FAQ: Neueinsteiger: Welche Bandmaschine?
#1
Herzlichen Glückwunsch! Du willst also in das Tonbandhobby einsteigen und brauchst dazu ein Tonbandgerät. "Auf blauen Dunst" lässt sich schwerlich eine Empfehlung aussprechen, daher gilt es, zuvor über mindestens zwei Fragen nachzudenken.

1. Wozu soll die Maschine verwendet werden?
2. Wieviel darf sie maximal kosten?

zu 1.
a) Es gibt alte Bänder, die wiedergegeben werden sollen.
a I) Welche Grösse haben die vorhandenen Tonbandspulen?
Der größte Teil an Geräten nimmt Spulen mit einem maximalen Durchmesser von 18cm oder 26cm auf. Wenn nur Bände von 18cm oder kleiner vorhanden sind, ist es sinnvoll sich nach einem "Kleinspuler" umzusehen, also mit 18cm als maximaler Spulengröße. Bei größeren Spulen ist sinnvoll, nach einer 26er-Maschine Ausschau zu halten, selbst wenn die Spulen nur 22cm Durchmesser haben, das Angebot bei den "Grossspulern" ist einfach größer.

aII) Mit welcher Geschwindigkeit sind die Bänder bespielt?
Es gibt folgende (gerundete) Bandgeschwindigkeiten:
In cm/s: 2,4 - 4,75 - 9,5 - 19 - 38 - 76
In Inch/s: 15/16 - 1 7/8 - 3 3/4 - 7 1/2 - 15 -30

Im Heimbereich werden vor allem 9,5cm/s und 19cm/s verwendet. Eine Reihe von Geräten besitzen auch noch eine der benachbarten Geschwindigkeiten, also 4,75cm/s oder 38cm/s.

aIII) Mit welcher Spurlage sind die Bänder bespielt?
Wir klammern (der Seltenheit wegen) Mehrspur/4-Spur-Geräte aus.
Es gibt Halb- oder Zweispurgeräte und Viertel- oder Vierspurgeräte.
Mit einem Zweispurgerät werden Stereobänder nur in eine Richtung bespielt.
Mit einem Vierspurgerät werden Stereobänder (wie Kassetten) in beide Richtungen bespielt.
Zweispurbänder lassen sich mit kleinen Einschränkungen auf Vierspurgeräten wiedergeben, umgekehrt ist es nicht möglich.

b) Es sollen vor allem Neuaufnahmen gemacht werden.
Hier stellt sich die Frage nach der Qualität, die erzielt werden soll. Mit Zweispurgeräten lassen sich bessere Aufnahmen erstellen als mit Viertelspurgeräten, natürlich verdoppeln sich dadurch die Kosten für Bandmaterial. Ebenso gilt: Je schneller das Band läuft, umso besser ist die Qualität. (Wobei Viertelspuraufnahmen aus technischen Gründen nur bis maximal 19cm/s sinnvoll sind. Dazu steht an anderer Stelle im Forum mehr).
Für "mal so nebenbei" reicht es (meiner Meinung nach) Viertelspur mit maximal 19cm/s zu verwenden.
Wenn tatsächlich "aktiv" gearbeitet und geschnitten werden soll, ist eine Halbspurmaschine fällig, am besten mit 19cm/s und 38cm/s.
Wenn es um lange Spieldauer mit vernünftiger Qualität geht, scheiden die "Protokollgeschwindigkeiten" (2,4 und 4,75) aus. Die größte Verbreitung im Heimbereich haben Langspiel- und Doppelspielbänder. Doppelspielbänder sind als 26er eher selten.

(zu 2) Das kann gerne ein anderer machen, ich wollte vor allem diesen Thread endlich ins Leben rufen.)

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#2
Hallo Niels,

ich schiebe das mal in einen Bereich, in dem jeder mitschreiben kann. In den Essentials geht das nicht. Danke für den Start.
Michael(F)
Zitieren
#3
Dann versuche ich mich mal am Preis:

Der Preis von Bandgeräten hängt auch sehr stark von der Bezugsquelle ab. In Caritas- oder Diakonieläden werden die Geräte in der Regel billiger sein als bei Auktionshäusern, dafür ist das Angebot im Vergleich dazu auch extrem klein.

Der Preis richtet sich unter Anderem nach diesen Faktoren:

a) nach den technischen Eigenschaften des Tonbandgerätes
b) nach der Seltenheit
c) nach dem Zustand

Grundsätzlich ist anzuraten, lieber etwas mehr für ein Tonbandgerät auszugeben und dafür ein technisch sehr gut erhaltenes zu bekommen, als das Risiko einer Geräteleiche einzugehen, der möglicherweise sogar Teile fehlen, denn es ist vieles nicht mehr lieferbar und die Frage, ob Motoren, Andruckrollen oder sonstige Teile noch lieferbar sind, kann so eine große Bedeutung bekommen.
Ein Sonderfall stellt hier natürlich eine besondere technische Begabung des Einzelnen dar, der möglicherweise direkt diagnostizieren kann, wo der Fehler liegt und die Schwere des Defekts so einschätzen kann.

Zu dem Kaufpreis gesellen sich häufig (bei Auktionskäufen) die Versandkosten hinzu. Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass das Gerät sehr sorgfältig verpackt wird und so halbwegs sicher transportiert werden kann. Am Porto einen Euro sparen zu wollen, um eine andere Gewichtsklasse der Pakete nutzen zu können könnte am Ende am falschen Ort gespart sein. Hier im Forum findet sich ein Thread mit sehr guten Verpackungshinweisen dazu.

Ergänzungen erbeten, das ist sicher nicht komplett.

Gruß, Niko

Edit: Tippfehler beseitigt.
Zitieren
#4
Gehen wir mal davon aus, dass die Anforderungen an das Gerät im großen und ganzen eingegrenzt sind. Welches soll nun gekauft werden?

Fall a, es sollen (nur) vorhandene Aufnahmen wiedergegeben werden.

Bei 26er-Geräten ist die Qualitätsfrage nicht ganz so ausschlaggebend, da in dieser Größe ohnehin "anspruchsvoller" gebaut wurde.
Bei Viertelspurgeräten denke ich erstmal an Akai und Revox. (Ich selbst habe und nutze eine Teac X-2000R, diese ist aber weder preislich noch von der Bedienfreundlichkeit her ein Einsteigergerät). Teac A-Serie oder Sony kommen meiner Meinung nach auch in Frage. Vorteile der Akai- und Sony-Geräte sind die sehr verschleißfreien Tonköpfe.
Ergänzungen und Halbspurgeräte müssen bewanderte als ich vorschlagen....

Bei 18er-Maschinen ist es schon unübersichtlicher. Wenn kein zu harter Einsatz gefordert ist, also kein langes Verharren in Pausen-Stellung oder ständiges Hin- und Herspulen, kann bedenkenlos zu einem Einmotorengerät gegriffen werden. Z.b. eine kleine Sony TC-366 oder 377. Die 377 hat den Vorteil der verschleißfreien Köpfe (F&F), die 366 ist bei e-kauf für kleines Geld zu haben (oft unter 40 Euro, ich habe meine für 25 bekommen). Die 377 sollte jedoch nicht viel mehr kosten. Es mag sein, dass die Riemen defekt sind, es ist aber noch Ersatz zu bekommen und der Austausch ist auch für einen Laien (finde ich) durchaus machbar.
Von Uher sind die Variocord und die Royal de Luxe im Rennen. Beides grundsolide Maschinen. Das große und ärgerliche Problem bei Uher sind jedoch die häufig verformten Reibräder, die die Geräte sehr laut werden lassen. Bei einem Kauf ist hier also Vorsicht walten zu lassen. Ein Vorteil dieser Geräte ist der austauschbare Kopfträger, sie lassen sich problemlos von 2- auf 4-Spuren umrüsten.
Bei Akai gilt es vor allem die X-... und GX-... zu unterscheiden. Die letzteren haben die Glasköpfe, die prinzipiell länger halten als man Zeit hat das Gerät zu benutzen (naja, fast). Wer sich kleine Bastelarbeiten zutraut, kann Geld sparen. Bei der GX-210D, 215D, 220D gehört ein oxidierter Umschalter für die Reverse-Wiedergabe zum "guten" Ton. Wer diesen Fehler selbst beheben möchte, kann bis zu 100 Euro sparen.
Die meisten Akais haben drei Motore, einige auch einen Capstan mit Direktantrieb (z. B. die GX-230D), d. h. sie haben weniger verschleißanfällige Mechanik.

niels

Edit: Die "meisten" ergänzt.
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#5
Zitat:niels postete
Bei der GX-210D, 215D, 220D gehört ein oxidierter Umschalter für die Reverse-Wiedergabe zum "guten" Ton.
Leider nicht nur bei denen, denn diesen Umschalter haben alle mir bekannten Reverse-Akais. Nur neuere Modelle sind wohl - noch - nicht so oft betroffen.

Bei den Modellen, die mit einem verschiebbaren Wiedergabekopf statt mit einem separaten Reversekopf arbeiten (u.A. die X-200, -201 und GX-210, -215, -220, -221, -225, -280, -285, -286) kann es zusätzlich sein, daß die entsprechende Mechanik eingeharzt ist und nicht einwandfrei arbeitet.

Zitat:Die Akais haben drei Motore
Die meisten zumindest. Es werden aber mit der 4000/ 4400 und den 17XXern auch häufig einmotorige Modelle von Akai angeboten, die ich persönlich nicht gerade für die Krone der Tonbandtechnik halte. Wie Wayne letztens treffend schrieb: Das konnte Uher besser.
Zitieren
#6
Ein großes HALLO an alle Tonbandfreunde und die es werden wollen!!!

Ich verfolge nun schon mehrere Jahre die Auktionen bei eBay.
Speziell diese, in denen Maschinen von AKAI angeboten werden.
Die teilweise recht abenteuerliche Preisgestaltung bietet sicherlich manchem Geldbeutel Einhalt, doch das Problem liegt nicht in der finanziellen Macht.
Vielmehr hört und liest man mehr und mehr von defekten Geräten, die als TOP-Ware angeboten werden.
Es geht hier um Beträge von mehreren Hundert Euro und da ist äußerste Vorsicht geboten.
Schade für die jenigen, welche es ehrlich meinen!
Das künftige Schmuckstück sollte in jedem Fall vorher besichtigt werden, denn nichts ist ärgerlicher als wenn der Postbote ein defektes Gerät liefert!
Ersatzteile sind Mangelware und jeder, der sich mit diesen Geräten beschäftigt, weis wie problematisch die Beschaffung ist.

Meine kleine Ladie schenkte mir zum Geburtstag eine AKAI GX 646.
Sie ersteigerte die Maschine bei eBay und war sehr stolz darauf, als unwissende genau die Maschine ergattert zu haben, welche ich mir seit Jahren gewünscht hatte.
Ihr könnt euch vielleicht ihre Entäuschung vorstellen, als die Maschine in einem absolut verheerendem und defektem Zustand bei mir ankam.
Sie hat sich als Leihe auf die Angaben des Verkäufers verlassen, doch die Realität sah anders aus.
Eine echte Zumutung!
Ich habe dieses Schmuckstück wieder hin gekriegt, doch das nur mit Hilfe auf Foren und sehr viel Arbeit.
Für technisch unbegabte eine unlösbare Aufgabe.

Trotz aller negativen Erfahrungen gibt es auch positive!
Es ist sehr Lehrreich, sich mit seinem Gerät auseinander zu setzen und nun bin ich super Froh, diese Maschine zu erleben!
Sie ist eine echte Bereicherung und ich kann jedem, der mit dem Gedanken über eine solche Investition spielt, diese nur wärmstens empfehlen!
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste