Philips Pro12
#1
Zusammen mit Semih entstand nachfolgender Bericht über die Pro12, das Bild kommt aus der BDA:
-----------------------------------------------------------
Die Pro12 wurde 1969 als Zweispur-Version auf den Markt gebracht, die 4-Spur-Variante ist sehr selten. Sie war eine Studiomaschine im Preisbereich von knapp unter 2.000 DM und stellte somit gewissermaßen die Antwort von Philips auf die Revox A77 dar. Eingangsumschalter, Aufnahmetasten und Aufnahmeregler sind separat für beide Kanaele vorhanden. Dadurch ergeben sich Ähnlichkeiten zur A77. Keine der Zeitgenossen aus eigenem Haus hat getrennte Aufnahmeregler, sofern nicht ein Mischpult mit getrennten Mikrofonreglern vorhanden ist. Auch die Endabschaltung weicht vom Philipsstandard ab: sie funktioniert nicht über die Schaltfolie, sondern über den Bandfühlhebel! Die Maschine macht einen soliden Eindruck, was das relativ hohe Gewicht unterstreicht. Das Design ist eher Philips-untypisch und sieht nach Studio aus. Im Gegensatz zur 452x-Serie wurde diesem Gerät ein robuster Tragegriff spendiert, übrigens nahezu identisch mit dem der N4307/N4308-Serie Wink

[Bild: pro12.jpg]

Philips setzte mit dieser Maschine erstmals ein im Consumerbereich neues Servicekonzept durch: Laufwerk und Verstärkerteil sind getrennte Baugruppen, die ausgeklappt werden können. Diese Technik behielt man in den frühen 70er Jahren bei. Dabei erleichtert das klappbare Chasis weniger Reparaturarbeiten, als denn vielmehr den Abgleich der Maschine. Das originale Dokument, Service Manual und BDA in einem, beinhaltet übrigens keinen Verdrahtungsplan! Das Gerät verfügt über DIN-Anschlüsse, die mit Ausnahme der Radio-Buchse wie Cinch verdrahtet sind, was evtl. zu Irritationen beim Neubesitzer führen kann.

Das Einlegen des Bandes ist nicht kompliziert, aber es gibt sicher einfacher zugängliche Bandpfade. Die Umspulgeschwindigkeit ist geradezu sensationell hoch, die Bremsen greifen vehement zu. Die Bedienung erfolgt über Drucktasten, die teilweise auch ohne Zwischenstopp betätigt werden können. Ein rot hinterlegtes Zählwerk lässt das Gerät professionell aussehen, das Ablesen der großen Ziffern fällt leicht.

Das Gerät wird unüblicherweise über einen kurzhubigen Schiebeschalter eingeschaltet. Das ist gewöhnungsbedüftig und hinterlässt keinen soliden Eindruck. Die Beschriftung spart Worte und setzt auf teilweise kryptische Symbole. Das Gerät verfügt über 2 Geschwindigkeiten (9,5 und 19 cm/s). Durch die sehr guten Aufnahme- und Wiedergabewerte erreicht das Gerät Studionorm und kann als Masterrecorder eingesetzt werden. Interessant ist der Trickhebel, mit dem das Band während der Aufnahme vom Löschkopf stufenlos entfernt werden kann. Damit sind nachträgliche Einblendungen und gemischte Übergänge möglich. Die Pro12 hat zwar kein Mischpult (obwohl im Jahrbuch davon die Rede ist), jedoch Regler für die beiden Kanäle, welche getrennt auf Aufnahme oder Wiedergabe geschaltet werden können. Die VU-Austeuerungsinstrumente wirken ausgesprochen präzise und reagieren sehr schnell, leider sind sie unbeleuchtet.

Der eingebaute Mono-Monitorverstärker mit Lautsprecher vermag nicht ganz zu überzeugen: Mono ermöglicht keine vollwertige Kontrolle und die Lautstärke lässt für heutige Verhältnisse zu wünschen übrig. Klanglich ist jedoch am Verstärker nichts auszusetzen.

Die Pro12 verfügt über ein internes zuschaltbares Stroboskop. Zusammen mit der auf das Schwungrad wirkenden magnetischen Bremse, kann man die Geschwindigkeit bei geöffneter Deckplatte in gewissen Grenzen verstellen. Eine ständig leuchtende grüne Neonlampe erleichtert die Sicht auf das kleine Rädchen, dem die Stroboskopscheibe aufgeklebt ist. Diese scheint jedoch aus Papier zu sein, denn sie ist bei vielen Exemplaren so sehr vergilbt, dass auch die putzige Lampe nicht mehr viel helfen kann. Geregelt werden 2 Geschwindigkeiten über 2 getrennte Exenterschrauben, die die Bremsmagneten mehr oder weniger an die Scheibe am Schwungrad greifen lassen. Eine elektronische Capstanregelung hätte diesem Geraet weitaus besser gestanden. So aber muss der Capstanriemen auf verschiedene Riemenscheiben umgelegt werden, was mit einer recht komplizierten Mechanik gelöst ist. Da viele Teile zu bewegen sind und diese auch noch durch recht harte Federn zusammengdrückt werden, ist die Umschaltung etwas schwergängig.

Die Bremsen (Bremsbänder) werden durch Elektromagneten bewegt, für jeden Teller einen, die Andruckrolle jedoch wird noch mit Hebelkraft an die Tonwelle gedrückt. Aber das doch wieder nicht ganz, den letzten Millimeter übernimmt auch hier wieder ein Elektromegnet. Das ermöglicht zum einen die elektrisch betätigte (fernbedienbare) Pause und es schont die Andruckrolle bei Netzausfall. Die Elektromagneten bekommen zum Anziehen erst eine höhere Spannung, müssen kurz danach aber mit weniger auskommen. Das ist elektronisch gemacht und schützt vor unnötiger Erwärmung und Stromverbrauch. Zu der Zeit hatten alle anderen Philips Modelle noch Andruckfilze. Die Pro12 kommt ohne sie aus.

Das Gerät ist ein Dreimotorer, Bias und EQ sind getrennt für beide Geschwindigkeiten einstellbar, jedoch muss hierzu das Audioteil aufgeklappt werden. Das Gerät verfügt über ein massives Alu-Chasis und wirkt so gar nicht wie seine späteren Nachfolger: alles ist wertig verarbeitet, verschraubt, Metall, Präzision... Leider können auf dieser Maschine nur max. 18 cm Spulen betrieben werden, was vermutlich zu ihrer doch eher geringen Verbreitung beitrug.
Zitieren
#2
Zitat:highlander postete
(...) Das Gerät verfügt über DIN-Anschlüsse, die mit Ausnahme der Radio-Buchse wie Cinch verdrahtet sind, was evtl. zu Irritationen beim Neubesitzer führen kann. (...)
Was heisst das konkret? Für jeden Kanal einen DIN-Stecker, der an nur 2 Pins belegt ist? Oder einen DIN-Stecker mit den elektrischen Werten, die man sonst nur bei Cinch-Eingängen findet?


Zitat:highlander postete
(...) Der eingebaute Mono-Monitorverstärker mit Lautsprecher vermag nicht ganz zu überzeugen: Mono ermöglicht keine vollwertige Kontrolle und die Lautstärke lässt für heutige Verhältnisse zu wünschen übrig. Klanglich ist jedoch am Verstärker nichts auszusetzen.(...)
Das findest Du so auch bei den teuersten Studiomaschinen von Studer: Ein bescheidenes Wiedergabe-Panel mit einem einzigen Lautsprecher. Betriebsarten "Links", "Rechts", "Mono".

War die Pro12 wirklich eine Antwort auf die A77, also ein Gerät für den ehrgeizigen Consumer? Oder als compacte Maschine für (Rundfunk)studios gedacht? Gibt es hinweise auf Bandteller-Offenwickelbetrieb.

Genau betrachtet eine sehr rätselhafte Maschine, was die Zielgruppe und die Verwendung anbelangt.
Michael(F)
Zitieren
#3
Offene Wickel mit Tellern 18 cm dürten sehr niedlich aussehen!

Ich denke mal, das war nicht vorgesehen. Vermutlich war das Maschinchen als kleiner Zuspieler gedacht.
Das Teil dürfte auch recht interessant gewesen sein für freiberufliche Reporter. Im Dienst bekamen sie eine NAGRA umgehängt, daheim haben sie mit der Philips zurechtgeschnitten. Das einzige, was mich in dem Moment stört, Reporter haben eher Mono vollspur aufgenommen.
Doch eher war es ein bezahlbares Maschinchen für den damaligen Enthusiasten (-ich vermeide in diesem Zusammenhang absichtlich die Bezeichnung HighEnder-). Smile

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
Zitieren
#4
Was die Verdrahtung angeht, so muss das Semih klären Wink

Ich habe mal ganz frech behauptet, die Pro12 wäre die Antwort auf die Revox A77. Ich glaube aber selbst nicht daran Wink Die A77 war damals noch nicht Maß aller Dinge und praktisch jeder TB-Hersteller hatte so ein semiprofessionelles Gerät zu bieten, ich denke da an die 20er-Reihe von Telefunken oder die 600er von SABA. Uher hatte leider die 22er zu der Zeit schon ins Grab gelegt, sonst wäre auch sie eine Alternative gewesen.

Über die Zielgruppe kann man nur spekulieren. Zumindest hat die Pro12 im regulären Katalog gestanden und war somit jedermann 'zugänglich'.
Zitieren
#5
Den kleinen Monitorlautsprecher und die dürftige Ausgangsleistung von 1 Watt kann man sowohl als "sehr praktisch", wie auch als "unpassend" ansehen.
Die Buchsen der Pro12 sind das Nonplusultra an verwirrenden DIN Buchsen. Darüber werde ich mal eine Extraseite machen. In der Tat führen u. A. 4 Buchsen die Cinch üblichen einzelnen Signalen. Die Monitor Buchse ist auch anders beschaltet als üblich. Ohne Schaltplan sollte man sich mit der DIN-Radio Buchse begnügen, die allerdings "ganz normal" beschaltet ist.
Zitieren
#6
Hallo,

schaut doch mal in die Philips-Tonband-CD. Da findet Ihr die Anleitung/Service-Unterlagen mit der Beschaltung der DIN-Buchsen und außerdem einen Prospekt, in dem die Pro12 im mobilen Master-Einsatz beschrieben wird.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß die Zielgruppe "über" der der Uher Report lag, also bei denen, die ein hochwertiges, mobiles Zuspielgerät (a'la M28) oder halt ein Aufnahmegerät für Kleinproduktionen brauchten, wie sie in dem Prospekt beschrieben wird.

Außerdem sollte diese Maschine sicherlich den Verkauf der Philips Heim-Geräte fördern, indem die Niederländer jedem per Katalog vorführten, daß es eben auch eine profesionelle Sparte gab.
Warum engagieren sich so viele Automarken im Rennsport...?

Tschüß, Matthias M
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#7
Zwischen einem Servicemanual und dem tatsächlich vorliegenden Geräten klaffen manchmal ziemliche Canyons. Allein für die 4504 hat es glaube ich rund 8 bis 10 Revisionen gegeben, von denen nicht alle Einzug in die Serviceunterlagen fanden. Bei diesem Gerät könnte man sogar vermuten, dass hier bewußt in Kleinstauflagen mal das eine, mal das andere probiert oder eingestellt wurde...
Zitieren
#8
ja, dann schaut mal genau hin! Und Ihr werdet finden wonach Ihr sucht.
Ganz einfach, CD von Andreas ansehen und dann über alles Bescheid wissen.
Wer sieht der sieht................
Zitieren
#9
Zitat:Matthias M postete
und außerdem einen Prospekt, in dem die Pro12 im mobilen Master-Einsatz beschrieben wird.
Das ist Philips-Logik: Für den stationären Einsatz daheim wurden federleichte Plastikbomber gebaut, aber unterwegs sollte man diesen 22-Kilogramm-Brocken mitschleppen. :-)

Nach allem, was hier zu lesen ist, ist die Pro-12 ein wirklich beeindruckendes Gerät, welches schon ein bißchen die Frage aufwirft, warum Philips sich in der Folgezeit ausschließlich dem Ramsch verschrieben und erst wesentlich später mit der 4520 den (m.E. halbherzigen) Versucht gestartet hat, eine hochwertige Bandmaschine zu bauen.
Zitieren
#10
Das ganze wird logisch, wenn man sich von dem Begriff Ramsch löst, der auf Philipsprodukte in dieser gelsenkirchener Brutalität nicht zutrifft Wink

Die Pro 12 wurde nicht in großen Stückzahlen gebaut, und das war von vorneherein klar. Leichtbaumaßnahmen wie Kunststoff-Gehäuse rentieren sich aber nur bei hohen Stückzahlen wegen der hohen Kosten für die Spritzgießwerkzeuge.

Dann muss ein Gerät, das mobil verwendet wird, auch robust sein. Ein Gerät, daß wohlbehütet auf dem Sideboard überwintert muss nicht robust sein. Insofern war das, was Philips gebaut hat, durchaus logisch.

Also mobiles Gerät würde ich die Pro 12 nicht bezeichnen, zumindest nicht als mobiles Gerät im Sinne eines Uher Report. Es war einfach ein Gerät, mit dem man etwas "ausserhalb des Studios" machen konnte, ohne dabei allzusehr auf die Ahnehmlichkeiten und die Qualität einer Studiomaschine verzichten zu müsssen.

Schade, daß es keine Belege dafür gibt, wo und wie diese Maschine tatsächlich eingesetzt wurde.
Michael(F)
Zitieren
#11
Zitat:Michael Franz postete
Das ganze wird logisch, wenn man sich von dem Begriff Ramsch löst, der auf Philipsprodukte in dieser gelsenkirchener Brutalität nicht zutrifft Wink
Ich weiß auch nicht, warum ich beim Thema Philips keine Kontrolle über dieses Wort habe. ;-)

Versuch einer freundlicheren Formulierung: Die Pro-12 wurde offenbar fast ohne Kostendruck und mit Qualität als wichtigstem Anspruch entworfen. Damit ist sie das komplette Gegenteil meisten Philips-Heimgeräte seit der 4504, die auf Niedrigpreis, Ausstattung und ein auffälliges, an junge Käufer gerichtetes Design setzten, qualitativ dagegen in vielen Belangen bestenfalls "einfach", oft auch "dürftig" waren.

Die Pro-12 war sicher kein Verkaufsrenner, dafür war sie wohl zu teuer und wollte vom Design her auch nicht in den heimischen HiFi-Schrank passen. Ich bin aber nach wie vor der Ansicht, daß Philips mit einem hochwertigen und optional auch als Halbspurgerät erhältlichen Heim-Kleinspuler zum Preis von etwa 1.500 DM durchaus hätte Geld verdienen können. Schade, daß man da in Eindhoven offenbar anderer Ansicht war.

Zitat:Schade, daß es keine Belege dafür gibt, wo und wie diese Maschine tatsächlich eingesetzt wurde.
Das würde mich auch interessieren. Auf Semihs Gerät klebt, wenn ich die Bilder von seiner Seite richtig in Erinnerung habe, der Inventaraufkleber eines Stadtarchivs, aber wie genau wurde die Maschine dort wohl genutzt?
Zitieren
#12
Timo,
dein Pfeil hat getroffen. Ich hatte aber zum Glück gerade meine Rüstung an. Von wegen Ramsch.
Ich glaube nicht, dass in irgendeiner Fabrik, irgendein Produkt ohne Kostendruck entworfen wurde. Es wird sicher immer einen festgelegten Rahmen geben, an den sich die Leute halten müssen. Den wiedrum wird der vorgesehene Verkaufspreis bestimmen, der wieder durch die Zielgruppe bestimmt wird. Trotzdem haben "die in Eindhoven" viele Spezialitaeten verbaut.
Ich spreche z.B. bei 4504 & Co lieber über die vielen genialen Neuerungen. Oder die Ausstattung der 4422/4506/4515. Michael kennt sich in Sachen Spritzgießwerkzeuge sehr gut aus. Da steckt doch viel mehr Know How drin, als in vielen kleinen Blelchteilen. Plastik selber macht doch das Produkt nicht billig, sondern vielmehr die Art, wie es verarbeitet ist. Ausserdem ist Philips in Punkto TB-Bau in Europa geblieben. Und was können die dafür, wenn die Löhne staendig steigen, die anderen aber viele kleine schlitzaeugige Maedchen zur Verfügung haben, die das Leben nur als ein Überleben kennen.
Die Pro12 ist jedenfalls eine Maschine, die viele Fragen aufwirft. Es ist z.B. kaum Plastik da, aber dafür gibt es viele Aluteile, die ja auch mit recht teuren Werkzegen hergestellt werden müssen. Es könnte auch sein, dass es ein Versuch von Philips war, ein neues Geraetekonzept zu testen. Vielleicht haette es Nachfolger gegeben, wenn diese Maschine mehr verkauft worden waere. So aber hat man dann wohl gesehen, dass man mehr für die Wohnzimmer bauen muss. Für mich ist das unverstaendlichste an dieser Maschine, der Capstanantrieb. Warum hat man da soviel Mechanik verbaut, anstatt einen elektronisch geregelten Direktmotor zu verwenden. Ein bischen mehr Elektronik haette doch bestimmt nicht gestört. Das waere dann vielleicht auch mal eine Idee, einen A77 Motor in eine Pro12 einzubauen.

:kopfstand:
Zitieren
#13
Ich kann schon wieder nicht editieren
Zitieren
#14
´
Hat Philips eigentlich nennenswerte Stückzahlen an "richtigen" Studio- oder Rundfunkmaschinen á la Telefunken oder Studer gebaut? Ich meine einmal ein solches Teil vom Kaliber M15 gesehen zu haben, wo Philips draufstand. Wenn solche Geräte gefertigt wurden, dann ja sicher mit Blick auf den Export, denn für die niederländischen Studios hätte man den Bedarf vermutlich schnell gedeckt. Ähnlich wie bei Telefunken die M28 könnte die Pro12 ja ein Ableger der Profigeräte, eine Ergänzung nach unten gewesen sein.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#15
Zitat:makaramann postete
dein Pfeil hat getroffen. Ich hatte aber zum Glück gerade meine Rüstung an.
Hoffentlich keine aus Plastik. ;-)

Zitat:Ich glaube nicht, dass in irgendeiner Fabrik, irgendein Produkt ohne Kostendruck entworfen wurde. Es wird sicher immer einen festgelegten Rahmen geben, an den sich die Leute halten müssen. Den wiedrum wird der vorgesehene Verkaufspreis bestimmen, der wieder durch die Zielgruppe bestimmt wird.
Ja, richtig. Dann gibt es die Überlegung: Nach welchen Kriterien kauft die Zielgruppe? Welche anderen Anbieter gibt es? Für welches andere Gerät könnte sich ein potentieller Käufer entscheiden?

Die 4504 und 4506 standen wohl vor allem in mehr oder weniger direkter Konkurrenz zu den kleinen Akai-Maschinen, auch wenn sie technisch erst mal kaum vergleichbar sind. Auch Akai hat ab 1973 eine sehr aggressive Preispolitik betrieben und war zudem durch die kostengünstige Fertigung in Japan von den Voraussetzungen erst mal im Vorteil. Mit welchen Vorgaben die 4504 entwickelt worden sein dürfte, dürfte also klar sein: Sparen, wo immer es geht, um trotz Fertigung in Europa ein paar Hunderter billiger sein zu können als Akai. Also ein Kostendruck im Sinne von "Konstruiert eine Maschine mit drei Motoren und Monitor-Funktion so billig wie möglich", während das Motto bei der Pro-12 eher gewesen sein dürfte "Zeigt mal, was man für 2.500 DM alles machen kann."

Zitat:Ausserdem ist Philips in Punkto TB-Bau in Europa geblieben.
Die Leistung von Philips besteht nicht darin, in Europa geblieben zu sein (da sind Grundig, Telefunken und Saba ja auch), sondern darin, sich mit in Europa gefertigten Bandmaschinen erfolgreich gegen die Japaner behauptet zu haben. Aus unternehmerischer Sicht muß man vor Philips also seinen Hut ziehen.

Allerdings haben nicht wenige unternehmerische Erfolge irgendwo einen faden Beigeschmack. Bei den Herstellern in Fernost mußten eben "kleine schlitzaeugige Maedchen" für wenig Geld am Fließband schuften, während Philips (und andere europäische Hersteller, wie z.B. Uher bei der SG-630) dem Kunden Mogelpackungen verkauften. bei denen Optik und Werbetexte ("Long Life Heads") Qualität versprachen, die es tatsächlich nicht gab.

Zitat:Das waere dann vielleicht auch mal eine Idee, einen A77 Motor in eine Pro12 einzubauen.
Technisch sicher reizvoll, aber angesichts der geringen Zahl von noch erhaltenen Pro12s sollte man sie wohl doch besser im Ursprungszustand belassen.
Zitieren
#16
Philips hat unglaubliche Maschinchen gefertigt. Bei eBay war mal so ein 'Turm' (trägt seinen Namen zurecht) mit erstklassigen Studiomaschinen drin und ab und an scheinen ein paar Studiogeräte in Österreich aufzutauchen. Leider kann man aber wohl nicht von Revox-Stückzahlen sprechen...
Zitieren
#17
Endlich habe ich das mit dem Editieren kapiert. So schwer es auch ist soetwas zuzugeben, es lag an mir. Ich habe immer die [Editieren] Taste des falschen Beitrags gedrückt. Nun weiss ich, dass ich den Unteren Knopf drücken muss.

Timo,
das mit der Plastik Rüstung war gut, der Punkt geht eindeutig an dich.

Aber ganz im ernst, ich meine, dass sich damals die Herren der europaeischen Grossen weniger Kummer der Japaner wegen gemacht haben, als vielmehr um ihrer selber. Und die Japs. haben sich da so langsam reingeschlichen, mit ihren provisorischen DIN Buchsen und anderen Provisorien. Akai wurde von Warentest mal wegen lebensgefaehrlichem Netzanschluss verdammt. Dann haben die Europaer aber wohl doch den Anschluss verpasst, weil sie plötzlich nichts mehr gegen die Blechkonkurrenz aus der Ferne anzubieten hatten. Die aber hatten sich bis dahin von den Profitgierigen europaeischen Firmen, denen es gut in den Kram passte, dort billig zu produzieren und dann nur noch den eigenen Namen drauf zu drucken, sehr viel Know How zugelegt.
Aber egal, schön sind alle Bandmaschinen ja doch.
Ich glaube auch nicht, dass die Pro12 sehr nach dem Leitsatz: "Zeigt mal was ihr könnt" gebaut ist. Wenn es so eine Maschine gibt, dann meine ich, ist es die N4520.
Über die Absicht der Pro12 könnte man noch vermuten, dass Philips gesehen hat, dass es mit den echten Studiomaschinen doch nicht so richtig laeuft und deswegen nochmal so zum Schluss, sozusagen als Ausverkauf, mit den vorhandenen Mitteln nochmal eine letzte Maschine für möchtegern Profis gebaut haben könnte.
Natürlich werde ich meine Pro12 nicht umbauen, es war nur so eine Idee mit dem Motor.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste