"Der Profi" in Deutschland, Europa und America. Unterschiede?
#1
Zitat:Markus Berzborn postete
(...) Ich empfehle übrigens auch mal den Blick in Foren aus dem angelsächsischen Raum. Was mir da immer auffällt, ist dass die sogenannten "Profis" da bei weitem nicht so doktrinär auftreten, wie in Deutschland.
(...)
Dieses Zitat stammt aus dem thread "Röhre versus Transistor". Zwar bin ich mit der Kernaussage des betreffenden Postings nicht ganz einig, was aber diese reine Beobachtung anbelangt, so gebe ich Markus recht:

Tech-Talk unter Profis erinnert mich, wenn ich einem englischsprachigen Forum einmal querlese, was nur sehr gelegentlich vorkommt weil meine Sprachkenntnisse nicht so gut sind, an die Diskussionen wie sie hierzulanden in High-End-Zirkeln gepflegt werden.

Man spricht recht ungeniert vom "fetten sound" einer alten Ampex-Bandmaschine oder sagt über die PR 99 "(...) it sounds like a studer (...)". Danach kamen die üblichen Vokabeln zum beschreiben eines besonders warmen, weichen Klanges. Ich störe mich weniger daran, daß man einer Revox gute Eigenschaften anhängt -dies ist sicher berechtigt, sofern es um den "Klang" geht - sondern ich wundere mich, daß man überhaupt in Klangbild-Philosophien schwelgt, wo doch Neutralität und höchstmögliche Annäherung an das Original das Ziel sein sollte. Als Beispiel mag auch die Seite der Fa. Studer gelten und die dort veröffentlichte Aussage eines amerikanischen Toningenieurs zur A827, in der ähnlich mit Präferenzen im Klangbild argumentiert wurde.

Mein Eindruck: Es geht dort lockerer, hemdsärmeliger und viel weniger wissenschaftlicher zu. Auf den ersten Blick sympathischer, entspricht es doch eher dem Hobby-Status, den dieses Thema bei uns hat. Liest man hingegen ein Interview z. B. mit "Eroc", der es hierzulande zu einem angesehenen Remastering-Spezialisten gebracht hat, so meint man gerade, er sei die Reinkarnation aller mittlerweile verstorbenen Weisskittel persönlich. Damit sind jene Leute gemeint, die mit großem Fachwissen und großer Perfektion, mit Liebe zum Beruf und zur Technik aber einer gewissen objektiven Distanz zur Musik dafür gesorgt haben, daß es klingt wie es klingen muss. Dabei ist Eroc kein geborener Weisskittel, sondern hat als Musiker auch bei der Band "Grobschnitt" eine durchaus bewegte, auch flippige Vergangenheit als Musiker. Trotzdem spricht er mit hohem Respekt vor dieser Spezies und macht sich ihre Arbeits- und Denkweise zumindest zum Teil zu eigen. Als "doctrinär" möchte ich das nicht bezeichnen, es sei denn man hält die Physik für eine Doctrin. Ganz ohne Zweifel lockt man damit aber nicht jene Leute an, die es mit den Naturwissenschaften nicht so wichtig haben. In America scheint mir das umgekehrt zu sein.

# Gibt es diese kulturellen Unterschiede in der Berufsauffassung überhaupt oder ist das eine Fehlbeobachtung von mir?
# Wie zeigen sich die Unterschiede auf Deutschland, Europa, America?
# Woran liegt das?
# Spielt es eine Rolle, daß die Wiege der Magnetbandtechnik in Deutschland gestanden hat und somit eine lange Tradition besteht?
# PhonoMax erwähnte auch die Unterschiede in der betrieblichen Praxis beim Rundfunk in Deutschland und Amerika. Das schlägt in die gleich Kerbe.
# Liegt es an den Ausbildungswegen? Geordnet zu erlernender Beruf hier, Seiteneinstieg dort?
# Ich lege weniger Wert darauf, die einschlägig bekannten Gurus zu beleuchten, sondern mehr die "unbekannte, breite Masse" an Ton-Profis.
Michael(F)
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