RFT-Smaragd
#1
Hallo,

wer kann mir den oder die Unterschiede zwischen dem BG 20 und dem BG 23 näherbringen ???

Und: Was kann man für ein gut funktionierendes Gerät anlegen ?

Gibt es spezielle Schwachstellen ?

Danke
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#2
Persönlich würde ich ein Gerät wie das BG20-3 bis 5 empfehlen ist ca. Baujahr 1961. Bei diesen Geräten wurde sich noch am meisten mühe gegeben und die Verarbeitungsqualität ist noch am besten. Hauptschwachstelle ist eigentlich nur der Antriebsriemen, der meist defekt ist. Leider sind die Geräte nicht Gerade sanft was Bandzug und Bremsen Angeht, deshalb sind nur Lang und Normalspielbänder wirklich geeignet. Die Smaragd gibt's bei E-bubu für maximal 20.-€.
Klanglich finde ich sie eignetlich gar nicht schlecht.
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#3
BG20 und BG23 sind völlig unterschiedliche Geräte die nahezu keinerlei Gemeinsamkeiten haben.

Die Baureihe BG20 bis BG20/6 wurde von 1956/57 bis 1963/64 gefertigt.

Die Geräte BG23 und BG23-2 wurden nur in den Jahren 1960 bis 62 produziert.
Sie basierten auf dem Diktiergerät BG21 "diktina".

Alle diese Geräte sind für Normal- und Langspielband der Sorten AGFA CH und CR konzipiert und das waren Zellulosebänder die einen recht hohen Bandzug vertragen . Zur damaligen Zeit wurden keine anderen Bänder gefertigt. Betreffs der Bremsen irrt Marcel. Wenn die "zu grob" zupacken, dann ist das Gerät, speziell die elektromagnetischen Kupplungen und Bremsen, nicht korrekt eingestellt! Und man kann unheimlich viel daran zerschraubenBig Grin Ohne entsprechende Prüf- und Meßmittel ist keine korrekte Einstellung der Mechanik durchführbar. Und diese Einstellung muß wirklich sehr sorgfältig vorgenommen werden denn die Stahlbandbremsen müssen exakt einfallen und dann packen sie so zu, daß man die Spulen von Hand nicht mehr bewegen kann! Im Zweifelsfall empfehle ich, lieber die Hände davon zu lassen.
Ein sehr empfindliches Teil ist das kleine Klangblendepoti. Es bricht gerne ab und ist dann i.d.R. irreparabel. Also die M2-Mutter nur mit Pinzette festdrehen und lacksichern - fertig! Antriebsriemen sind überhaupt keine Hürde. Ein wenig kritisch ist die Situation bei der EM11. Diese Röhre ist sehr oft verbraucht und leuchtet dann bei Tageslicht nur noch schwach. Neue EM11 sind sehr teuer. Als Ausweg kann man einen schaltungstechnischen Kunstgriff anwenden, der in vielen Fällen zu befriedigenden Ergebnissen führt.
Soviel zu den Problemchen dieser Geräte. Wenn so eine Kiste aber ordentlich eingestellt ist, dann hat man auf ewig seine Freude damit! Und der Klang ist selbst mit dem eingebauten 1,5 Watt-Kontrollautsprecher in Zimmerlautstärke durchaus angenehm. Natürlich tönt eine externe Box weit ausgewogener. So richtig guter Sound kommt natürlich erst wenn die Kiste an einen ordentlichen Verstärker angeschlossen ist.

Wenn es ein Smaragd im Koffer sein soll, dann empfehle ich den Typ BG20/4 in der ersten Ausführung. Das sind die besten Geräte dieser Baureihe, sowohl technisch als auch optisch!

Das 20/5 würde ich nicht empfehlen - dann noch eher das 20/3 was anfangs 20-III benannt wurde.

Innerhalb der laufenden 20/4-Serie wurden einige technische Änderungen vorgenommen die das Gerät nicht eben attraktiver machtenSmile

Die großen Ringkernköpfe sind ziemlich robust und wenn man sich auf moderne Polyestherbänder mit ihrer glatten Oberfläche beschränkt dann halten die Köpfe ewig.

Wenn Du ein richtig gutes, auch optisch einwandfreies 20/4 haben möchtest, dann solltest Du schon ein Stück tiefer in die Tasche greifen wollen. Für einen 20-er bekommst Du da ganz sicher derzeit nichts ernstzunehmendes. Wenn ein Flohmarkt oder eine Radiobörsein der Nähe abgehalten werden sind die Chancen sicher größer etwas vernünftiges angeboten zu bekommen - keine geschönten oder gar geklauten Bilder!

Nachtrag:
Das 20/4 arbeitet sowohl mit 19,05 als auch mit 9,53cm wohingegen diese BG23-Zwiebel nur 9,53 kann. Auf die Smaragde passen 18-er Spulen, das BG23 ist mit 15-er Spulen ausgelastet. Alle Smaragde sind über einen wunderbar leichtgängigen elektromagnetischen Tastensatz zu bedienen. Die aufgesetzten Tasten des BG23 sind bedienungsunfreundlich und zudem hakelig. Statt eines richtigen Koffers gibt es eine Tragetasche aus Stoff zum BG23 dazu. Das Smaragd ist weitaus gewichtiger zumal der Holzkoffer bis zur Version 20/5 noch einen Massivholzboden mit Lüftungsrosetten hatte. Ab dem 20/5 war dort nur noch eine Pappe.
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#4
@Michael,

danke für die ausführlichen Erklärungen. Ich hatte mich da leider vertan: Ich meinte das BG 20 und seine "Ableger", insofern hast Du mir da sehr weitergeholfen, nochmals danke !! Das BG 23 kam da erst gar nicht in Frage, war ein Versehen meinerseits, sorry.

Tja, dann werde ich mich mal auf die Suche machen. Ein Freund hat vor kurzem ein BG 20 (ohne Strich, Baujahr Frühjahr 1960) in der E-Bucht erworben. Zunächst waren wir skeptisch, denn dieses Gerät hat - inkl. Versand - genau den bewussten Zwanziger verschlungen. Aber was dann ankam, hat uns dann doch überrascht: Riemen, Mechanik und auch Elektrik absolut in Ordnung, kaum gelaufen. Lediglich die Sicherungshalter waren stark korrodiert, was dazu führte, dass das gute Stück keinen Mucks machte. Mittlerweile läuft es ganz hervorragend, selbst die Aufnahmen sind wirklich imponierend: Auf der 2-Spur-Revox abgespielt klingt das ganz und gar nicht von gestern..............

Seitdem habe ich "Blut geleckt" und beschlossen, dass sowas ins Haus muss. Vielleicht habe ich ja Glück und kann auch ein solches Schnäppchen machen.

Und dank Michael weiss ich jetzt erst recht, auf was ich achten muss.

Gruss
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#5
Hallo Thomas,
ein Smaragd Baujahr 1960 muß immer ein Nachsetzzeichen haben - mindestens ist es ein 20/4 - das sage ich jetzt mal so aus dem HutSmile

Bei den älteren Geräten ist das Typschild immer unter der Deckplatte. Erst als der Hochohmige Direktanschluß in Wegfall kam - das war bei den jüngeren Geräten des Typ 4 - wanderte das Typschild an die nun freie Position bzw. die Erdbuchse wurde hochgesetzt und an diese Stelle das Typschild genietet. Ab dem 20/5 war dann das Netzkabel fest angeschlossen.

Preislich geht es sehr durchwachsen zu. Man kann Glück haben und für 20,- EUR ein funktionstüchtiges Gerät ergattern - das ist bei Versteigerungen halt nunmal so - und genauso kann man angeschmiert werden und für 90,- EUR nur einen Organspender bekommen. Hier gilt eben, daß man bei aller Euphorie ein einmal gestecktes Limit grundsätzlich nicht aufstocken soll. Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg.

Übrigens ist mir im Verlaufe meines Lebens noch nie jemand begegnet, der von einem gut funktionierenden SMARAGD enttäuscht gewesen wäre! Es sind wirklich Klassegeräte die sich hinter keinem gleichartigen Westgerät verstecken müssen. Im Geigentel!

Ich wünsche Dir viel Erfolg Smile
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#6
Übrigens, wenn Du so ein Gerät datieren willst: Absolut zuverlässig ist der Datumscode des Phasenschieberkondensators. Ebenso sind die Sikatrop-Kondensatoren als nahezu unkaputtbar eine recht sichere Quelle. Bei den HV-Elkos würde ich etwas zurückhaltend sein, dagegen findet sich auf den obersten Platten des Brückengleichrichters auch ein Datum. Der Stempel im Koffer besagt nur, wann der Holzkasten in, ich glaube es war Eisenberg, fertiggezimmert war. Oben auf dem Chassis ist meist noch eine Papiermarke aufgeleimt. Wenn sie denn noch da ist, sollte auf dieser, neben der aufgedruckten Fertigungsnummer auch das Kontrolldatum mit Blei- oder Kopierstift zu finden sein. Leider sind diese Papiermarken sehr oft schon abgeleimt.
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#7
@Michael,

super, danke für die Info´s. Das hilft mir alles sehr weiter. Ich berichte, wenn´s kaufmässig akut wird.

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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