Formfaktor bei Pegelmessern ?
#1
Der Gleichrichtwert eines Pegelmessers entspricht bekanntlich dem arithmetischen Mittelwert der Beträge der Augenblickswerte eines Signals.
Der gemessene Effektivwert ergibt sich aus dem Produkt des vom Pegelmesser ermittelten Gleichrichtwerts und dem Formfaktor. Welcher Formfaktor ist für Pegelmesser relevant, wenn der Formfaktor 1.11 nur für reine Sinussignale gilt ?

Bernd
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#2
Lieber Bernd,

schandbarerweise muss ich gestehen, dass das für mich (und todsicher auch für andere 'Größen') in Studienzeiten wie danach nie eine Rolle spielte. Infolgedessen besitze ich auch weder das Normblatt DIN 45406, noch den IEC-Nachfolger oder die IRT-Richtlinie 3/6, und: Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis, dort hineinzuschauen...
Andererseits hätte man -etwas flapsig formuliert- die Anspüche an dieses Problemfeld mit der über 35 bis 40 Jahre fortlaufend steigenden Aufzeichnungsqualität ja auch bis ins Uferlose treiben können.

Die Braunbuchblätter der Aussteuerungsmesser schweigen sich zum Formfaktor ebenso aus, wobei die schon bis in RRG-Zeiten bzw. die des "Großdeutschen Rundfunks" zurückreichende Festlegung auf die ominösen 10 ms Integrationszeit bei SINUS (!)-Modulation eine recht eindeutige Sprache spricht. Fast sieht es so aus, als umschiffe man konsequent die Frage des Formfaktors, die sich bei genauerem Zusehen in der Analogtechnik ja auch durch die Bandpasseigenschaften des Übertragungskanals besonders bei der Speicherung durchaus entschärft. Dafür, dass man das wohl so sah, spricht die ständig auftauchende Testfrequenz 5 kHz, deren dritter Partialton gerade noch so im UKW-Band liegt und vom Hörer über immerhin längere Lebenszeit wahrgenommen werden kann.

Es verwundert daher eigentlich nicht, wenn man auch bei der Bestimmung des Umpolfehlers nur den überschaubaren Sinus-Idealfall betrachtet und die Anforderungen darauf abstimmt.

Die einschlägige Messung in der diesbezüglich sehr viel problematischeren Digitaltechnik wählt im Grund ja vom primär analogen Signal aus betrachtet eigentlich auch 'nur' einen Ausweg (= am Formfaktor vorbei), indem sie den maximalen (Gleich-) Spannungswert des höchstausgesteuerten Samples anzeigt.

Weißt du etwas zu den Vorstellungen bezüglich des Formfaktors bei den Messgerätekonzipierungen von IRT und RFZ?
Ich kenne die jeweils zuständigen Leute beider Institute; sobald ich sie sehe, werde ich da mal eine Frage platzieren, so ich es denn nicht vergesse.

Zum Schluss noch eines: Nachdem man ja nicht in erster Linie dazu da war, Pegel zu messen, sondern dafür, ordentliche Tonproduktionen anzufertigen, und diese gewöhnlich ja auch gleichzeitig akustisch gleichzeitig zu kontrollieren hatte bzw. überprüfen konnte, rückt die Messung der Pegelwerte eines aktuellen, komplexen Signales dabei in die Ebene einer wesentlichen, aber dennoch zweitrangigen Rolle. Man orientierte sich daran, Gesetz war das nicht.

Für die Nærumer Herren Brüël & Kjær stellte sich das Problem naturgegeben mit anderer Dringlichkeit, weil der Inhalt ihrer Arbeit in der einwandfreien Erfassung auch kompliziert geformter Wellenerscheinungen bestand. Den Tonleuten reichte es dagegen, wenn sie ungefähr wussten, wo sie sich innerhalb einer Normvereinbarung befnden; für den Rest konnte man Fünfe gerade sein lassen, weil man ja die Einwandfreiheit der als Ziel der Arbeit fungierenden Gestalt des Tongemisches auditiv kontrollieren konnte.

Hans-Joachim
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#3
Friedrich Engel hat mich aufgeklärt, nochmals danke.
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#4
.... ich bestehe auf der Festellung, dass dies nur im streng elektroakustischen Sinn zu verstehen ist ...

F.E.
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#5
Lieber Friedrich,

Bernd ist bei Jahren, sollte also die Ausführungen Hermann A. O. Willms zu den diversen Scheitelpunkten richtig abzulegen wissen.

Auch ich danke für die einschlägige Zuwendung!


Hans-Joachim
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