Revox C36
#1
Hallo Forum,
hier der Testbericht über meinen neuesten Zugang, der hier im Forum noch nie aufgetaucht ist, die Revox C36. Hierbei handelt es sich um einen Mono Röhrenkoffer.

Optik:
Von Links unten beim Tastensatz angefangen:
Fünf Tasten zur Laufwerkssteuerung von Links: Zurückspulen, Vorspulen, Wiedergabe, Stopp, Aufnahme. Darunter befinden sich zwei Regler, mit dem linken wird das Gerät eingeschaltet und gleichzeitig der Klang geregelt. Der Rechte ist gedrückt und gezogen verwendbar. Gedrückt, Lautstärke bei Wiedergabe, und Mithören bei Aufnahme direkt vom Band. Gezogen, Mithören des Eingangssignals bei Aufnahme. Zwischen den beiden Reglern sind zwei kleine Knöpfe, ein schwarzer und ein blauer, mit denen die Geschwindigkeit zwischen 9,5 und 19cm/s umgeschaltet werden kann, sind beide Knöpfe in Mittelstellung ist der Capstanmotor abgeschaltet.
Auf der rechten Seite befinden sich zwei weitere Regler und nochmals ein schwarzer und ein blauer Knopf. Der linke Regler ist ebenfalls gedrückt und gezogen verwendbar, gedrückt ist der Mikrofoneingang aktiv und Regelbar, gezogen ist der Diodeneingang aktiv. Mit dem rechten Regler wird der Radio (Line) Eingang geregelt.
Mit den beiden Knöpfen wird wie bei späteren Revox Geräten auch, die Spulengröße umgeschaltet. Die maximale Spulengröße beträgt 25cm.
Darüber befindet sich das dreistellige Zählwerk mit beleuchtetem Rückstellrad.
Auf der Rückseite befindet sich das Anschlussfeld, das überraschenderweise schon Chinch Anschlüsse hat. Die Seriennummer ist 11138.
Links und rechts neben der Frontplatte befindet sich ein kleiner Zwischenraum, der zur Kühlung dient, und auch als Aufbewahrungsfach für Leerspulen dient.

Überraschend war das sich auf der linken Seite die originale Bedienungsanleitung mit Schaltplan und ein Prospekt mit technischen Daten im Fach befand, offenbar hatte der Vorbesitzer dies gar nicht gemerkt. Leider sind die beiden rechten Knöpfe für die Regler nicht mehr original, die linken sind noch original aber sehr spröde und Brüchig. Auch die Frontplatte hat an den Schraublöchern risse.

Technik:
- Röhrenbestückung: 8 Röhren mit 14 Funktionen, 4x ECC83, 1x ECC81, 1x ECC82, 1x EL84, 1x EM71.
- 3 Ringkern Tonköpfe
- 3 Motoren (Aufdruck: 2 mal 13.Okt 1958, 1 mal 14.Okt 1958)
Alle Laufwerksfunktionen werden wie bei der RFT Smaragd, mit Elektromagneten ausgeführt. Der Aufbau ist sehr Ordentlich und alles ist gut zugänglich.
Die Röhren sind alle (bis auf das magische Auge) in einer Reihe auf der Unterseite
angeordnet. Alle Bauteile darunter sind sauber und ordentlich Angeordnet.
Klanglich ist das Gerät recht gut, über den eingebauten Lautsprecher aber etwas dünn. Frequenzgang: bei 9,5cm/s 60 bis 8000 Hz, bei 19cm/s 30 bis 15000 Hz.

Das Gerät ist schon jetzt eines meiner Lieblingsgeräte, da es schönes 50er Jahre Design mit einem modernen Funktionsprinzip kombiniert. Ich frage mich immer öfter warum andere Hersteller wie Grundig und Telefunken nicht nach dem Prinzip gearbeitet haben und immer eine fürchterliche Unordnung in den Geräten hatten.

Das Gerät:

[Bild: RevoxC36ganz.jpg]

Aufbau von der Seite (mit sehr großem Capstanmotor):

[Bild: RevoxC36seite.jpg]

Von Unten:

[Bild: RevoxC36unten.jpg]
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#2
Lieber Marcel,

sieht man sich an, was das Ding damals kostete, kann man auch einen überlegten Aufbau verlangen, obgleich der bei einem Röhrengerät dieser Generation (vor den Tagen der Printtechnik) genauso wie eine solide Massenfertigung (= preisgünstig und zuverlässig) durchaus ein Problem war. Die Idee mit den unter den Röhrenfassungen steckenden runden Lötstützpunkthaltern lebt ja bis in die letzte Serie der G36 fort, deren Grundlagen eindeutig in der C36 angelegt sind, die ihrerseits eigentlich noch immer eine B36 ist. Mit ihr teilt sie ja auch das Fehlen der Kathodenfolgerausgänge, die erst mit der stereo-tauglichen D36 kamen und unverkennbar das HiFi-Zeitalter einläuteten. Doch 1958 war ja noch nichts mit HiFi-Verstärkern; man 'fühlte sich schon', wenn man etwas 'ans Radio anstöpseln' konnte. Die Zusatzbox respektabler Größe wollte sich uns' Willi (damals noch in Zürich 56 ansässig) ja damals (!) mit 425,00 Stützli versüßen lassen .... (Studers Ela-AG in der Wehntalerstrasse in 'Affoltere' vertrieb ja nicht die Studer-Profi-Produkte, sondern die Revox-'Linie'; das nur zu einer Diskussion dieser Tage hier im Forum.)

Übrigens lässt sich das Gerät wahrscheinlich durchaus mit entsprechendem Band auf 10, 12 Khz bei 9,5 cm/s hochziehen, was dann aber bei 19 cm/s zu einem etwas 'gedeckteren' Frequenzgang führen wird, sofern die Köpfe deines Gerätes noch einigermaßen 'da' sind. Das Problem der Revöxe bis G36 einschließlich lag darin, dass die Frequenzganglinearität bei der Aufnahme allein über die Vormagnetisierung und dann nur für eine Geschwindigkeit optimiert einstellbar war. Dagegen gehört der Gegentaktoszillator (wenn auch ohne Symmetrierpotentiometer) zu den absolut 'professionellen' Features des Gerätes.

Übrigens sollte man die 36er ja wegen der Bandsalatgefahr beim Bremsen möglichst nicht mit zwei Bandspulen unterschiedlicher Kerndurchmesser betreiben und immer den adäquaten Bandzug nebst richtigem Bandlauf wählen: Daran hapert es bei deinen schönen Fotografien oben etwas (hüstel....), denn du hast den Gegenzug der 10-cm-Kerne gewählt und außerdem das Band außen um den rechten Umlenkbolzen herumgeführt. Es gehörte aber nach innen. Dieses Umlenkbolzenverfahren zur Regulierung des Bandzuges lebte übrigens bis in die ersten Geräte der A77 hinein, die ebenfalls noch diesen Simpel-Bandzugregulator hatten.

Du besitzt mit der C36 einen Angehörigen der letzten Generation eines serienmäßigen Revox-Monobandgerätes. Vor einer Mono-M5 brauchte sie sich nicht zu verstecken; und das in Amateurhand. Interessant ist, was man bei Studer als revidierenswert erachtete: Ab D36 hieß es, 'stereo zu produzieren', was ja die dann aktuelle Bedienungsanleitung auch zu einem entsprechend weitläufigen Exkurs veranlasst. Weiterhin erhielt die D36 als erste die im Druckgussverfahren hergestellte Andruckrollenbrücke, die bei dir ja noch aus gebogenem Blech besteht. Von der Stereozeit an nahm man -wohl unter dem allgemeinen Druck der Frequenzgangerweiterung und -linearisierung- auch einige Experimente bei der Entzerrung vor, denn noch in den frühen Geräten der G36 wird an der Entzerrung gefeilt, wie man auch erst dann (spätere G36) den Ausgängen die revox-üblichen Hf-Sperren vorschaltet.

Und so weiter...; insgesamt ein typisches Revox-Gerät: Kein Wirbel; es wird zeitgenössisch straff überlegt, was notwendig ist; das aber setzt man dann kompromisslos um. Dadurch muss an den Konzepten auch nur poliert werden, um sie aktuell zu halten.

Hans-Joachim
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#3
Zitat:PhonoMax postete

Übrigens sollte man die 36er ja wegen der Bandsalatgefahr beim Bremsen möglichst nicht mit zwei Bandspulen unterschiedlicher Kerndurchmesser betreiben und immer den adäquaten Bandzug nebst richtigem Bandlauf wählen: Daran hapert es bei deinen schönen Fotografien oben etwas (hüstel....), denn du hast den Gegenzug der 10-cm-Kerne gewählt und außerdem das Band außen um den rechten Umlenkbolzen herumgeführt. Es gehörte aber nach innen. Dieses Umlenkbolzenverfahren zur Regulierung des Bandzuges lebte übrigens bis in die ersten Geräte der A77 hinein, die ebenfalls noch diesen Simpel-Bandzugregulator hatten.

Hans-Joachim
Auf dem Foto wollte ich nur die 25er Spule zeigen, da ich keine zweite davon habe, musste eine 18er herhalten. War nur für's Foto.
Das mit dem Bandsalat musste ich auch schon Feststellen, als sich beim Bremsen das Band unter der Spule um die Aufnahme wickelte.
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#4
Lieber Marcel,

damit hast du -wohl unbeabsichtigt- eines der Argumente für das Offenwickelverfahren beigebracht, über das man anderweitig im Forum (Pro und Contra Offenwickel) diskutierte. Daher der Link dorthin...:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...513#bottom

Hans-Joachim
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#5
Zitat:Marcel postete
Auf dem Foto wollte ich nur die 25er Spule zeigen, da ich keine zweite davon habe, musste eine 18er herhalten. ...
Hallo Marcel,

zu Deiner Info: darklab (frank) hat neue (!) 25cm Spulen in seinen Angebot:
http://www.darklab-magnetics.de/Tapes/Zu...lastic.htm

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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