Ausgangspegel N4522
#1
Guten Morgen !!
Da ich meine 4522 optisch soweit fit habe, müsste ich nun wissen, wie mein Ausgangspegel genau auszusehen hat. Ich habe ein Bluthard-Vollspurband mit 1000 HZ, 320nWb/m bei 2,1 db Aussteuerung (laut H. Bluthard) und ein Tandbergtestband 1000 Hz bei welchem ich bei 0 db Aussteuerung 1,5 Volt am Ausgang messen sollte - bei Tandbergmaschinen laut Hr. Schmidt.
Was ist nun für die 4522 am besten und welche Werte sollte ich wann messen???? Bei VU bzw Peak??? Und WO stelle ich das ein (kein S.M. vorhanden)?
Bissl viel Fragen für einen Sonntag, oder???!!!
Ein dickes Danke und einen schönen Sonntag im voraus!!!
Gerd
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#2
In erster Linie ist diese Frage bandsortenabhängig!

Die Anzeige soll ja dazu dienen, das Band sinnvoll auszusteuern, ohne daß die Aufnahme verzerrt.
LPR35 z.B. kann man bei 19 cm/s bis +8 dB bei 1 kHz und 3 % Klirr aussteuern, Profibänder deutlich höher. Altes und dünnes Band gerät weit früher in die Sättigung.
Europäische Hersteller haben es häufig so gemacht, daß die Anzeige bei Pegeltonband 320 nWb/m 0 dB anzeigt und die Ausgangsspannung 775 mV (0 dBm) beträgt. Das ist sinnvoll, wenn man die unterschiedlichsten Bänder verwendet.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Lieber Gerd,

alles andere als ein Philipsmann erinnerte ich mich eben daran, dass Ulrich Wienforth im Juli 1980 in Heft 7 von 'HiFi exklusiv" (noch mit 'K' geschrieben....; das Heft enthält auch einen instruktiven Bändervergleich) nebeneinander eine Studer A80 und eine, deine Phlilips 4522 durch die qualifizierte Testmangel drehte, wobei die 4522 dabei, hüstel (ich meine das bitter ernst!), sehr, sehr gut aussah... Ob sie allerdings seither durch 25 Jahre einen tonstudiomäßigen Betrieb überstanden hätte wie ihre große Schwester aus der Schweiz, steht auf einem anderen Blatt, hier aber auch nicht zur Debatte. Ich teile das 'nur so' mit, schicke dir aber auch gerne einen Scan beider Tests...., 'nur so' der Vollständigkeit halber, ... Der Test ist frei von Highender-Lyrik.

Prinzipiell trittst du mit deiner Frage letztlich in ein Wespennest aus Pegelrechnung, Messinstrumentenbauart und Messweisen. Wir haben hier im Forum schon zur Aussteuerungsmessung, zum Sinn und Unsinn von VU-Metern, den Vor- und Nachteilen der Spitzenwertmessung (10 ms Integrationszeit) nebst der internationalen Verbreitung der jeweiligen Verfahren diskutiert. Vielleicht interessiert dich der Hintergrund ja anhand des nun dräuenden Ungemachs aus meiner Feder:

Deine Maschine wählt aus obigen Dilemmata den Ausweg, die Messwerke von VU (in deinem Falle definitiv 6 dB Lead, 300 ms Integrationszeit) auf Peak umschaltbar anzulegen und durch jeweils zwei LEDs (+3,5 dBVU, +6,5 dBVU) zu erweitern. Für "Peak" sind hier nach dem genannten Test aber leider nicht die studioüblichen 10 ms Integrationszeit verwendet, sondern eine 'etwas' verkürzte VU-Einschwingzeit von 120 ms. Also ist diese Umschaltung bestenfalls für Musik und 'so ungefähr' zu gebrauchen. Das heißt, man verlässt sich hier für Pegelfestlegungen anhand von Messbändern vielleicht auf die LEDs, bei denen die letzte (wohl rote) bei +6,5 dBVU aufleuchtet (aufleuchten soll, denn die Triggerschwelle -so fürchte ich- kann man wohl einstellen. Und was zu verdrehen ist, wurde in der Regel bei älteren Geräten von irgendeinem Schlauberger auch verdreht), ansonsten aber auf eine klassische, VU-konforme Messung.

Demnach bietet sich in deinem Falle eine Messwerks-Einstellung 'Typ A77/B77/A700' an, bei der

0dBVU mit 514 nWb/m - 6dB, also 257 nWb/m erreicht werden (bei 1 kHz, versteht sich). 514 nWb/ brächten also deine letzte LED gerade noch nicht zum dauerhaften Leuchten (sie wird daher wohl flackern). 320 nWb/m (1 kHz) des Bluthard-Bandes müssten als statischer Ton +6 dBVU - 4,1 dB = +1,9 dBVU auf den Zeigerinstrumenten deiner 4522 unter der Voraussetzung hervorrufen, dass sonst 'alles im Lot' ist.

Das bedeutet, wie Andreas oben schon warnend anmerkte, natürlich nicht, dass band- und geschwindigkeitsunabhängig nun 'draufgebraten' werden könnte, was das Zeug hält, solange eben nur 0dBVU unterschritten bleiben, das VU-Meter 'stimmt ja nun'; genau dies ist schlicht falsch. Ein nicht unprominenter Teil tonmeisterlichen Tuns ist/war die Kontrolle des modulationsabhängig zulässigen Klirrfaktors. Andreas' Warnungen sind daher zu befolgen, selbst wenn das VU-Meter der 4522 offenbar sichernde Nichtlinearitäten besitzt. Zur breitbandigen Pegelmessung (Einmessung) taugt es daher aber nicht!

Demgegenüber weißt du mit obigen Hinweisen, wie du -sicher im Sinne des Herstellers Philips- die Aussteuerungsmesseinrichtung deiner Bandmaschine einzustellen hast/hättest.

Hans-Joachim

P.s.:
Ein habe ich vergessen. Dem oben erwähnten Test entsprechend liegt die Ausgangsspannung der Maschine bei 257 nWb/m um 0,775 V, so dass bei 514 nWb/m tatsächlich 1,55 Volt erreicht werden. 320 nWb/m sollten daher eine Ausgangsspannung (alles offen) von 0,96, also rund 1 Volt hervorrufen. Dies wird bitte mit dem Millvoltmeter gemessen, weil bei üblichen Digi-Voltmetern der Umpolfehler auf höhere Frequenzen zu (oftmals) schon sehr bald nicht mehr zu tolerierende Größenordnungen annimmt.
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#4
Lege mal die beiden Pegeltonbänder auf!

Was zeigen die Instrumente an, was kommt hinten heraus?


Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#5
Hallo Andreas & Hans-Joachim,
zuerst Danke für euere Mühen und Erläuterungen!!
Es zeigt sich von jedem von Euch ein bißchen was und ich denke die Maschine ist nicht gravierend verstellt(?).
Ich habe nun mit beiden Bändern gemessen:
Bluthardband (VOLLSPUR!) 320 nWb/m. 1kHz:
li.: knapp -1,5 db bei 0,85 Volt (Peak)
re.: ca. -1 db bei 0,86 Volt*

Tandbergband (KEIN Vollsp.!) 1kHz, 1,5V Ausgang:
li.: +1,5 db bei 1,15 Volt (Peak)
re.: knapp +3,5 db bei 1,4 Volt*
Beim Tandbergband messe ich auf den Tandbergmaschinen einen Unterschied
von 0,1 Volt, d.h. li + re stimmen wohl nicht 100 %ig.

*Die Ausgangsspannung lässt sich ja per Poti neben den Cinchbuchsen nachjustieren (habe ich nicht getan, alles wie erworben)

Es geht mir nicht um 0,05 Volt o.ä. sondern einfach um eine gute Grundeinstellung ohne grössere Abweichungen.
Ich hoffe, Ihr könnt mit den Werten etwas anfangen.
Gruss, Gerd
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#6
Zitat:Gerd postete

Bluthardband (VOLLSPUR!) 320 nWb/m. 1kHz:
li.: knapp -1,5 db bei 0,85 Volt (Peak)
re.: ca. -1 db bei 0,86 Volt*
*Die Ausgangsspannung lässt sich ja per Poti neben den Cinchbuchsen nachjustieren (habe ich nicht getan, alles wie erworben)
Lieber Gerd,

was unmittelbar hinter dem Ausgangspot ansteht, dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die VU-Anzeige ohne Bedeutung sein. Ich hatte oben gefordert, dass "alles offen" sein müsse, d. h. für den Vergleich zwischen Wienforths Messungen von 1980 und den deinen von heute der Spannungsteiler also am positiven Endanschlag zu stehen hätte. Deine jetzigen Angaben deuten aber bereits darauf hin, dass diejenigen Hinweise, die ich oben aus denen Wienforths ableitete, grundsätzlich zutreffen müssten.

Möglicherweise stehen eben die Trimmerle neben den Cinchen deiner 4522 nicht ganz am Endanschlag. Ich persönlich würde wahrscheinlich (nach Studium der Schaltung und einer Ursachenforschung zur Herkunft der fehlenden 0,1 V) auf 0,96 V bei 320 nWb/m abgleichen und dann auch +1,9 dBVU bei 320 nWb/m (= 320 pWb/mm) einrichten. Eine unmittelbare Notwendigkeit für dich besteht diesbezüglich aber nicht, zumal ja auch der Zustand des Bluthard-Bandes keineswegs klar ist.

Mein Hinweis zur Verstellerei innerhalb der mehr oder minder kompetenten 'Verbesserungsbemühungen' irgendwelcher Vorbesitzer bezog sich primär auf die vermutlich einstellbare Triggerschwelle der beiden LEDs, die offensichtlich ab Werk (so stellt Wienforth das 1980 dar) auf +3,5 und +6,5 dBVU justiert waren. Das könnte bei dir durchaus daneben liegen.

Zu Tandberg kann ich mich nicht äußern, weil ich deren Bezugsband nicht kenne, und du uns den remanenten Fluss dieses Bandes verschweigst. Es spielt übrigens insofern eine Rolle, dass Bluthards Aufzeichnung Vollspur ist, als die Phlilips 4522 aufgrund ihrer ungewöhnlichen Spurbreite ein (entzerrungsmäßig nur unter "IEC" geeignetes) ARD-Stereo-Bezugsband (für 2,775 mm Spurbreite) oder eben ein Vollspurband voraussetzt. Der zugrunde gelegte Fluss (320 pWb/mm, oder wie heute genormt: 320 nWb/m)) ist bereits pro Millimeter bzw. Meter 'normalisiert', die Spurbreite braucht damit nicht mehr berücksichtigt zu werden, solange die Spuren des Bezugsbandes nicht schmaler sind, als die des abtastenden Tonkopfes. Der Bandfluss pro Millimeter Spurbreite beträgt in deinem Falle also 320 pWb/mm, nicht etwa 320 pWb.

Ein Gerät, das eine größere Spurbreite abtastet, kann demzufolge auf einen Teil der Nachverstärkung verzichten, was aber das Gerät, nicht etwa die normierte Magnetisierung des Bandes betrifft. Wie bereits angedeutet erhielt die 4522 ab Werk Köpfe mit der Spurbreite der alten Mono-Halbspur-Norm (2,3 mm, also verringerter Spurrasen zwischen den Kanälen), womit die 4522 gegenüber den Brüdern z.B. der regulären Revox-Crew einen um 1,2 dB höheren magnetischen Fluss nutzen, also im Vergleich zu diesen auf 1,2 dB Nachverstärkung verzichten kann.

Hans-Joachim
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#7
Lieber Gerd!

Wie Hans-Joachim schon schrieb, prinzipiell liegt die Maschine im grünen Bereich. Wenn Du Zweifel hast, ob das Band von Bluthard noch im guten Zustand ist, lasse es rückwärts durchlaufen. Da es Vollspurband ist, müssen identische Ergebnisse herauskommen. Sollte es z.B. wider Erwarten mit einem Viertelspurgerät angelöscht sein, merkt man es sofort.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#8
Also, im Zustand "alles offen" messe ich mit dem 320nWb/m-Band
1,05 Volt und die Aussteuerung zeigt jeweils -1 db an.
Stelle ich nun an den Trimmern hinter den VUs (hinter der unteren Frontplatte) die Zeiger auf 0 bzw. +2db ein?
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#9
Lieber Gerd,

dieser Hilferuf gilt mir, denke ich.

Wenn alles offen ist, solltest du zunächst den Ausgang mit Hilfe des VA-Tones des Bluthard-Bandes bei 1 kHz, 320 nWb/m und 19,05 cm/s (die für das Bluthard-Band richtige Entzerrung wählen!) mit den beiden internen Pots auf den Wiedergabverstärkerprints auf genau 1 Volt am Cinch-Ausgang bringen. Wenn dies durchgeführt ist, solltest du Andreas Hinweis von oben folgen, und die 1 kHz-VA-Modulation des Bluthard-Bandes rückwärts (also obere Spur nach unten untere Spur nach oben) an den Köpfen vorbeilaufenlassen. Wenn dabei halbwegs dieselben Pegel auftreten, sollte sich das Bezugsband zumindest auf beiden Spurpositionen in ähnlichem Zustand befinden. Danach wird dann das Bezugsband wieder regulär aufgelegt und von neuem mit dem VA-Signal wiedergegeben (1 V an beiden Ausgängen), wobei aber nun die beiden VUs (bitte nicht in Stellung "Peak") an den Einstellpots auf dem VU-Verstärker(!) auf + 1,9 dB abzugleichen sind.

Da wir den Zugriffsort des VU-Verstärkers auf die Nf-Kette nicht kennen, empfiehlt sich diese Vorgehensweise.

Danach, also dann, wenn alles Obige bruchlos abgegangen ist, ist der Aufsprechpegel bei 1 kHz 0VU zu kontrollieren und ggflls. an den Pegelpots der Aufnahmeprints einzustellen; also bitte nicht an den möglicherweise vorhandenen Equalizing-Pots, den Wiedergabe-Pots oder denen der VUs, man langt da zu leicht daneben. Dafür legt man ein Sinussignal 1 kHz vom Tongenerator an den dabei nicht übersteuerten Line-Eingang, stellt vor Band 0 dBVU ein, bringt die Maschine in den Aufnahmeprozess, schaltet auf Hinterband um und sieht dann, was die VUs als auf dem Band befindlich anzeigen. Sollte das danebenliegen, ist an den Pegelpots der Aufnahmeprints solange zu korrigieren, bis 0 dBVU angezeigt werden.

Dies ist aufnahmeseitig aber nur die Hälfte der Wahrheit, weil bei unserer bis jetzt an den Tag gelegten Sorgfalt, dat Dingen eigentlich auf das von dir verwendete Band eingemessen werden sollte, wobei der Aufnahmezirkus u. U. (bis wahrscheinlich) noch ein wenig zu polieren ist/wäre. Sollte dir geeignetes Messgerät (da sind keine Superlative nötig: Tongenerator ist ohnehin schon gefordert, ein Grundig-Millivoltmeter und ein X-Y-Oszi reichen) zur Verfügung stehen, können wir aber auch das noch durchexerzieren.

Zum obigen Procedere ist anzumerken, dass ich inzwischen den Wienforth-Test von 1980 komplett durchgearbeitet habe, weshalb meine anfangs gemachten Aussagen zum Pegel geringfügig zu revidieren sind. Die Frage ist, ob separate Pegelpots für die drei Bandgeschwindigkeiten vorhanden sind. Wienforth macht dazu keine dezidierte Aussage, seine Messwerte aber deuten an, dass dem nicht so ist, denn 9,5 ist auf 250 nWb/m spezifiziert und liefert gemäß seinen Tabellen einen um 2 dB niedrigeren Pegel, was exakt dem Unterschied zu 320 nWb/m (19 und 38) entspricht. Es ist also anzunehmen, dass intern nur ein Wiedergabe-Pegelpot pro Kanal existiert, und man die Vollaussteuerung zumindest für 9,5 recht hoch justiert hat, da die VU-Verstärker obigem Befund entsprechend sicher auch nicht für die jeweilige Bandgeschwindigkeit gesondert einzustellen sind.

Wenn dir an einer Kontrolle der Peak-Dioden liegt, gehen wir auch das noch an. Nachfragen hilft.

Eine Frage gibt es von mir.
Selbst wenn du oben bekennst, keine Service-Anleitung deiner 4522 zu haben: Verfügst du über eine Schaltung der 4522? Da würde ich ganz gerne einmal hineinschauen. Denn dann peile ich selbstsicherer durch und wir ersparen uns die vielen Wenns und Abers.

Hans-Joachim
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#10
Hallo Hans-Joachim,
ich werde mich am Do. mal dranmachen, das alles so durch zu testen - vorher geht leider nicht.
Merci, für Deine excellenten und präzisen Ausführungen!!!!
Gruss
Gerd
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