Braun TG 1000 / 4
#1
Die Braun besticht zunächst durch ihr unauffälliges und für Braun typisches, sachliches Design. Selbst wenn man kurzfristig sein Herz an einen Japaner verlieren sollte, eine solche Maschine wird ihren Reiz immer wieder ausspielen und die Herzen zurückgewinnen - da bin ich mir ganz sicher. Was viele nicht wissen ist, dass die Maschine zuletzt von UHER für BrAun gebaut wurde. Die Maschine wurde Anfang bis Mitte der 70er Jahre für rund 1800 DM gebaut.

Wie viele deutsche Maschinen ist auch dieses Gerät extrem schmal, jedoch tonnenschwer. Das Gehäuse ist aus Metall, geöffnet wird mit Schraubenschlüssel wie bei Tandberg. Tasten und Regler sind aus Kunststoff. Die Maschine verträgt 22er Spulen, wohl ein Kompromiss zwischen den 26,5ern und den 18ern, auch typisch deutsch und nicht unbedingt schlecht, da so das Gerät noch halbwegs in eine Anlage und dessen Schrank integrierbar bleibt. Die Wahl der Spur durch Tasten ist zwar nicht unbedingt die beste Lösung (Philips hat das besser im Griff gehabt), dennoch aber praktikabel. Die 2 Außenläufer sind Direktantriebler und erwärmen leider die Teller relativ stark. Der Tonmotor wird, ebenfalls typisch deutsch, über einen Riemen angetrieben und ist je nach Modelljahr entweder extrem leise oder etwas zu laut geraten. Offenbar sind die älteren Modelle flüsterleise, bei 4,75 nicht mehr zu hören, bei 9,5 cm/s vernimmt man ein leises Rauschen und 19 cm/s ist dann gerade mal wahrnehmbar.

Das Zählwerk liegt frei, hat also keinen Glasschutz. das hat zur Folge, dass 'Rauchergeräte' ein ziemlich dreckiges Zählwerk haben. Auch können einzelne Ziffern beschädigt sein. Es wird - wie z.B. bei Sony - mit gleich 2 Riemen angetrieben. Das ist nicht erfreulich, aber zumindest, im Gegensatz zu Sony, werden hier 2 gleiche Riemen verwendet.

Die 3-Zack-Verriegelung ist etwas, über das man offenbar streiten kann: ein Elektronikmeister fand sie hervorragend, konnte gar nicht verstehen, warum ich so über sie herziehe, probierte sie - ich konnte es nicht verhindern - und schon gab es einen Zacken weniger. Die Zacken brechen wie Streichhölzer, sind unhandlich klein und schwergängig bzw. zu filigran zu bedienen. Die Klappe der Tonkopfabdeckung ist bei vielen Geräten lose, schlimmer wird es bei den Nachfolgern aus dem Hause ASC, da sind bei bestimmt 50% aller Geräte die Klappen unten - es gibt keine Mechanik, die das verhindert (Prinzip 'Hoffnung' der Dipl-Ings.) - die ersten Geräte hatten zumindest noch eine Feder! Besondere Aufmerksamkeit sollte man der Position der Andruckrolle widtmen: sie liegt zwischen dem Aufnahme- und dem Wiedergabetonkopf. Vielleicht ist das die ideale Anordnung?

Von der Maschine hat es mind. 3 Servicemanual-verschiedene Versionen gegeben. Die letzte zeigte auch äußerlich den Fortschritt: die Taste 'Computer' kam hinzu.

Die Aussteuerungsinstrumente sind wie bei der A77 winzig und somit schwer zu handhaben, allerdings dabei nicht ungenau, wenn man einmal den Vergleich über ein Pult mit mehreren Maschinen gleichzeitig macht. Das Einlegen des Bandes ist unproblematisch. Die Umspulgeschwindigkeit ist ausserordentlich hoch. Die gesamte Bedienung vermittelt ein Gefühl von Präzision wie ich es in dieser Klasse von kaum einem anderen Gerät kenne! Aufnahme- und Wiedergabeeigenschaften sind ebenfalls sehr gut, so dass ich abschliessend diesem Gerät ruhigen Gewissens eine positive Bewertung geben kann.

Mit Preisen um 60 bis 100 Euro wird die Maschine derzeit total unterbewertet. Daher ein echtes Schnäppchen. Ich denke auch, dass diese Maschine das ideale Einsteigermodell ist. Aber ich verkneife mir folgenden Spruch: wenn die Braun bis 26,5 cm gegangen und etwas billiger gewesen wäre, würde heute niemand mehr von der A77 sprechen... Wink Die Braun bekommt von mir eine 1+ mit Sternchen!
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#2
Ich habe nicht viele Tonbänder gehabt, aber die Braun hat immer schreckliche Aufnahmen gemacht, waren alle verrauscht. Weil ich auch verschiedene Bänder genommen habe kann es ja nicht an der Geräteeinstellung liegen. Die Kiste war fast neu. Sonst aber stimme ich wohl zu.
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#3
Ich würde bei deiner Maschine mal die Tonköpfe entmagnetisieren, dann könnte sich das Rauschen verflüchtigen...
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#4
60 bis 100 Euro? Oha... kann es sein, daß sich das seit der Entstehung des Artikels mehr oder weniger stark geändert hat? Ich hätte da nach meinen Beobachtungen vom Juni/ Juli eher mit dem doppelten Preis angesetzt, obwohl Urlaubszeit war.
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#5
Für ein Bastlergerät ist das realistisch.
Wobei... Andreas bastelt ja kaum.
Hm... Hat wohl tatsächlich angezogen, der Preis.
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#6
Naja für 100 euro sollte man mit etwas geduld durchaus etwas brauchbares erhalten. Jedoch sind alle Braun's als natürlich ASC's usw. ob nun als defekt, mit kleinen Mängeln oder im Top Zustand es sind immer Geräte an den zu B A S T E L N bzw. wie man in der Schweiz so hübsch sagt zu revidieren ist!!!!

Hier gilt das gleiche wie für alle anderen alten Schätze nach 30 Jahren ist immer der Wurm drin!
Da kann der Verkäufer behaupten was er will, es ist schlicht unzutreffend!

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#7
Zitat:Gyrator postete
Hier gilt das gleiche wie für alle anderen alten Schätze nach 30 Jahren ist immer der Wurm drin!
Da kann der Verkäufer behaupten was er will, es ist schlicht unzutreffend!

Gruß

Thomas
Volle Zustimmung. Ich habe mit "Topzustand" keine guten Erfahrungen gemacht.
Wenn man ein Bastlergerät günstig bekommt, freut man sich wenn wenig dran ist.
Beim "Topzustand" mit Schrottwert regt man sich nur auf.
Bastlergeräte sind also auch besser für die Nerven. Smile
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#8
Her Gerade bei EBAY Entdeckt.

Ein 2 Spurer:
http://cgi.ebay.de/Braun-Tonbandgeraet-T...dZViewItem

Ein 4 Spurer:
http://cgi.ebay.de/Braun-Tonbandgeraet-T...dZViewItem

Das mit den Drezack was so leich Abbrecht hat auch der MAJAK. Die sind auch so empfindlich das man sich da nicht Traut eine 18'er Metalspule auf zu Legen.
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#9
Kleiner Hinweis zu Braun TG1000!

Wer sich solch eine wirklich klasse Maschine zulegen möchte, sollte sich eine TG1000/2, also halbspur mit Seriennummer ab 21xxx erstehen. Hier wurden verbesserte Köpfe verwendet, welche etwas härter sind und damit haltbarer.
Dier viertelspur Variante war davon nicht betroffen!

Gruß
Thomas

PS: Naheres siehe hier ab Beitrag 3!

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=2335
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#10
Zitat:Matze postete
Hier gilt das gleiche wie für alle anderen alten Schätze nach 30 Jahren ist immer der Wurm drin!
Da kann der Verkäufer behaupten was er will, es ist schlicht unzutreffend!
So pauschal kann man das sicher nicht sagen. Es gibt auch Verkäufer, die vorhandene Mängel vor dem Verkauf beseitigen. Bei Akai-Geräten fällt mir z.B. der eBayer "inkaman01" ein - selber habe ich noch nichts von ihm ersteigert, aber er genießt den Ruf, daß man bei ihm wirklich bedenkenlos kaufen kann und immer mängelfreie Geräte bekommt. Dafür ist das Interesse an seinen Auktionen aber auch groß, und die Preise gehen entsprechend in die Höhe. Eine GX-210 D, die normalerweise für 80 bis 100 Euro den Besitzer wechselt, geht in seinen Auktionen nicht selten für 180 Euro weg.
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#11
Zitat:EinarN postete
Ein 4 Spurer:
http://cgi.ebay.de/Braun-Tonbandgeraet-T...dZViewItem
So gut mir die schwarze Ausführung gefällt, so hässlich finde ich die schwarz-silberne. >Sad
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#12
Auch wenn meine Aussage als Zitat von Matze herhalten muss, so stehe ich nach wie vor dazu!

Nach dreißig Jahren ist in der Regel ein derartiger Aufwand zur Wiederherstellung des halbwegs serienmäßigen Zustand an technischer Qualität zu treiben, dass allein schon die Ersatzbauteile mindestens mit 70 Euro zu veranschlagen sind. Jedenfalls stecke ich diesen Betrag mindestens in jede Maschine. Den nachfolgend zu treibenden zeitliche Aufwand der Wiederherstellung und Neu-Einmessung ist fast nicht zu bezahlen. Die von den einschlägigen Werkstätten instandgesetzten Geräte halten sicherlich wieder ein paar Jahre, jedoch ist dann danach wieder der Wurm drinn. Eine grundsolide Revidierung der Geräte wird sicherlich auch seltens gemacht und dann noch viel weniger zum Verkauf offeriert.

Gruß
Thomas
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#13
Zitat:Gyrator postete
Nach dreißig Jahren ist in der Regel ein derartiger Aufwand zur Wiederherstellung des halbwegs serienmäßigen Zustand an technischer Qualität zu treiben, dass allein schon die Ersatzbauteile mindestens mit 70 Euro zu veranschlagen sind.
Ja, natürlich. Deswegen würde ich Dir auch in dem Punkt zustimmen, daß die Angabe "neuwertig" bei einem 30 Jahre alten Gerät Quatsch ist. "Topzustand" heißt für mich aber, daß ein Gerät keine erkennbaren Mängel hat, und solche Geräte gibt es durchaus auf eBay zu kaufen. Daß möglicherweise nach ein paar Betriebsstunden unvorhersehbare Mängel auftreten, sollte einem beim Kauf alter Geräte klar sein.
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