Spurbreite, Bandrauschen und Simul-Sync-Technik
#1
Hallo Freunde!

Mich interessieren Simul-Sync-Geräte, also die, wo man manche Spuren des Tonkopfs für Wiedergabe und gleichzeitig andere Spuren für Aufnahme benutzt. ("Overdubbing" und "Dub" bezeichnen in meinem Verständnis nicht nur die Simul-Sync- sondern auch die Ping-Pong-Technik sowie Echo-Bandgeräte.)

Stereo war Ende der Fünfziger nicht mehr exotisch. Doch für Aufnahme optimierte Köpfe klingen als Wiedergabekopf nicht gut: Der Luftspalt auf der Vorderseite ist zu breit, sodaß die Höhen verschwinden, und der auf der Rückseite, der bei den hohen Strömen, die bei der Aufnahme fließen, das Verzerrungsverhalten verbessert und die Anfälligkeit für Permanentmagnetisierung verringert, verringert im Wiedergabemodus den Ausgangspegel, sodaß der Rauschabstand sinkt.

Ich las, daß es Anfang der Sechziger Dreispurgeräte gab, Mitte der Sechziger Vierspurgeräte, und 1967 Achtspur. Auf Tascam.com unter "History" sagen sie, daß sie 1974 die ersten 1/2-Zoll-Maschinen mit Simul-Sync gebaut hätten. Das stimmt wohl in etwa, denn Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band war vierspurig auf 1-Zoll-Band (und in mehreren Generationen, also Ping-Pong) aufgenommen worden.

Vom White Album, das zumindest in Stücken auf 8-Spur aufgenommen wurde, über Abbey Road, Mother und Imagine hört man immer weniger Rauschen, was an den verbesserten Bändern lag. All das war auf 1-Zoll-Band aufgenommen, während 2-Zoll-Band erst 1972-74 mit 16-Spur-Maschinen aufkommen sollte.

Teac, die 72-74 bekannt wurden und Tascam gründeten, um hohe Einfuhrzölle in die USA zu vermeiden, haben bei ihren Simul-Sync-Maschinen Kombiköpfe, wie sie bei Zwei-Kopfmaschinen im Billigbereich ("Heim-", "consumer") schon immer üblich waren, verwendet. Mit polierten Bändern anstatt dem Zeug, das bislang mit 38 cm/s an 1-Zoll-Köpfen vorbeigeschliffen war und den Wartungstechnikern ein stetiges Einkommen garantiert hatte, ging das auch gut. (Die Bandberuhigungsrolle braucht die Teac 80-8 eigentlich gar nicht, erst mit den Spitzenbändern der Achtziger, deren Modulationsrauschen noch weiter verringert wurde, wird das wieder interessant.) Teacs waren eben nicht für Produzenten, die nach einer hausinternen Durchwahl die Servicewerkstatt an der Leitung haben, sondern für die Pop-Rock-Szene gedacht. Außerdem hatten gute Bänder kaum noch Dropouts, sodaß ein Millimeter Spurbreite ausreichte. 1 Zoll war quasi für die Profis reserviert, hingegen wurde 1/2-Zoll nicht von Ampex, Telefuken und Studer bewacht. Und schließlich sind 1/2-Zoll-Maschinen noch halbwegs transportabel, während 1-Zoll nicht ohne Rollwagen auskommt.

Teacs der Siebziger sind wirklich robust. (*) Daß 8-Spur-Teacs mit 8.000DM auch gar nicht sooo teuer waren, war mir lange Zeit nicht bekannt. Von den Tascam-Mischpulten halte ich jedoch nicht viel. Hat jemand Infos darüber, wann welche Bandsorte auf dem Markt kam, z.B. wer hinter Maxell stand, und ob Maxell auch Bänder mit mehr als 1/4-Zoll produziert hat? Wer baute die erste 16-Spur-Maschine? Wie sind gute Tonköpfe aufgebaut? Bücher wie "Handbuch der Tonstudiotechnik" schweigen sich über Marktkämpfe, persönliche Eitelkeiten und teuflische Details völlig aus und lassen fast vergessen, daß die Technik dem Menschen dienen soll.


*: Die Gummirolle der Teac 80-8 ist nach dreißig Jahren total abgenudelt, die Capstanwelle hat ihre Aufrauhung verloren, doch immer noch kein Schlupf, der Gleichlauf ist gut. Im Grunde eine Telefunken M5 Kopie. Die Bandzugseinstellung ist simpel, und die Elektronik sitzt komfortabelsterweise unter einer hochklappbaren Platte an der Front. Hinterband vereinfacht die Einmessung, und die Elektronik ist (mit Ausnahme von vier FETs pro Kanal, die irgendwann Ade sagen, und der fehlenden Servoeingänge und Ausgangsübertrager) professionell. Jeder Kanal ist auf einer eigenen zweilagigen aber durchsichtigen Epoxyplatine aufgebaut und mittels soliden Steckverbindern (die Tonköpfe über Chinchbuchsen) mit dem Rest verbunden. Das kann man auch ohne Serviceunterlagen problemlos warten, stressfrei und unkaputtbar. Der einzige Konstruktionsfehler findet sich bei der Bandabhebung für den schnellen Vor- und Rücklauf und bei der Bandführung: Ich wundere mich, daß diese Konstruktion so lange gehalten und gut funktioniert hat. Teac haben Freaks wie mich anscheinend eingeplant, denn auf der Kopfplatte aus Aluminium ist genügend Platz, um die Bandführung etwas zu verändern.
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#2
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Sei froh, dass der Capstan glatt ist, Studer hatte auch mal aufgerauhte Tonwellen, die die Bänder regelrecht umgepflügt haben. Die haben das dann wieder aufgegeben. Die meisten TB´s funzen doch mit glatten Capstans einwandfrei, und je länger das Band glatt bleibt, um so besser.

Ich meine vor einiger Zeit bei eBay ein Maxell 1/2" Band gesehen zu haben, kanns aber nicht mehr beschwören. Frag doch mal bei Maxell Deutschland an, die müßten es wissen, was wann produziert wurde.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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