Dynamik im Zusammenhang mit Bezugspegeln
#1
Verschiedene Hersteller nutzen beziehen ihre 0dB ja auf verschiedene magnetische Flüsse (ist das so halbwegs richtig, zumindest ungefähr verständlich, formuliert?). Mitunter gibt es diese Unterschiede auch bei verschiedenen Modellen der gleichen Firma.
Ebenso wurden die Spezifikationen der Bänder auf verschiedene Pegel bezogen.

Wenn ich nun ein Gerät habe mit z.B. 0dB bei 185 nWb/m und die Aussteuerungsanzeige bei +3dB endet, so ist damit doch die obere Aussteuerungsgrenze festgelegt. Zum einen ist ein höherer Pegel nicht mehr beurteilbar einzustellen, zum anderen ist es möglich die Aufsprech- und Wiedergabeverstärker zu überfordern.
Wenn ich nun ein Band habe mit (so ungefähr) MOL +10 dB bei 0dB bei 250nWb/m, so bleibt doch noch oben hin noch gewaltig Spielraum.

Wie hängt das nun alles mit der erzielbaren Dynamik zusammen? Ich habe den (vielleicht falschen) Eindruck, dass sich bei vielen Maschinen die Dynamik in ungefähr ähnlichen Dimensionen befindet.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#2
Die erzielbare Dynamik ist der Abstand vom Nutzsignal zum Bandrauschen. Und je höher man aussteuern kann, desto höher ist natürlich die Dynamik.
Dieser Geräuschspannungsabstand ist das Verhältnis eines 1kHz-Tons bei 3% k3 (MOL) zum Grundrauschen. Manche Hersteller geben auch den Abstand bei einem definierten Bandfluss (320 oder 514 nWb/m) zum Grundrauschen an.
Nur kommt es in der Praxis darauf an, welches Band man verwendet, denn sowohl das Grundrauschen als auch die Aussteuerbarkeit sind ziemlich verschieden...
185 nWb/m bei +3dB ist m.E. völlig praxisfremd. Ich steuere meine Bänder bei 19cm/s ungefähr bis 1% Klirr aus, das klingt gut und rauscht wenig (sind beim Agfa PEM468 ca. 6dB über Bezugspegel 320). Dass die VU-Meter an der A77 dann meistens rechts kleben, stört mich nicht, da ich am Mischpult ein amtliches Peakmeter hängen habe Wink

Michael
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#3
Bei der Magnetbandaufzeichnung strebte jeder Hersteller das Erreichen maximaler Dynamikwerte an.
Um jedoch die Austauschbarkeit der Tonträger zu gewährleisten, musste man auch in Fragen Pegel (inter)nationale Normen einhalten.
Die verwirrenden Unterschiede in den Zahlen erklären sich durch die unterschiedlichen Normierungen zwischen CCIR und NAB.
Schlussendlich ist das Ergebnis aber in etwa gleich.

Spannungs-Bezugspegel:

CCIR-Bezeichnung für Leitungspegel; dieser Pegel erzeugt auf einem Quasi-Spitzenwert-Pegelmesser(PPM, peak programme meter) eine Anzeige von 0dB.

Standard Referenz Level (Operating Level):

In den USA gebräuchliche Bezeichnung für den Pegel für einen Bandfluss von 250nWb/m (zur Aufnahme auf High- Output-Bändern) bzw. 200nWb/m (zur Aufnahme auf Standard-Bändern); dieser Pegel erzeugt auf einem VU-Meter eine Anzeige von 0VU.

Peak Level:

In den USA gebräuchliche Bezeichnung für einen Pegel, der 8 bis 10dB grösser ist als der Operating-Level. Aus Gründen der Einfachheit kommt für die Einmessung eines Tonbandgerätes ein „Peak-Level“ von +6dB bezogen auf den Operating Level (doppelter Spannungswert) zur Anwendung.

Nach IEC/CCIR- Einstellung ergibt ein Leitungspegel von +6dBm eine VU-Anzeige von +6VU (Bezugspegel).

Nach NAB-Einstellung ergibt ein Leitungspegel von +4dBm eine VU-Anzeige von 0VU (Operating Leve l= Wiedergabebezugspegel).
Ein Leitungspegel von +10dBm ergibt eine VU-Anzeige von +6VU (Peak Level).

Eine Tonaufzeichnung mit Referenzfluss ergibt bei Wiedergabe am Ausgang der Tonbandmaschine Leitungspegel.

Wahlweise werden Tonbandgeräte auf eine der beiden Entzerrungsnormen eingemessen.

Beispiel CCIR-Einstellung:

Leitungspegel: +6dBu
Anzeige des VU-Meters bei Leitungspegel: +6VU
Lastimpedanz: 10kOhm
Bandsorte: AGFA PER 528
Bandfluss bei Leitungspegel:

9,5cm/s, Stereo: 400nWb/m
9,5cm/s,Mono: 250nWb/m
19cm/s, Stereo: 510nWb/m
19cm/s, Mono: 320nWb/m
38cm/s, Stereo: 510nWb/m
38cm/s, Mono: 320nWb/m
76cm/s, Stereo: 510nWb/m
76cm/s, Mono: 320nWb/m

Beispiel NAB-Einstellung:

Leitungspegel: +4dBu
Anzeige des VU-Meters bei Leitungspegel: 0VU
Lastimpedanz: 10kOhm
Bandsorte: Scotch 3M 226
Bandfluss bei Leitungspegel:

Für Mono und Stereo: 9,5cm/s 200nWb/m
19cm/s 250nWb/m
38cm/s 250nWb/m
76cm/s 250nWb/m

CCIR-Bezugsbänder besitzen im Pegeltonteil einen Referenzfluss von
320nW/m für 19, 38 und 76cm/s, 250nWb/m für 9,5cm/s, der beim Abspielen Leitungspegel am Ausgang der Tonbandmaschine ergibt.

Bei NAB-Bezugsbändern mit einem Referenzfluss von 200nWb/m ergibt sich ein Ausgangspegel von –4dB bezogen auf 320nWb/m. Bei CCIR-Bezugsbändern mit einem Referenzfluss von 320nWb/m, ergibt sich bei Stereogeräten ein Ausgangspegel von –4dB bezogen auf den Leitungspegel und 510nWb/m.

Falls Tonbandgeräte mit einem anderen Referenzpegel eingemessen werden sollen, kann man die Referenzpegeldifferenz berechnen.

20log x gewünschter Referenzfluss, geteilt durch Referenzfluss des vorhandenen Bezugsbandes ergibt die zu berücksichtigende Differenz in dB.

Z.B.: 20log X 510nWb/m / 200nWb/m = 8dB

Dein angegebenes Bezugsband 185nWb/m liegt 0,7dB unter 200nWb/m und dient der speziellen Einmessung von Dolby-Stretchern.

[Bild: pegeltabelle002.jpg]

Bernd


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EDIT BildURL korrigiert
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#4
Zitat:niels postete
Verschiedene Hersteller nutzen beziehen ihre 0dB ja auf verschiedene magnetische Flüsse (ist das so halbwegs richtig, zumindest ungefähr verständlich, formuliert?). Mitunter gibt es diese Unterschiede auch bei verschiedenen Modellen der gleichen Firma.
Ebenso wurden die Spezifikationen der Bänder auf verschiedene Pegel bezogen.

Wenn ich nun ein Gerät habe mit z.B. 0dB bei 185 nWb/m und die Aussteuerungsanzeige bei +3dB endet, so ist damit doch die obere Aussteuerungsgrenze festgelegt. Zum einen ist ein höherer Pegel nicht mehr beurteilbar einzustellen, zum anderen ist es möglich die Aufsprech- und Wiedergabeverstärker zu überfordern.
Wenn ich nun ein Band habe mit (so ungefähr) MOL +10 dB bei 0dB bei 250nWb/m, so bleibt doch noch oben hin noch gewaltig Spielraum.

Wie hängt das nun alles mit der erzielbaren Dynamik zusammen? Ich habe den (vielleicht falschen) Eindruck, dass sich bei vielen Maschinen die Dynamik in ungefähr ähnlichen Dimensionen befindet.

niels
Hallo Niels,

beim einmessen meiner B77-HS CCIR in 38cm/s ist mir aufgefallen, daß der Wiedergabeverstärker schon kurz nach der Sättigung vom PER528 auch in die Begrenzung läuft. Zum Test habe ich die Maschine dann so eingemessen, daß der Bezugspegel des Revox-Bezugsbandes (257nWb) 6dB leiser wiedergegeben wird als im SM angegeben. Die Wiedergabeverstärker können also jetzt 6dB mehr Pegel vom Band verarbeiten, was bei PEM468 oder SM911 bestimmt von Vorteil ist. Allerdings ist jetzt bei sehr rauscharmen Bändern ein Brummen (über Kopfhörer) zu hören, was den Dynamikgewinn wieder unbrauchbar macht. Ob das Brummen nun Bauartbedingt ist, oder ob einfach nur die Stromversorgung nach 25 Jahren nicht mehr ok ist, habe ich noch nicht untersucht. Ein Freund mit M15, M10 usw. war verwundert über den Pegel, den die B77 da mit 2,0mm Trennspur auf die Bänder drückte.
Wäre es jetzt noch möglich dem Wiedergabeverstärkern das Brummen auszutreiben, hätte man als Ergebnis dieser Aktion einen großen Dynamikgewinn.

Der Anzeigebereich der VU-Meter sagt aber nichts über den Maximalpegel der Verstärker aus.


Gruß

96k
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#5
Was bedeutet jetzt dBu und dBm?
Warum ist der Bandfluss bei CCIR bei mono/stereo unterschiedlich?
NAB ist ja das, was Otto-Normalspuler auf seinen Maschinen hat, oder?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
dBu und dBm sind identisch: 0dBm = 775mV.
Der Bandfluss ist je nach Norm unterschiedlich, das wurde einfach so festgelegt.
Die Entzerrung und Einstellung der Heimgeräte entspricht meistens der NAB-Norm, die in dem Fall grösstenteils gleich ist mit der DIN-Norm (z.B. 19 NAB = DIN 19H).
Wie hoch jemand aber letzendlich seine privaten Bänder ausseuern will, bleibt jedem selbst überlassen.
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