Wirtschaftsmacht Frankreich: kaum TBs?
#1
Obwohl Frankreich in den späten 70ern und frühen 80ern nahezu die gesamte deutsche HiFi-Industrie gekauft hat, gab es offenbar kaum Tonbandgeräte aus eigener Fertigung und wenn, dann waren es meistens Diktiergeräte. Siehe auch:
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=4790

Ist dem wirklich so? Welcher Hersteller gab es überhaupt neben Thomson? Wer hat sonstige Infos dazu?
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#2
Es gab einen Hersteller in Nizza, dessen Geräte unter dem Namen Star angeboten wurden (hiess der Hersteller auch so?).

Mir bekannt (vom Sehen) sind das Modell Star 104, ein reines Tonbandgerät, und der "Radio-Star 106", ein Tonbandgerät mit eingebautem Radio-Empfänger.

Beide Modelle tauchen gelegentlich in der französischen E-Bucht auf.

Gruss
TSF
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#3
Zitat:highlander postete
Welcher Hersteller gab es überhaupt neben Thomson?
Hat Thomson denn überhaupt Geräte hergestellt? Ich kenne an Bandmaschinen unter diesem Markennamen nur die zugekaufte Unitra 2405 S.
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#4
Moin, moin, Andreas.

Erinnerst Du Dich?

Mir aus der großartigen Sammlung eines ehemals abgabewilligen (-pflichtigen?), hier einleitend fragenden Forumsmitgliedes ein transportables Teil von Thomson bekannt. Auch die abgebildete Hifivox stammt ggf. aus Frankreich:

[Bild: Thomson.JPG]

Außerdem die Polydict, bei der der Name allerdings auch ein Diktiergerät impliziert.

[Bild: Polydict01.JPG]

Ansonsten waren wohl die Belgier aktiver.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Ich werfe gelegentlich einen Blick auf das Angebot in Frankreich, Internet und Flohmärkte.

Ein französischer Massenhersteller vom Schlag eines Philips, Telefunken oder Grundig ist mir nicht bekannt. Weit verbreitet sind in Frankreich Modelle von Philips, in Frankreich oft auch als Radiola angeboten.

Es gab dagegen einige Hersteller, die Tonbandgeräte in kleineren Stückzahlen fertigten.

Neben den Stars aus Nizza sind mir die Pariser Firmen Opelem und Magnétic France bekannt sowie G.B.C. aus Courbevoie bei Paris (Diktiergeräte), die auch in dem von highlander zitierten Thread genannt werden.

Heim-Tonbandgeräte scheinen in Frankreich weit weniger verbreitet gewesen zu sein als in Deutschland. Die inländische Produktion war wohl mangels eines Max Grundig zu kärglich, ausländische Geräte wegen der Zollschranken in den fünfziger und sechziger Jahren zu teuer.

Einer meiner früheren Kollegen, der zu jener Zeit in Frankreich lebte, wollte damals unbedingt ein Grundig und hat es unter abenteuerlichen Umständen von Deutschland nach Frankreich geschmuggelt.

Weit verbreitet waren dagegen Plattenspielerkoffer mit eingebautem Verstärker und Lautsprecher im Deckel, vornehmlich von der Lyoner Firma Teppaz. Die gab es in so vielen Haushalten, dass "Teppaz" fast zum Synonym für solche Geräte wurde.
Gruss
TSF
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#6
Zitat:TSF postete
Heim-Tonbandgeräte scheinen in Frankreich weit weniger verbreitet gewesen zu sein als in Deutschland.
Dafür spricht auch das eBay-Angebot. Ich bin der französischen Sprache nicht mächtig und habe vielleicht nach dem falschen Begriff gesucht, aber "Magnétophone" führte nur zu sehr wenigen Resultaten mit teilweise unglaublichen Preisen:

http://cgi.ebay.fr/RARE-MAGNETOPHONE-A-B...dZViewItem

Die meisten gefundenen Geräte sind allerdings nicht von Philips, sondern von Revox, in sicherem Abstand gefolgt von Akai.
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#7
Hallo Timo,

mit "magnétophone" liegst Du vollkommen richtig.

Bei den neueren Geräten liegst Du mit Deiner Analyse bezüglich Philips/Akai etc. wohl auch richtig. Mein Blick richtet sich da mehr auf die frühen Geräte aus den Fünfzigern und Sechzigern.

Gruss
TSF
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#8
Vielleicht hat es damit zu tun, dass Franzosien lange Zeit - bis ca. 70er Jahre- nur über ein sehr dünnes UKW- Netz verfügte, Lang- und Mittelwelle waren eher populär. Da kommt wenig Lust auf, Radiomitschnitte zu machen. Später wurde das UKW- Netz zwar ausgebaut, aber populäre Musik wurde wenig ausgestrahlt. Auch fand ich - zumindest auf den wenigen UKW- Stationen, das Programm recht sprachlastig.

Ich habe mir, da ich Ende der 70er, Anfang der 80er häufig in Frankreich zu tun hatte, ein Autoradio mit Cassette zugelegt, da ich beim fahren nicht so gerne Klassik höre.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass man in Frankreich andere Schwerpunkte setzt als hierzulande. Unter meinen Bekannten dort hat kaum jemand eine hochwertige Musikanlage, meist einfachere Geräte von Massenherstellern. Heute weiß ich aus beruflicher Erfahrung dass einige wenige, meist Besserverdienende oder Akademiker sehr hochwertige Anlagen haben. Bei Bestellungen aus Frankreich steht recht häufig ein Titel vor dem Namen, mehr als aus z. B. Deutschland oder Österreich.

Insgesamt hatte Philips auf dem Gebiet der Heimelektrik sowohl bei weißer als auch bei brauner Ware eine gute Position in Frankreich.

Später erfand die französische Regierung allerlei Nettigkeiten, um den Import etwas zu drosseln. Videorecorder aus Fernost mußten von Le Havre oder Marseille nach Grenoble gekarrt werden, um dort verzollt zu werden. Auch mußten die Bedienelemente französisch beschriftet werden, statt Start und Stop also Marche und Arrêt. Das sollte unter anderem "der Reinhaltung der Sprache" dienen, tatsächlich aber ausländischen Firmen zusätzliche Kosten verursachen und einheimischen Herstellern Wettbewerbsvorteile bescheren.

Les Français d'abord....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
´
Ich habe mal die Lage gepeilt, scheint recht ruhig zu sein in Gallien, aber es gibt für Sammler doch etwas.

http://cgi.ebay.fr/magnetophone-portatif...dZViewItem

http://cgi.ebay.fr/Magnetophone-AMPRO_W0...dZViewItem


http://cgi.ebay.fr/SERADICT-Magnetophone...dZViewItem
auch in Frankreich sagt man"...kann nicht sagen, ob es funktioniert, es ist kein Stecker an der Zuleitung."


http://cgi.ebay.fr/Magnetophone-ancien-a...dZViewItem

http://cgi.ebay.fr/ANCIIEN-MAGNETOPHONE-...dZViewItem
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#10
Zitat:Frank postete
Auch mußten die Bedienelemente französisch beschriftet werden, statt Start und Stop also Marche und Arrêt.
Eine ähnliche Forderung geisterte ja heute wieder auch für Deutschland durch die Zeitungen:

http://www.netzeitung.de/deutschland/397470.html
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#11
Die Firmenbezeichnung "Ducretet" (siehe Bild in 003) ist ja ausgesprochen interessant. Ducretet musste nämlich während des 2. Weltkriegs - Frankreich war bekanntlich seit 1940 deutsch besetzt - u.a. Magnetophon-Verstärker für AEG bauen, nämlich den V5 und den V 7b für die HF-Magnetophone R 22a (die Qualität konnte weder bei RRG noch bei AEG zufriedenstellen ...).

Nach 1945 baute in Frankreich eine Firma Tolana professionelle Tonbandgeräte, auch Spezialversionen für die Musique-conrète-Spezialisten um Pierre Schaeffer. Genaueres konnte ich noch nicht herausfinden, möglicherweise ist Tolana von der bekannteren Firma Schlumberger aufgekauft worden.

Leicht off topic, aber aufschlußreich: Frankreich hat, anders als etwa England und die USA, vom 2. Weltkrieg technologisch nicht "profitiert", da es keine eigenen Entwicklungen starten konnte, sondern für die deutsche Wehrwirtschaft zuliefern musste. Wäre mal ein interessantes Thema für einen Technik-Wirtschafts-Historiker.

Noch weiter off topic: wenn ich, wie gerade vorhin, bei "Makrohart" das Wortungeheuer "gedownloadet" lesen muss, sehe ich die gallischen Sprachreinigerallüren gar nicht mehr so furchtbar kritisch!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#12
Es gab französische Studiobandmaschinen von Bourdereau und Tolana. Die sind aber wirklich hierzulande so gut wie unbekannt.
Sehr interessante Hifi-Hersteller aus Frankreich gibt es natürlich auch heute noch eine ganze Menge.

Gruß,
Markus

P.S. Sorry, Friedrich hat es ja oben schon geschrieben - ich sollte doch vielleicht erst mal alle Postings lesen. Rolleyes
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#13
Hallo,

außer bei Friedrich Engel fehlt hier der Name "Schlumberger". Waren die nicht im Elsaß/Alsace?
Oder gibt´s die sogar noch, auch wenn sie inzwischen "Digitec" heißen?
Vor einiger Zeit gab´s ein ebay eine Häufung von Schlumberger/Digitec Bandgeräten.

Wenn ich den Text von Herrn Perez über Bourdereau mit meinen bescheidenen Französischkenntnissen richtig übersetze:
http://www.stefanopasini.it/Bourdereau-L'Histoire.htm
dann scheint das Friedrich zu bestätigen:Schlumberger hat Tolana und Bourdereau in den 60-igern übernommen.

Ach ja: hier noch, ebenfalls von Herrn Perez auf der Seite von Herrn Pasini:
http://www.stefanopasini.it/Schlumberger.htm



Viele Grüße
Frank
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#14
Hallo ihr "Deutschen" Tonbandfreunde,
man braucht natürlich die richtige Frage und eine brauchbare Suchmaschine. Die richtige Frage wäre zum Beispiel: Wer ist Claude Gendre? Als Antwort liefert meine Lieblingssuchmaschine - bestimmt NICHT google.de oder mit der Endung fr (für Frankreich) die Antworten, sondern man benutze:
VIVISIMO.COM
Dann findet man natürlich auch den französischen Tonband- Papst, oh pardon, es muss naturellement heissen: Le Pape du Magnetophones (die Accent-Graves und -aigues lasse ich immer weg, ist mir zumühselig) unter seiner Adresse:
http://claude.gendre.9online.fr
Sein Buch "Les Magnetophones" ist mit 256 Seiten mittlerweile in der sechsten Auflage erschienen.
Auch ich bin ein Deutscher Tonbandfreund, aber manchmal muss man weit und tief über die Grenzen in fremde Länder hinein schauen. Leider findet man dann verdammt wenig interessantes an Tonbandgeräten, denn weltweit sind nur drei Länder aus meiner Sicht interessant: USA, England und Deutschland.

Mit maienhaften abendlichen Gruessen in die Runde
HANNS-D.
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