Doppelcapstan-Antrieb
#1
Hallo,

Auf der Suche nach einem Hörvergleich zwischen Transistor- und Röhrenverstärkern (siehe entsprechender thread) in der HiFi-Stereophonie ist mit ein Heft aus 1975 untergekommen, in der ein Testbericht der Sony TC 755 abgedruckt war.

In diesem Testbericht wurde behauptet, daß das TC 755 das erste Spulentonbandgerät mit eben diesem Doppelcapstanantrieb war.
Vorher gab´s das nur bei Kassettenrecordern.
Meines Wissens war Sony tatsächlich die Firma, die den Doppelcapstan-Antrieb zunächst in Kassettenrecordern eingeführt hat (wenn auch andere schnell nachgezogen haben: z.B.Tandberg: in einem Sammeltest der HiFi Stereofonie /Testjahrbuch 1974 hatten nur die Sony und das Tandberg dieses Antriebskonzept)

Wenn ich´s richtig weiß, gab´s aber vorher schon das TC 850 mit einem solchen Antrieb, und das sollte schon vor dem TC 755 auf dem Markt gewesen sein...

Meine Frage an die Spezialisten:
Was war das erste Spulentonbandgerät mit Doppelcapstan-Antrieb??

Wann kamen die Akais und die TEACS?

Viele Grüße
Frank

P.S.: den Beitrag über den Hörvergleich Röhre/Transistor habe ich übrigens gefunden. Aber ich weiß nicht, ob sich die Ergebnisse aus 1977 ins Jahr 2005 übertragen lassen...
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#2
R700?

MfG

DB
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#3
Zitat:firstthird postete
In diesem Testbericht wurde behauptet, daß das TC 755 das erste Spulentonbandgerät mit eben diesem Doppelcapstanantrieb war.
Kommt mir erstaunlich vor. Wann kam die TC-755 auf den Markt? Das dürfte (wenn überhaupt) doch nur unwesentlich früher als 1975 gewesen sein, oder? Akai hatte mit der GX-400 jedenfalls schon 1972 eine Doppelcapstan-Maschine.

Bei Teac bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, die erste war die X-10 anno 1979.
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#4
Zitat:DB postete
R700?

MfG

DB
Ich würde sagen DB hat recht, die DDR-Studiomaschine R700 aus den 60er Jahren war das erste Gerät mit vollelektronisch geregeltem Direkt-Doppelcapstanantrieb

Über diese Maschine haben wir hier schon einiges geschrieben.

Bernd
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#5
Hallo,

also halten wir einmal fest:
R700 etwa 1967 in der DDR.
In Japan:
Sony TC 850-2, auf jeden Fall Mitte 1972 (Werbung in der HiFi-Stereophonie 7/1972)
Daveman setzt die Einführung der Akai GX 400 auf unfähr 1972.
Das mag in USA stimmen, in Deutschland kamen die GX 630 auf der Funkausstellung 1975 in Berlin, die erste Werbung für die GX 650, die einen der GX 400 über einen vergleichbaren Antrieb mit gleicher Kopf- und Capstanträgerplatte
verfügt, finde ich 1976.
TEAC kam zu einer Zeit, wo ich mich schon nicht mehr so dafür interessiert habe.

Oder gab´s das schon viel früher??
Einen Vorläufer dieses Antriebskonzeptes gab´s ja schon bei der TFK M10:
da wurde die bei TFK Filterrolle genannte Welle links der Tonköpfe bei stillstehendem Band angetrieben (damit sie beim Umschalten auf Wiedergabe nicht beschleunigt werden mußte) und bei Aufnahme/Wiedergabe entkoppelt, so daß sie dann passiv vom Band bzw. dem Capstan mitgezogen wurde.

Gab es also noch frühere Maschinen mit Doppelcapstan-Antrieb?

Wie wir gesehen haben ist die Erfindung des Doppelcapstan-Antriebs in Japan eine Mythos, ähnlich der Erfindung des Omega-Antriebs durch Uher und des "isolated loop" durch National/Panasonic/Technics. In Meßdatenrecordern, z.B. von Vollmer, gab´s das 15 Jahre vor den Technics, von 3M auch schon im Audiobereich).

Frank
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#6
Die "Blaubuch"-Beschreibung (Pendant des DDR-Rundfunks zu den RRG/ARD-"Braunbüchern") der R 700 - eindeutig als Doppel-Capstan-Maschine beschrieben - stammt vom 15.09.1965. Die Maschine wurde entworfen und gebaut vom Rundfunktechnischen Zentralamt, Berlin-Adlershof. Als eine von vielen Besonderheit hatte sie eine "elektromagnetische Verriegelung der Wickelkerne" - wie das wohl funktioniert hat?

Die ganze Sachlage erinnert mich an die leidige Crossfield-Debatte: diese Möglichkeit, wenn auch nur für Gleichstrom-VM, hat Eduard Schüller schon zu Weihnachten 1933 beschrieben: Schüller, Eduard, Magnetisierungskopf zur Längsmagnetisierung von Magnetogrammträgern, Patent DRP 660 377, angemeldet 1933-12-24! (Wer will, kann ja mal unter
http://depatisnet.dpma.de/
nachsuchen.)

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Eine bei Bandstillstand angetriebene Filterrolle mit recht großem Durchmesser hatte auch das 211er Laufwerk von Thurow, die Funktion war genau wie von firstthird beschrieben.

MfG

DB
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#8
Nachtrag: Der "Doppelcapstan-Antrieb" der Telefunken M 10 ist natürlich patentiert: Bormann, Rudolf und Dethlefsen, Carl (Telefunken): Magnettongerät, Patent DE 1 090 445, angemeldet 1956-06-23, einzusehen auf der hervorragenden Datenbank

http://depatisnet.dpma.de/

Falls wieder einmal Datierungsprobleme auftreten sollten, ist der Anmeldetag dieses Patents natürlich ausschlaggebend!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#9
Zitat:Friedrich Engel postete
Als eine von vielen Besonderheit hatte die R700 eine "elektromagnetische Verriegelung der Wickelkerne" - wie das wohl funktioniert hat?

F.E.
Beide Capstanmotoren, sowie beide Wickelmotoren waren sehr solide ausgeführte (Mu-Metall Abschirmung) elektronisch- geregelte und kommutierte 24V-Gleichstrommotoren, die speziell für diese Maschine entwickelt wurden.
Die Wickelmotoren hatten einen magnetisch gesteuerten Mechanismus, der durch die Motorwelle hindurch, den Verschlußmechanismus der Wickelkerne automatisch aktivierte.
Somit waren im Stillstand der Motoren die Wickelkerne abnehmbar und während des Betriebes verriegelt.
Leider habe ich mein Exemplar dieser Maschinengattung vor vielen Jahren verschrottet, sonst könnte ich heute Fotos davon machen und hier zeigen.

Bernd
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