12.04.2006, 22:38
Ja, hallo erst mal...
... normalerweise stellt man sich erst vor, und dann sorgt man für doofe Postings in irgendwelchen Foren; ich hab´s umgekehrt gemacht. Man möge es mir dieses eine Mal verzeihen, ich hatte schließlich einen schweren Schock in meiner Kindheit zu bewältigen.
Mein Name ist Jochen, ich komme aus Mannheim, bin verheiratet und trotzdem glücklich ;-)
Daß ich ein Tonbandfan wurde, ist hauptsächlich die Schuld meines Vaters. Der hat mich als Säugling immer vor sein Tonbandgerät gehalten, wenn es lief, und meine Aufmerksamkeit auf die sich drehenden Spulen gelenkt. Das Ding hat mich hypnotisiert. Meine Eltern haben mir später erzählt, daß ich als Baby immer zu dem Schänkchen gekrabbelt bin, auf dem das Tonbandgerät stand, und hab mich daran hochgezogen. Andere Kinder sind mit einem Teddy oder ein anderes Kuscheltier ins Bett gegangen, ich hatte entweder ein Mikrofon oder eine P8 von Märklin. Was um Himmels Willen sollte mal aus so einem Kind werden? Es kam, wie es kommen mußte...
Ich habe im Alter von 5 Jahren mir mühsam die Mitnutzungsrechte am Tonbandgerät meines Vaters erkämpft, es war zwar "nur" ein RK36 von Philips, aber immerhin Stereo mit zwei eingebauten Lautsprechern ( 2 x 1,5 Watt, volltransistorisiert mit Übertragern in der Endstufe). Das Zählwerk von dem Gerät war seltsam: es hatte keine Taste, mit der man es auf Null stellen konnte, man mußte an einem Rändelrad so lange drehen, bis alle Zahlenwalzen auf Null standen. Es war nicht zu ändern: mein Vater war zwei Jahre später gezwungen, sich ein eigenes Tonbandgerät zu kaufen, ein Philips N4416, welches ich heute noch habe; die Interessenkonflickte waren einfach zu groß, zumal ich ja zeitgleich auch sein Stereoradio Marke Graetz "entdeckte", und damit auch HR3, SWF3, sowie SDR3. Deren Musikprogramm stand in krassem Gegensatz zu dem Musikgeschmack meiner Eltern, die auf Jazz, Swing, Bigband und Schlager standen.
Just zu dieser Zeit erlebte ich auch das erste Mal eine Sperrmüllsammelaktion bewußt, da wir auch einige alte Sachen loswerden wollten. Es war schon eine eigenartige Sache, was da sich abspielte; mit meinen Kumpels zug ich los, um zu sehen, was die anderen Leute auf die Straße stellten. Schockiert mußte ich feststellen, daß die Leute einfach so Fernseher, Radios und anderes Gerät auf die Straße stellten. Als ich ein Tonbandgerät entdeckte, war die Aufregung unermesslich. Wie von Sinnen raste ich nach Hause, um meine Mutter zu fragen, ob ich es nach Hause bringen dürfte. Die wollte es mir ausreden, mir begreiflich machen, daß es keinen Sinn mache, da es bestimmt kaputt sei, und wir hätten doch schon zwei Stück... ach, sie redete mir einfach zuviel, ich rannte wieder los, um es selbst zu holen, ich wollte auch meinen Vater beeindrucken. Als ich wieder bei dem Tonbandgerät ankam, erlitt ich den ersten schweren Schock meines noch jungen Lebens: drei Mädchen, die alle viel größer waren als ich, waren gerade dabei, das Tonbandgerät mit ihren Gummistiefeln zu zertreten; sie hatten offenbar auch das alte Radio, welches vorher daneben stand, auch auf diese Weise hingerichtet. Wie angewurzelt stand ich da, unfähig zu denken, irgend etwas zu tun, oder zu sagen, nur noch die Augen auf das Tonbandgerät gerichtet, welches unter den brutalen Tritten der Mädchen mehr und mehr seine Form verlor, während seine Eingeweide aus dem aufgeplatzten Gehäuse brachen. Völlig verstört lief ich nach Hause, Tränen in den Augen, und mit der gesicherten Erkenntnis, daß weibliche Wesen der natürliche Feind elektronischer Geräte sind. Es dauerte lange Jahre, bis ich wieder in der Lage war, einigermaßen normal mit Mädchen umzugehen.
Im Verlauf der Jahre bekam ich die von meinem Bruder "abgelegten" Radiorecorder, auch seine Stereoanlage von GRUNDIG, sowie Kassettenrecorder von ITT (SL700 und SL 730). Ich interessierte mich schon von Kindesbeinen für die Magnettontechnik, und ich begann mit 14 Jahren, solche Geräte zu reparieren und zu tunen, manche hatten drei Bandgeschwindigkeiten (2,38 , 4,76 , und 9,5 cm/s), und jede Menge anderer Tricks auf Lager. Egal was ich kaufte, ich brauchte unbedingt den Schaltplan dazu. Alles wurde getunt und umgebaut. Mein letztes neu gekauftes Kassettendeck, ein TECHNICS RS-BX626 (nicht die Nase rümpfen, es hat eine interessante technische Basis!), hatte die heftigste Kur erlebt, jetzt hat es einen Übertragungsbereich von 4 Hz (!) bis 21 kHz bei Metallband +-1,5dB, bei -15 dB gemessen. Demnächst wird es mit einem AKAI GX-Kopf bestückt...
Jetzt bin ich 39 Jahre alt, und immer noch nicht vernünftig. Ich habe wieder einen ITT SL730 bei ebay ersteigert, dieser wird mit einem komplett neuen elektronischen Innenleben ausgestattet, ebenso ein Billigrecorder mit Doppelkassettenlaufwerk Marke ELTA, ein SG-40 Casseiver von PANASONIC wartet auf seine Wiederauferstehung, und meine Philips N4416 wartet auch noch geduldig auf ihren großen Tag. Meine Frau trägt meine Unvernunft mit Fassung, schließlich hört sie auch sehr gerne Musik, und meine Gerätschaften haben ihr das bislang intensivste Musikerlebnis beschert. Sie weiß, daß es mein Lebenselixier ist. Und sie hasst Gummistiefel!!!
Jochen
... normalerweise stellt man sich erst vor, und dann sorgt man für doofe Postings in irgendwelchen Foren; ich hab´s umgekehrt gemacht. Man möge es mir dieses eine Mal verzeihen, ich hatte schließlich einen schweren Schock in meiner Kindheit zu bewältigen.
Mein Name ist Jochen, ich komme aus Mannheim, bin verheiratet und trotzdem glücklich ;-)
Daß ich ein Tonbandfan wurde, ist hauptsächlich die Schuld meines Vaters. Der hat mich als Säugling immer vor sein Tonbandgerät gehalten, wenn es lief, und meine Aufmerksamkeit auf die sich drehenden Spulen gelenkt. Das Ding hat mich hypnotisiert. Meine Eltern haben mir später erzählt, daß ich als Baby immer zu dem Schänkchen gekrabbelt bin, auf dem das Tonbandgerät stand, und hab mich daran hochgezogen. Andere Kinder sind mit einem Teddy oder ein anderes Kuscheltier ins Bett gegangen, ich hatte entweder ein Mikrofon oder eine P8 von Märklin. Was um Himmels Willen sollte mal aus so einem Kind werden? Es kam, wie es kommen mußte...
Ich habe im Alter von 5 Jahren mir mühsam die Mitnutzungsrechte am Tonbandgerät meines Vaters erkämpft, es war zwar "nur" ein RK36 von Philips, aber immerhin Stereo mit zwei eingebauten Lautsprechern ( 2 x 1,5 Watt, volltransistorisiert mit Übertragern in der Endstufe). Das Zählwerk von dem Gerät war seltsam: es hatte keine Taste, mit der man es auf Null stellen konnte, man mußte an einem Rändelrad so lange drehen, bis alle Zahlenwalzen auf Null standen. Es war nicht zu ändern: mein Vater war zwei Jahre später gezwungen, sich ein eigenes Tonbandgerät zu kaufen, ein Philips N4416, welches ich heute noch habe; die Interessenkonflickte waren einfach zu groß, zumal ich ja zeitgleich auch sein Stereoradio Marke Graetz "entdeckte", und damit auch HR3, SWF3, sowie SDR3. Deren Musikprogramm stand in krassem Gegensatz zu dem Musikgeschmack meiner Eltern, die auf Jazz, Swing, Bigband und Schlager standen.
Just zu dieser Zeit erlebte ich auch das erste Mal eine Sperrmüllsammelaktion bewußt, da wir auch einige alte Sachen loswerden wollten. Es war schon eine eigenartige Sache, was da sich abspielte; mit meinen Kumpels zug ich los, um zu sehen, was die anderen Leute auf die Straße stellten. Schockiert mußte ich feststellen, daß die Leute einfach so Fernseher, Radios und anderes Gerät auf die Straße stellten. Als ich ein Tonbandgerät entdeckte, war die Aufregung unermesslich. Wie von Sinnen raste ich nach Hause, um meine Mutter zu fragen, ob ich es nach Hause bringen dürfte. Die wollte es mir ausreden, mir begreiflich machen, daß es keinen Sinn mache, da es bestimmt kaputt sei, und wir hätten doch schon zwei Stück... ach, sie redete mir einfach zuviel, ich rannte wieder los, um es selbst zu holen, ich wollte auch meinen Vater beeindrucken. Als ich wieder bei dem Tonbandgerät ankam, erlitt ich den ersten schweren Schock meines noch jungen Lebens: drei Mädchen, die alle viel größer waren als ich, waren gerade dabei, das Tonbandgerät mit ihren Gummistiefeln zu zertreten; sie hatten offenbar auch das alte Radio, welches vorher daneben stand, auch auf diese Weise hingerichtet. Wie angewurzelt stand ich da, unfähig zu denken, irgend etwas zu tun, oder zu sagen, nur noch die Augen auf das Tonbandgerät gerichtet, welches unter den brutalen Tritten der Mädchen mehr und mehr seine Form verlor, während seine Eingeweide aus dem aufgeplatzten Gehäuse brachen. Völlig verstört lief ich nach Hause, Tränen in den Augen, und mit der gesicherten Erkenntnis, daß weibliche Wesen der natürliche Feind elektronischer Geräte sind. Es dauerte lange Jahre, bis ich wieder in der Lage war, einigermaßen normal mit Mädchen umzugehen.
Im Verlauf der Jahre bekam ich die von meinem Bruder "abgelegten" Radiorecorder, auch seine Stereoanlage von GRUNDIG, sowie Kassettenrecorder von ITT (SL700 und SL 730). Ich interessierte mich schon von Kindesbeinen für die Magnettontechnik, und ich begann mit 14 Jahren, solche Geräte zu reparieren und zu tunen, manche hatten drei Bandgeschwindigkeiten (2,38 , 4,76 , und 9,5 cm/s), und jede Menge anderer Tricks auf Lager. Egal was ich kaufte, ich brauchte unbedingt den Schaltplan dazu. Alles wurde getunt und umgebaut. Mein letztes neu gekauftes Kassettendeck, ein TECHNICS RS-BX626 (nicht die Nase rümpfen, es hat eine interessante technische Basis!), hatte die heftigste Kur erlebt, jetzt hat es einen Übertragungsbereich von 4 Hz (!) bis 21 kHz bei Metallband +-1,5dB, bei -15 dB gemessen. Demnächst wird es mit einem AKAI GX-Kopf bestückt...
Jetzt bin ich 39 Jahre alt, und immer noch nicht vernünftig. Ich habe wieder einen ITT SL730 bei ebay ersteigert, dieser wird mit einem komplett neuen elektronischen Innenleben ausgestattet, ebenso ein Billigrecorder mit Doppelkassettenlaufwerk Marke ELTA, ein SG-40 Casseiver von PANASONIC wartet auf seine Wiederauferstehung, und meine Philips N4416 wartet auch noch geduldig auf ihren großen Tag. Meine Frau trägt meine Unvernunft mit Fassung, schließlich hört sie auch sehr gerne Musik, und meine Gerätschaften haben ihr das bislang intensivste Musikerlebnis beschert. Sie weiß, daß es mein Lebenselixier ist. Und sie hasst Gummistiefel!!!
Jochen