Instandhaltung: Revox B77 MKII + AKAI GX-635D
#1
Hallo und Guten Abend,

durch eine Erbschaft bin ich Besitzer zweier Bandmaschinen geworden.

* AKAI GX-635D
* REVOX B-77 MK2

Die Geräte sind optisch sehr gut erhalten, haben jedoch ein paar technische Mängel.

Beim Akai Gerät ist der echte Kanal erst nach 1-2 Minuten "Aufwärmzeit" zu hören. Nach längerem Betrieb sind Gleichlaufschwankungen hörbar.

Das Revox Gerät macht einen kraftlosen Eindruck Der Motor läuft sehr langsam an, was jedoch an der schwer laufenden Mechanik liegen dürfte.
Es sind beim Spulen Quitschgeräusche zu hören, die zeitweise auch beim Abspielen auftreten. (Ich schalte dann das Gerät ab, da ich den Eindruck habe, das Band würde sonst zerreißen.)

Ich vermute, dass die Geräte ein paar Ersatzteile und etwas Pflege bedürfen.

Meine Frage:
Gibt es Firmen, die diese Geräte zu vertretbaren Presien instand setzen?
Als reine Dekoration sind Sie mie etwas zu schade, jedoch möchte ich auch keine Unsumme investieren.

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EDIT: Tippfehler im Titel korrigiert
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#2
Hallo Jochen!

AES in Solingen ist sowohl für Akai als auch für Revox nach allem, was ich gehört habe, eine gute Anlaufstelle: http://www.aes-solingen.de

Gruß,
Timo
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#3
Lieber Jochen,

deine Symptome sprechen zunächst einmal für ein schmierendes Tonband des Revox- (also Scotch-) Typs, das mit der Entstehungszeit deiner B77 MKII fast notwendigerweise korreliert....
Also:

Verwendest du ein Revox-Band?
Bewertest du das zähe Anlaufen des "Motors" anhand der Bewegung des Bandes?
Quietscht das Band beim Vorbeilauf an den Köpfen?
Ist ggflls. an den Bandführungen und Tonköpfen eine bräunliche Masse abgelagert?

Wenn das Band zu reißen droht, kann es mit der Kraft der Motoren ja nicht allzuschlecht bestellt sein. Deine Befürchtung ist ürbigens keineswegs abwegig. Die B77 reißt schmierend-klebende Bänder gerne ab.
Mechanik gibt es in den Amateurbandgeräten von Willi Studer aber praktisch nicht (abgesehen von der T26, das aber liegt schon etwas zurück), sieht man von den Bandzugsensoren der A700 ab. Die Lager aller drei Motoren sind hochwertig und überdimensioniert; da kommt eigentlich nach 'so kurzer' Zeit nichts daher.

Besorge dir ein anderes Band (notfalls leihweise), das nicht von Revox stammt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich nach Reinigung von Bandführungen und Tonköpfen die o. g. Beschwerden in Wohlgefallen auflösen, ist sehr hoch. Wenn dies zutrifft, ist dein Band ein Fall für die Tonne. (Die Spule kann man ja gerne aufheben und weiterhin sinnvoller Verwendung zuführen....)

Bandführungen und Tonköpfe dürfen aber nur mit Q-Tips und Alkohol verarztet werden, alle anderen Werkzeuge, namentlich solche aus metallischen Werkstoffen, sind tabu!!

Nach langer Ruhezeit empfiehlt sich die Einmessung auf ein aktuell erhältliches, neues Band; davon aber gibt es nicht mehr allzuviel. Denn die 'EMTEC-Erben' in Holland basteln immer noch, von den Freunden aus York, Pennsylvania (die wollten ja eigentlich auch ...) habe wohl nicht nur ich nichts gehört, lediglich Quantegy scheint nach dem Aufschlag um den vergangenen Jahreswechsel wieder in die Gänge gekommen zu sein.

Bedenke bitte auch, dass dir ein Gerät gegenübersteht, das möglicherweise älter ist als du, denn auf rund 25 Jahre taxiere ich das Alter deiner B77. Da kann es in der nächsten Zeit durchaus zur Verabschiedung einzelner Kondensatoren kommen, die jetzt wegen der 'fortschrittlichen Fertigungsmthoden' der späten 1970er und der 1980er in die Jahre geraten. Gerade bei einer B77 im halbwegs ordentlichen Zustand lohnt aber das Herholen nach solch geringen Problemen noch viele Jahre. Sicher länger, als es noch Bänder geben wird. Mit einer B77 steht in deinem Zimmer aber ein kulturgeschichtliches Symbol der Medientechnik, denn einen ähnlichen Wurf in der Geschichte des analogen Magnetbandgerätes wird man so schnell kein zweites Mal finden.

Und ein wenig Nachdenklichkeit stünde unserem 'konsumgeilen', mitunter maßlosen Zeitalter sicher nicht schlecht an. Wenn das anhand eines solchen Geräts geschieht, kann sogar nachdenken Freude machen ....

Hans-Joachim
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#4
... und wie!
Lieber Hans-Joachim, das hast Du wirklich schön formuliert, und ich kann das
als altgedienter B77 User und -Fan nur unterstreichen.
Gruß
Heinz
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#5
... und da die GX-635 gerade in den Lobeshymnen auf die B77 unterzugehen droht, weise ich mal darauf hin, daß auch sie ein sehr schönes Gerät ist, das im Viertelspurbereich so manches kulturgeschichtliche Symbol klanglich alt aussehen läßt, und bei der Ausstattung sowieso. :-)
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#6
Danke für die Blumen, lieber Heinz,

auch wenn einem der Schädel von Einsen und Nullen (nein, diesmal meine ich die hiesig politischen nicht, denen ich mich nebenan glaubte, widmen zu müssen...) nur so brummt. Man ist ja doch mit dem Herzblut dabei, bewusst und gefühlsmäßig Abkömmling einer Geschichte, deren Gang die B77 ja doch 'regelrecht' solide beschreibt. Nicht mehr, aber bitte allemal nicht weniger.

Hans-Joachim
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#7
Zitat:timo postete
... und da die GX-635 gerade in den Lobeshymnen auf die B77 unterzugehen droht, weise ich mal darauf hin, daß auch sie ein sehr schönes Gerät ist, das im Viertelspurbereich so manches kulturgeschichtliche Symbol klanglich alt aussehen läßt, und bei der Ausstattung sowieso. :-)
Bitte um Vergebung, von der AKAI verstehe ich nichts, das heißt: Ohne Schaltbild bin ich Analphabet.
(Ich könnte schon etwas zu A77/B77/Studer/Revox und Vertrieb stänkern, was ja auch bereits geschah. Der Willi und seine Mannen werden's mir nachsehen und die alten Akai-Leute auch; wer wäre schon auf mich angewiesen.... Eine Akai, die über fast 30 Jahre praktisch identisch gebaut wurde, seitens des Marktes werden konnte/durfte, ist mir aber noch nicht untergekommen.)

Hans-Joachim
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#8
Hallo Jochen,

den Hinweis von timo auf AES in Solingen kann ich nur nachdrücklich unterstreichen. Wenn Du nicht gerade am Ostrand der Republik wohnst, lohnt sich eine Durchsicht dort mit Sicherheit, zumal wenn die Geräte etwas "abgestanden" sind im Laufe der Jahre.

Viel Spaß damit - so was wird heute leider nicht mehr gebaut!
Frdl. Gruß Michael(G)
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#9
Zitat:PhonoMax postete
Bitte um Vergebung, von der AKAI verstehe ich nichts, das heißt: Ohne Schaltbild bin ich Analphabet.
Hallo Hans-Joachim!

Für Dein Gnadengesuch besteht kein Grund, ich wollte weder Dich noch Heinz kritisieren. :-) Jeder hat bei Bandmaschinen "seine" Marke, das ist völlig OK. Es sollte Jochen nur nicht der Eindruck entstehen, die Akai sei nicht der Erwähnung wert, denn die Qualitäten der 635 rechtfertigen durchaus auch eine teurere Reparatur.

Gruß,
Timo
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#10
Hallo Jochen
spielst Du beide Maschinen mit demselben Band?
So wie Phonomax geschrieben hat, klingt das nach Schmierband
Wenn an den Führungsrollen oder/und Tonköpfen (schau mit einem Spiegel drunter) klebt, ist es das.
Hier wirst Du als Ersatzteil nur ein neues Band brauchen :-)
Bei der 635er wirds schwieriger, ich hatte auch mal eine, aber aufgrund der Situation, daß AKAI in Konkurs gegangen ist, hab ich alles verkauft, soviel zur lebenslangen Garantie der berühmten Glasköpfe.
Wenns nur "normale" Bauteile sind, dürfte eine Reparatur kein Problem darstellen, alles diskret aufgebaut.
Berichte mal weiter
CU studer
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#11
Zitat:studer postete
Bei der 635er wirds schwieriger, ich hatte auch mal eine, aber aufgrund der Situation, daß AKAI in Konkurs gegangen ist, hab ich alles verkauft, soviel zur lebenslangen Garantie der berühmten Glasköpfe.
Die Köpfe gehen aber normalerweise nicht kaputt. Ein größeres Problem sind die Andruckrollen.

Zitat:Wenns nur "normale" Bauteile sind, dürfte eine Reparatur kein Problem darstellen, alles diskret aufgebaut.
Leider nicht ganz alles. In der Laufwerkssteuerung gibt es ein IC, für das es keinen Ersatz mehr gibt. Aber das scheint ja hier nicht das Problem zu sein.
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#12
Hallo Jochen,

sind im und unter dem linken Bandeinlauf der B77 (kein Kugellager, Aluscheibe) die dünnen Justierscheiben eingebaut? Wenn die fehlen stimmt die Einlaufhöhe nicht (unter unterem Teller) oder das Band klemmt wenn keine zwischen Aluscheibe und den verchromten Tellern ist. Die Scheiben gab es in verschiedenen Dicken und zum Einstellen gab es eine Minimal-Maximal-Lehre.
Für die Einlaufhöhe gab es natürlich auch eine Lehre. Aber mit dem fürchterlichen Band hatten wir auch unsere Probleme, dauernd mußten Köpfe und Bandführung gereinigt werden. Revox hat die Bänder damals eine gewisse Zeit lang auf Garantie getauscht und den Bandhersteller gewechselt.

Viele Grüße vom

Soundboss
(der ca. 10 Jahre lang A77 und B77 repariert hat)
der ab Januar 2009 zur A77Hs , 3x 4400 Report Monitor und TK46 sowie Tk47 noch eine M15a in sein Pflegeprogramm aufgenommen hat. Nicht zu vergessen 2 Uher CR1600, 1 Uher CR1600TC und die 2 Thorens TD 124 II :-)
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#13
Zitat:Soundboss postete
..... Revox hat die Bänder damals eine gewisse Zeit lang auf Garantie getauscht und den Bandhersteller gewechselt.....

Viele Grüße vom

Soundboss
(der ca. 10 Jahre lang A77 und B77 repariert hat)
Was aber auch nicht viel gebracht hat, der neue Hersteller hatte ebenfalls zeitweise erhebliche Klebeschwierigkeiten.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#14
Hallo Leute, hallo Soundboss,

warum hast du das Reparieren der A77 und B77 aufgegeben???:oah:
Ich weiss, wenn man die ganze Arbeit rechnet, kommt man nie auf einen vernünftigen Stundensatz, aber es mach ja auch Spass, die Kisten gangbar zu machen, zu Reinigen, Trimmer und Kondensatoren tauschen, neu Einmessen, und wenn dann alles läuft, das erhabene Gefühl wenn die Maschine wieder wie neu da steht. Wenn das Gehäuse mit neuer Nextelbeschichtung versehen ist. :lachen:
Das ist doch besser als Sex!!! :girl: oder???
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#15
Hi,
für die GX635 gibt es einen Spezialisten. Siehe www.tonbandhobby.de
Da stehen auch Anleitungen drinn, für verschiedene AKAI.
Hermann
keep on rockin.
Musik hören, ist besser als zu verstehen.
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#16
Hallo OssySoft,

nur wenn immer die gleichen Fehler auftreten wird es langsam eintönig.
Ich habe auf meiner Dienststelle alle A77 und B77 ( einige Hundert) der Polizei NRW repariert. Die Maschinen sind rund um die Uhr eingeschaltet und in Schränke mit Zusatzbelüftung eingebaut (viel Staub) und zeichnen den Funkverkehr auf. Allerdings in der "HiFi" Geschwindigkeit von 4,75 cm/sek.
Wir hatten viele Probleme mit festgehenden Kapstanmotoren und defekten Kugellagern der Wickelmotoren, sowie den Birnchen. (2000 stunden sind bei Dauerbetrieb nicht lange) Auch beliebt waren die Weißen Elkos und die Bremsbänder. Als es dann die Möglichkeit ins Akustik-Labor zu wechseln kam, habe ich nätürlich zugegriffen.

Ich muß Schluss machen , ein Termin.

Viele Grüße vom
Soundboss
der ab Januar 2009 zur A77Hs , 3x 4400 Report Monitor und TK46 sowie Tk47 noch eine M15a in sein Pflegeprogramm aufgenommen hat. Nicht zu vergessen 2 Uher CR1600, 1 Uher CR1600TC und die 2 Thorens TD 124 II :-)
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