Studionorm
#1
Wo gibt es Listen/Aufstellungen etc. zum Inhalt der Studionormen bzw. was waren im Bereich Bandmaschine die wichtigsten Normen, die das Gerät zu erfüllen hatte? Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde die Studionorm parallel zur DIN-Norm geführt und übertraf diese in den Ansprüchen bei weitem.
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#2
Sowohl die sogenannte Studionorm wie die Norm für Heimtonbandgeräte auch waren beides DIN-Normen. Natürlich gab es auch internationale Normen, und mittlerweile hat man alles zu einem Paket zusammengefügt. Die HiFi-Norm DIN 45500 war nur ein Teil des Ganzen.

Zugänglich werden Normen üblicherweise über den Beuth-Verlag in Berlin. Preise auf gehobenem Fachbuch-Niveau, also teuer.

Evtl. kann ein Kundiger - mir fallen da PhonoMax oder Friedrich Engel ein - einen kurzen Überblick über die aktuell geltenden Normen geben.
Michael(F)
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#3
Hier ein Beispiel zur SABA 600 SH

[Bild: stnorm.jpeg]
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#4
Da wird die berühmt-berüchtigte DIN 45500 für HiFi-Geräte zitiert, die bei Home-HiFi-Anwendungen maßgeblich ist. Seriöserweise hätte man auch die genaue Normbezeichnung für die Studiogeräte angeben müssen - die haben nämlich eine eigene Norm.

Die Angabe des Übertragungsbereiches ist unvollständig. Dazu gehört zwingend noch die Angabe darüber, um +/- wieviel db vom idealen, linealglatten Frequenzgang abgwichen wird / werden darf! Die HiFi-Norm lies hier meines Wissens bis zu 6 db zu! Die Studionorm grenzt das wesentlich strenger ein, meines Wissens auf +/- 1 db. So, wie es dargestellt ist, könnte man meinen, die Forderungen bez. Frequenzgang wären bei Heim- wie bei Studiogeräten gleich. Das ist mitnichten der Fall.

So ist der angegebene Frequenzgang der 600SH mit Vorsicht zu geniessen. Es geht ja nicht darum, die 20 kHz irgendwie und geradesoeben zu erreichen, sondern es sollen bei gleichhohen Eingangspegeln verschiedener Frequenzen auch gleichhohe Ausgangspegel dabei herauskommen. Diese Angabe wäre sehr interessant.
Michael(F)
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#5
Lieber Andreas,

die Werte, auf die hier der Saba-Katalogauszug abhebt, sind diejenigen von DIN 45511, Blätter 1-5, das aber nur recht global auf die Qualitätsansprüche der Stuidoszene Bezug nimmt. Die Tabelle oben bezieht sich überdies auf den Normungsstand von 1966, der bis zum Ende der Analogbandzeit noch ein wenig verschärft werden konnte, da 1966 eine HiFi-LowNoise-Szene im Rundfunkrahmen noch nicht recht absehbar war. 45511 scheidet über Mndestanforderungen letztlich intentionell das professionelle vom liebhabergeprägten Equipment.

Hinter derlei Normungen steht in der Regel der gigantische Produktionsbetrieb der Rundfunkanstalten, die nicht nur den notwendigen Druck für die Durchsetzung entfalten können/konnten, sondern auch eigene Pflichtenhefte erstellen, die dann derjenige, der als Gerätelieferant zugelassen werden will bzw. wollte, auch zu erfüllen hatte. Diese Pflichtenhefte werden bzw. wurden von IRT bzw. seinen Vorläufern erstellt und von der RBT (Rundfunkbetriebstechnik) am Gerät in Gestalt einer offiziellen Abnahme kontrolliert. Da geht es dann herzhafter zur Sache.

Die herausgegebenen Pflichtenhefte sind vom IRT (www.IRT.de) noch immer und solange Vorrat reicht für verhältnismäßig kleines Geld zu beziehen, wobei die akustischen Pflichtenhefte im Kapitel 3 zusammengefasst sind:

3/1 Allgemeine Richtlinien für die Entwicklung und Fertigung von Studiogeräten
3/2 NF-Koppelfelder
3/3 Audiokabel und -leitungen
3/4 Studiomagnetbänder
3/5 Tonregieanlagen
3/6 Aussteuerungsmesser
3/8 Digitales Tonübertragungssystem für das Fernsehen
3/9 Vorspann-, Zwischen- und Endbänder für Schaltzwecke im Studio
3/10 Leitungssender und-empfänger

Ich denke mal, dass das deine oben nicht so explicite gestellten Fragen zumindest teilweise beantworten kann.

Die Ansprüche von DIN 45511 sind eigentlich nicht so sonderlich hoch; problematisch werden sie (und namentlich die sehr detaillierten Anforderungen der Pflichtenhefte) durch die erwartete Garantie jener Mindestwerte in ihrer Gesamtheit über alle vorkommenden Betriebszustände und eine lange Zeit.
So war es nie ein sehr großes Problem, als engagierter Amateur bessere (Neu-)Anlagen als der traditionell pinselige Rundfunk zu besitzen. Ihn aber auf Dauer qualitativ abzuhängen und auf Distanz zu halten, war praktisch ausgeschlossen, zumal Amateurs in der Regel gar nicht merken, wenn ihre Apparatur hie und da schrittweise in die Knie geht. Der Rundfunk unterhielt/unterhält eigene Abteilungen, die darauf beruflich zu achten haben.

Die Toleranzfelder für die Frequenzgänge sind in 45511 genau bestimmt, und auch die Ermittlung der Fremdspannungen ist präzise geregelt. Wenn die Normen, wie oben vorgegeben, tatsächlich eingehalten werden sollen, muss auch das zugrundeliegende Messprocedere befolgt worden sein. Andernfalls ließe sich ja alles 'irgendwie herholen'.

Hans-Joachim
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#6
Bischen spät für die Antwort:
Die aktuellen Normen sind zusammengefasst in

DIN-Taschenbuch 521 / DKE-Auswahlreihe: Magnettontechnik
Beuth-Verlag, Berlin-Köln, 1991
ISBN 3-410-12617-1

Für Betuchte empfiehlt sich Nachfrage beim Verlag, Normalverdiener sollten es über die Fernleihe ihrer Stadt-Bibliothek versuchen.

Phonomax: ich neige gelegentlich zur Pedanterie. Die Pflichtenhefte sind keine "Normen" im strengen Sinn, sondern eher Spezifikationen der Rundfunkanstalten und damit technische Verhandlungsgrundlage mit den Herstellern. ("Standard" sollte man sie vielleicht auch nicht nennen, weil das englische "standard" halt auch wieder "Norm" im strengen Sinn bedeutet).

F.E. (edit: Pers. Bemerkung gelöscht, 27.05.2014)
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Zitat:Friedrich Engel postete
Phonomax: ich neige gelegentlich zur Pedanterie. Die Pflichtenhefte sind keine "Normen" im strengen Sinn, sondern eher Spezifikationen der Rundfunkanstalten und damit technische Verhandlungsgrundlage mit den Herstellern. ("Standard" sollte man sie vielleicht auch nicht nennen, weil das englische "standard" halt auch wieder "Norm" im strengen Sinn bedeutet).
Lieber Freidrich,

zunächst einmal: Herzlich willkommen außerhalb der weiß gekachelten und gekalkten Mauern... Wir hoffen/ich hoffe, die Gesundheit bleibt dir treu.

Zum anderen: So, wie du das schreibst, hatte ich mir das eigentlich auch gedacht, sollte das nicht so zu verstehen gewesen sein, war das nicht im Sinne des Urhebers, der dann Nachsicht für seine Schlamperei erbittet. Deine "Pedanterie" war dann nur zu berechtigt.
Mir war darum zu tun, neben den Normen auch die zweite Ebene traditionellen Anwendermarktdruckes (Pflichtenhefte) anzusprechen, die ja auch Einfluss auf den Horizont technischer Entwicklungen (und der Normen...) nehmen kann und nahm.

Hans-Joachim
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#8
Zitat:highlander postete
Wo gibt es Listen/Aufstellungen etc. zum Inhalt der Studionormen bzw. was waren im Bereich Bandmaschine die wichtigsten Normen, die das Gerät zu erfüllen hatte?
Macht es an dieser Stelle nicht villeicht auch Sinn, sich mit den Quellenverzeichnissen gängiger Standwerke (spontan sage ich mal Stichwort "Dickreiter"), näher zu beschäftigen?

Sicherlich macht es Sinn direkt die Primärliteratur zu bearbeiten, aber die obige Eingangsfrage riecht doch eher danach, als ginge es um eine generelles Intresse an dem was von diesen Normen in Praxis zu finden war, bzw relevant ist.

Sehe ich das richtig.
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#9
Lego:

du dürftest recht haben, eine "aufbereitete" Darstellung zu empfehlen, weil die regelrechten Normen für "Normalmenschen" manchmal nicht leicht zu lesen sind (... und man sich irgendwie versichern sollte, die neueste Ausgabe zu benutzen ...).

Spontanes Stichwort meinerseits: Webers, Handbuch der Tonstudiotechnik, 8. Auflage.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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