Vor rund 170 Jahren...
#1
Hallo Freunde,

vor mehr als 170 Jahren gab es, als Spielerei, die ersten primitiven Mikrofone. - Es waren leere Dosen die im Boden ein kleines Loch hatten. Von dort war eine Schnur zum Boden einer zweiten Dose gespannt. - Wenn man nun die straffe Schnur frei schwingen ließ, konnte man in die eine Dose hinein sprechen und in einiger Entfernung in der anderen die Botschaft hören.

Es war der hessische Physiklehrer JOHANN PHILIPP REIS, der einen Apparat zur Übertragung von Sprache oder Musik erfinden wollte. - Am 26. Oktober 1861 führte er vor dem „Physikalischen Verein in Frankfurt" das erste funktionierende Telefon der Welt vor - und damit auch das erste Mikrofon.

Einige Tontechniker sagen: „Bessere Mikrofone als die heutigen brauchen wir nicht. Jedenfalls nicht solange der Mensch so schlechte Ohren hat..."

Grüße an alle, Euer Gunther
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#2
Lieber Gunther,

ich weiß nicht recht, was die Kollegen Wuttke und Schneider zu deiner Anmerkung sagen, und auch Georg Neumann wird sich vernehmlich im Grabe drehen, das er nun auch schon wieder rund dreißig Jahre hütet.

Mikrofone sind heute tatsächlich so gut, dass die peripher in eine Aufnahme getragenen Probleme diejenigen des situationsangemessen gewählten Mikrofones bei weitem übersteigen. In der Regel nehmen wir ja nicht im Freifeld, sondern im Diffusfeld auf. Sieht man sich dabei nun an, was z.B. gerade mit dem Frequenzgang passiert -insbesondere bei Laufzeitstereofonien (heute der Regelfall)- wundert einen nicht mehr, dass die Reichsrundfunkgesellschaft sich beharrlich weigerte(!), Frequenzgänge über 10 kHz hinaus überhaupt zur (grafischen) Kenntnis zu nehmen, weil sie -korrekterweise- als Produkte des Zufalles galten. Gehört hat man natürlich dennoch, was oberhalb 10 kHz abging, so gut waren schon damals die Lautsprecher (vgl. den O15 Eckmillers, der 1943 erschien, aber Vorläufer schon in den 30ern hatte). Deshalb wurde ja die RRG bei Neumann auch sofort (ab 1930) dahingehend vorstellig, seine erste Kugelkapsel M1 mit der starken Überhöhung oberhalb 10 kHz technisch zu revidieren, was dann ja auch bis 1932 zügig geschah.

Nichtsdestoweniger ist Georg Neumanns Wurf von 1927 (CM3) ein derart legendärer Schritt in der Tonaufnahmegeschichte, dass ein CM 3 noch heute (unter angemessener Berücksichtigung der technischen Lösungen) tadellos mithält. Wer es nicht glaubt, höre sich die CD Tacet 17 "Das Mikrofon" (1. Track) an, wo dies Exempel in unseren Tagen statuiert wurde.

Die RRG-Stereos von 1943, ja die Mono-Aufnahmen der RRG vom 31.12.1941 (da ging es bei der RRG gerade offiziell mit der Archviererei von HF-Magnetofonaufnahmen los: K. Schmitt-Walter und M. Raucheisen musizieren Grieg-Lieder), zeigen ihrerseits zeitgenössisch, was Kondensatormikros schon lange 'drauf' haben.

Übrigens wird ein jüngeres Geschwister der Neumann-Kapsel M1a, die M7 aus späten 1930ern, noch heute von den Gefellern gebaut, ohne dass mir je eine Mängelrüge zu Ohren gekommen wäre....
Wenn ein Prinzip in Theorie und Praxis sauber ist, haben wir die Pflicht, seine Qualitäten ohne wenn und aber neidlos anzuerkennen.

Die Qualität von Mikrofonen übersteigt heute die der Lautsprecher so dramatisch, dass die Ingenieure der Industrie eigentlich bei diesen den schärfsten Entwicklungsdruck fühlen sollten. Doch hier ist vergleichsweise sehr wenig geschehen, denn die Probleme einer Leistungswandlung sind von eigenem Kaliber, ein Mikro ist technisch allemal überschaubarer.

Übrigens sind die Mikrofone (angemessene Kondensatortypen vorausgesetzt) auch deutlich besser als die analoge Speichertechnik...

Hans-Joachim
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#3
Hallo PhonoMax,
dem kann ich nur zustimmen ...
Viele Grüsse von Hanspeter
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#4
Zitat:TBS-47-Audioclub postete
... Einige Tontechniker sagen: „Bessere Mikrofone als die heutigen brauchen wir nicht. Jedenfalls nicht solange der Mensch so schlechte Ohren hat..." ...
Ich glaube, da ist Gunther etwas mißverstanden worden. Diese Aussage stammt sicher nicht aus der Zeit von Philip Reis und aus der Zeit der Tondosen.

Sollte diese Aussage aus der heutigen Zeit stammen (die dann ruhig schon ein paar Jahre zurückliegen darf Wink ) so wird sie durch die Aussage von Hans-Joachim eher gestützt. In der Kette von der Schallquelle via Aufnahme-Wiedergabe Equipment bis hin zum Ohr ist das Mikrofon schon seit geraumer Zeit nicht mehr das schwächste Glied der Kette, wenn es das je gewesen sein sollte. Nichts anderes wollte die von Gunther zitierte Aussage des Tontechnikers aus unbekannter Zeit wohl sagen, wenn auch in etwas überspitzter Form.

Das war als Antwort auf das Posting von Hanspeter Günster gedacht, aber diese Posting ist, wie ich gerade gesehen habe, editiert worden. So hängt meines ein wenig in der Luft, aber das tut ihm ganz gut Wink
Michael(F)
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#5
Hallo Michael,
wir sind hier in einem öffentlichen Forum und da sollte man keine Mißverständnisse aufkommen lassen. Qualitativ hochwertige Aufnahmen lassen sich eben nur mit guten Mikrofonen anfertigen. Man muß den Ausführungen von PhonoMax deshalb unbedingt zustimmen. Jetzt hängt Dein Posting aber nicht mehr in der Luft .... -Smile
Viele Grüsse sendet Hanspeter
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#6
Mikrofone sind schlecht,was dahinter kommt ist noch schlechter !

Mikrofone sind nicht in der Lage ein akustisches Ereignis originalgetreu in elektrische Schwingungen umzuwandeln!
Mikrofone sind nur relativ zur danachfolgenden Technik in der Aufnahme-bzw.Wiedergabe-Kette als "gut" zu akzeptieren.
Das beste Mikrofon "vorenthält" etwa 30% der ursprünglichen Information.

Bernd
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#7
Wenn man den 30%igen Verlust gemessen und nicht 'über den Daumen gepeilt' hat, sollte man anstelle eines Mikros das Meßinstrument nehmen Big Grin

Rein theoretisch hat Bernd jedoch recht: es muß Information auf der Strecke bleiben! 30% erscheint zunächst ein enormer Wert. Schauen wir uns die heute gängigen digitalen Komprimierungsverfahren an, so kommen diese auf ähnliche Werte, liegen vielleicht noch darüber und es wird schon schwierig, den Unterschied zum Original herauszuhören.

Streicht man nun 30% 'schwer einfangbares' vom Original einer Darbietung, könnte es durchaus sein, daß das menschliche Ohr den Verlust nicht wahrnimmt, weil selbst das menschliche Ohr nicht in der Lage gewesen wäre, volle 100% einzufangen...
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#8
Interessant wäre folgendes Experiment:
In einem guten Konzertsaal musiziert das Orchester, das Publikum hört entrückt zu, und ist überrascht zu hören, daß die Musik von einem eigens produzierten Band kommt, wiedergegeben über ein geschickt verstecktes Ensemble von Lautsprechern. Die Musiker haben nur gemimt. Auf diese Weise liesse sich in Zeiten angespannter Kassenlage der kulturelle Auftrag der Kommunen erfüllen, denn für einen Geiger, der nicht wirklich spielen muss, dürften die Gagen geringer sein als für einen Könner Wink Auch sind die Portokosten für ein Band geringer als die Reisekosten für ein ganzen Orchester Wink Ein mimendes Laienorchester wiederum findet man in jeder Kleinstadt, und diesen Leuten würde sich eine kleine, zusätzliche Einnahmequelle auftun. Wink Julia Roberts sehe ich auch nicht in echt, sondern nur auf Leinwand, und ich meckere deswegen nicht.

Ich bin der Meinung: Zumindest die Mikrophone samt nachfolgenden Stufen wären gut genug, das Publikum zu täuschen. Bei den Boxen habe ich zwar leise Zweifel, aber auch hier dürfte sich der größte Teil der Hörer täuschen lassen.

Vorraussetzung: Das alles findet in der gewohnten akustischen Umgebung statt, in der solche Aufnahmen und Höreindrücke entstehen.

Die Absicht, mit einer Tonaufnahme die Wirklichkeit originalgetreu "für den Hausgebrauch" zu reproduzieren und den Konzertsaal ins Wohnzimmer zu verlagern, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Das ist in etwa so aussichtsreich, wie der Versuch, sein Traumhaus zu photographieren um dann das Photo zu bewohnen. So wie das Photo nur einzelne Informationen darüber gibt, wie die Wirklichkeit aussieht, ist eine Tonaufnahme nichts mehr als ein Bild. Daß phantasiebegabte, musikalische Menschen oft verblüffend schlechte Audio-Anlagen haben, hängt damit zusammen, daß bei diesen Menschen die Musik im Kopf entsteht, und die Aufzeichnung ein - meistens entbehrlicher - Spickzettel bei diesem Prozess ist.

Eine Konserve ist eine Konserve und damit etwas ganz anderes als ein Original, sie dient auch einem anderen Zweck. Eine für Tonträger aufbereitete Aufnahme eines Konzertes kann gegenüber der Live-Darbietung unbestrittene Vorteile habe: Man kann Dinge, die im Konzertsaal untergehen, herauszoomen, beleuchten. Machen wir uns nichts vor: In einem Konzertsaal oder in einer Kirche akzeptieren wir den Stand der Akustik so, wie er eben bei Komposition des Werkes war und heute noch ist. Mit all seinen Mängeln! Es gibt Künstler, die haben daraus ihre Konsequenzen gezogen, den Konzertsaal nicht mehr betreten und sich darauf beschränkt, durch emsige Studio- und Cuttertätigkeit Tonträger zu produzieren, auf denen das Werk so zu hören ist, wie der Künstler sich das vorstellt. Ich meine hier z. B. den Pianisten Glenn Gould, auch wenn dessen Studiotätigkeit nicht nur von akustischen Wünschen motiviert war.

Ein Großteil der heutigen Musikproduktionen, besonders im U-Bereich, wird gar nicht für eine konzertante Aufführung gemacht, sondern für wiedergabe via Konserve. Neueste Entwicklung: Agbemischt für das Hören über möglichst billige MP3-Player über Mini-Ohrhörer in überfüllten Straßenbahnen.

Wenn ein Mikro die Aufgabe hat, den Schlag einer Bass-Drum trocken und impulsiv einzufangen und diese Aufgabe gut erledigt, so ist das Mikro für diesen Zweck gut.

Die Diskussion darüber, wieviel % eines Live-Erlebnisses ein Mikro verschluckt ist für mich persönlich belanglos, weil auch das beste noch zu bauende Mikro der Welt eines nicht kann: Die Emotionen eines Hörerlebnises zu vermitteln, die an einen festen Zeitpunkt gebunden sind.

Ein akustisch fragwürdiges Konzerterlebnis kann befriedigender sein als die technisch hochwertigere Reproduktion desselben im Wohnzimmer. Eine knisternde Vinylplatte, vorgespielt auf dem mediokren Plattendreher eines Freundes, bei dem ich zu Gast bin und der die Musik kommentiert, gefällt ganz anders wie eine unbeschädigte, knisterfreie CD über den Kopfhörer eines Plattenladens.

Würde ich Tonaufnahmen als Versuch sehen, die Wirklichkeit ersetzbar und wiederholbar zu machen, hätte ich keinen Spaß daran. Als Gedächtnisstütze und Anregung für das Vorstellungsvermögen betrachtet, kann ich sogar mit den allfälligen Mängeln sehr gut leben.

Was nicht heisst, daß ich diese nicht klein halten will.
Michael(F)
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#9
Hallo Michael,

wollte das Thema eigentlich nur etwas anschieben.

Ich muss Dir hier vor allen Mitgliedern ein grosses Lob aussprechen,Deinen Beitrag zu diesem Thema finde ich hervorragend.

Gruss Bernd
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#10
Moin
Zitat:Michael Franz postete
Ein Großteil der heutigen Musikproduktionen, besonders im U-Bereich, wird gar nicht für eine konzertante Aufführung gemacht, sondern für wiedergabe via Konserve. Neueste Entwicklung: Agbemischt für das Hören über möglichst billige MP3-Player über Mini-Ohrhörer in überfüllten Straßenbahnen.
Lieber Michael, da bist du nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Wink
Der Kingelton ist die Zukunft!
Sog. Rechteverwerter verdienen sich eine goldene Nase damit.
Und es geht sogar schon andersrum: Ein Musikstück aus einem remixten Klingelton erschien auch schon und läuft wohl in den Tekkno Tanzschuppen rauf und runter. Ich habe das aber nicht weiter verfolgt.

MfG Matthias
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