UHER SG 561 - Bandführung wie justieren ?
#1
Liebe UHER Spezialisten unter den Forumsteilnehmern,

ich habe bei einem aus dem Sperrmüll "geretteten" UHER SG 561 ROYAL so weit alle elektrischen
Defekte behoben, und schlage mich jetzt noch mit einer offensichtlich mangelhaft justierten
Bandführung herum. Das Problem bemerkt man hauptsächlich, wenn man eine Stereo-Aufnahme
mono abspielt, d.h. am externen Verstaerker auf Monobetrieb umschaltet.
Es gibt dann, je nach Bandsorte, mehr oder weniger starke Schwankungen im Bereich der hohen Tonfrequenzen, die sich meiner Meinung nach durch Schwankungen in der Phasenlage der Kanaele zueinander ergeben. Mit Lupe und einer starken Lichtquelle habe ich mich dann auf die Suche
entlang der Bandfuehrungs-Teile und Koepfe gemacht.
Dabei habe ich herausgefunden, dass das Band an den Koepfen eine leichte Schlingerbewegung
an den Koepfen macht, wenn man die Bandkante mit den eingefrästen Markirungen an den
Köpfen betrachtet.
Wie gehe ich in diesem Fall richtig vor ? Welche Justagen sind dazu notwendig, und wo sollte man
keinesfalls herumschrauben ?

Ich freue mich auf jeden Hinweis.
Grüsse
Gerald
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#2
Hallo Gerald,

wenn du nur die abwickelde Spule drehst, oder das Band per Handbetrieb umwickelst (an der rechten Spule drehen), spürst du dann einen Widerstand oder geht das ganz leicht?

Und wenn du nur die rechte Spule drehst (ohne eingefädeltem Band) und den Komparatorhebel (die Umlenkrolle) darunter nach außen bewegst, sollte sie immer schwerer zu drehen sein bis sie irgendwann recht schwer zu bewegen ist. Ist das noch der Fall?

Es ist nämlich normal, daß die Bremsgummis des Bandkomparators abgeschliffen werden, womit natürlich der Bandzug lockerer wird.

Ich nehme dann immer ein feineres Schmiergelpapier und klemme es zwischen den Gummi und die weiße Scheibe der Rutschkupplung mit der rauhen Seite zum Gummi. Dann ziehe ich es heraus. Dies mache ich ca. dreimal. Dann reinige ich noch die Lauffläche auf der Kupplungsscheibe (wo der Gummi drauf schleift). Der Bandzug ist dann eigentlich wieder in Ordnung. Er stimmt natürlich nicht nach den Werten der Serviceanleitung.

Wenn du es genau einstellen willst, brauchst du die Serviceanleitung (hierzu empfehle ich die die Uher CD von Andreas, www.tonbandwelt.de -> Shop) und eine Federwaage. Der Gummi kann natürlich auch justiert werden, genau wie die Komparatorhebel. Wie du den Zug dann richtig justieren mußt, steht in der Serviceanleitung.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#3
Hallo Wayne,

der Widerstand beim händischen Umwickeln ist recht ordentlich, erst wenn ich den linken Komparator
zusätzlich etwas nach rechts drücke, lässt er um einiges nach. Auch bei drehen der rechten Spule
in Laufrichtung ohne eingelegtes Band, verhält sich die Regelung so, wie du es beschrieben hast.

Ich habe gestern allerdings noch eine Entdeckung gemacht, die vielleicht mit dem Schlingern
quer zur Laufrichtung zu tun haben koennte: Wenn ich die Anordnung der Bandführungselemente
beim SG 561 richtig verstehe, so dürfte den meisten Einfluss der kleine Messingstift haben,
der unmittelbar nach dem Wiedergabekopf (vor der Capstanwelle) sitzt.
Der Stift selbst ist kaum angeschliffen vom Band, das ihn kaum berühren dürfte.
Alelrdings: die oben liegende, seitliche Begrenzung ist vom Band direkt "eingeschnitten",
dort hat sich anscheinend im Laufe der Jahre eine Rille gebildet, sodass das Band dort hinein
rutscht. Dadurch dürfte auch die Spur 1 etwas zu weit in Richtung Bandmitte gewandert sein.

Grüße
Gerald
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#4
An der Bundzugregelung leigt es dann nicht.

Das mit dem Messingstift hat mich jetzt interressiert. Ich hab gleich an allen meinen Uher nachgesehen. Bei meiner SG 561 ist es ebenfalls genauso wie bei dir, die Stift selbst ist nicht eingeschlieffen an der Seitenführung ist aber ein Schlitz - wie eingesägt. Seltsam, mir ist das vorher nicht aufgefallen. Daraufhin hab' ich das Band beobachtet. Es läuft auch durch den Schlitz mit Abstand zum Stift. Flattern tut es aber bei mir nirgends, das Band liegt ordnungsgemäß an den Köpfen an.

Bei meinen drei Royal De Luxe ist zwar der Stift eingeschliffen, die Seiteführung jedoch auch genauso. Komische Sache. Hier flattert das Band aber auch nicht.

M.M. ist das ein Nachteil des austauschbaren Kopfträgers. Anscheinend herrschen hier Toleranzen, die das verursachen. Ich würde die Toleranzen aber als groß einstufen, vorallem weil das nicht sehr bandschonend ist, wenn sich das Band in Messing schneiden muß.

Versuche mal den Kopfträger mehr oder weniger fest anzuschrauben oder einen anderen Kopfträger (wenn du einen hast, die der RDL, SG 560/1/2 sollten auch passen) aufzusetzen und sie nach ob das Band immer noch flattert.

Was du noch überprüfen könntest: Überprüfe ob die Andruckrolle seitlich beweglich ist, daß habe ich nämlich auch schon mal gesehen, aus welchem Grund das so war, weiß ich jetzt nicht mehr. Es kann sein, das durch eine Fehllage der Andruckrolle das Band schief von den Köpfen gezogen wird.

Weiß vielleicht jemand anders noch was über den Messingstift, vielleicht ist er ja bei noch jemanden "angesägt".
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#5
Das Phänomen "angesägter" Führungsbolzen kenne ich.

Eigentlich muß man ihn austauschen. Notfalls muß man ihn geringfügig verdrehen, er wird von einer Kontermutter gehalten. Blöderweise verändert man dadurch aber auch die Bandführung. Sad

Ich würde mal darauf achten, wie sauber das Band zwischen Andruckrolle und Capstanwelle läuft, eventuell kommt da die Schlingerbewegung her, harte Andruckrolle.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#6
Hmm. Das mit den angesägten Messingstiften klingt interessant. Dazu fällt mir noch was ein:
Ist bei euren RDL's und SG's auch der Einschnitt immer an der Bandoberkante, also bei
Spur 1 ?

Das könnte bedeuten, dass das Band nicht parallel zu den Köpfen steht. Bei mir sind die
Einstellschrauben aber alle noch versiegelt, sodass das schon ab Werk so sein müsste, dass
das Band von den Köpfen dann immer leicht nach oben gedrückt wird.

Leider kann man das bei eingelegtem Band kaum erkennen, wenn man den Drehschalter langsam
in Richtung "Start" dreht, und den Abstand zwischen Band und Koepfen beobachtet.

Es würde aber vermutlich bedeuten, dass sich jeweils die untere Hälfte der Köpfe näher am
Band befindet, als die obere, und so das Band nach oben wegwandert und den Messingbolzen immer weiter einschneidet.

Ich werde mal versuchen, so einen Messingbolzen irgendwo aus einem Stueck Messing-Rundmaterial neu drehen zu lassen. Denn auch wenn das nicht unmittelbar mit dem
Schlingern zu tun hat, die Spur ist dadurch auf jeden Fall zu weit in Richtung Bandmitte verlagert.

Gerald, OE5HAN
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#7
Wie sehr unterscheided sich die 561 von der Variocord? Bei meiner ist sowohl der Bolzen abgenutzt und auch der Einschliff ist an Ober- und Unterkante.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#8
Leider kenne ich die Variocord nur von Fotos. Bei meiner SG ist es allerdings so, dass der Bolzen
offenbar kaum vom Band berührt wird, daher an der Lauffläche praktisch kein "Spiegel" existiert
(nur ganz wenig und ganz schmal vielleicht etwas von der Oxidschicht des Messings weggeschliffen),
aber der Einschntt an der oberen Führung ist ganz beträchtlich. Dieser könnte um die
0.1 bis 0.2 mm tief in das Material rein gehen. An der unteren Führung ist kein Einschnitt vorhanden,
diese dürfte überhaupt nie vom Band berührt worden sein im Laufe der Jahre.

Gerald
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#9
Zitat:gfh postete
Hmm. Das mit den angesägten Messingstiften klingt interessant. Dazu fällt mir noch was ein:
Ist bei euren RDL's und SG's auch der Einschnitt immer an der Bandoberkante, also bei
Spur 1 ?
Ist bei allen meinen Uher so (also immer Bandoberkante), nur das bei den RDLs der Stift zusätzlich einen Spiegel hat.

Bei meiner SG 520 Variocord ist aber weder die Seitenführung noch der Stift eingeschliffen.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#10
Erfreuliche Nachricht !

Da ich bis dato noch niemanden mit einer ausreichend genauen Drehmaschine gefunden habe,
wo ich mir den Bolzen nachmachen lassen kann, habe ich aus anderen Standard-Bauteilen aus
Messing eine "ähnliche" Bandführung nachgebaut.

Man nehme ein M3x25 Zylinderkopf-Messingschraube, 2 Unterlegscheiben und ein
4mm Messingröhrchen sowie eine Messing-Mutter M3.

Das Messingröhrchen etwa auf 6.5 mm zurechtsägen, und mit Schlüsselfeile und anschliessend
feinem Schleifpapier auf 6.3mm vorsichtig und genau im rechten Winkel nachbearbeiten.
Unterlegscheibe, Röhrchen, 2. Unterlegscheibe auf der Zylinderkopfschraube mit der
Mutter mässig festschrauben. Schraube auf Original-Zapfenlänge kürzen, und mit
einer feinen Metallsäge am Ende einen Schlitz zum Abgleichen einschneiden.

Alter Bolzen nach Lösen der Kontermutter raus, neuer Bolzen rein, mit einem Bandstreifen mal
ungefähr bei abgenommenem Kopfträger vorjustieren und Kontermutter leicht anziehen.

Kopfträger befestigen und mit "Referenzband" die Spur justieren.

Ergebnis: Bandlauf sauber, kein Schlingern mehr, und keine Phasenauslöschungen mehr
feststellbar, mit Mono-Verstärker abgespielte Stereo-Aufnahmen schwanken nicht mehr bei den hohen Tonfrequenzen.

Diese Methode kann ich eigentlich allen empfehlen, die das Problem des eingeschnittenen
Bolzens bei der Bandführung haben, und kein Original- oder Nachbau-Bolzen zur Verfügung steht.
Weiters hat die Konstuktion noch den Vorteil, dass man nur eien Unterlegscheibe wechseln muss,
sollte der Einschnitt zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftauchen.

Grüße
Gerald
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#11
Addendum:

Man könnte die Konstruktion noch weiter optimieren:
Die Unterlegscheiben evtl. durch ein Material ersetzen, das extrem hart ist, und nicht wie
das Messing wieder Gefahr läuft, eingeschnitten zu werden vom vorbeilaufenden Band.
Evtl. Koennte man auch eine Folie o.ä. zwischen Messingröhrchen und Unterlegscheiben
legen, oder ein Glimmerplättchen ? Keine Ahnung, was da noch für Materialien in Frage kommen ...

Gerald
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