Revox B77 MKI Umbau 4- auf 2-Spur?
#1
Hallo In der Runde!

Ich Habe mir aus nostalgie Gründen eine B77 MK1 gekauft. Nach sorgfältiger Prüfung mußte ich feststellen, dass einiges noch getauscht bzw. instandgesetzt werden muß. Ich suche z.Zt. günstige Quellen für folgend Teile: die Andruckrolle, Antriebsriehmen des Zählwerks (100mm), Zahnriehmen des Zählwerks und die Dreizaks für die Befestigung der Spulen. Sollte man diese Teile direkt Revox.ch bestellen? Für jeden Tip wäre ich dankbar!

Des weitern habe ich beim Kauf leider übersehen, das die Maschine eine 4-Spur Ausführung ist (ich weiß, herrlicher greenhorn Fehler). War allerdings als 2-Spur angepriesen worden. Ich würde diese gerne in einer 2-Spur Ausführung umrüsten. Weiß jemand was alles zu beachten ist bzw. was ich alles austauschen müsste (Tonköpfe, Oszillatorplatine etc.)? Gibt es hierzu Links, wo die Vorgehensweise beschrieben ist? Ich habe bisher leider noch nichts gefunden. Ist es vielleicht schon damit getan, nur die Tonköpfe und Löschkopf zu wechseln?

Wie schon gesagt, für jeden Tip wäre ich sehr dankbar!

Grüße,
Charly
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#2
Ich würde das Teil halbwegs durchreparieren und in der Ebucht verkaufen, Viertelspurgeräte sind begehrt.

Dann wieder eine Halbspurvariante günstig besorgen und ebenfalls reparieren. Das dürfte wesentlich weniger kosten, als einen Satz neue Halbspurköpfe zu kaufen!

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Hi Bernd!

Vielen Dank für die schnelle Antwort! Mir kommt es zu einfach vor nur die Köpfe zu wechseln! Wäre natürlich zu schön um war zu sein! Habe gestern bei einem namenhaften Versteigerungshaus eine komplette Kopfträgerplatte aus einer MKII von 1990 ersteigert. Das Servicemanuel habe ich heute bei ftp.studer.ch gefunden. Wo muss ich da nachschauen? Wozu dient die Oszillatorplatine? Ich bin leider kein elektronik Freak! ;-)

Einen schönen Abend noch!
Charly
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#4
Hi Andreas!

Was auf halber Strecke aufgeben? Ich hab die Kiste hier in ca. 150 Teilen rumliegen und alles ist mittlerweile blitzeblank und sieht zu 80% nagelneu aus! Dieses Leid möchte ich nicht unbedingt ein zweites mal erfahren müssen... HiHiHi. ;-) Aber es hat den Vorteil, dass man die Kiste von Grundauf kennenlernt! Wie weit oder anders gefragt wie beurteilt man die Verschleißgrenze an Tonköpfe? Durch die Breite der Einschleifspur? Ich habe versucht, mit einem Messschieber die Breite zu messen und kam dabei auf ca.3,7 mm. Ist das noch gut oder schlecht?

Einen schönen Abend noch!
Charly
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#5
Lieber Charly,

das ist immer so eine Sache, wie man eigene Entscheidungen abschätzt; rein materiell oder auch ein wenig ideell... Du bist mir der Hand jetzt wirklich am Geräteinneren dran, was ja schon einmal ein ideell bedeutender Schritt in unserer blackbox-versessenen und knopfdrückenden Welt ist.

Die Tonköpfe sollte man generell immer nach dem betrieblichen Verhalten im Gerät und nicht mit dem Zentimetermaß beurteilen, denn ein Kopf ist nur dann hinüber, wenn man ein Gerät (wie die B77) akustisch nicht mehr in die Spezifikationen bekommt. Sieh dir einmal an, in welchem Zustand Rundfunkkopfträger aus dem Betrieb gingen, auch wenn da natürlich nicht mit 4,75 cm/s gearbeitet wurde.

Der Messschieber besteht meist aus gehärtetem Stahl, was am Tonkopf nichts zu suchen hat, btw....

Nachsehen musst du zu den Unterschieden zwischen Halb- und Viertelspurmaschine bei den Verstärkern Record Amp und Reproduce Amp. Die Oszillatorplatine dient zur Bereitstellung der Hochfrequezvormagnetisierung, die im Frühjahr 1940 von Dr. Walter Weber von der Reichsrundfunkgesellschaft entdeckt wurde. Der Erforscher dieser Umstände, der auch die genauere Datierung auf den März/April 1940 durch einen wesentlichen Fund vornehmen konnte, ist unser Forenkollege Friedrich... Am 10. Juni dieses Jahres wird die öffentliche Anwendung der Hf-Vormagnetisierung übrigens 65 Jahre alt.

Technik: Die Hf-Vormagnetisierung umgeht auf eine recht gerissene Weise zu einem wesentlichen Teil die Nichtlinearitäten (starken Verzerrungen) des magnetischen Modulationsprozesses. Ohne Webers Entdeckung wäre es in der analogen Tonaufnahme nichts mit 60 dB Geräuschspannungsabstand bei 0,5 % Klirrfaktor gewesen, so wie die gesamte Mediengeschichte ohne Weber, der noch mehr auf dem Kerbholz hatte, anders verlaufen wäre. Leider setzte auch ihm der Herzinfarkt am 18. Juli 1944 -er war 37 Jahre alt- eine endgültige Grenze. Seine Kollegen Dr. Ludwig Heck, Hans-Joachim von Braunmühl oder Helmut Krüger brachten es dagegen bis in die 60er, 80er und 90er Jahre.

Der Leistungsbedarf des Löschoszillators (man baut in der Amateurtechnik grundsätzlich nur einen Oszillator und verwendet das Signal für den Lösch- und den Vormagnetisierungsvorgang) ist bei Halbspur höher als bei Vierspur, weshalb Studer für die Halbspur-B77 minimale Änderungen vorsieht. Bei der A77 wählte man noch etwas komplexere Wege, die für dich aber nichts zur Sache tun.

Nachdem dein Ding jetzt aber zerlegt ist, führt zur Wiederbelebung an einer betrieblichen Einmessung ab Adam & Eva nichts vorbei. Dazu ist auch gewisses Messwerkzeug erforderlich.... Anleitungen gibt/gäbe es hier und da. Jetzt schraube aber erst einmal.

Hans-Joachim
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#6
Ich bin kein Revoxianer.

3,7 mm scheint aber noch brauchbar zu sein. Die weichen Köpfe von Onkel Willi lassen sich recht weit einschleifen. Ich habe gerade an einem Kopf von Bogen gemessen, 4,5 mm. Der ist für tiefes Einschleifen nicht gedacht und sollte bald verschlissen sein. Er hat mindestens tausend Betriebsstunden hinter sich, eher mehr. Um es anders auszudrücken, 3 Jahre jeden Tag das Tonbandgerät mehr als eine Stunde laufen lassen.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#7
Zitat:Charly77 postete
...ca.3,7 mm. Ist das noch gut oder schlecht?
Wenn der Einschliff parallel aussieht, und wie Andreas richtig bemerkte, sich noch ein sauberer Frequenzgang einstellen lässt, dann sind die Köpfe gerade noch gut. Unregelmäßig abgeschliffene Köpfe (an den Rändern mehr als in der Mitte) kann man in aller Regel ausmustern. Ab einem Spiegel von ca. 4,5mm dürfte man aber kaum noch Freude am Klang haben...
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#8
Hi Hans-Joachim!

Vielen herzlichen Dank für Deine äusserst ausführlichen Zeilen zur Geschichte und Technik. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich leider schwierigkeiten habe bei der HF-Technik zu folgen. Ich weiß, nicht gerade die besten Voraussetzungen, vor allem wenn es hinterher an die Einmessung geht. Aber wie shriebst Du so schön:
"Jetzt schraube aber erst einmal". Und genau das mache ich. Ich habe im Revoxforum sehr interessante rückmeldungen erhalten. Hier der Link:
http://www.revoxforum.de/forum/showthrea...#post25932

Keine Sorge ich bin mit den gehärteten "prongs" nicht an den Tonköpfen gegangen. Ich habe lediglich aus sicherer Entfernung "grob" schätzen können. Leuchtet mir aber ein, dass man hier noch Einmesstechnisch einiges reißen kann, was Verschleißgrenzen angeht. Hier auch Dank an Andreas, DL2JAS und mferencik (die Einschleifspuren sehen für mich parallel aus) für Euere Hinweise! :clap:

Es freut mich auch zu sehen, dass sich Amatürfunker unter der Fangemeinde sich befinden.

Manchmal habe ich den Eindruck ich hätte ein ausserordentlich ausgeprägten 7ten Sinn (hat mir allerdings beim Lotto nie geholfen). ;-) Ich habe von der gleichen B77 MKII (von 1990) vorsichtshalber auch die Oszillator Platine (1.177.240-13) ersteigert ohne das ich die genaue Funktion dieser Platine kannte! ;-) Ich sah nur, dass ein großer Stecker von den Tonköpfen kommend hierdrauf gesteckt ist. Ich wollte aber vorsichtshalber Leute fragen, die Ahnung von der B77 haben, bevor ich mit meiner "trial and error Strategie" zu werke gehe. ;-)

Zum Abschluß hätte ich aber noch drei weitergehende Fragen:
1. Lohnt es sich, wie bei der Bandeinlaufführung, auf der Bandauslaufseite einen Kugellager einzubauen um das schleifen des Bandes zu minimieren oder bekommt man hierdurch schwierigkeiten durch eine dynamische Führung?
2. Welches Quantegy Band aus der 600er Reihe wäre optimal für die Maschine, vor allem im Hinblick auf das Einmessen? Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass man zum Einmessen ein neues Band nehmen sollte, wäre für mich logisch im hinblick auf die Frequenzgänge, da ältere Bänder hier schon leiden.
3. Lohnt es sich eine Maschine auf die Dolby Ausführung umzurüsten oder ist dies einfach zu Zeitaufwendig bzw. Euro-intensiv (bezogen auf Kosten/Nutzen)? Gibt es hier vielleicht etwas schickeres?

Wie gesagt, vielen Dank für die zahlreichen Infos. Nur so kommt man weiter! :-)

Schöne Grüße aus der Schwebebahn Stadt,
Charly
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#9
Das Quantegy 457 ist identisch mit Revox 641 (Tonstudiobedarf Bluthard). Einmessen ist ja der umgekehrte Vorgang: Das Anpassen der Maschine auf (irgend) ein Band. Es ist also zu entscheiden: Bestes Band oder längere Spieldauer? (Frage an Revoxianer: Ist Standardband problemlos zu verwenden oder muss am Bandzug nachgeregelt werden?) Da stehen sich dan GP9 und 407, 457 gegenüber (ich gebe der Spieldauer den Vorzug).
Die Frage scheint mir vorest zu sein "Quantegy oder RMG?", weil die Langzeitstabilität von Quantegy nicht ganz gesichert ist.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Am Bandzug läßt sich außer an den werkseitigen Vorgaben (Reel Size-Schalter) nichts anpassen oder Verändern!

Lediglich die A77 bot in der ORF-Variante eine festverdrahtete und erforderliche Anpassung.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#11
Zitat:Charly77 postete
3. Lohnt es sich eine Maschine auf die Dolby Ausführung umzurüsten oder ist dies einfach zu Zeitaufwendig bzw. Euro-intensiv (bezogen auf Kosten/Nutzen)? Gibt es hier vielleicht etwas schickeres?
Das geht gar nicht, das Innenleben ist völlig verschieden.
Die Alternative ist, gleich eine Maschine mit Dolby zu kaufen, vorzugsweise die A77, die B77 Dolby ist recht selten und die A (MkIII) meiner Meinung nach eh besser Wink
1. und 2. habe ich schon im Revoxforum beantwortet.

Gruß
Michael (f)
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#12
Frage zum Bandzug der B77:
Es gibt eine HS-Version, die bestimmt für Tellerbetrieb gedacht war
Es gibt die PR99, die auch nichts anderes ist als eine B77

Gibt es bei der B77 keinen einfachen Weg der Modifikation?
Michael(F)
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