Akai GX 747 Kurzbericht
#1
Kurztest Akai GX 747: wieviele Stufen hat der Eiffelturm?
Wie heisst die Modellbezeichnung der meistverkauften
Verkehrsmaschine von Boing? Klar, 747. Vermutlich nannte
Akai in Anlehnung an diese bekannten Grössen sein letztes
Flagschiff 747.

Warum ich die Anleitungen japanischer
Geräte so liebe? Die der GX 747 ist ein Musterbeispiel:
dort wird dem Anwender offenbar empfohlen, seinen Kopf-
hörer an eine Imbusschraube anzuschliessen ;-) Ansonsten
ist die Anleitung mehr als düftig, fast schon ungeeignet
für Einsteiger/Neulinge.

Aber zum Gerät: dem Gerät wurde dem Zeitgeist entsprechend
eine Klappe gegönnt. Leider haben die Akai-Leute nicht begriffen,
wozu man designtechnisch diese Klappen verwendet hat und
so wird die gewonnene Dezenz durch einen überdimensionalen Schriftzug
gleich wieder zunichte gemacht. Genauso könnte man die S-Klasse
Pink mit gelben Punkten lackieren lassen..., gut, dieser Passus dürfte für entsprechende Reaktionen sorgen Wink

Auffällig auch der riesige Tonkopfblock, der schon von der
635 und 636 her bekannt und bewährt ist, sich leider in der
620/625 nicht zeigen durfte. Die beiden äusseren Fühlhebel werden
elektronisch bewegt werden, d.h. der Anwender muss nach dem
Einlegen des Bandes nicht mehr selbst die beiden Hebel zurücklegen.
Ich halte dies für überdimensioniert. Es ist insbesondere wegen den
typischen Akai-Kontaktproblemen mehr als überflüssig, denn mind.
2 Kontakte pro Hebel verlangen nach Wartung! Überdies sind die Motoren über Riemen mit den Hebeln verbunden und natürlich ist das ganze kaum zugänglich, aber einer der häufigsten 'Fehler' dieser Maschine.

Ansonsten war ich schon enttäuscht, denn Akai hat sich praktisch
überall im vorhandenen Bauteiletopf versorgt: ob nun Regler,
Frontbleche, Tasten, Zählwerk usw. auf den ersten Blick ist
es schwer, Unterschiede zur 636 und 625 auszumachen. Auffällig natürlich
die Frontklappe - in meiner Ausführung darunter mit Led-Ketten zur
Aussteuerung, die autom. sehr schön Spitzenwerte kurzfristig "ablegen".
Wie es innen ausschaut, was dort vielleicht an wertvollen Teilen
hereingenommen wurde, das kann ich leider nicht beurteilen,
jedoch ist die Maschine mit Technik randvoll gestopft - ganz im
Gegensatz zu ihren kleinen Geschwistern. Was das Äussere angeht,
bin ich etwas enttäuscht: ein Gerät, das seinerzeit knapp 3.000 DM
gekostet hat, sollte einen deutlichen Unterschied zu seinen kleinen
Geschwistern liefern - Regler und Schalter aus Plastik sind hier nicht
angebracht.

Die Akai wollte lt. Prospekt jedoch vor allem aufgrund ihrer
hervorragenden technischen Daten alles schlagen, was an Konkurrenz
überhaupt nur erreichbar ist. Hier kann ich im direkten
Vergleich zu meiner 635 einen deutlichen Unterschied wahrnehmen,
beide klingen, wie Akais klingen, die 747 aber rauscharmer.
Die 747 hat jedoch einen Trumpf im Ärmel: sie verträgt EE-Band und
läuft damit der 635 auf und davon. Der direkte Vergleich
mit der o.g. Philips N 4520, die ja ebenfalls 1/4-Spurer
ist, zeigte die Philips als knappen Sieger. Zwar konnte auch die
Akai wohl gleichermassen rauscharm arbeiten, sie kam jedoch an die
Dynamik der Philips nicht heran. Klanglich ist es eher eine
Geschmacksfrage: eher härterer Sound aus Japan oder eher
weicherer, wärmerer Sound aus Holland/Österreich. Man könte auch sagen, wer alte bzw. fremdbespielte Bänder so abspielen möchte, dass es wenig rauscht und der Ton hell und klar wie bei einer CD ist, der liegt bei der Akai richtig.

Fazit: unkompliziertes Viertelspur-Gerät, evtl. Akai-typische
Kontaktprobleme, evtl. Riemenprobleme, solide, brauchbare Aufnahmen, ein Hingucker.
Da die 747 relativ selten ist, ist ihr Marktpreis mittlerweile
fortgelaufen. Geräte, die qualitativ wenig schlechter sind,
wie die 636/635 oder 620/625 sollten bei finanziellen Über-
legungen berücksichtigt werden.
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#2
Mit den Plastikreglern (die äußerst billig wirkende Presspappen-Rückseite hätte ich im gleichen Atemzug erwähnt) sprichst Du ein leidiges Thema an, daß mir meine bislang letzte Bandmaschine, eine GX-636 DB, trotz ihrer überaus ansehnlichen Optik, der guten Ausstattung und des ebensolchen Klangs ein bißchen madig gemacht hat. Die massive Anmutung, die Akai in den frühen 70ern bei Geräten wie z.B. der GX-260 ausgezeichnet hat und die einem irgendwie das Gefühl von Unvergänglichkeit vermittelte, vermisse ich an den neueren Geräten sehnlichst. Das war aber wohl leider der Zeitgeist... bei Tandberg, Revox und Teac sah's nicht viel anders aus. :-(
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#3
GX-285D bei eBay
Na ja, das Bietervolk bei eBay scheint auf die extrem solide Qualität der AKAIs aus
den 70ern und wertgerechte Startpreise keinen Wert zu legen.
Ich finde, wenn GX747 für 1550 EUR und GX636 für 650 EUR weggehen, dann ist
meine GX285 mit nur 1500 Betriebsstunden sicher 239 EUR wert.
Aber ich hatte mit einem Auktionserfolg auch nicht wirklich gerechnet.
Es wird ein Startpreis von 1 EUR verlangt; der ist lustiger für Spaßbieter.
Und SofortKaufen darf man gar nicht angeben...
Der Unterschied in den Technischen Daten zwischen GX285 und GX646 ist
meines Erachtens kaum von belang, wenn man keine excellente Anlage hat,
und besonders, wenn man zumeist vom Tuner aufnimmt, wobei UKW eh nur einen
Frequenzgang von 30-15000 Hz hat.
Insofern freut es mich sogar, daß meine Auktion kein Gebot ergab.
Ich hab nämlich mein Tapedeck nach Anfang der Auktion gründlich gereinigt
und bekam plötzlich Angst vor einem Gebot, weil die GX285 extrem schön
aussieht, wenn sie perfekt gereinigt ist.
Jetzt ist sie 31 Jahre alt. Ich denke, wenn sie 50 ist, wird sie immer noch
100% funktionieren.
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#4
Ich habe den Eindruck, dass in erster Linie das Design eine Rolle spielt und erst dann kommt die Technik. Alle -anerkanntermaßen- besonders schönen Geräte, haben auch besonders hohe Preise: Die Pioneer 909 mit um die 800 Euro, die GX 747 , die bisweilen über dem damaligen Verkaufspreis herumturnt, die Technics mit mind. 700 Euro aufwärts ohne Grenze... Die Papprückwand sieht ja niemand mehr im Regal... Wink
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#5
Schätze ich auch so.
Die Akai mit dieser Art Bumerang sehen technisch beeindruckender aus
als die anderen, während die aus den 70ern wohl schöner und 'schwerer' sind,
aber design-mäßig nicht so geil aussehen.

Meine GX285D hatte 1973 einen Listenpreis von fast 2600 DM.
Ich glaube, ich hatte etwa 2150 über Beziehungen bezahlt.
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