Philips 4520
#1
Als ich meine erste 4520 bekam, hielt ich zunächst
einen Schrotthaufen in der Hand. Es mussten Teile
organisiert werden - was gerade bei dieser Maschine
fast unmöglich ist - es musste repariert werden...
Als die Maschine dann fertig war, stand ich ihr
schon etwas lustlos gegenüber, ebenso verliefen
damals die Tests. Ich kam zu dem Ergebnis, dass
die Maschine ganz passabel klingt Wink

Jetzt habe ich eine erstklassig erhaltene 4520
und nichts macht mehr Spass, als sie sofort auf
Herz und Nieren zu testen. Das verwendete Bandmaterial
kam von BASF und Philips, wobei die Maschine,
wie auch schon die vorherige, mit BASF-Material
offenbar äusserst gut zurecht kommt. Die mit
dieser 1/4"-Maschine bei 9,5 cm/s gemachten Aufnahmen
waren erstklassig. Da können sich eine ganze Reihe Tonbandgeräte
bei 19 cm/s noch eine Scheibe abschneiden!
Besonders erstaunt war ich über das hohe Mass an
Rauschfreiheit. Ging man dann über auf 19 cm/s war
es einfach perfekt - die 38 cm/s braucht man wohl eher
nur bei ungeeigneteren Bändern. Überhaupt gibt es ja nicht
viele Geräte, die als 1/4-Spurer 38 cm/s bieten: die
grossen Technics, die Ferro oder die Tandberg. Ich
finde diese Geschwindigkeitsstufe aus bereits be-
nanntem Grund durchaus sinnvoll - oder anders ausgedrückt:
man sollte immer noch Reserven haben Wink

Ansonsten ist dieses Gerät von der Bedienung her einfach und
ausgereift, es verfügt über die in dieser Klasse notwendigen
Features und sogar noch einiges mehr, wie z.B. die
IEC/NAB-Umschaltung. Bias lässt sich stufenlos einstellen,
es gibt eine Umschaltung der Instrumente von VU auf Peak,
die im übrigen sehr gut reagierenden und sehr gut ablesbaren
Instrumente verfügen über Übersteuerungs-LEDs. Die Umspul-
geschwindigkeit lässt sich stufenlos variieren und es gibt
Trickmöglichkeiten wie Echo/Nachhall-SoundOnSound sowie
ein Mischpult mit Masterregler. Der Gleichlauf wird Quartz-
kontrolliert. Das auffällige digitale Zählwerk zeigt
die Bandlänge in Metern und einer Dezimeterstelle. Seine
Genauigkeit soll bei +/- 10 cm liegen.

Die Frontplatte ist aus sehr dickem Alu, jedoch wie
auch die Knöpfe teilweise scharfkantig. Die Schrift
kann wie bei Europäern üblich weggerubbelt werden, die
Lackierung einzelner Plastiktasten ist minderwertig,
die Aludrehköpfe sind leider gesteckt und nicht geschraubt
und gehen daher gern kaputt. Innen geht es luftig und
aufgeräumt zu. Die Platinen sind teilweise idiotisch
aufwendig befestigt, sind mit dem minderwertigen Kunststoffgehäuse direkt gekoppelt, so dass es im Falle eines Versandschadens zu Platinenbruch kommen kann. Die Motoren wirken schmächtig.
Dennoch sind die Motoren in der Lage, gut umzuspulen. Die
Original-Philips-NAB-Adapter sind in keinem Fall zu
empfehlen, ich rate hier zu Akai oder Uher bzw. Teac
(in dieser Reihenfolge :-) Denn ähnlich wie die BASF/Revox
neigen die Philipse zum Klappern beim Umspulen. Die Achsen
der Umlenkrollen sind spindeldürr und brechen gelegentlich -
es gab Zeiten, da hat Philips die Reparatur auf Kulanz
durchgeführt! Ebenso kann es im Bereich der Tastensteuerung zu eine irreparablen Defekt kommen: ein nicht mehr zu bekommendes IC hat dann seinen Geist ausgehaucht... Sad

Fazit: ein riesiges, wunderschönes Gerät, vielleicht hier
und da zu filigran, aber wenn man aufpasst, hat man auch
hier keine Probleme. Es gibt kaum eine Bandmaschine, die
derart sanft und gleichermassen präzise mit dem Bandmaterial
umzugehen weiss: der Wickel ist glatt wie ein Kinderpopo,
die ideale Wickelmaschine. Die Bedienung dieses Gerätes
bereitet grosse Freude und vermittelt eine ähnliche
Souveränität wie z.B. meine Revox PR 99 - kommt jedoch
in dieser Hinsicht nicht an die Revox ran. Wo sich die
Revox jedoch warm anziehen kann, dass ist der Klang. Ohne
Zweifel habe ich hier eine der besten 1/4-Spur-
Maschinen stehen! Interessant wäre ein Vergleich
zwischen Revox PR 99 1/4-Spur und Philips gewesen, leider
verfüge ich nicht über eine solche Revox und die 1/2-Spur
PR 99 fährt der Philips 'natürlich' in allen Klassen davon.
Ich würde die Philips derzeit zusammen mit der Ferrograph
als meine Nr. 1 (1/4-Spur) bezeichnen.
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#2
:-( Heul!
So eine schööööne Maschine!

Meine 4520 steht immernoch als totalschaden unter der Werkbank. Die Laufwerkssteuerung ist total hinüber. Der Vorbesitzer hat da dran wie's aussieht mit Schweißbrenner und Vorschlaghammer "Reparatur"-Versuche durchgeführt.

Na, vielleicht erwisch ich irgendwo mal noch eine...
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#3
... ach ja Andreas, dieser Test ist Balsam auf meine Seele.
Ich kann mich glücklich schätzen, 2 funktionierende 4520 zu haben.
Die ältere mit grünem Zählwerk und gelben und roten Peak LED's hat sogar die Haube dabei (kleiner Brandschaden durch Wärme an der rechten Aussenkante). Dafür habe ich mit 2 Adaptern und 2 Alu Spulen nur 150 € bezahlt. Die neuere mit türkisem Zählwerk und 2 roten Peak LED's bleibt meine Universalmaschine. Wenn ich das Zählwerk mit meiner ASC vergleiche, dann ist positiv zu vermerken, dass es deutlich größer ist und IMMER funktioniert. Der Bias Regler ist goldig: ich habe von Michael B ein paar polnische Masterbänder (neu) erhalten. Durch dreh am Bias Regler lässt sich schnell ein Wert finden, wo Hinter- und Vorband gleich klingen. Wo doch Bänder immer knapper werden, ein sinnvolles Detail. Die elektronische Laufwerkssteuerung ermöglicht 13er Bänder mit 27er Aluspulen zu benutzen. Auch beim Spulen gibt es keinen Nachlauf. Die quartzgeregelte Geschwindigkeitskontrolle ist ebenfalls top. Waren früher die Aufnahmen mit meiner Akai GX 635 die Referenz, so ist es jetzt die Philips.
Danke Andreas für Deinen Test.
Band ab - Band läuft (Boney M. auf Stuzzi FM 1004)
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#4
Ich kann seit einiger Zeit eine 4450 mein Eigen nennen,wer hat mit dieser seine Erfahrung gemacht.
Hermann
keep on rockin.
Musik hören, ist besser als zu verstehen.
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#5
Hallo Hermann,

mit der N4450 habe ich schon einige Erfahrungen gemacht, und seit Semih sie instandgesetzt hat, nur gute... Zwei Stück habe ich davon und bin damit richtig happy. Wink

Du solltest sie möglichst nicht mit Metallspulen betreiben, dafür ist sie nicht gebaut. Das übliche Philips-Gummiproblem kennst Du? Na ja, und die Elektronik ist etwas mimosenhaft empfindlich.

Gruß, Wolfgang
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#6
Hallo Wolfgang,
ich wollte am Samstag die sechs Stunden R'n'R Sendung von Rainer mit 4,75cm/s auf 26,5er Maxell Spule Aufnehmen. Da auch noch eine Schalt Uhr eingebaut ist, könnte ich ruhig ins Bett gehen. Denn eine Seite bei 4,75 Aufgenommen, das müsste reichen?.Warum keine Metallspulen?
Hermann
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#7
Hallo Hermann,

Metallspulen belasten wegen des Gewichts die Motoren und die Mechanik zu sehr.

Warum nimmst Du nicht mit 9,5 auf und bleibst dabei sitzen? Rainer macht doch extra für uns nach drei Stunden eine Pause zum Bandumdrehen! Und wenn er seine Zeit wieder überzieht, reichen sechs Stunden sowieso nicht. Leg Dir bloß ein Reserveband bereit! Smile

Außerdem: hast Du den Timer vorher getestet? Und auch die Aufnahmequalität bei 4,75?

Gruß, Wolfgang
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#8
Von 23°°-05°° Uhr, wird eine lange Nacht. Du weist doch, kleine Kinder und ältere Männer, müssen früh ins Bett. Dann nehme ich lieber mit einer großen AKAI 747 auf und wenn Rainer überzieht wie Gottschalk, ist die zweite AKAI sofort startklar. Testen kann ich die 4450 dann ja mal zwischendurch. 22cm Bänder von Braun müßte die 4450 ja verkraften. Auf der TK 845 und Variocord 263 habe ich keine Probleme bei 4,75. Hört sich immer gut an.
Gruß Hermann
keep on rockin.
Musik hören, ist besser als zu verstehen.
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