Möglichkeiten technischer Hilfsgeräte (Mehr ist das ja nicht!) absolut klar sein muss. Hans-Joachim
völlig richtig bemerkt!

Ich kenne einige sogenannte Tonamateure, die sich u.a. auch teure Geräte gekauft haben, sie aber überhaupt nicht gebraucht hätten, weil sie Null-Ahnung von allem haben.

Übrigens habe ich auch 2 BEHRINGER-Geräte u. bin mit ihnen hoch zufrieden u. erfreut über deren vielfältige Arbeitsmöglichkeiten.

Gruß, Euer Gunther
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
Zitieren
#7
.. eine Erfahrungen mit Behringer hier: http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=1758.0

Ansonsten ist den Kommentatoren Gunther, Phonomax usw nichts hinzuzufügen.

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
Zitieren
#8
Zitat:Michael Franz postete
Die Fa. Behringer sei hier nur stellvertretend für viele andere genannt, die preiswerte Tonstudioausrüstungen herstellen, das auch für den als Amateur tätigen Otto Normalverbraucher erschwinglich ist und das es diesem ermöglicht, ohne teures Equipment und ohne das zu dessen Bedienung notwendige Fachpersonal eigene Produktionen von ansprechender Qualtiät zu machen.
Hallo Michael,

ohne Fachwissen kann man auch an teuern Geräten spielen, bringt aber auch nicht viel.


Zitat:Michael Franz postete
Als Produkte mit besonders gutem Preis-Leistungsverhältnis gelten die Mischpulte dieser Firma.
Die ganz kleinen Mixer kenne ich nicht, habe aber ein 16/32Kanal Mischpult von Behringer mit externen Netzteil (Netzteil ist ein 19" Einschub). Mit diesem bin ich sehr zufrieden. Der Preis war DM 3000,-, Alternativen lagen bei DM 10.000,-.


Zitat:Michael Franz postete
Immer wieder sieht man aber auch, daß über diese "Billigheimer" mit dem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis die Nase gerümpft wird. Auffälligerweise tun das gerade viele Laien, die gerne "vom Feinsten" kaufen.

Von Profis wird den preiswerten Geräten neben durchaus vorgebrachter Kritik auch Respekt gezollt, und ein guter Profi kann auch mit spartanischem Werkzeug eine ordentliche Arbeit abliefern.
Solange es keine Mikros von Behringer sind:-) Die Geräte von Behringer hörst Du "vielleicht" im AB-Vergleich, aber nicht in der fertigen Produktion. Meine Kompressoren von Behringer hatte ich schon, natürlich ohne Kompressioneinstellung, als Aufholverstärker verwendet.


Zitat:Michael Franz postete
Nun würde mich interessieren:

Durch was unterscheiden sich die "billigen" Geräte von den "edlen Profi-Teilen"?
Zuverlässigkeit, Robustheit, Preis.
BTW: Ich hatte noch keinen Defekt bei meinen Geräten von Behringer. Die Fertigungsqualität soll z.Z. aber nicht so gut sein. Meine Geräte sind alle aus 2000-2003.


Zitat:Michael Franz postete
Wie wirkt sich das im praktischen Betrieb aus?
Man kann dem Kunden günstigere Preise machen.


Zitat:Michael Franz postete
Was hört man davon am Tonträger?
IMHO nix.


Zitat:Michael Franz postete
Was sind die typischen Vertreter der einen wie der anderen Fraktion?
Die Frage verstehe ich nicht.


Gruß

96k
Zitieren
#9
Ich habe von Behringer:
- Ein kleines Mischpult
- einen Line-Mixer
- einen Exciter

Alle tun genau das, was sie tun sollen und ich habe wenig Anlass zur Kritik, aber hier soll es ja weniger um Behringer im Speziellen als vielmehr "billige Produktionswerkzeuge" im Allgemeinen gehen.

Diese Diskussion kenne ich nur zu gut, sie wird unter Musikern mit großer Leidenschaft geführt. Wink Besonders unangenehm wird das dann, wenn die Benutzer von Billigkram Kritik an ihrer technischen Ausstattung als Kritik an ihrer Musik oder gar ihrer Person auffassen. Wink
Es ist fast unmöglich, allgemeine Aussagen zu treffen. Inwiefern man dem Endergebnis die Verwendung billigen Equpments anhört, hängt von zu vielen Faktoren ab.

Vom Music Store gab es mal ein paar Billigheimer, die sogar Behringer noch im Preis unterboten, und die sollen - so hörte ich - so grottenschlecht gewesen sein, dass sich ihr Einsatz auch im simpelsten Heimstudio verboten hat. Behringer kann man aber i.d.R. durchaus verwenden, auch wenn es von Firmen wie Yamaha oder Alesis meistens Alternativen gibt, die nur wenig teurer, aber besser sind.

Qualitativ geht man damit Kompromisse ein, das ist völlig klar! Bei meinem Behringer Mischpult klingen z.B. die EQs so übel, dass ich sie nie benutze. Ich brauche sie allerdings dort auch nicht, für sensible Sachen habe ich ein anderes Pult.

Zu dem hier angesprochenen Fachwissen, welches einem erlaubt, auch mit Billigkram ansprechende Ergebnisse zu produzieren, möchte ich anmerken, dass das ganz stark von der Musik selber abhängt. Wenn man (wie ich und viele andere) instrumentale elektronische Musik macht, muss man sich mit den Tücken der Mikrophonierung nicht beschäftigen, weil man nur Line-Signale zusammenpackt. Nur als Beispiel jetzt.
Zitieren
#10
Lieber Jörg721,
liebe Mitleser,

Jörg wird es mir sicher verzeihen, wenn ich an seiner Aussage entlang vorgehend, die einschlägigen Vorhaltungen einmal ein wenig auseinandernehme:

Zitat:joerg721 postete

....
Besonders unangenehm wird das dann, wenn die Benutzer von Billigkram Kritik an ihrer technischen Ausstattung als Kritik an ihrer Musik oder gar ihrer Person auffassen. Wink
....
Es ist fast unmöglich, allgemeine Aussagen zu treffen. Inwiefern man dem Endergebnis die Verwendung billigen Equpments anhört, hängt von zu vielen Faktoren ab.
....
und die sollen - so hörte ich - so grottenschlecht gewesen sein, dass sich ihr Einsatz auch im simpelsten Heimstudio verboten hat. Behringer kann man aber i.d.R. durchaus verwenden, auch wenn es von Firmen wie Yamaha oder Alesis meistens Alternativen gibt, die nur wenig teurer, aber besser sind.
....
Bei meinem Behringer Mischpult klingen z.B. die EQs so übel, dass ich sie nie benutze. Ich brauche sie allerdings dort auch nicht, für sensible Sachen habe ich ein anderes Pult.
.....
Grundsätzöich gehe ich -auch und gerade im pschologisierenden Rahmen der frühen zitierten Sätze, weil auch ich gerade dort die dramatischsten Handicaps ausmache- weitgehend einig mit dem voranstehenden Äußerungen. Ich bin aber mit all jenem vorsichtig, was einem 'gesagt wurde', was man 'gehört hat', was aus 'Buschfunk' und '19"-Gespräch' herauszudestillieren ist.
Alles muss bei technischem Gerät auf den Prüfstand:
Was ist mit der Aussage gesagt, was impliziert das an Ungesagtem, wo liegen Ursachen für solcherart technologische Beobachtungen etc. pp. Sind die nicht auszumachen, sind die Aussagen weniger als nichts wert, weil man sich "nichts herunterschneiden kann". Ein Problem, das mir zu vermeiden versagt ist, kann ich nicht vermeiden. Also brauche ich eigentlich auch nicht darüber zu reden.

Diese Ebene sehe ich bei den 'schlecht klingenden' oder 'unmusikalischen' Filtern erreicht, da es auf der analogen Ebene nur recht wenige Schaltungskonzepte gibt, die dann von den Herstellern durch die Bank identisch (!) angewendet werden. Nachdem solche Konzepte heute auschließlich mit Operationsverstärkern durchwegs identischer Herkunft auf der Ebene des Line-Pegels realisiert werden, spielen deren Restrauschen und Frequenzgangverhalten keine Rolle, was man bei diskret aufgebauten transistorisierten (oder solchen mit Röhren, auch so ein Kapitel) Schaltungen nicht unbedingt sagen konnte.

Was indes eine Rolle spielt, ist die Frequenzbandaufteilung der Filter und dabei insbesondere die festgelegte Kreisgüte eines etwa vorhandenen Mittenfilters, sofern die Güte (der Q-Wert) nicht einstellbar gemacht wurde. Das hat nicht unerhebliche Einflüsse auf die Verwendbarkeit solcher Filter für eine jeweils moderne Musikrichtung. Die Filtertypen aber sind von Hersteller zu Hersteller identisch, was bedeutet, dass sich bei Behringer und Studer 169 oder 961 jene FIlter nur durch die Sicht der jeweiligen Konstrukteure unterscheiden und nicht in der prinzipiellen Qualität, sieht man von Streuungen von Kanal zu Kanal ab, die aber auch beim 169 (bzw. 269 in meinem Falle) respektable Größenordnungen erreichen konnten/können. Am Klang des 169 (oder seines Nachfolgers 961) hat aber noch niemand gezweifelt.
Außerdem:
Nicht Filter oder Verstärker machen Musik, sondern Musiker. Es wäre in meinen Augen vermessen, einer Maschine, einem Schaltungsarray musikalische Kompetenzen zuzubilligen.

Jörgs Ausgae oben zu meinem Mikrofonierungsbeispiel führt aber folgerichtig zu einem erheblichen Problem der Popularmusik, die für ihre Einzelbestandteile das Phänomen des natürlich Raumes weitgehend nicht kennt, sondern dessen -über vom Ohr über jahrtausendelange Traditionen- 'entwickelten' Einfluss künstlich zuschießen muss (und will). Dabei treten Probleme in der Wechselwirkung von musikalischem Satz, Instrumentierung, musikalischem Tun und musikalischem Gesamtergebnis auf, die elektronisch 'repariert' werden müssen, dem Klassikmann aber durch den Umgang mit dem Raum, in dem in der Regel alle Musiker gemeinsam agieren, frei Wandler/Speicher/Haus geliefert werden. Der Pop-Musikante steht alo vor dem Problem, wie er sein Opus aus Einzelstimmen adäquat so zusammenfließen lässt, dass es 'tut'.

Martin Fouqué sagte mir einmal vor vielen Jahren, man solle das Hauptmikrofon bitte nicht zu gering achten, denn das, was dieses Mikrofon aus dem Raum mitnähme, bekäme man in der Mischung einzelner Mikrofone nie in derselben Weise hin.
Auch wenn er sich nicht dezidiert darauf bezog, spricht er damit eines der wirklich großen Schwierigkeiten der Abmischung von sog. Popularmusik an, die eben kein Hauptmikrofon und keinen eindeutigen Raumeinfluss vom Schlage 'akustogenetischer (vs. elektrogenetischer) Musik kennt.

Da können dann tatsächlich ein technisch unzulängliches Mikrofon, ein minderwertiger (!) Verstärker, die Probleme des Magnetbandverfahrens, Übersteuerungen, zweifelhafte Effekte von einer Maschine soweit helfen, dass etwas zusammengeht, was vielleicht gar nicht zusammenwollte.
Beim Klassikmann haben dafür Komponist (die Werke liegen fest), Raum, Dirigent, erfahrenste Musiker, hochgradig fixierte Aufführungstraditionen und am Schluss ein Tonmeisterle gesorgt, ehe der Hörer entlang -überschaubarer- Hörgewohntheiten mit dem "Produkt" konfrontiert wird.
Die bezüglich der 'Pop-Art' oben angesprochenen Probleme sind damit aber eigentlich bereits soweit minimiert, dass man sie in den Griff bekommt, (auch seitens des Konsumenten) im Griff hat, wenn man alle Teilparameter einer solchen Aufnahme berücksichtigt.

Handwerkliche Stabilität war zumindest für geraume Zeit ein wesentliches Problem, ebenso die Gewährleistung einer minimalen Exemplarstreuung, die heute noch bei Mikrofonen gefordert werden muss (Lautsprecher sind insgesamt und prinzipiell zu mäßig, um hier auch gleichwertig genannt zu werden). Der ganze Rechnerkrempel muss hartwarenseitig sowieso "zertifiert" nach den Prinzipien der Gaussschen Normalverteilung (Gruß nach Göttingen) gefertigt werden, weil sonst in dieser hyperkomplexen Technik nichts funktionieren würde.

Im Auge muss bleiben, dass innerhalb der analogen Technik Gewinne an einer bestimmten Stelle, die durch Verluste an einer anderen Stelle maskiert werden, für die Katz' sind, einmal abgesehen davon, dass die Physik recht eindeutig sagt, wo die Grenzen von Fremdspannungsabständen prinzipiell verlaufen. Ob die Rauschzahl nun zwei, vier oder sechs dB beträgt, ist solange zweitrangig, als ich Mikrofone einsetze, die eine Nachverstärkung erfordern, die das thermische Widerstandsrauschen in den Bereich des Hörbaren holen müssen. Auf der Lineebene stellt sich das angesprochene Verstärkerproblem dann ja ohnehin nicht.

Hans-Joachim
Zitieren
#11
Zitat:PhonoMax postete
Diese Ebene sehe ich bei den 'schlecht klingenden' oder 'unmusikalischen' Filtern erreicht, da es auf der analogen Ebene nur recht wenige Schaltungskonzepte gibt, die dann von den Herstellern durch die Bank identisch (!) angewendet werden. Nachdem solche Konzepte heute auschließlich mit Operationsverstärkern durchwegs identischer Herkunft auf der Ebene des Line-Pegels realisiert werden, spielen deren Restrauschen und Frequenzgangverhalten keine Rolle, was man bei diskret aufgebauten transistorisierten (oder solchen mit Röhren, auch so ein Kapitel) Schaltungen nicht unbedingt sagen konnte.

Was indes eine Rolle spielt, ist die Frequenzbandaufteilung der Filter und dabei insbesondere die festgelegte Kreisgüte eines etwa vorhandenen Mittenfilters, sofern die Güte (der Q-Wert) nicht einstellbar gemacht wurde. Das hat nicht unerhebliche Einflüsse auf die Verwendbarkeit solcher Filter für eine jeweils moderne Musikrichtung. Die Filtertypen aber sind von Hersteller zu Hersteller identisch, was bedeutet, dass sich bei Behringer und Studer 169 oder 961 jene FIlter nur durch die Sicht der jeweiligen Konstrukteure unterscheiden und nicht in der prinzipiellen Qualität, sieht man von Streuungen von Kanal zu Kanal ab, die aber auch beim 169 (bzw. 269 in meinem Falle) respektable Größenordnungen erreichen konnten/können. Am Klang des 169 (oder seines Nachfolgers 961) hat aber noch niemand gezweifelt.
Das ist sehr interessant! Die Schaltungen sind also i.d.R. gleich.
In der Tat ist es bei dem besagten Behringer Mischpult so, dass z.B. der Höhenregler bei einer zu hohen Frequenz eingreift, jedenfalls für meinen Geschmack.

Zitat:PhonoMax postete
Außerdem:
Nicht Filter oder Verstärker machen Musik, sondern Musiker. Es wäre in meinen Augen vermessen, einer Maschine, einem Schaltungsarray musikalische Kompetenzen zuzubilligen.
Tja nun, es gibt da zwei konträre Auffassungen:
1. Um den "amtlichen" Sound hinzukriegen, braucht man unbedingt Gerät XYZ (bitte wahlweise einsetzen: Fairchild Kompressor, Minimoog, B3, etc.) , sonst geht da gar nichts.
2. Die Technik ist egal, der Musiker macht die Musik.

Beides stimmt meiner Meinung nach nicht. Das allergrößte musikalische Können wird aus einem DX7 keinen Moog-Sound rauskitzeln können (Technik ist also wichtig), aber wenn man nicht weiß was man tut wird auch ein Moog schlecht klingen (Technik kann also Können nicht ersetzen) und - spiegelbildlich - ein Könner kann auch mit wenig Technik klasse Musik machen.

Entlang dieses Gegensatzes verlaufen Diskussionen um Sinn und Unsinn billigen Equipments meiner Erfahrung nach meistens, und ich finde das wenig erbaulich.
Zitieren
#12
Zitat:joerg721 postete
Das allergrößte musikalische Können wird aus einem DX7 keinen Moog-Sound rauskitzeln können
Umgekehrt aber auch nicht. Horses for courses, wie es so schön heißt. Wink
Ist ja auch gut, wenn sich verschiedene Technologien eher sinnvoll ergänzen als gegenseitig aufzuheben versuchen.

Gruß,
Markus
Zitieren
#13
Sehe ich ganz genau so. Meinen geliebten DX7 geb ich nicht her. Meine Analogen aber auch nicht. Wink
Zitieren
#14
Den DX 7 habe ich 1985 auch nur gekauft, weil ich FM-Synthese wollte und mir kein Synclavier leisten konnte. Big Grin
Anfangs kam ich damit nicht gut zurecht, mit der Zeit lernte man aber, dass es eben kein Universalgerät ist und dann machte es auch Spaß. Nur die Programmierung ist extrem lästig. Damals schreckte ich vor diesem tollen Programmer von Jellinghaus wegen des Preises zurück. Das war ein Fehler, denn ein DX 7 mit Echtzeitkontrolle ist sicher nicht verkehrt (gerade bei eher experimenteller Musik). Das eigentliche Traumgerät war natürlich der DX 1, aber der läuft einem ja auch heute fast nie über den Weg.

Gruß,
Markus
Zitieren
#15
Ok, kleiner OT Einschub Big Grin
Vom DX1 gab´s überhaupt nur 140 Exemplare, davon gammeln heute die meisten in irgendwelchen Museen oder Unis rum.
Den Jellinghaus Programmer hab ich mir am Wochenende mal angeschaut. Das ist ein Riesenvieh, größer als der DX7 selber. Wahnsinn! Davon gab es so viel ich weiß nur 25 Stück. Tja.
Ach ja, ein Synclavier stand da übrigens auch, gleich neben dem Jellinghaus! Big Grin
Zitieren
#16
Zitat:joerg721 postete
Das ist ein Riesenvieh, größer als der DX7 selber.
Ganz richtig. Da sieht zumindest mal jeder, wie viele programmierbare Parameter der DX 7 hat. Big Grin
Wo warst Du denn am Wochenende?

Gruß,
Markus
Zitieren
#17
Wir haben ein Treffen von Modular Synth Besitzern gemacht. 35 Teilnehmer, keine Besucher, jeder hat seinen Modular angeschleppt.
Das Treffen fand hier statt: www.aliens-project.de
Bilder hab ich auch gemacht: www.joerg-erren.de/sites/happyknobbing.html
Zitieren
#18
Klasse Bilder, wäre ich gerne dabei gewesen.
Ist das das Treffen, über das auch im Kraftwerk-Forum berichtet wurde (von "Compuphonic")?

Gruß,
Markus
Zitieren
#19
Ich bin nicht im Kraftwerkforum, aber ich habe eine Idee, wer "Compuphonic" sein könnte. Wink
Von daher gehe ich davon aus, dass es genau dieses Treffen war.

Um noch mal die Kurve zum Thema zu kriegen: Irgendwann hab ich gelästert, dass ein Standard-Modul für alle Systeme der unvermeidliche Behringer-Mixer zu sein scheint! Big Grin
Zitieren
#20
Zitat:96k postete
(...)
Zitat:Michael Franz postete
Was sind die typischen Vertreter der einen wie der anderen Fraktion?
Die Frage verstehe ich nicht.
Ich wollte damit einige "typische" Markennahmen erfragen, sowohl solche, die für Low-Budget Produkte stehen als auch solche die hochpreisiges Equipment machen.

Als Low-Budget fällt mir ein:
Behringer, Phonic
Was ist mit Vivanco, Monacor?
Bei "hochwertig - hochpreisig" fällt mir ein: Studer, Allen & Heath.
Bitte keine High-End-Studiotechnik sondern "normale" Sachen. Quasi die Hilitis der Tonstudiotechnik.
Michael(F)
Zitieren
#21
Also ich habe einige Behringer-Teile (Mischpulte, Mikrofone, Equalizer, Hallgeräte und Subwoofer) und bin damit zufrieden. Bislang keine Probleme. Einziger Defekt war nach fast zwei Jahren eine fehlende Zeile im Display des V-Verb Pro 2496. Das Gerät wurde anstandslos durch ein fabrikneues (!) ersetzt.

Ich habe manchmal den Eindruck, mit Behringer geht es genauso wie mit einem großen deutschen Boulevardblatt: keiner liest es, aber dennoch werden täglich eine Mio. und mehr Exemplare davon verkauft.

Ein Behringer B2-Pro-Großmembran-Mikro kostet ca. 160 Euro pro Stück - das Original U87 von Neumann liegt etwa bei 2.200 Euro. Selbstverständlich wird es da einen bemerkbaren Qualitätsunterschied geben - aber: wer das Teil nicht für seinen Broterwerb, also professionell nutzt, sondern "nur" für sein Hobby (und ich denke, davon gibt es hier im Forum eine Menge Leute), der kann auf das teuer erkaufte letzt Quäntchen Qualität durchaus verzichten und bekommt bei Herrn B. dennoch für wenig Geld eine vergleichsweise ordentliche Ware. Mit anderen Worten: wer das Preis-Leistungs-Verhältnis im Auge behält, wird sich irgendwann mit B.-Produkten auseinandersetzen müssen.

Fazit: meine bisherigen Erfahrungen mit "B."-Produkten sind durchaus positiv. Mit dem nicht gerade im hochpreisigen Sektor angesiedelten Image dieser Marke kann ich sehr gut leben ........!
Frdl. Gruß Michael(G)
Zitieren
#22
´
Selber benutzt habe ich sie noch nicht, aber etliche an Kunden verkauft: Mischpulte von Monacor.

Bislang kamen keine Reklamationen wegen mangelnder Qualität oder gar Defekten; ich gehe als davon aus, das die Dinger durchaus taugen.

Im Eigengebrauch habe ich ein Tascam M216 Mischpult, weit unterhalb von A&H oder Studer angesiedelt, aber trotzdem ein gutes und universell einsetzbares Gerät. Ich nutze es sowohl um meine Geräte miteinander zu verbinden als auch bei Aufnahmen mit Mikrofonen. Einziges Manko: fehlende Phantomspeisung.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#23
Ein Unterschied zwischen Behringer & Co und den höherpreisigen/besseren Gerätschaften könnte - selbst wenn die Schaltungen gleich sind - in der Selektion der Bauteile bestehen.
Von Kaskaden-Tiefpassfiltern hörte ich, dass es einen großen Unterschied macht, ob man abgeglichene Transistoren verwendet.
Ich baue so was nicht selber, aber ich habe das mittlerweile von mehreren Leuten gehört, die genau das tun.
Zitieren
#24
Hallo Michael,
Zitat:TBRheiner postete
Ein Behringer B2-Pro-Großmembran-Mikro kostet ca. 160 Euro pro Stück - das Original U87 von Neumann liegt etwa bei 2.200 Euro. Selbstverständlich wird es da einen bemerkbaren Qualitätsunterschied geben(...)
Gab es eigentlich mal einen direkten Vergleich von Original Neumann und dem Behringer? Würde mich durchaus mal interessieren, wie groß der Unterschied wirklich ist.

Schöne Grüße
Dani
Zitieren
#25
Zitat:Michael Franz postete

Ich wollte damit einige "typische" Markennahmen erfragen, sowohl solche, die für Low-Budget Produkte stehen als auch solche die hochpreisiges Equipment machen.

Als Low-Budget fällt mir ein:
Behringer, Phonic
Was ist mit Vivanco, Monacor?
Bei "hochwertig - hochpreisig" fällt mir ein: Studer, Allen & Heath.
Bitte keine High-End-Studiotechnik sondern "normale" Sachen. Quasi die Hilitis der Tonstudiotechnik.
Da fällt mir noch Rode ein, die machen gute Mikros für wenig Geld. Besonders das NT3 fällt da positiv auf.

http://www.rode.com.au/?pagename=Products&product=NT3

http://www.rode.com.au/?pagename=Microph...0cb086e476

BTW: Das Mikro von Behringer muss wirklich nicht sein.

Gruß

96k
Zitieren
#26
Zitat:TB-Dani postete
Gab es eigentlich mal einen direkten Vergleich von Original Neumann und dem Behringer?
Ich kenne das Behringer-Mikro nicht, aber ich kenne den Unterschied zwischen dem U87 und dem U89, beide aus dem Hause Neumann und ähnlich teuer, der Klangunterschied allerdings gewaltig. Selbst wenn das Behringer nur halb so gut klingen sollte wie das U89, wäre es den Preis wert.

Die Entscheidung von 96k, einen Behringer-Kompressor lediglich als Aufholverstärker einzusetzen, ist allerdings schlichtweg genial Wink
Zitieren
#27
Zitat:TB-Dani postete
Gab es eigentlich mal einen direkten Vergleich von Original Neumann und dem Behringer? Würde mich durchaus mal interessieren, wie groß der Unterschied wirklich ist.
Hallo Dani,

Ist mir leider nicht bekannt - wäre vielleicht so interessant wie manchmal die überraschenden Ergebnisse der Blindverkostung von Weinen .....

Mir jedenfalls reichen die B2-Pro völlig aus. Sie zeichnen sauber und fast rauschfrei; jedenfalls rauschen sie weniger als meine AKG C1000 S.
Frdl. Gruß Michael(G)
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste