15.12.2005, 21:53
Zusammen mit Semih entstand nachfolgender Bericht über die Pro12, das Bild kommt aus der BDA:
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Die Pro12 wurde 1969 als Zweispur-Version auf den Markt gebracht, die 4-Spur-Variante ist sehr selten. Sie war eine Studiomaschine im Preisbereich von knapp unter 2.000 DM und stellte somit gewissermaßen die Antwort von Philips auf die Revox A77 dar. Eingangsumschalter, Aufnahmetasten und Aufnahmeregler sind separat für beide Kanaele vorhanden. Dadurch ergeben sich Ähnlichkeiten zur A77. Keine der Zeitgenossen aus eigenem Haus hat getrennte Aufnahmeregler, sofern nicht ein Mischpult mit getrennten Mikrofonreglern vorhanden ist. Auch die Endabschaltung weicht vom Philipsstandard ab: sie funktioniert nicht über die Schaltfolie, sondern über den Bandfühlhebel! Die Maschine macht einen soliden Eindruck, was das relativ hohe Gewicht unterstreicht. Das Design ist eher Philips-untypisch und sieht nach Studio aus. Im Gegensatz zur 452x-Serie wurde diesem Gerät ein robuster Tragegriff spendiert, übrigens nahezu identisch mit dem der N4307/N4308-Serie
Philips setzte mit dieser Maschine erstmals ein im Consumerbereich neues Servicekonzept durch: Laufwerk und Verstärkerteil sind getrennte Baugruppen, die ausgeklappt werden können. Diese Technik behielt man in den frühen 70er Jahren bei. Dabei erleichtert das klappbare Chasis weniger Reparaturarbeiten, als denn vielmehr den Abgleich der Maschine. Das originale Dokument, Service Manual und BDA in einem, beinhaltet übrigens keinen Verdrahtungsplan! Das Gerät verfügt über DIN-Anschlüsse, die mit Ausnahme der Radio-Buchse wie Cinch verdrahtet sind, was evtl. zu Irritationen beim Neubesitzer führen kann.
Das Einlegen des Bandes ist nicht kompliziert, aber es gibt sicher einfacher zugängliche Bandpfade. Die Umspulgeschwindigkeit ist geradezu sensationell hoch, die Bremsen greifen vehement zu. Die Bedienung erfolgt über Drucktasten, die teilweise auch ohne Zwischenstopp betätigt werden können. Ein rot hinterlegtes Zählwerk lässt das Gerät professionell aussehen, das Ablesen der großen Ziffern fällt leicht.
Das Gerät wird unüblicherweise über einen kurzhubigen Schiebeschalter eingeschaltet. Das ist gewöhnungsbedüftig und hinterlässt keinen soliden Eindruck. Die Beschriftung spart Worte und setzt auf teilweise kryptische Symbole. Das Gerät verfügt über 2 Geschwindigkeiten (9,5 und 19 cm/s). Durch die sehr guten Aufnahme- und Wiedergabewerte erreicht das Gerät Studionorm und kann als Masterrecorder eingesetzt werden. Interessant ist der Trickhebel, mit dem das Band während der Aufnahme vom Löschkopf stufenlos entfernt werden kann. Damit sind nachträgliche Einblendungen und gemischte Übergänge möglich. Die Pro12 hat zwar kein Mischpult (obwohl im Jahrbuch davon die Rede ist), jedoch Regler für die beiden Kanäle, welche getrennt auf Aufnahme oder Wiedergabe geschaltet werden können. Die VU-Austeuerungsinstrumente wirken ausgesprochen präzise und reagieren sehr schnell, leider sind sie unbeleuchtet.
Der eingebaute Mono-Monitorverstärker mit Lautsprecher vermag nicht ganz zu überzeugen: Mono ermöglicht keine vollwertige Kontrolle und die Lautstärke lässt für heutige Verhältnisse zu wünschen übrig. Klanglich ist jedoch am Verstärker nichts auszusetzen.
Die Pro12 verfügt über ein internes zuschaltbares Stroboskop. Zusammen mit der auf das Schwungrad wirkenden magnetischen Bremse, kann man die Geschwindigkeit bei geöffneter Deckplatte in gewissen Grenzen verstellen. Eine ständig leuchtende grüne Neonlampe erleichtert die Sicht auf das kleine Rädchen, dem die Stroboskopscheibe aufgeklebt ist. Diese scheint jedoch aus Papier zu sein, denn sie ist bei vielen Exemplaren so sehr vergilbt, dass auch die putzige Lampe nicht mehr viel helfen kann. Geregelt werden 2 Geschwindigkeiten über 2 getrennte Exenterschrauben, die die Bremsmagneten mehr oder weniger an die Scheibe am Schwungrad greifen lassen. Eine elektronische Capstanregelung hätte diesem Geraet weitaus besser gestanden. So aber muss der Capstanriemen auf verschiedene Riemenscheiben umgelegt werden, was mit einer recht komplizierten Mechanik gelöst ist. Da viele Teile zu bewegen sind und diese auch noch durch recht harte Federn zusammengdrückt werden, ist die Umschaltung etwas schwergängig.
Die Bremsen (Bremsbänder) werden durch Elektromagneten bewegt, für jeden Teller einen, die Andruckrolle jedoch wird noch mit Hebelkraft an die Tonwelle gedrückt. Aber das doch wieder nicht ganz, den letzten Millimeter übernimmt auch hier wieder ein Elektromegnet. Das ermöglicht zum einen die elektrisch betätigte (fernbedienbare) Pause und es schont die Andruckrolle bei Netzausfall. Die Elektromagneten bekommen zum Anziehen erst eine höhere Spannung, müssen kurz danach aber mit weniger auskommen. Das ist elektronisch gemacht und schützt vor unnötiger Erwärmung und Stromverbrauch. Zu der Zeit hatten alle anderen Philips Modelle noch Andruckfilze. Die Pro12 kommt ohne sie aus.
Das Gerät ist ein Dreimotorer, Bias und EQ sind getrennt für beide Geschwindigkeiten einstellbar, jedoch muss hierzu das Audioteil aufgeklappt werden. Das Gerät verfügt über ein massives Alu-Chasis und wirkt so gar nicht wie seine späteren Nachfolger: alles ist wertig verarbeitet, verschraubt, Metall, Präzision... Leider können auf dieser Maschine nur max. 18 cm Spulen betrieben werden, was vermutlich zu ihrer doch eher geringen Verbreitung beitrug.
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Die Pro12 wurde 1969 als Zweispur-Version auf den Markt gebracht, die 4-Spur-Variante ist sehr selten. Sie war eine Studiomaschine im Preisbereich von knapp unter 2.000 DM und stellte somit gewissermaßen die Antwort von Philips auf die Revox A77 dar. Eingangsumschalter, Aufnahmetasten und Aufnahmeregler sind separat für beide Kanaele vorhanden. Dadurch ergeben sich Ähnlichkeiten zur A77. Keine der Zeitgenossen aus eigenem Haus hat getrennte Aufnahmeregler, sofern nicht ein Mischpult mit getrennten Mikrofonreglern vorhanden ist. Auch die Endabschaltung weicht vom Philipsstandard ab: sie funktioniert nicht über die Schaltfolie, sondern über den Bandfühlhebel! Die Maschine macht einen soliden Eindruck, was das relativ hohe Gewicht unterstreicht. Das Design ist eher Philips-untypisch und sieht nach Studio aus. Im Gegensatz zur 452x-Serie wurde diesem Gerät ein robuster Tragegriff spendiert, übrigens nahezu identisch mit dem der N4307/N4308-Serie
Philips setzte mit dieser Maschine erstmals ein im Consumerbereich neues Servicekonzept durch: Laufwerk und Verstärkerteil sind getrennte Baugruppen, die ausgeklappt werden können. Diese Technik behielt man in den frühen 70er Jahren bei. Dabei erleichtert das klappbare Chasis weniger Reparaturarbeiten, als denn vielmehr den Abgleich der Maschine. Das originale Dokument, Service Manual und BDA in einem, beinhaltet übrigens keinen Verdrahtungsplan! Das Gerät verfügt über DIN-Anschlüsse, die mit Ausnahme der Radio-Buchse wie Cinch verdrahtet sind, was evtl. zu Irritationen beim Neubesitzer führen kann.
Das Einlegen des Bandes ist nicht kompliziert, aber es gibt sicher einfacher zugängliche Bandpfade. Die Umspulgeschwindigkeit ist geradezu sensationell hoch, die Bremsen greifen vehement zu. Die Bedienung erfolgt über Drucktasten, die teilweise auch ohne Zwischenstopp betätigt werden können. Ein rot hinterlegtes Zählwerk lässt das Gerät professionell aussehen, das Ablesen der großen Ziffern fällt leicht.
Das Gerät wird unüblicherweise über einen kurzhubigen Schiebeschalter eingeschaltet. Das ist gewöhnungsbedüftig und hinterlässt keinen soliden Eindruck. Die Beschriftung spart Worte und setzt auf teilweise kryptische Symbole. Das Gerät verfügt über 2 Geschwindigkeiten (9,5 und 19 cm/s). Durch die sehr guten Aufnahme- und Wiedergabewerte erreicht das Gerät Studionorm und kann als Masterrecorder eingesetzt werden. Interessant ist der Trickhebel, mit dem das Band während der Aufnahme vom Löschkopf stufenlos entfernt werden kann. Damit sind nachträgliche Einblendungen und gemischte Übergänge möglich. Die Pro12 hat zwar kein Mischpult (obwohl im Jahrbuch davon die Rede ist), jedoch Regler für die beiden Kanäle, welche getrennt auf Aufnahme oder Wiedergabe geschaltet werden können. Die VU-Austeuerungsinstrumente wirken ausgesprochen präzise und reagieren sehr schnell, leider sind sie unbeleuchtet.
Der eingebaute Mono-Monitorverstärker mit Lautsprecher vermag nicht ganz zu überzeugen: Mono ermöglicht keine vollwertige Kontrolle und die Lautstärke lässt für heutige Verhältnisse zu wünschen übrig. Klanglich ist jedoch am Verstärker nichts auszusetzen.
Die Pro12 verfügt über ein internes zuschaltbares Stroboskop. Zusammen mit der auf das Schwungrad wirkenden magnetischen Bremse, kann man die Geschwindigkeit bei geöffneter Deckplatte in gewissen Grenzen verstellen. Eine ständig leuchtende grüne Neonlampe erleichtert die Sicht auf das kleine Rädchen, dem die Stroboskopscheibe aufgeklebt ist. Diese scheint jedoch aus Papier zu sein, denn sie ist bei vielen Exemplaren so sehr vergilbt, dass auch die putzige Lampe nicht mehr viel helfen kann. Geregelt werden 2 Geschwindigkeiten über 2 getrennte Exenterschrauben, die die Bremsmagneten mehr oder weniger an die Scheibe am Schwungrad greifen lassen. Eine elektronische Capstanregelung hätte diesem Geraet weitaus besser gestanden. So aber muss der Capstanriemen auf verschiedene Riemenscheiben umgelegt werden, was mit einer recht komplizierten Mechanik gelöst ist. Da viele Teile zu bewegen sind und diese auch noch durch recht harte Federn zusammengdrückt werden, ist die Umschaltung etwas schwergängig.
Die Bremsen (Bremsbänder) werden durch Elektromagneten bewegt, für jeden Teller einen, die Andruckrolle jedoch wird noch mit Hebelkraft an die Tonwelle gedrückt. Aber das doch wieder nicht ganz, den letzten Millimeter übernimmt auch hier wieder ein Elektromegnet. Das ermöglicht zum einen die elektrisch betätigte (fernbedienbare) Pause und es schont die Andruckrolle bei Netzausfall. Die Elektromagneten bekommen zum Anziehen erst eine höhere Spannung, müssen kurz danach aber mit weniger auskommen. Das ist elektronisch gemacht und schützt vor unnötiger Erwärmung und Stromverbrauch. Zu der Zeit hatten alle anderen Philips Modelle noch Andruckfilze. Die Pro12 kommt ohne sie aus.
Das Gerät ist ein Dreimotorer, Bias und EQ sind getrennt für beide Geschwindigkeiten einstellbar, jedoch muss hierzu das Audioteil aufgeklappt werden. Das Gerät verfügt über ein massives Alu-Chasis und wirkt so gar nicht wie seine späteren Nachfolger: alles ist wertig verarbeitet, verschraubt, Metall, Präzision... Leider können auf dieser Maschine nur max. 18 cm Spulen betrieben werden, was vermutlich zu ihrer doch eher geringen Verbreitung beitrug.