Philips DNL Zusatzkästchen
#1
In einem Tonbandbuch bin ich über ein kleines Beistellkästchen gestolpert.
Das Teil ist von Philips und bietet DNL Rauschunterdrückung. Kann angeblich an jedes TB angeschlossen werden.

Obendrauf hat's vier Tasten und ein Aussteuerungsinstrument.
Die Typenbezeichnung steht leider nicht dabei.

Kennt jemand von euch das Ding, oder hat jemand sogar den Schaltplan dazu?
Das würde ich mir aus Jux und Dollerei mal gerne nachbauen.

David

EDIT: Wechsstaben verbuchselung beseitigt
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#2
Lieber David,

Philips' Dynamic Noise Limiter war ein wiedergabeseitig eingesetztes, pegelabhängiges Höhenfilter. Man begründete diese Technik mit der Beobachtung, dass bei zunehmender Lautstärke eines Musikinstrumentes oder eines Ensembles bzw. der menschlichen Stimme eigentlich mehr der Anteil der Obertöne zunimmt als der Pegel, oder umgekehrt mit dem Weg ins piano oder gar pianissimo die Grundwelle immer mehr hervortritt. Man kann daher unterhalb eines bestimmten Pegels durch ein steuerbares Filter die obere Grenzfrequenz der Wiedergabeseite sukzessiv drücken, womit auch das ohnehin nur bei niedrigen Pegeln störend hervortretende Bandrauschen reduziert wird.

Diverse Recorder von Philips enthielten diesen (ein- und ausschaltbaren) Baustein ab Werk; dass er auch separat vertrieben wurde, beweist dein Einzelgerät. Mit dem Preisverfall der Dolby-B-ICs verabschiedete man sich von dieser Technik der wiedergabseitigen Rauschminderung.

Hans-Joachim
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#3
Hi David,

das mit dem Nachbau würde ich mir noch überlegen. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, ging mit der Rauschverminderung auch eine starke Dämpfung der Höhen einher. Ich fand die Tonqualität ohne DNL besser als mit diesem Filter.

Wie Hans Joachim oben bemerkte, wurde das DNL- System auch bald zugunsten von Dolby B eingestellt. Weiterhin machten bessere Bänder, grade im Cassettenbereich diese Schaltung entbehrlich, und für Spulengeräte war sie eh von vorn herein überflüssig.

Wenn Nachbau, dann wirklich nur um noch einmal den Lötkolben zu schwingen, einen praktischen Nutzen solltest Du nicht erwarten. Fraglich ist (ohne Schaltung nicht zu beurteilen), ob nicht eventuell ein IC verbaut wurde, das nicht mehr erhältlich ist. Die DNL- Geräte wurden etwa ab Anfang bis Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts angeboten.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#4
Hallo David,

für Neuaufnahmen brauchst Du kein DNL, auch wenn es nicht schadet, weil es ja nur wiedergabeseitig wirkt.

Wenn Du etwas suchst, um evtl. alte, vorhandene Aufnahmen zu restaurieren oder einfach nur "gefiltert" wiederzugeben, wäre ein Denoiser nicht unangebracht, der mehr Einstellmöglichkeiten auf den aktuellen Fall bietet als eine simple DNL-Box. Von Behringer gibt es sowas, wurde hier auch schon besprochen. In der Praxis ist auch das mit Vorsicht zu geniessen. Aber bei einem rein wiedergabeseitig wirkendem System kannst Du am beschädigten Original nix kaputt machen. Insofern ein nettes Spielzeug.
Michael(F)
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#5
Zitat:Frank postete
Wenn Nachbau, dann wirklich nur um noch einmal den Lötkolben zu schwingen, einen praktischen Nutzen solltest Du nicht erwarten. Fraglich ist (ohne Schaltung nicht zu beurteilen), ob nicht eventuell ein IC verbaut wurde, das nicht mehr erhältlich ist.
Semih kann zu dem Thema sicher etwas schreiben. Sein für Highlander gebautes Geräteschaltpult hat, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ebenfalls integrierte DNL.
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#6
Man kann da durchaus etwas machen:

In der Frühzeit der stereofonen Cassettenrcorder-PKW-Innenbeschallung gab es noch keine halbwegs akzeptablen Recorder in stereofoner Technik, weshalb ich ein Philips-220V-Stereodeck erwarb, das gottlob wie erwartet mit einer internen Betriebsspannung von 12V= lief --- und ein abschaltbares DNL besaß. Das allerdings griff so aggressiv und unerfreulich zu, wie Frank das oben beschreibt. Es war also eine Frage weniger Tage, bis ich einen ordentlichen Pegelneuabgleich (einschließlich des VU-Meters, auch so ein Kapitel!) durchgeführt hatte, womit sich die Unerfreulichkeiten relativierten. Im Auto, heute möchte ich es eigentlich wohl eher nicht hören.
Dieser Abgleich -also die Festlegung, wann die Wirkung des Höhenfilters einsetzt- entscheidet sehr über Wohl und Wehe, Sinn und Unsinn dieses Verfahrens.

Übrigens ließ sich der Recorder im Auto problemlos abstecken, was ihm so manche sommerliche Hitzeperiode zugunsten längeren Überlebens ersparte; einmal abgesehen davon, dass dies Ding auch während der Fahrt ohne hinzuschauen bedienbar war.
Tempi passati; der zugehörige Rekord C Kombi ging auch mit 265.000 Km vor knapp 30 Jahren auf den Schrott, weil die Ölpumpe hingeworfen hatte und der Rest die Wiederaufarbeitung nicht mehr lohnte. Der Philips aber lebte länger...

Hans-Joachim
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#7
Hallo Hans-Joachim,

schade um den Rekord (auch wenn es hier nicht hingehört), die C-Caravans sind selten geworden.

Gruß, Niko
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#8
Hi,

Ich habe mir vor einigen Jahren ein Rauschunterdrückungssystem mit den SSM 2000 Chips von Analog Devices aufgebaut. Das System funktioniert ähnlich wie DNL - nur das es die Höhen nicht killt. Mit diesem Zusatzgerät kann man ältere Aufnahmen absolut rauschfrei anhören.
Mit dem Chip gab es auch vom Elektronikversender ELV in Leer einen Bausatz der mich allerdings absolut nicht überzeugte. Bei leisen Musikstücken war ein deutliches Pumpen zu hören.
Ein etwas aufwendiger Neuaufbau mithilfe von Datenblättern und Applikationsbeispielen brachte dann den gewünschten Erfolg.

Gruß Harald
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#9
Dass DNL keine Wunder vollbringt ist mir durchaus bewusst. Von meiner vertorbenen N4420 ist mir aber die DNL Schaltung in einigermaßen guter Erinnerung geblieben, wenn's um arg verrauschte Bänder geht.
Mit Dolby habe ich bei TB's keine Erfahrung. Das kenne ich nur von Kassettenrekordern. Da konnte es mich nie überzeugen. Und da Dolby ja schon bei der Aufnahme benutzt werden muss um eine akzeptable Rauschminderung zu erziehlen, war mir DNL insofern schon recht sympatisch.

Diese DNL Zusatz würde ich mir eben für diese alten, verrauschten Bänder nachbauen. Vorausgesetzt es ist keine irrwitzig aufwendige Schaltung.
Dass da IC's benutzt wurden kann ich mir fast nicht vorstellen, da ich mich z.B. auch an keine IC's im N4420 erinnern kann. Da war doch alles recht diskret aufgebaut.

Und natürlisch, es ist Winter, wär's auch mal wieder etwas Arbeit für meinen Lötkolben.

Wenn keiner den Schaltplan von dem Zusatzkästchen hat, suche ich mir den DNL Teil aus einem Philips TB raus.

David
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#10
Hi,
@David

...ich würde Dir meine Selbstbaurauschunterdrückung mit den SSM 2000 Chips zum Testen ausleihen.
Wenn du Interesse hast melde dich.
(hat aber nur Ein und Ausgänge mit Chinch)

Gruß Harald
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#11
Hallo David,

ich muss erstmal angeben, dass ich Rauschminderern kaum eine Ahnung habe. Ich habe aber einige Erfahrung mit DNL. Dafür kann ich dir gerne auch den Schaltplan schicken. Ich habe in meinen beiden Mischpulten die DNL Schaltung eingebaut. Mit dem erfolg, dass es bei dem ersten recht merkbar lief, beim 2. aber nicht so sehr. Ausserdem sollte da noch eine Verstaerkerstrufe dran haengen. Der Höhenverslust ist nicht so störend hoch, dafür wird auch das Rauschen nicht so ganz weggemacht. Die Schaltung mit je 4 Transistoren ist auf jeden Fall eine, die Experimente wert ist. In meinem Jugendgeraet RR800DNL (Philips) lief alles (Radio, Cass, TA, Micro) über DNL. Und es war garnicht mal so übel.
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#12
@ Semih: Wenn du mir die DNL Schaltung schicken könntest, das wäre super.
Meine eMail schicke ich dir als PN. Müsste aber ja auch im Mitgliederverzeichnis stehen.

@harald: Danke für das Angebot. Aber der Aufwand mit dem rumgeschicke ist mir dann doch zu hoch. Und, wie gesagt, die einfache DNL Schaltung dürfte mir reichen.
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#13
Mache ich, musst dich aber noch ein paar stunden gedulden.
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#14
Zitat:harald postete
Hi,

Ich habe mir vor einigen Jahren ein Rauschunterdrückungssystem mit den SSM 2000 Chips von Analog Devices aufgebaut. Das System funktioniert ähnlich wie DNL - nur das es die Höhen nicht killt. Mit diesem Zusatzgerät kann man ältere Aufnahmen absolut rauschfrei anhören.
Mit dem Chip gab es auch vom Elektronikversender ELV in Leer einen Bausatz der mich allerdings absolut nicht überzeugte. Bei leisen Musikstücken war ein deutliches Pumpen zu hören.
Ein etwas aufwendiger Neuaufbau mithilfe von Datenblättern und Applikationsbeispielen brachte dann den gewünschten Erfolg.

Gruß Harald
Hallo Harald,

ich habe gerade auf der Homepage von Analog Devices nachgesehen. Der SSM2000 ist abgekündigt ohne Ersatztyp - schade, sonst hätte ich mir mal Muster bestellt und eine DNL-Schaltung aufgebaut.

Ich kann mich noch an eine DNL-Schaltung aus den frühen 80ern erinnern: rein diskret. Es gab einen direkten Pfad und einen invertierten Pfad, der über einen Hochpass ging. Am Ende wurden beide Signale amplitudenabhängig summiert, wodurch die Höhen bei kleinen Signalen ausgelöscht wurden.
Ich hatte die Schaltung damals nachgebaut und war nicht zufrieden, weil der Einsatz des Limiters abrupt kam, so dass bei leiser werdender Musik pötzlich die Höhen weg waren. Mit einer besseren Dimensionierung lässt sich bestimmt etwas Brauchbares erreichen.

Gruß,
Alexander
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#15
Hallo Alexander,

Bei ELV in Leer könnten noch SSM2000 Cips zu bekommen sein.

Meine Schaltung ist an die Applikation im AD Datasheet angelehnt. Leider war ich mit dem ersten Prototypen genau nach Datenblatt nicht so ganz zufrieden.

- es waren deutliche Pumpeffekte bei sehr leisen Musiksignalen zu hören. Ganz schlimm wurde es wenn z.B. im anderen Kanal ein Nutzsignal, wie bei den alten Beatles Aufnahmen (Ping Pong Stereo) erschien.
- die Eingangsimpedanz von 4,7Kohm erschien mir in Verbindung mit einem 6,8yF Eingangskondensator etwas danebenliegend
- die beiden Kompanderschaltungen der 2 Kanäle beeinflußten sich gegenseitig welches bei kritischer Musik zu hörbaren Phasendrehungen führte. Das Stereobild veränderte sich nachteilig.

Nach einigen Prototypenschaltungen auf Lochraster hier der Endzustand:
- es wurden 2 Stereochips jeweils im Monobetrieb beschaltet
- die Platine wurde völlig symmetrisch mit sternförmiger Masseführung erstellt
- die Schaltung wir mit einer stabilisierten, symmetrischen + - 12V Spannung versorgt
- die SSM Bausteine wurden betriebsspannungsmäßig mit RC Gliedern entkoppelt und mit zusätzlichen Stützelkos stabilisiert
- die SSM Bausteine bekamen Pufferstufen an ihren Ein- und Ausgängen ( NE 5534). Die Grenzfrequenz wurde mit einem ?yF Eingangskondensator rechnerisch auf 40Hz festgelegt ( Vermeidung von Auswirkungen des Plattenspielerrumpelns)
- die SSM Bausteine bekamen aktiv beschaltete 19khz MPX Filter ( LT1037)
- die frequenzbestimmenden und funktionsbestimmenden Bauteile wurden eng selektiert
- der Netztrafo ( Ringkern) wurde ausgelagert
- die Schaltung ist in einem Metallgehäuse

Hiermit sind absolut keine Pumpgeräusche, auch bei kritischer Musik zu hören. Auch die Höhen werden nicht angeschnitten. Eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Kanäle ist nicht mehr auszumachen. Ältere Aufnahmen sind auch über Kopfhörer rauschfrei anzuhören.

Bei Interesse könnte ich mal ein Bild reinsetzen.

Gruß Harald
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#16
Hallo,
ganz so "out" ist DNL nicht, denn in der UHER 6000 REPORT Universal befindet sich eine entsprechende Schaltung, die verhältnismäßig gut funktioniert, übrigens mit einem IC.

Freundl. Grüsse
Peter
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#17
Hallo Peter,

weißt du, welches IC dafür verwendet wird oder kannst du vielleicht ein Stück Schaltplan scannen?

Gruß,
Alexander
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#18
Hallo Alexander,
das IC trägt die Typenbezeichnung LM 1894 und ist u.a. bei Reichelt in Sande für 1,15 Euro zu haben.
MfG
Peter
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#19
Das Philips-Zusatzgerät heisst N 6720:

https://tonbandforum.de/bildupload/67201.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/67202.jpg
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#20
Hi,
in "Schlüssel zur HIFI" gibt es auch eine DNL-Schaltung, wer möchte, könnte ich mal einscannen.
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#21
Auch wenn die Transistorschaltung übersichtlicher ist, hier gibt es die neuere Technik und einige ganz interessante Hinweise zum Baustein hier:

http://cache.national.com/ds/LM/LM1894.pdf

Hans-Joachim

P.s.: Eben vergessen: Die Literaturangaben auf S. 9 des PDF-Files sollten bei Interesse an Maskierungsphänomenen des menschlichen Gehörs nicht übersehen werden, selbst wenn es sich 'nur' um die englisch-sprachigen Texte zur Sache handelt.
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#22
Hallo Hans-Joachim,

die diskrete Schaltung habe ich vor etlichen Jahren mal nachgebaut und war damit nicht zufrieden (s. o.), weil der Einsatz der Bandbreitenbegrenzung ziemlich heftig war.

Das Datenblatt des LM1894 habe ich mir eben mal schnell angesehen. Wenn ich die Sache richtig sehe, wird für den Einsatz des Bandbreitenbegrenzers das Summensignal rechts+links herangezogen. Dies kann dazu führen, dass es bei sehr unterschiedlichen Signalen auf beiden Kanälen ('Beatles-Stereo') zu unangenehmen Effekten kommen kann, wie Harald es auch schon beschrieben hat. Andererseits kann man bei normalen Stereo-Signalen die gegenseitige Beeinflussung wahrscheinlich gar nicht hören.

Jedenfalls ist das ein schöner Baustein, mit dem man sich mal näher befassen sollte. Den 19kHz-Sperrkreis L8/CL kann man sicherlich weglassen, wenn man die Schaltung an den Ausgang eines Tonbandgeräts hängt.

Gruß,
Alexander
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