Tandberg X10 Dolby
#1
Test Tandberg X 10 4-Spur mit Dolby

Die Maschine fällt zunächst durch ihr sehr schönes, dunkles
Holzgehäuse positiv auf. Auch ist sie recht schwer. Als
nächstes fällt die sehr enge optische Verwandschaft zu
den kleineren 18 cm Modellen auf: exakt die gleichen
Aussteuerungsinstrumente, gleiche Tonkopfabdeckungen,
Tasten, Regler etc. Denoch hat Tandberg seinem damaligen
Flagschiff technisch einiges mehr gegönnt, als es im ersten
Moment den Anschein hat. Da wäre z.B. das (optionale)
Dolby B bzw. der MPX-Filter. Die Bedienung des Gerätes
ist denkbar einfach, die Gleitschieberegler sind sehr schön
ausgelegt und ermöglichen eine Nutzung des gesamten
Regelbereiches - man fühlt sich wie im Tonstudio. Will man
die Maschine öffnen, so steht einiges an Arbeit ins Haus:
viele Schrauben wollen gelöst sein. Im übrigen arbeitet
man sich von hinten nach vorne, um schließlich die 3 massiven
und innereinandergreifenden Frontplattenteile zu lösen.
Zwar ist dieses Verfahren in der Herstellung wohl extrem
aufwendig und kostenintensiv gewesen, jedoch ist die
Konstruktion für die Ewigkeit gemacht. Übrigens hätten hier
vor allem die Uhrmacher von Akai lernen können, denn bei
denen wurden ähnliche Konzepte angedacht, nur waren
Schrauben nie zugänglich. Neben diesen Äußerlichkeiten
zählt vor allem der Klang und hier kann im Grunde
nur der Vergleich zur neueren Tandberg TD 20 A
herhalten. Leider ist meine TD 20 A 2-Spur und natürlich
jünger, was keinen echten Vergleich erlaubt. Dennoch
wird sofort eines klar: beide Maschinen sind klanglich
stark verwandt. Sie tendieren zum warmen Klima
und klingen eher deutsch als japanisch. Es drängt
sich der Vergleich zur ASC auf. Die X10 hat deutliche
Schwächen im Rauschen, jedoch ist das Dolby ein recht
gutes Mittel dagegen. Anders als bei Kassettendecks
scheinen die Tonband-Dolbys der B-Version viel besser
zu sein. Allerdings kommt dieses Dolby nicht an die
Möglichkeiten meiner großen Ferrograph heran, dort ist
die Abstimmung wohl Referenz. Obwohl die X-10 mit der
Crossfieldtechnik arbeite und hier etliche dB mehr Dynamik
ins Band gepumpt werden können, konnte ich da zur TD 20 A
keinen Vorteil ausmachen, was jedoch einerseits an der
Viertelspurtechnik andererseits am Alter der X10 liegen
könnte.

Fazit: Unter den 1/4-Spurern ist die Tandberg ganz vorne
zu finden. Mag man sich über Design u.ä. streiten, der
typische Tandberg-Sound macht süchtig und so ist diese
Maschine ein echter Tipp. Beim Erwerb sollte man neben
der Funktionstüchtigkeit der Maschine vor allem auf
ein unbeschädigtes Holzgehäuse achten, da dieses sehr
edel aussieht und allein zum Hingucken reicht.
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#2
Sehr späte Ergänzungen:

- Die Tandberg 9200 XD (mit Dolby) ist die kleinspulige Ausführung der 10 XD. Bis auf die Spulengröße sind die Geräte meines Wissens komplett baugleich. Weiterhin gibt es eine 9100 X ohne Dolby. An der Stelle, an der bei der 9200 der Dolby-Schalter zu findet ist, gibt es bei der 9100 einen für integrierte Multiplay-Funktionen.

- Zerkratzte Seitenteile sind meines Erachtens bei den Modellen kein so großes Problem. Wie bei vielen Akais handelt es sich einfach um Holzpanele, die man recht problemlos gegen selbstgebastelte Teile seiner Wahl austauschen kann.

- Was ich den Tandbergs dieser Baureihe immer hoch angerechnet habe, ist einerseits die stabile Metallrückwand (die leider bei der TD-20 A gegen eine Pappausführung schlimmster Machart ersetzt wurde) und andererseits der Umstand, daß sie über Klinken- und Cinch-Buchsen verfügen. Damit sind sie neben der Revox A77 die einzigen mit bekannten europäischen Bandmaschinen dieser Zeit, bei denen man sich die nervige und verlustbehaftete Adapterstöpselei erspart.
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