Joan Armatrading
#1
Joan Armatrading wurde 1950 in Indien geboren, brachte die erste LP Anfang der 70er heraus und galt bereits gegen Ende der 70er Jahre als eine der besten Songwriterin/Sängerinnen.

Sie ist nicht unbedingt schön, was bei sehr guten Sängerinnen auch ausgesprochen selten aber auch genauso unwichtig ist. Was sie musikalisch zu bieten hat, das ist vom Feinsten - das ist eine Musikklasse für sich. Die Stimme ist einzigartig, beides zusammen, also stimmliches Vermögen und kompositorisches Können, würde sie in den Olymp heben.

Mit ihren Texten habe ich allerdings so meine Probleme. Immer wieder bescheinigt man ihr, eine hervorragende Songwriterin zu sein. Und so writet sie über Liebe, über sich und gebrochene Herzen und über sich und sich selbst, was ja dann auch Titel einer LP wurde. Im Grunde sind die meisten Stücke Lieder von Frauen für Frauen, was schade ist.
Es ist schon interessant: Männer haben 'bessere Hälften' und die haben ein gut Stück Anteil am Erfolg derselben...ich glaube, Joan bräuchte einfach mal einen richtigen Kerl, um erwachsen zu werden Wink

Wer es schafft, über die Texte hinwegzuhören, dem eröffnet sich hier eine wunderbare neue musikalische Welt.

Zum Einstieg empfehle ich die Alben

Walk Under Ladders
Me Myself I
To The Limit
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#2
"To the Limit" habe ich in meinem Chaos mehr zufällig gefunden und sogleich aufgelegt. Daß Andreas begeistert ist, kann ich sehr gut nachvollziehen, ich bin es auch. Was die Platten von Joan Armatrading meilenweit von denen anderer Singer-Songwriter abhebt ist die schiere Qualtät des Songmaterials.

Es gibt Musiker, die bringen bei jedem halblebigen Songeinfall statt einer Single ein Album heraus. Um den oft guten Titeltrack sammeln sich schwächere Werke, denen man anmerkt, wie angestrengt der Künstler versucht hat, die Creativität zu erzwingen. Was herauskommt ist im besten Fall ein Abklatsch der Grundidee, die man sich ganz gut anhören kann, wenn auch nicht alles am Stück. Bei besseren Werken findet man 3 - 5 gute Tracks, die abwechslungsreich genug sind, so daß sie als "verschieden" durchgehen.

Selbst in der Liga, in der Frau Armatrading spielt - mir fallen im Moment als Kollegen Bob Dylan ein, Van Morrison, Joni Mitchell - sind durchgängig gute Alben keine Selbstverständlichkeit. Bei J. A. scheint das selbstverständlich. Alles, was man hört, weist die typischen Merkmale auf, anhand derer man Frau und Werk erkennt. Trotzdem ist jeder Song grundverschieden vom vorherigen. War man beim hören des selben noch entzückt und der Meinung, das könne nicht mehr besser werden, so macht sie die Wundertüte auf und legt eine Schippe drauf, ganz so, als sei es ihr unmöglich, sich zu kopieren oder in Sachen Intensität einen Schritt zurück zu machen. Arrangement, Begleitung...eigentlich unwichtig, diese Songs würden auch funktionieren, wenn sie amateurhaft und dilletantisch gespielt werden würden, wie das ja viele Singer-Songwriter tun. Aber auch hier ist alles vom Feinsten, klingt mühelos und lässig aus dem Ärmel geschüttelt und trotzdem nicht routiniert sondern zwingend, so daß man glaubt keine Alternativen zu haben: So, und nur so, muss und kann das gepielt werden! Das ist eine jener Platten, bei denen man das Gefühl hat, daß dort keine Note zuviel und keine zuwenig gespielt wird, daß dort keine Verlegenheits-Schleifen-Wiederholungen mangelnde Ideen kaschieren müssten und man ist geschockt, wenn die Platte vorbei ist - daß sie jemals aufhört, kann man sich beim Hören schwer vorstellen.

Die Texte? Werde ich mir vielleicht mal zu Gemüte führen, wenn ich die Musik verdaut habe. Frau Armatrading könnte in chinesisch singen und würde nichts von ihrer Faszination verlieren.

Auf weitere Hörerlebnisse freut sich

Michael(F)
Michael(F)
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#3
@Michael:

Aufgrund dieser Empfehlung bleibt mir ja nichts anderes übrig, als mir eines ihrer Alben reinzuziehen... keine Ahnung, warum das bisher noch nicht geschehen ist.

Nicht auf die Texte achten, weil die Musik noch nicht verarbeitet ist - so geht es mir auch, wenn ich überragende Platten entdecke.

Gruß, Wolfgang

P.S. Heute abend kommt (endlich) Ryan Adams dran.
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#4
Ryan Adams? Da hat mich der Michael auch missioniert Wink Aber der Brocken ist mir zu gross (in alle Richtungen), um ihn hier gebührend vorzustellen...
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#5
Das wird ja immer vielversprechender... möchte heute abend nicht gestört werden.Big Grin

Gruß, Wolfgang
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#6
dann bin ich mal gespannt - habe aus Zeitgründen keine Zusammenstellung gemacht sondern das "Gold"-Album 1:1 kopiert, weil es einen sehr guten Einblick gibt. Das, was Du beim Blick durch diese Tür siehst, gibt es auf andern Alben u. U. noch besser. Typisch für dieses Album ist, daß der aktuelle Lieblingstrack laufend wechselt und jeder mal drankommt. Aber genug, das ist Joan's Thread (ist das Apostroph hier bei einem englischen Namen richtig?) und Ryan bekommt vieleicht mal seinen eigenen.

Michael
Michael(F)
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#7
Apostroph is alright...
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#8
Neue Scheibe 'Into the blues'

Puh, das war ziemlich harte Kost, was die Joan mir da servierte! Da war kein Funken mehr von der braven, liebenswerten und genialen Joan...scheinbar. Sie wollte mit diesem Album ein großes Bluesalbum in Anlehnung an die bekannten Schwarzen Amerikas schaffen. Ihre Stimme ist gealtert und passt relativ gut in diese Schublade, wenngleich sie geradezu narzisstisch mit Gitarre und Stimme umgeht und beides relativ intensiv in den Vordergrund rückt.

Auffällig ist die Einfachheit der Stücke. Manche Songs bestehen geradezu nur aus einem Reffrain. Das Album ist nicht bombastisch und sie hält ihr Können zurück (oder kann einfach nicht besser Wink ). Dabei gibt es nicht nur Blues, sondern auch Funk und Rock. Das vielleicht eingängigste Stück ist 'There ain't no girl alive', was an alte Armatrading-Zeiten erinnert.

Möglicherweise ist das Album Armatradings Tolstoi, allein: es erschließt sich mir nicht so recht. Und so kann ich den allgemein eher positiv ausfallenden Kritiken nicht ganz folgen und würde dem Album eine 3 geben, wenn ich nicht wüßte, wer das Album gemacht hat und zu was die J.A. im Stande ist, daher gibts nur eine 4...
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#9
Hallo Highlander!

Joan Armatrating wurde in Westindien (Karibik) geboren, nicht in Indien.
Ich habe viele Platten von ihr, die allererste aus dem Jahre 1972 leider nur auf CD.

Michael: Meiner Meinung nach kommt Frau Armatrating nicht an die Klasse und Vielseitigkeit von Joni Mitchell heran, es stimmt zwar, dass Frau Mitchell in den 80ern ein paar mediokre Platten herausgebracht hat (auf einer singt sie sogar ein Lied mit Billy Idol...!), doch insgesamt hat sie als Musikerin mehr los.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
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