Entmagnetisierung der Eingangsübertrager ?
#1
Viele professionelle Geräteeingänge bieten die Möglichkeit der Phantomspeisung.
Wie werden diesbezüglich die Eingangsübertrager z.B. in Mischpulten und Bandmaschinen entmagnetisiert?

Bernd
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#2
Sollten die nicht aus Weicheisen sein?

Damit sollte ein evt. verbleibender Restmagnetismus irrelevant sein.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#3
Bildet nicht ein Übertrager für Gleichspannung einen Kurzschluß?

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#4
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Phantomspeisung ist nur zur Spannungsversorgung von Kondenstormikrofonen nötig und nur an den Mikrofoneingangsbuchsen von z. B. Mischpulten oder Phantomadaptern präsent. Es besteht bei richtigem Anschluß nicht die Gefahr, dass Eingänge von Geräten damit in Kontakt kommen.

Die Gleichspannung kommt zudem nicht in die Geräte, weil die Spannung nur zwischen den symmetrischen Tonleitungen und der Abschirmung liegt. Zwischen den beiden Tonleitungen liegt keine Spannung, oder besser es besteht keine Potentialdifferenz zwischen den beiden Adern. Man kann also nichts messen, daher der Name Phantomspannung. Läge die Spannung zwischen den Tonadern, würde über den Übertrager ein Strom fließen, der nicht nur den Übertrager erwärmt, sondern auch die Spannungsquelle unnötig belastet. Allerdings ist der Strom der Phantomspannungsquelle über einen Vorwiderstand begrenzt, abbrennen dürfte da nichts.

Kritisch wird es, wenn z. B. ein asymmetrisches Mikro an einen Phantomausgang kommt. Da wird die Membran zumindest in eine Richtung gezogen, wenn sie nicht gleich anklebt oder beschädigt wird. Symmetrische Mikros lassen sich auch an Eingänge, die Phantomspeisung führen, anschließen.

Dann gibt (gab?) es noch die Tonaderspeisung von Mikrofonen, aber das ist eine andere Baustelle.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Studer beschreibt in den Manuals für seine Mischpulte die Vorgehensweise zur Entmagnetisierung von Eingangsübertragern.

[Bild: entmag.gif]
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#6
Die Magnetisierung namentlich von Mikrofonübertragern ist ein gewisses Problem.
Selbst wenn die Phantomspeisung prinzipbedingt die Betriebsgleichspannung der Mikrofone von den Modulationsadern fernhält, so kommt es doch beim Hochfahren der Mikros (Einstecken derselben oder Einschalten der Phantomspeisespannung) zu Unsymmetrien des Gleichstromes auf den Modulationsadern, was sich in Spannungsdifferenzen zwischen den ÜBertragerschenkeln äußert und besonders für die heute mehrheitlich übertragerlosen Mikrofone gilt. Jene als Knackstörungen hörbaren Erscheinungen führen zur Gleichfeldaufmagnetisierung der Übertrager, so überhaupt noch vorhanden, weil den neuzeitlichen Herstellern dieses Bauteil schlicht zu teuer geworden ist. Die galvanische Trennung lässt sich heute anderweitig erzielen, eine gute Erdsymmetrie bei tiefen Frequenzen allerdings nicht....

Die Aufmagnetisierung macht sich in einem erhöhten K2 bemerkbar, den man allerdings vor allem im Chaos der Lautsprecherwiedergabe nicht recht hört, da gerade der zweite Partialton eine erhebliche Rolle für die 'Frische' im Klang akustischer Musikinstrumente spielt und von den höherliegenden Geschwistern schön maskiert wird.

Beyer verbot/verbietet für sein (auch professionelles) Übertragerprogramm überhöhte Wechselspannungen und jede Gleichspannung:
"Infolge ihres Spezialaufbaues dürfen diese Nf-Übertrager jedoch nur überall dort in einer Schaltung eingesetzt werden, wo keine allzu hohen Wechselspannungen auftreten[,] und eine Gleichstrombelastung des Übertragers in jedem Falle vermieden wird."
Dies lesen wir im mir vorliegenden Übertrager-Katalog von Beyer, Heilbronn. Wie schon angedeutet, ist diese Aussage in der vermittelten Striktheit gar nicht einzuhalten, was btw auch zu Diskussionen auf Tonmeistertagungen führte.

Das Problem rührt letztlich aus der auch am Übertragerbau nicht vorübergehenden Miniaturisierung, die auch Folgen für die Tieftonwiedergabe hat, weil ein Übertrager bei zu geringer Eisenmasse nicht mehr als Transformator, sondern als Transduktor arbeitet. Aus einem normalen M85-Trafo hole ich keine 200 Watt....

Ansonsten hatten die kleinen Studerpulte (Michaels Ausschnitt oben stammt von 961/962) immer mit einer nicht unerheblichen Mikrofonieneigung zu kämpfen, die meiner Erfahrung nach auch mit der legendären Tricky-Zwicky-Patent-Eingangsgestaltung der 900er-Serie (eine echte, tolle Zwicky-Sache; merke: kein Halbleiter-Studer ohne Zwicky!) nicht getilgt war. Klopfte man nämlich mit dem Finger auf die Einschübe von 961, so tat das genauso wie bei 169; auch nach der Entmagnetisierung. Zugegeben sei, dass dies bei Empfindlichkeiten zu beobachten war, die dynamischen Mikros angemessen waren, also unter professionellen Voraussetzungen möglichst vermieden wurden.

Wer sich zur Phantomspeisungsfrage (die Idee kam Ende der 1960er bei Neumann auf) informieren will, lade sich Jörg Wuttkes einschlägigen Aufsatz herunter, wie denn auch seine anderen Aufsätze nicht von Pappe, sehr gut lesbar und dennoch kostenfrei sind. Sie stehen über und unter dem nachfolgend zitierten:

http://www.schoeps.de/D-2004/PDFs/Mikrof..._Kap13.pdf

Hans-Joachim
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