Welche Maschinen sind für hohe Dynamik geeignet?
#1
Hallo Ihr,

nun gibt es ja bald wieder SM911. Dieses Band soll ja sehr hohe Aussteurung vertragen.
Nun drängt sich die Frage auf, welche Maschinen dieses Band überhaupt voll ausnutzen können ohne die Elektronik oder die Köpfe in die Sättigung zu fahren.
Ich würde erstmal auf die üblichen verdächtigen wie TFK M15 oder Studer A8xx tippen, aber gab es auch normalsterbliche Maschinen die dieses Band fahren können?
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#2
Der Schaltplan wird es verraten!

Schaue einfach mal, bei welchen Verstärkern recht hohe Betriebsspannungen anliegen, also Reserven vorhanden sind.
Ich könnte mir vorstellen, ASC ist ein guter Kandidat. Wenn ich mich recht erinnere, haben ASCs OpAmps in den Verstärkern, die mit +- 15 V betrieben werden. 12 dB mehr, also vierfache Spannung sollten die locker vertragen. Das ist ein "gesunder" Bereich für SM911. Ich würde die Anzeige um 12 dB reduzieren und dem Ausgang einen Teiler 1:4 spendieren, damit es wieder kompatibel zum Heimaudiopegel ist.
Bei den Köpfen sehe ich keine Probleme bezüglich Sättigung, wirkliche Ströme fließen da nicht.
Einfach mal ausprobieren!

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
ASC hat 24V Versorgungsspannung.
Wie sieht es mit der A77 aus? (21V Versorgungsspanung)
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#4
Matthias,

"fahren" kannst Du dieses Band prinzipiell auf jeder Maschine, nur ob Du es bis an seine Grenze ausnutzen kannst ist die Frage.
Das 911 kann man schließlich auch mit geringerer koerzitiver Remanenzfeldstärke gut verwenden.
Wenn die verwendete Maschine den erforderlichen Sprechstrom nicht aufbringen kann, wird man das merken bzw. hören oder auch nicht, wenn z.B. nur der Aussteuerungssteller am Ende seines Drehwinkels ist und einfach der Verstärkungsfaktor der verwendeten Schaltung nicht ausreicht.
Mit Sicherheit hat aber jede Maschine noch gewisse Aussteuerungsreserven, so daß sich in jedem Fall der Rauschabstand der Aufnahme erhöht, wenn auch das mögliche Maximum an Magnetisierung nicht ganz erreicht wird.
Man muß also von Fall zu Fall das Ergebnis unter Berücksichtigung des Klirrfaktors der Aufzeichnung kontrollieren.
In der vergangenen Hochzeit der Magnetbandtechnik kannte man dieses Problem noch nicht, da damals das Band selbst noch den schwächsten Punkt darstellte.
Experimente mit diesem Material sind sicher sehr interessant, aber ich denke der Preis wird viele davon abhalten das 911 zum neuen Standard für sich selbst zu machen.

Allein an der verwendeten Betriebsspannung der Aufsprechverstärker kann man die Tauglichkeit einer Maschine für eine mögliche höhere Aussteuerung nicht festmachen. Hier spielen noch andere konstruktive Faktoren der verwendeten Schaltungstechnik eine Rolle.

Bernd
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#5
Zitat:capstan postete
Experimente mit diesem Material sind sicher sehr interessant, aber ich denke der Preis wird viele davon abhalten das 911 zum neuen Standard für sich selbst zu machen.
Naja, es ist billiger als GP9. Darklab hat die anvisierten Preise hier ja kundgetan.
Die Frage ist ob 1000m AEG Kern noch auf "kleine" Maschinen passen, oder ausschlieslich solche mit 30cm Tellern verwendung finden können.
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#6
Hi Matze!

Da muss ich irgendwie etwas überlesen haben. Da es mich schon sehr interessiert, wo sind die Preise von DarkLab zu RGMI gepostet?

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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NOA Keren Or  

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#7
Nach einer Durchsicht des Forums scheint es tatsächlich so, das die Preise nur per Emil verschickt wurden. Ich war der Meinung sie wären auch hier veröffentlicht worden.

Ich schreibe dir das per PN...
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#8
Lieber Matthias,

das Problem z.B. der A77 ist der unmittelbare Geräte-Ausgang, der eben auch von den Studeranern nur bis 2,5V ausgelegt wurde, was bei 'modernem' Bandmaterial (die A77 entstand 1966...) n' büsch'n wenich ist.

Hält man den Balancesteller schön in Mittelstellung, kriegt man den Ausgang bis etwa 3,1 Volt, was ja sechs dB über den 1,55 Volt bei 514 nWb/m entspricht, worauf die A77 meist eingestellt ist. (0 dBVU werden -mit statischem Sinuston gemessen- schon bei 257 nWb/m angezeigt.)

Sehen wir uns das Datenblatt des 911 an, so erreichen wir unter 38,1 cm/s mit 1 kHz bei 9 dB über 320 nWb/m (also 902 nWb/mm) einen Klirrfaktor von 1 %. 514 nWb/m liegen 4,1 dB über 320 nWb/m, womit der angesprochene 1%-Klirrfaktorpegel von 902 nWb/m etwa 5 dB über den 1,55 V der A77 bei 514 nWb/m zu liegen käme. Das ergibt eine Ausgangsspannung von 2,75 Volt, die gerade über der Revoxspezifikation liegt, bei Mittenstellung des Balance-Pots aber noch akzeptabel ist. Wenn du sicher gehen willst, drehst du den Ausgangspegelsteller eben ein bisschen zurück. Dann geht der Ausgang nicht ins Clipping. Willst du mehr, kannst du den Kopfhörerausgangsverstärker der B77 nachbauen, parallel zum regulären Ausgangsverstärker am Schleifer des Volume-Pots auflegen und dann diesen auf die Ausgangscinche legen. Nicht mehr original,aber wirkungsvoll; das unsymmetrische Clippen hat dann nämlich ein Ende.

Nimmst du nur unter 19 cm/s auf, entspannt sich die Situation, weil 1 % Klirrfaktor bereits bei 6 dB über 320 nWb/m, also 640 nWb/m erreicht sind, was 2 dB über 514 entspricht und zu einer Ausgangsspannung von 1,9 V führt.

Heikler wird die Sache bei SadoMaso 900 und GP9 insofern, als diese Bänder brutto gerechnet und mit viel Liebe betrachtet auf fast 84 dB Dynamik hochgetrieben werden können. Bei 38, versteht sich. Um die aber tatsächlich herzubekommen, müssen ja von den entsprechenden Verstärkern die nicht eben geringen Nichtlinearitäten des Aufsprech- und Wiedergabeprozesses verzerrungsfrei (bis -arm) mit verdaut werden, womit es dann für die Verzerrungs- und Entzerrungsstufen ernst zu werden beginnt.

Über diese Sache - das 900 bis an die Grenze des Möglichen auszufahren- erstatteten Götz Corinth und unser Forenkollege Friedrich Engel auf der Tonmeistertagung 1994 interessant Bericht, denn unser alter Dampfmaschinen-, Akustik- und (Musik-)Geschichtsmann Götz Corinth verwendete für die Aufsprechverstärker wieder die -liebe alte- Röhre, deren Aussteuerbarkeit aufgrund der hohen verarbeitbaren Spannungsamplituden mit dieser im Grunde ausgereizten Magnetbandtechnologie die geringsten Probleme zu bekommen versprach. Dass man dabei für die Messungen auch ein K8-Laufwerk (technischer Stand des Jahres 1948 mit neuesten Köpfen allerdings, und insofern durchaus in der A77-Liga spielend!) heranzog, zeigt aber, wie schnell in der Magnetbandgeschichte Jahrzehnte in einer Gegenwart zusammenfallen können.

Insgesamt aber reichen GP9 und SM900 'oben' auch nur 2 dB weiter als 911, weshalb du bei GP9/900 bei 19 etwa diejenigen 'Probleme' bzw. Erfolge hast, die mit 911 bei 38 auftreten. Die kompletten 84 dB lassen sich mit der A77 nicht herzaubern, weil sie zu sehr brummt, also 'unten' zu viel Lärm verbreitet. Bosselt man an ihr allerdings mit Kenntnissen, Liebe und Mu-Metall herum, wie das für Corinth typisch ist, lässt sich sicher noch etwas holen. Will man allerdings klassisch und systematisch Bandsättigung betreiben, ist SadoMaso 900 nicht gerade günstig, weil man wahrscheinlich eher die Verstärker hörbar in die Problemzone holt als das Band.

Prinzipiell lässt sich die Sache ja auch recht schön mit dem Tongenerator und dem Oszi abklopfen, wenn man etwas umsichtig zur Tat schreitet. Und vielleicht ist ja bei dir inzwischen auch schon eine Klirrfaktormessbrücke aufgetaucht....

Hans-Joachim
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#9
Zitat:Matze postete
Nach einer Durchsicht des Forums scheint es tatsächlich so, das die Preise nur per Emil verschickt wurden. Ich war der Meinung sie wären auch hier veröffentlicht worden.

Ich schreibe dir das per PN...
Ja! Das wäre klasse wenn Du mir die Info an mich weiterleitest.

Danke und Gruß

Thomas
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#10
Wegen der zahlreichen Preisanfragen möchte ich euch bitten direkt bei Darklab nachzufragen.
http://www.darklab-magnetics.de/Tapes/da..._tapes.htm
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#11
Zitat:dl2jas postete
ASC ist ein guter Kandidat. Wenn ich mich recht erinnere, haben ASCs OpAmps in den Verstärkern, die mit +- 15 V betrieben werden. 12 dB mehr, also vierfache Spannung sollten die locker vertragen. Das ist ein "gesunder" Bereich für SM911.
Ich habe letzte Woche eine ASC6002 eingemessen. Bei 320 nWb/m ergeben sich 0 dBm = 0,775 Volt am Ausgang. Das läßt sich zwar problemlos bis etwa 4 Volt erhöhen, wenn dann allerdings der Bandfluß erhöht wird, geht die Ausgangsstufe in die Begrenzung. Theoretisch würde das mit dem SM911 zwar hinkommen, dann wären aber keinerlei Reserven mehr vorhanden. Die Aussteuerung hätte dem entsprechend sehr sorgfältig zu erfolgen.

Gruß
Michael
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#12
Zitat:MichaelB postete
Theoretisch würde das mit dem SM911 zwar hinkommen, dann wären aber keinerlei Reserven mehr vorhanden.
Bei welchen Maschinen ist denn genug Reserve vorhanden?
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#13
Zitat:Matze postete
Zitat:MichaelB postete
Theoretisch würde das mit dem SM911 zwar hinkommen, dann wären aber keinerlei Reserven mehr vorhanden.
Bei welchen Maschinen ist denn genug Reserve vorhanden?
Abteilung römisch 3: Studiogeräte.

Die Ausgangsstufe der A77 hat schon bei normalem Pegel keine großen Reserven mehr. Die ASC fing bei +3 dB auf den VU Metern (nach dem Einmessen) schon leicht an zu clippen. Ich meine, wir reden hier über Pegel von 12 dB und mehr. Man sehe sich das einmal auf den VU Metern an, wie groß der Bereich ist. Denn die Aufsprechverstärker müssen diese Pegel ja auch schaffen.

In der M15 sitzen im NF Verstärker LM357. Das sind 4 Watt NF Verstärker. Bei Studer werden Gegentakt-Ausgangsstufen mit BD139/140 verwendet. Dieser NF Ausgang liefert problemlos ebenfalls einige Watt Ausgangsleistung. Diese Leistung ist aber auch nötig, damit der Ausgang entsprechend niederohmig ausgelegt werden kann. Mit diesen Schaltungen hast Du die Reserven, die Du brauchst. Die "normalen" Ausgangsschaltungen mit einem einzelnen Transistor oder auch mit Gegentakt-Kleinleistungstransistoren kommen vielleicht auf 100 bis 300 mWatt. Und das wesentlich hochohmiger ...

Hier mal die Studer Schaltung der A810/A820 Line Verstärker.

[Bild: output.gif]

Gruß
Michael
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#14
Aha, du meinst, das womit der wahre Highender mit viel Tamtam und A-Betrieb seine Breitbänder versorgt, ist dem Profi gerade gut genug als Aufsprechverstärker.
Obwohl ich bei der Schaltung noch nicht hinter die Arbeitspunkteinstellung gekommen bin, durch meine Grippeimpfung bin ich etwas weggetreten, verstehe ich worauf du hinaus willst.
Je fetter die Gegentaktendstufe im Aufsprechverstärker, desto mehr kann man SM911 damit fahren.
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#15
Das hat weder mit Highend, Tamtam, Breitbändern oder A-Betrieb zu tun. Davon habe ich auch nichts gesagt.

Es geht schlichtweg darum, dass der Wiedergabe-/Lineverstärker in der Lage sein muß, eine Ausgansspannung von +20 dBm an 600 Ohm sauber und stabil zu liefern. Das sind andere Werte als 0 dBm an 10 kOhm. Du kannst mit einer A77 das SM911 problemlos bis zum Sättigungspunkt aussteuern. Aber nur mit einem gleichmäßigen Sinuston, der bekanntermaßen eine Dynamik von 0 dB hat. Das funktioniert. Ohne Reserve. Wenn Du es also schaffst, exakt so auszusteuern, dass Du niemals diesen 0 dB Pegel überschreitest, bekommst Du SM911 in den Spitzen ausgesteuert. Das macht aber niemand. Das VU Meter schlägt öfter mal in den roten Bereich. Ohne Reserve gibts Verzerrungen. Und daher werden die professionellen Schaltungen eben so ausgelegt, dass sie eine Übersteuerungsreserve von 20 dB oder mehr haben. Wenn Du Dir den Bauteileaufwand nur für diese Schaltung ansiehst, die keinerlei Entzerrung und Kopfvorverstärkung enthält, und dann mit den Drei-Transistor-Entzerrer-Verstärkerschaltungen von Heimgeräten vergleichst, weißt Du was ich meine.

Gruß
Michael
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#16
Zitat:MichaelB postete
Das hat weder mit Highend, Tamtam, Breitbändern oder A-Betrieb zu tun. Davon habe ich auch nichts gesagt.
Das war ein Witz, ich hatte die Smileys vergessen.
Ich verstehe schon worauf du hinaus willst.
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#17
Ok. In dem Satz waren einige Reizwörter ... Smile
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#18
Nochmals langsam zum mitverfolgen für die, die in der Schaltungstechnik nicht so firm sind:

Matze fragt nach Maschinen "für hohe Dynamik". Er meint damit sicher Maschinen, die hohe Pegel verkraften, so daß man ein Band, daß sich stark durchmagnetisieren lässt (hoher magnetischer Fluss) auch tatsächlich so stark magnetisieren kann, ohne das vor dem Band die Geräteelektronik in den Seilen hängt. Habe ich das richtig verstanden?

Der Sinn der Frage ist mir trotzdem nicht ganz klar:

a) Meines Wissens ist ein Bandfluss von 514 nWb/m der höchste, in der Praxis vorkommende Wert. Man könnte mehr, aber man tut es nicht.

b) Viele der kursierenden Maschinen liegen erheblich darunter, ich sage mal von 180 nWb/m bis 320 nWb/m, wobei letzteres für ein Consumergerät ein eher hoher Wert ist. Für die A77 wird im Service-Manual ein Wert von 257 nWb/m genannt.

c) Die Frage ist also, ob es sinnvoll ist, auf einen höheren magnetischen Fluss einzumessen und ob der Rest der Maschine das verträgt. Um z. B. 514 nWb/m auf's Band zu bekommen, muss das Eingangssignal entsprechend verstärkt werden. Verträgt die Elektronik das? Sicher nicht bei jedem Gerät, bei einer A77 setze ich vorraus, daß sie es verträgt.

d) Werden die 514 nWb/m abgespielt, wird die nachgeschaltete Elektronik mit diesem hohen Pegel "angesteuert" und muss das vertragen. Letztendlich kommen hinten aber trotzdem nur 0,775V (Consumer) oder 1,55 V (Studio) heraus.

Jedes höhere Aussteuern wäre doch eine Abweichung von der gängigen Norm und von der gängigen Praxis mit der Konsequenz, daß das Band u. U. von anderen nicht verwendet werden kann. Im besten Fall ist es einfach nur zu laut, im schlimmsten Fall übersteuert es die wiedergebende Maschine oder klebt deren VU-Meter am Rechtsanschlag fest.

Für mich stellt sich einfach die Frage: Bei einer Akai xxx sind 180 nWb/m im SM angegeben. Ist es sinnvoll, diese Maschine auf z. B. 320 nWb/m einzumessen, sollte man das lieber bleiben lassen und wie kann man das testen?
Michael(F)
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#19
Darum geht es ja. Früher war das Band das schwache Glied in der Kette.
Heute wäre es die Maschine die nur mit altertümlichen Bändern klarkommt.
Es geht mir nicht um eine Norm, sondern darum, welcher Rauschabstand unter maximaler Ausnutzung des Materials machbar ist. Die von Phonomax angegebenen 84dB können nicht mit jeder Maschine erreicht werden. MichaelB schreibt von 20dbm (dBm ist doch das dB mit dem Milliwatt, ist das kein Leistungs dB? Will man nur auf die 775mV hinaus hiesse es doch dBu) an 600R. Das bedeutet das man einen Aufsprechverstärker benötigt der verzerrungsfrei ca. 100mW Sprechleistung liefert. Und das macht nicht jeder.
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#20
Wie findet man nun heraus, welche Maschine was kann?
- Einmessen auf einen hohen Bandlfluss, in Ermangelung von Bezugsbändern durch "hochrechnen"?
- Praktischer Betrieb, Hörtest?
- Klirrfaktor-Messungen?

Könnte es sein, daß sich, bei einem derartigen Betrieb ausserhalb der Spezifikation auch kein linearer Frequenzgang mehr einstellen lässt? Letztendlich läuft es doch darauf hinaus, daß Elektronik in Bereichen arbeiten muss, für die sie nicht gebaut war. Allenfalls kann man bei besonders hochwertigen Geräte die Reserven verwenden, die dann keine mehr sind.

Reizvoll wäre es schon herauszufinden, was z. B. eine Technics RS 1500 max. verkraftet.
Michael(F)
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#21
Zitat:Michael Franz postete
Wie findet man nun heraus, welche Maschine was kann?
Man fragt im Tonbandwelt Forum. Wink
Zitat:- Einmessen auf einen hohen Bandlfluss, in Ermangelung von Bezugsbändern durch "hochrechnen"?
Das musst du machen wenn du mit Normpegeln zu tun hast, damit die Kiste genügend hoch ausgesteuert werden kann.


Zitat:- Praktischer Betrieb, Hörtest?
Ungeeignete Testmethode
Zitat:- Klirrfaktor-Messungen?
Ginge wohl.

Zitat:Letztendlich läuft es doch darauf hinaus, daß Elektronik in Bereichen arbeiten muss, für die sie nicht gebaut war.
Eben nicht. Wenn die Maschine ausserhalb der Spezifikationen betrieben wird kann nix draus werden. Du misst die Maschine, die eben konstruktionsmässig schon dafür ausgelegt ist, nur auf ein Band ein das etwas mehr verträgt. Deshalb die ganze Fragerei. Welche Kiste kann ab Werk mehr.
Du führst zig verschiedene Normpegel auf, das zeigt doch, das schon vorher leichtes Chaos vorhanden war. Dann kommt es auf einen mehr oder weniger nicht an. (:

Bedenke, 84dB Rauschabstand ist das Niveau der 14 Bit Digitaltechnik.
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#22
Wenn ich es richtig verstanden habe, zeigt das Schaltbild den Verstärker am Außgang mit Übertrager.

AEG gibt bei der M15A eine Außgangsimpedanz von 40 Ohm an. Damit kann man "sicher" einen Eingang 600 Ohm treiben.
Ich habe mal versehentlich bei meiner Maschine den Sinusgenerator an den Ausgang angeschlossen. Keine Aufnahme, klar. Bei der Fehlersuche viel mir auf, daß der Generator scheinbar keine Spannung lieferte, auch beim Hochdrehen. Zog ich den Generator vom vermeintlichen Eingang ab, war die Spannung wieder voll vorhanden. Des Rätsels Lösung:
Der Generator hat einen Innenwiderstand von 600 Ohm. In der Realität ist der Ausgangsverstärker noch deutlich niederohmiger. Der hat einfach das Signal vom Generator heruntergeknüppelt. Ein Verstärker sagt sich, wenn am Eingang nichts ist, darf auch am Ausgang nichts sein...

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#23
'n Abend in die Runde,

die genannten 84 dB sind natürlich 'ultimo' und nur mit Gebastel und Gebossel hinzubiegen, außerdem in praxi etwa so gut nutzbar wie die (theoretischen) 96 dB der CD. Wer sich für den Aufsatz Engel/Corinth interessiert, kann mir mal ein Mail schicken. Im Aufsatz wird klar, über welche Flachwasser dabei wegzuschippern ist.

Michael gibt oben Ausgangspegel an (+20 dBU, die Bennennungsnorm wurde 1985 mal geändert, ist aber gleich mit dBm), wie denn generell darauf hinzuweisen ist, dass das dB-Maß im uns hier interessierenden Bereich ausschließlich Amplitudenverhältnisse (also Pegelverhältnisse) beschreibt und nicht Verhältnisse von Amplitudenquadraten (also Leistungen). Die unselige Einbeziehung des mW (Milliwatt) rührt aus der frühen (übrigens internationalen, denn die Amerikaner beziehen sich bei der VU-Definition auch darauf) Fernmelderzeit, in der man beim Telefon eine Pegel-Leistungsbeziehung herstellen wollte, denn die Telekomiker waren immer Leistungsanpasser und keine Spannungsanpasser.

Zur Wiederholung:

Leitungsanpassung
Abschlusswiderstand=Ausgangswiderstand.

Das klappt nicht besonders breitbandig, daher:

Spannungsanpassung
Abschlusswiderstand = 10 x Ausgangswiderstand

Der Faktor 10 kann bis auf 5 gedrückt werden, aber oftmals auch sehr viel größer sein.

Jene 0,775 Volt waren definiert als 1 mW an 600 Ohm; das heißt, sobald 0,775 Volt an 600 Abschluss anstehen, muss dafür 1 mW aufgewendet werden.

Die Audioleute (jenseits der Telefongrenze) forderten aber schon sehr bald lineare Frequenzgänge bis 10 kHz, die nur mit der Spannungsanpassung zu machen waren, umso mehr als die Anlagen bereits in der frühen Rundfunk- und Tonfilmzeit recht schnell durchaus respektable Größenordnungen erreichten.

Prinzipiell ist auch bei GP9/SM900 natürlich immer noch das Band der Engpass, durch die Besonderheiten und interessanten Nichtlinearitäten des analog-magnetischen Aufzeichnungsverfahrens wird es aber auch für die Verstärker ernst, denn diese müss(t)en eben die an 30 dB Pegelhub hin reichenden Nichtlinearitäten ausgleichen. Will man das tatsächlich, also ein Band vom remanenten Sättigungsfluss bis zum Ruherauschen hinunter ausnützen, muss man sich etwas einfallen lassen; siehe oben Engel/Corinth.

Der A77-Fall ist in diesem Zusammenhang ein besonderer Fall, weil er nicht die Kompensation jener Nichtlinearitäten in den Aufsprech und Wiedergabeverstärkern betrifft, sondern den Line-Verstärker dieses Gerätes, dessen Auslegung vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist, weil er unsymmetrisch klippt und daher eine für einen Versorgungsgleichspannungshub von 21 Volt mäßige Aussteuerbarkeit zeigt. Bei 38 und neuzeitlichem Bandmaterial kann man dieses Klipping erreichen, wenn das Volume-Pot auf voller Öffnung steht. Unter diesem Umständen dreht man den Steller halt ein wenig zurück oder baut eine Kopfhörerendstufe Typ B77 ein, die in 21 VoltDC sicher etwa 5 VoltAC einschreiben kann.

Wir waren beim remanenten Sättigungsfluss des 911.
Doch wer will diesen wirklich erreichen? Genauso bleibt man doch auch möglichst weit vom Rauschteppich weg, weil es einem -in der Regel, Sonderfälle bestätigen diese- um einen niedrigen Klirrfaktor und ein möglichst nicht mehr auffallendes Rauschen zu tun ist. Da liegt dann die große und wirklich faszinierende Entwicklung der Bänder: Zum einen wurde das Ruhegeräusch erheblich gesenkt, zum anderen die Aussteuerbarkeit gesteigert, also der Klirrfaktor gesenkt. Man kam so ohne Gewaltmittel weg vom Rauschen, konnte oben aussteuerungsmäßig zulegen, ohne dass der Klirrfaktor so hörbar wurde, wie beim älteren Bandmaterial unter niedrigeren Spitzenpegeln. Als Folge des gesunkenen Klirrfaktors bzw. der höheren Aussteuerbarkeit konnte gleichzeitig in Spitzen durchaus nennenswert über den VA-Pegel hinausgegangen werden.

Insofern wäre auch Michael (F)s Aussage zu korrigieren, denn mehr als 514 nWb/m kommen durchaus häufiger vor, solange mit höheren Bandgeschwindigkeiten bearbeitet wird. Bei 19 cm/s sollte man sich da in meiner traditionellen Sicht (niedriger Klirrfaktor und niedriges Rauschen beim relativ hohen Dynamikumfang klassischer Musik) natürlich etwas vorsehen, wenn man sich nicht plötzlich doch in der Sättigung wiederfinden will, die bei höheren Frequenzen und niedrigeren Bandgeschwindigkeiten oft schnell erreicht ist. Zu bedenken hat man überdies, dass mehr als 45 dB praktisch genutzter Dynamikumfang vielen Hörern schon 'zuviel' sind: Sie regulieren die Wiedergabelautstärke mit der Fernbedienung nach.

Zurück zum Band
Bei 38 erreicht 911 die definitionsgemäße Vollaussteuerungsgrenze (3 % Klirrfaktor) bei 320 nWb/m +12 dB, also 1280 nWb/m, die Sättigungsremanenz liegt bei 2320 nWb/m (900: 2930), aber abenteuerlichem Klirrfaktor. Bei 19 cm/s kommt man (1 kHz, 3 % Klirrfaktor) zwar fast genausoweit (320 nWb/m + 10 dB), die Sättigungsgrenze für 10 kHz liegt aber schon 10 dB (900: 8,5 dB) unter derjenigen von 38 cm/s. Nachdem sich die Werte bei 76 cm/s praktisch nicht ändern, wird deutlich, dass 911 (bei 900 nicht anders) auf 38 cm/s optimiert wurde.

Prinzipiell: Soweit dramatisch weit über 514 nWb/m kommt man tatsächlich nicht hinaus, weil Musik ja in den seltensten Fällen ohne Spitzen auskommt, die man ja 'fangen' möchte, wofür sich die 'Reserven' von 900 und 911 geradezu anbieten.

Japanische, semiprofessionelle Geräte setzten oftmals auf Vierspurtechnik und erheblich ausgeweitete Frequenzgänge bei niedrigen Bandgeschwindigkeiten, was schon sehr bald sehr, sehr hohe Ansprüche an das Magnetband stellte und Köpfe mit sehr schmalen Spalten voraussetzte, die ihrerseits wieder zu niedrigeren Nutzpegeln führen, was eigenen Ärger nach sich zieht. Der Willi aus Regensdorf (1912-1996) dachte da wie weiland Walter Weber (1907-1944) und sagte: Ab einer Grenze ist Schluss mit Diskussionen; wer hohe Qualität will, muss eben hohe Bandgeschwindigkeiten fahren, da entspannt sich der Druck auf Konstrukteur und Nutzer gleichermaßen, weil physikgegeben. (Solche Leute wagen sich dann natürlich ungern auf das glatte Parkett des Cassettenrecorders.)

Die sehr hochwertigen Bänder GP9/900 lohnen also sehr wohl, weil bei üblichen Aussteuerungen der Klirrfaktor fast bis in Elektronikklirrfaktorgrößenordnungen gedrückt werden konnte, und die Aussteuerbarkeit auch einiges an zufällig auftretenden Spitzen wegsteckt, die bei 525 (Fünfhundertfünfundzwanzig!) z. B. gnadenlos zum 'Rotzen' führen. Nachdem bei einer Nutzdynamik auch das Bandrauschen unten 'fast verschwindet', gibt es eigentlich fast keinen Grund, diese Bänder nicht einzusetzen. Die 'kuriosen' 84 dB oben sollen einen da bitte nicht irreführen, denn sie sind nicht das, was diese Bänder zu einem schönen Abschluss der analogen Magnetbandtechnik hat werden lassen.

Andererseits muss man auch hier angesichts der Aufnahmegegenstände überlegen, ob der finanzielle Aufwand dafürsteht. Wer mit Rauschunterdrückungen (je professioneller, umso besser) arbeitet, kann getrost bei 911 (oder so etwas) bleiben. Bei Japanesen sollte man jedoch die Anforderungen an die Schmiegsamkeit des Bandes nicht gering achten, denn die Kopfgeometrien der Japaner zielen darauf. Man muss eben sehen, welche Ergebnisse wie erzielt werden können, welche Kompromisse einzugehen sind, denn sie sind die sehr oft kaum latenten Ingredientien der analogen Magnetbandtechnik.
Aha, wieder mal. War aber nie anders. Klingt komisch, ist aber so.

Hans-Joachim
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