Japaner, Weltmeister beim Weglassen und Einschränken?
#1
Ich biete hier meine These als Diskussionsgrundlage an. Wenn ich mich zurückerinnere, fielen mir immer Geräte auf, bei denen einige Features fehlten, bei teurere Geräten dann doch, oder absichtlich gesperrt waren.

Beispiele:

-Bei Grundig-, Uher- und Revox-Bandgeräten z.B. gab es Trickmöglichkeiten, solange die elektronische Ausstattung es zuließ. Bei Japanern war das fast immer nicht vorgesehen. Bei Uher gab es beim RdL sogar eine Dia-Steuerung.

-Philips versuchte kaum seine CD als Datenspeicher zu verhinden. Die Sony minidisc wäre damals ein super Datenspeicher geworden, aber Sony tat alles Mögliche, dass das nicht passiert.

-Einige digitale Videokameras haben vieles an Bord, was eigentlich für teurere Modelle gedacht ist. Bei einigen konnte man diese Eigenschaften freischalten. Teilweise waren diese auch Länderspezifisch und wurden auch aus verkaufspolitischen Gründen deaktiviert. Wenn sich Entwicklungskosten und Materialkosten direkt auf den Verkaufspreis niederschlagen sollten, klingt es seltsam, dass man diese Features zwar erworben hat, aber nicht nutzen kann, weil abgeschaltet.

Sicherlich gibt es noch mehrer Beispiele...
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#2
s.a. http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=539
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#3
Zitat:mfranz postete
-Bei Grundig-, Uher- und Revox-Bandgeräten z.B. gab es Trickmöglichkeiten, solange die elektronische Ausstattung es zuließ. Bei Japanern war das fast immer nicht vorgesehen.
Warum auch? Bei einem Gerät mit von der Wiedergabe unabhängig kanalweise schaltbarer Aufnahme und zwei mischbaren Eingängen reicht ein Paar Cinch-Kabel, um diese Trickeffekte selber zu schalten.

Eine ganze Reihe von Akai-Geräten hat übrigens auch integrierte Trickschaltungen: GX-220, GX-221, GX-225, GX-260, GX-280, GX-285, GX-286, GX-400...

Und was entgegnest Du mir, wenn ich nicht die Japaner, sondern die Europäer als Meister im Weglassen bezeichne? Bei den Europäern ist der Anteil dreimotoriger Geräte wesentlich geringer als bei den Japanern, ebenso jener der Geräte mit getrennten Aufnahme- und Wiedergabeköpfen, Reverse-Maschinen, Maschinen mit integriertem Rauschunterdrückungssystem...

Die Europäter haben außerdem eine ganze Reihe von Stereo-Bandmaschinen mit nur einem Aussteuerungsinstrument für beide Kanäle gebaut (u.A. die gar nicht billige Variocord), ebenso 18er-Geräte mit völlig unzureichendem dreistelligen Zählwerk...

:-)

Zitat:-Philips versuchte kaum seine CD als Datenspeicher zu verhinden. Die Sony minidisc wäre damals ein super Datenspeicher geworden, aber Sony tat alles Mögliche, dass das nicht passiert.
Nur war die CD ursprünglich ein reines Nur-Lesen-Medium und barg somit gar nicht die Gefahren, die Sony dazu veranlasst haben, die MD mit zahlreichen Einschränkungen zu versehen, die sie letztendlich uninteressant gemacht haben.

Weiterhin übersiehst Du, daß Philips mit der DCC exakt die gleiche Marktpolitik betrieben hat wie Sony mit der MD. Das ist nur weitestgehend in Vergessenheit geraten, weil das Medium schon konzeptionell nicht besonders gut war und schnell wieder verschwunden ist.

Zitat:Einige digitale Videokameras haben vieles an Board, was eigentlich für teurere Modelle gedacht ist. Bei einigen konnte man diese Eigenschaften freischalten.
Auch das ist mitnichten typisch japanisch, sondern inzwischen überall auf der Welt üblich. Paradebespiel Software: Es gibt etliche Programme, bei denen preislich gestaffelte Lizenzkeys verschiedene Features freischalten.

Und überhaupt: Wäre jemandem damit gedient, wenn preiswerte Kameras keine rückgebaute Technik teurerer Modelle enthielten, sondern von Grund auf eigenständige Entwicklungen wären? Das einzige, was man m.E: damit erreicht, sind deutlich höhere Preise (sowohl für teure als auch für preiswerte Modelle) und schlechtere Qualität.
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#4
Zitat:timo postete
Bei den Europäern ist der Anteil dreimotoriger Geräte wesentlich geringer als bei den Japanern, ebenso jener der Geräte mit getrennten Aufnahme- und Wiedergabeköpfen, Reverse-Maschinen, Maschinen mit integriertem Rauschunterdrückungssystem...
Als die Japaner all das zum Standard erhoben, gab es kaum noch Europäer mit eigener Tonbandfertigung am Markt. Während die Japaner den so wichtigen Millionenmarkt USA und natürlich den eigenen und Europa voll bedienen konnten, verkauften die Europäer eher mässig und somit war auch die Modellpalette mehr als dürftig. Für die Japaner war es vermutlich billiger, 3 Motoren einzusetzen. Die Deutschen hatten vor 3 Motoren irgendeinen Horror, Telefunken schrieb mal, man würde sich die Motoren sparen, weil diese ja sonst immer mitbewegt würden, auch wenn ihre Funktion dabei gar nicht gefragt ist. Es stellt sich hier eher die Frage der Qualität...
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#5
Zitat:highlander postete
Als die Japaner all das zum Standard erhoben, gab es kaum noch Europäer mit eigener Tonbandfertigung am Markt.
Drei Motoren und drei Köpfe waren schon in den 60er Jahren bei den Japanern in sehr vielen Geräten zu finden (bei Teac sogar bei allen?). In den frühen 70en wurde mit der 200er-Reihe von Akai dann auch Reverse zumindest bei Kleinspulern Standard. Zur gleichen Zeit hatte Grundig noch so minimalistische Bandmaschinen wie die TK-147 im Angebot. :-)

Zitat:Telefunken schrieb mal, man würde sich die Motoren sparen, weil diese ja sonst immer mitbewegt würden, auch wenn ihre Funktion dabei gar nicht gefragt ist.
... verbaute aber dennoch in ihren Profi-Geräten selber drei Motoren und schwenkte beim letzten (und m.E. mit Abstand besten) Heimanwender-Modell M-3000/ 3002 dann zumindest zu einem Zweimotorenlaufwerk über.

Also das man obiges wohl getrost als Marketing abtun.
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#6
Ob ein Gerät drei oder nur ein Motor hat, beeinträchtigt in erster Linie nicht den Funktionsumfang. Interessant sind drei Motoren funktionstechnisch ja nur bei Großspulern, weil leicht eine höhere Umspulgeschwindigkeit erreicht wird, die bei Kleinspulern nicht so wichtig ist. In den 60ern gab es sowieso fast nur Kleinspuler. Es ging mir haupsächlich darum, dass meiner Meinung nach japanische Geräte die Benutzer mehr bevormundeten, als die anderer Hersteller. Vor allem deutsche Geräte überschütteten die Kunden regelrecht mit Bedienungskomfort. Beispiel ist auch mein Braun Regie 510, mit Tasten für Rausch- und Rumpelfilter und nur Stereo- und Stereo-Fern-Empfang. Vor allem die beiden letzten Tasten hatte ich bei japanischen Tunern nie gesehen.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#7
Mir fällt noch eine ganz andere Einschränkung ein: Das sukzessive Weglassen interner Einstellmöglichkeiten und der Umstieg auf mechanisch einfachere Lösungen bei späteren Serien des gleichen Geräts.
In concreto: Meine Variocords haben die Seriennummern 98942 und 98946. Ich meine mich zu erinnern, daß in beiden leicht abweichende Teile verwendt wurden. Was jedoch sicher ist: Die beiliegenden Schaltpläne habe eine lange, lange Liste mit entfallenen Bauteilen. Dazu gehört auch die Möglichkeit Vor-/Hinterbandlautstärke abzugleichen. Einmessen beschränkt sich auf: Kalibrieren der Aussteuerungsanzeige und einstellen des Biasstroms mittels eines Voltmeters.
Mechanische Änderungen: Die Umlenkrolle im Bandpfad wurde durch eine simple Plastikführung ersetzt. In meinen Geräten treibt die Rückseite des Antriebriemens die Wickelteller beim Spulen. In früheren Geräten trieb der Riemen ein Reibrad an.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#8
Zitat:timo postete
...
Nur war die CD ursprünglich ein reines Nur-Lesen-Medium und barg somit gar nicht die Gefahren, die Sony dazu veranlasst haben, die MD mit zahlreichen Einschränkungen zu versehen, die sie letztendlich uninteressant gemacht haben.
...
Wieso, auch die beschreibbaren Medien mussten durch Philips abgesegnet werden. Da wäre die Möglichkeit gewesen das abzulehnen. Haben sie aber nicht, weil Philips wohl soviel Geschäftsgespühr hat(te), dass sie wussten, dass man damit auch Geld verdienen kann. Denn von Philips kamen ursprünglich auch Hifi-CD-Rekorder. Die hatten zwar eine Sperre, damit man keine Datenrohlinge nutzen konnte. CD-Rohlinge, die sich mit dem Computer beschreiben lassen, konnten aber zumindest abgespielt werden. Das ging bei der MD-Data nicht.

Zitat:timo postete
...
Weiterhin übersiehst Du, daß Philips mit der DCC exakt die gleiche Marktpolitik betrieben hat wie Sony mit der MD. Das ist nur weitestgehend in Vergessenheit geraten, weil das Medium schon konzeptionell nicht besonders gut war und schnell wieder verschwunden ist.
...
Den Vergleich verstehe ich nicht ganz, die DCC-Kassete wurde nie für die reine Datenspeicherung angeboten. Hätte auch keinen Sinn, weil es 4mm (DAT) und 8mm (Video-8-Kassetten) schon längst gab. Allerdings konnten 4mm-Streamer-Laufwerke keine Audio-DAT-Kassetten lesen, bzw. im Audioformat beschreiben.
Gruß,
Michael/SH

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#9
Zitat:mfranz postete
...
Den Vergleich verstehe ich nicht ganz, die DCC-Kassete wurde nie für die reine Datenspeicherung angeboten. Hätte auch keinen Sinn, weil es 4mm (DAT) und 8mm (Video-8-Kassetten) schon längst gab. Allerdings konnten 4mm-Streamer-Laufwerke keine Audio-DAT-Kassetten lesen, bzw. im Audioformat beschreiben.[/quote] Ja, und das bedaure ich immer noch, eine einfachere Möglichkeit, Audiodaten auf die CD zu bringen, kann ich mir nicht vorstellen. Besonders Eigenaufnahmen hätte man so leicht bearbeiten können, einen entsprechend ausgreüsten Daten / Audiostramer vorausgesetzt. aber so ein Gerät scheint es nicht zu geben, trotz intensiver suche habe ich jedenfalls keinen Anbieter gefunden.

Umgekehrt geht es, habe ich neulich noch probiert, rauschen bei exakt 0db....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#10
Zitat:mfranz postete
Wieso, auch die beschreibbaren Medien mussten durch Philips abgesegnet werden. Da wäre die Möglichkeit gewesen das abzulehnen. Haben sie aber nicht, weil Philips wohl soviel Geschäftsgespühr hat(te), dass sie wussten, dass man damit auch Geld verdienen kann.
Ich denke, der große Unterschied war der, daß Philips damals schon nicht mehr (oder zumindest lange nicht mehr in dem Maße wie Sony) in Mediengeschäft aktiv war und somit nicht befürchten mußte, das Geld, das sich mit beschreibbaren CDs verdienen lässt, in anderen Bereichen durch die zu befürchtenden Kopien wieder doppelt und dreifach einzubüßen. Mit "japanisch" oder "europäisch" hat das m.E. nichts zu tun, zumal die Vorständsetagen beider Unternehmen meines Wissens recht international besetzt sind.

Überhaupt: Die CD ist doch eine Gemeinschaftsentwicklung von Philips, Sony und Taiyo-Yuden. Hatten die anderen beiden in dem Fall gar kein Mitspracherecht?

Zitat:Den Vergleich verstehe ich nicht ganz, die DCC-Kassete wurde nie für die reine Datenspeicherung angeboten.
Entschuldige, Mißverständnis meinerseits. Ich dachte, mit "Daten" meinst Du digital gespeicherte Musik.
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#11
Nochmal zurück zum Thema Weglassen und Beschränkung auf das Thema Tonbandgeräte:

Weglassen kann man nur, was man hat.

Viele Trickmöglichkeiten hatten japanische Geräte inbesondere in der Anfangszeit nie.

Das lag nicht zuletzt daran, daß man in Japan die Geräte für einen anderen Markt konzipiert hat: nämlich die USA.
Nach Europa kam man erst, als man mehr produzierte, als man dort verkaufen konnte.

Und in den USA waren Trickmöglichkeiten oder Ausstattung bei einheimischen Konkurenzprodukten eher marginal. Was eben auch daran liegt, daß man bei RCA-Anschlüssen (Cinch) "multiplay" extern verkabeln kann, während man bei DIN-Steckern schon zum Lötkolben greifen muß.

Aber der primäre Grund dürfte gewesen sein, daß sich in den USA keiner das Echo der Watzmannschlucht( Akai-Werbung Mitte der 70-iger) ins Wohnzimmer holen wollte, und auch nicht unbedingt mit sich selber im Duett singen.

Das Vorbild für "die Japaner" waren eher Geräte wie das hier:
http://recordist.com/ampex/apxpics.html

Eines dieser Ampex,
http://recordist.com/ampex/gif/354_1.gif
hatte Anfang der 60-iger noch nicht einmal ein Bandzählwerk, obwohl es international mit kleinen Studiotonbandgeräten wie der TFK M5 konkurierte.

Wie wir wissen, hat später Ampex bei TEAC eingekauft...

Die einfachen Geräte von Akai und Co hatten in den 60-igern auch nur einen Motor. Insbesondere Akai hat mit den Typen 17xx und bis M9 Einmotoren-Laufwerke gebaut.
3 Motoren waren der Hochpreiskategorie vorbehalten wie z.B. der Akai X-360D, die dafür auch teuerer war als eine Revox.
Erst in den 70-iger Jahren, als die deutsche Tonbandgeräte-Industrie schon am Boden lag, wurden in Japan nahezu ausschließlich 3-Motoren-Designs gebaut (mit Ausnahme der Akai GX 4000...)

In den 70-igern wurde die Ausstattung der "Japaner" zunehmend umfanggreicher. Zu dieser Zeit zeigten die Europäer mit Ausnahme von Philips noch Schnappatmung.

Ich denke, daß "die Japaner" sich einfach besser am Markt orientiert haben, während insbesondere in Deutschland eine Geschäftspolitik nach Gutsherrenart gemacht wurde: Ein Patriarch wie Max Grundig hat nach seinem Gefühl gehandelt, nicht nach Marktanalysen. Das Ergebis ist bekannt.

Zurück zum Thema: "Die Japaner" haben nicht weggelassen, sondern über die Jahre immer mehr Ausstattung und Finessen in ihre Produkte integriert.
Und zwar dann, als die Zeit "reif" war, der Markt das akzeptiert hat.

Das hat viel mit Timing zu tun. Auch wenn einige Firmen dann von der Entwickung überrollt wurden. sic transit gloria...

Nochmal etwas zum Thema "Japaner. Das gibts auf vielen Seiten, ich habe es hier aus Wolfgangs Schallplattenforum übernommen, von dreizehn:

"Die Japaner "

Manager-Seminar mit 30 Herren aus der mittleren Führungsebene. Treffen im Tagungshotel am letzten Tag.
Der Seminarleiter spricht: "Meine Herren, zum Schluß wollen wir noch ein bißchen Allgemeinbildung betreiben. Mal sehen, was Sie so drauf haben. Also - ich nenne ein klassisches Zitat, Sie sagen mir, wer es gesagt hat, wo und wann."
Er beginnt: "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche ..."
Keiner weiß es.
Da meldet sich ganz hinten ein kleiner Japaner: "Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Osterspaziergang 1806!"
Die anderen Teilnehmer murmeln anerkennend.
Nächste Frage: "Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen ..."
Und wieder, diesmal wie aus der Pistole geschossen, der Japaner: "Matthias Claudius, Abendlied, 1779!"
Die anderen Manager schauen peinlich berührt zu Boden.
Der Seminarleiter: "Fest gemauert in der Erden ..."
"Schiller", strahlt der Japaner, "Das Lied von der Glocke, 1799!"
Jetzt finden es die anderen Manager langsam ärgerlich.
Murmelt einer in der ersten Reihe: "Scheiß Japaner."
Wieder ertönt die Stimme des Japaners von hinten: "Max Grundig, CeBIT, 1982!"


Viele Grüße

Frank
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