Mono
#1
Fast alles in der HiFi-Technik, was der breiten Masse als veraltet gilt, hat noch eine kleine, aber überzeugte Anhängerschaft, die sich der Materie mit viel finanziellem und zeitlichen Aufwand widmet - seien es nun Bandmaschinen, Plattenspieler oder Röhrengeräte.

Eine Ausnahme gibt es aber meines Wissens: Die monaurale Klangwiedergabe. Oder gibt es in der HiFi-Welt auch so etwas wie eine Mono-Szene?

Ganz abwegig ist die Idee ja nicht, denn oft ist die Möglichkeit, Stereo- oder gar Surround-Lautsprechersysteme gehörrichtig zu positionieren, nicht gegeben, und stattdessen gewählte Aufstellung führt zu Verfälschungen der Wiedergabe. Darüber hinaus hätte ein Bekenntnis zu Mono im Siebenkanalzeitalter einen sehr hohen Profilierungsfaktor. :-)
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#2
http://www.aaa-switzerland.ch/index.html

Auf dieser Seite der AAA-Switzerland, die ich nicht mit der AAA in Deutschland in einen Topf werfen will, gibt es einen Artikel mit dem Titel "Monaural ist nicht monoton".

Daß für die Wiedergabe von Mono-Schallplatte spezielle Tonabnehmer hergestellt werden, dürfte bekannt sein. Es gibt aber anscheinend Leute, die aus Prinzip Mono hören. Es gibt also sehr wohl eine Mono-Szene. Vom Geschäftsführer von ACR erzählte man, daß er prinzipiell in Mono hörte, weil es für ihn die einzig richtige Form der Wiedergabe sei. Ungewöhnlich bei jemandem, der vom Verkauf von Lautsprechern lebte.

Der Profilierungsfaktor ist sicher nicht unerwünscht.
Michael(F)
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#3
Man Nehme:

- Eine MONO Aufnahme
- Ein AA Class BIWIRING Verstärker mit 4 Ausgänge (z,B. Technics)
- Ein DSP (Digital Sound Procesor) (Auch von Technics)

Man Schlist Alles an, Jagt das Signal an den Verstärker Durch den DSP, Schaltet den Verstärker auf BIWIRING ( A + B)

Damit Brauchst du mit Sicherheit kein Stereo Mehr.

Sollte Alles über eine Dolby Surround anlage Laufen (DSP zu Surround) und / oder Paralel mit den AA Class BIWIRING Dazu, gibt es ein Einmaligen Verblüffenden Erlebnis.

Hört sich an wie in den Besten Kinosall.
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#4
Na ja, gut und schön. Die Aufnahmen heute sind aber 'eigentlich' nicht danach, so dass man mehrkanalige Produktionen lieber doch so abhören sollte, wie man zweckmäßigerweise auf die Stereofonisierung von Monoaufnahmen verzichtet.
Viele Dinge, die die Mono-Buben angerichtet haben, sind unter stereofonen Prämissen eigentlich nicht recht tolerabel (selbst wenn derlei heute auch in der Stereofonie wieder bewusst gemacht wird).
Monoaufnhmen auf diese in der Steofonie unmöglichen Dinge hin anzuhören, lehrt wieder vieles über das, was wir Gehör nennen.
Frage: Wie holte ein Schellack-Monofoniker Instrumentengruppen in den Vordergrund, wenn ein wechselnder Abstand zum Mikro während der Aufnahme nicht in Frage kam oder unmöglich war?

Das physikalisch eigentlich nicht eben erfreuliche Großmembranmikro entfaltet unter monofonen Voraussetzungen gerade durch seine geradezu klassischen Mängel (schlechte Einheitlichkeit des Polardigrammes, wellige Frequenzgänge, Probleme in den Randbereichen des Frequenzganges) respektable Vorteile, die natürlich auch genützt wurden und werden. Man winkelt[e] das Monomikrofon letztlich in allen Ebenen solange ab, bis die Frequenzbereiche in der erwarteten Pegelverteilung im Lautsprecher zu hören waren.
Bei stereo geht das guten Gewissens eigentlich nicht, weil die von zwei Mikros gelieferte Klangfarbe eines Stereosignales auf den diskreten Kanälen einheitlich sein muss, da das Ohr sonst keinen einheitlichen Raum registriert (was immer diesen Raumeindruck nun auch hervorruft).
Andererseits werden heute gar Pop-Surroundproduktionen überwiegend aus Monosignalen zusammengesetzt und -gebastelt, so dass die obige Aussage nur eingeschränkt gilt und das Großmembranmikro derzeit eine für mich letztlich unerwartete Renaissance durchlebt, solange nicht Klassik, Jazz (unplugged) oder so etwas (Folk, Volksmusik o.ä.) produziert wird.

Na ja, ich komme ab. Aus qualitativen Gründen mono zu hören? Nee, denn man treibt dabei Teufel mit Beelzebub aus, was aber auch bedeutet, dass deine Gedanken nicht abwegig sind, denn Surround hat die Abhörsituatiion deutlich anspruchsvoller gemacht, was ursprünglich einmal anders laufen sollte, wenn man an die Argumente denkt, die bezüglich des Centers der 3/2-Aufstellung in 'den Markt gedrückt wurden'. Vor allem, weil der ja ganz woanders herkommt.

Hans-Joachim
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#5
Zum Hintergrund meiner Frage: Am Samstag auf dem Trödelmarkt kam ich an einem Stand mit Platten und CDs vorbei, an dem Musik aus einem Selbstbau-Mono-Verstärker und einer ebenfalls selbstgebauten Box mit vier großen Dual-Cone-Breitbandlautsprechern (beides im unlackierten Sperrholzgehäuse) spielte. Die Kombination von Mono und dem doch recht beachtlichen Klangvolumen war schon sehr... speziell. :-)

Mono-Fans gibt es also. Gibt es auch Firmen, die hochpreisige Mono-Geräte anbieten, oder muß der Mono-Freund sich durch Kanalzusammenschaltung selbst behelfen? Die Idee "Wir sparen einen Kanal ein und verwenden das Geld, um die Elektronik für den anderen zu optimieren" klingt doch gar nicht so schlecht. Endverstärker gibt es oft als Monoblock, das wäre kein Problem, aber was ist mit Plattenspielern und Vorverstärkern?

Edit: Da es mir weniger um Bandmaschinen ging, als um Mono allgemein, verschiebe in den unbedacht hier begonnenen Thread mal in den Verstärkerbereich.
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#6
Wenn Du ein schönes (ich sage bewusst: schönes und nicht etwa "richtiges") Klangerlebnis in Mono haben möchtes, so kaufe Dir eines von den Dampfradios, von denen z. B. MGW51 immer so schwärmt. Das hat was, geht aber an dem vorbei, was die Mono-Gemeinde predigt. Das war ja Mono aus der Not geboren, weil es Stereo noch nicht gab. Heute hört man ja ganz bewusst Mono.

Mono-Tonabnehmer sind mir bekannt. Mono-Vor- oder Vollverstärker nicht.
Michael(F)
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#7
Vor ein paar Jahren hab ich mal ein Portrait über eine "Rock 'n Roll" Band gesehen, die prinzipiell in Mono Aufnahm, weil es für sie "authentischer" war.

Irgendwo hab ich noch den Link zu einem Artikel, der sich auch mit Mono Aufnahmen beschäftigt. Werde ich gleich nachreichen.

Edit:
Hatte den Link nicht gespeichert, aber da ich noch wusste, was ungefähr d'rin stand hab ich ihn mit Google gleich wieder gefunden. Damals bin ich da gelandet, als ich etwas über Neumanns "U-47" recherchiert hab.

http://www.regonaudio.com/Mono.html
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#8
Eine interessante Frage am Rande, mit der ich mich bisher noch nie beschäftigt habe: Es gibt doch Mono-CDs mit 144 (bzw. inzwischen sogar 160) Minuten Spielzeit. Kann man so etwas ohne Probleme selber herstellen? Wenn ich mit gängiger Software eine Audio-CD rein aus einkanaligen Wav-Dateien brenne, wird dann der Speicherplatz der CD automatisch entsprechend auf Mono optimiert verwendet? Oder gibt es entsprechende Einstellungen, die man vornehmen kann und die es eventuell sogar zulassen, aus Stereo-Quellen eine lange Mono-CD zu brennen?

Ich denke, für die von mir verwendeten Programme cdrecord und cdrdao werde ich nachher zu Hause mal nach einer Antwort auf die Frage suchen, sofern nicht einer hier sie spontan hat.
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#9
Zitat:timo postete
Gibt es auch Firmen, die hochpreisige Mono-Geräte anbieten, oder muß der Mono-Freund sich durch Kanalzusammenschaltung selbst behelfen?
Nun, es gibt bekanntlich sehr viele hochpreisige Mono-Endstufen, wobei davon natürlich meistens zwei genommen werden. Big Grin
Aber wenn Du unbedingt mono hören willst, reicht eine ja. Wink
Kanalgetrennte Vorstufen in zwei Gehäusen sind eher selten - Shindo Pétrus wäre ein Beispiel.
Und die Mono-Tonabnehmer hat Michael Franz ja schon angesprochen. Mono-CD-Spieler sind mir nicht bekannt. Big Grin
Es gibt in Japan einen kultigen Verstärkerbauer namens Susumu Sakuma, der grundsätzlich nur mono hört und mit einem Lautsprecher vorführt. Stereosignale, auch digitale, fasst er dazu zu einem Monosignal zusammen. Das ist aber schon ziemlich exotisch, die meisten, die ab und zu mal gerne eine schöne alte Mono-LP hören, tun dies über zwei Lautsprecher.
Und dann ist Monoaufnahme qualitativ auch nicht gleich Monoaufnahme. Viele denken dabei ja nur an historische Einspielungen und die Schellack-Ära.
So ca. ab Anfang der 50er wurden aber von Firmen wie Decca, Mercury u.a. Monos produziert, denen ich heute noch die Auszeichnung "High Fidelity" zugestehen würde.

Gruß,
Markus
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#10
Soweit ich weis ist eine Mono CD eine normale CDDA bei der auf einem Kanal etwas anderes Aufgezeichnet ist als auf dem Anderen.
Du wählst die wiederzugebende Spur in dem du jeweils den anderen Stecker rausziehst.
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#11
Solch eine Zweikanal-Mono-CD kenne ich aber nur aus meiner eigenen Schmiede. Ich müsste nachsehen, ob zwei unterschiedliche Audiospuren bei einer klassischen Audio-CD überhaupt book-kompatibel wären. Ich zweifle daran, weil die kanalweise unterschiedliche Setzung des Subcodes im CD-Format nicht vorgesehen ist. Dafür existiert in den Lizenzbüchern definitiv ein Vierkanalstandard ("Quadro") für die CD, den man aber wohl nie in der vorgesehenen Form verwirklichte.

Zurück zur Doppelmonoversion:
In einem Fall habe ich für unseren Sprössling, als der noch in Harry's Plotter-Fieber befangen war, und die langen Emils von Büchern nur auf MC erhältlich waren, deren Inhalt auf den Rechner kopiert und beide Kanäle nacheinander mit unterschiedlicher Modulation bespielt. Das führte zu keinen Verlusten, da die Texte ohnehin nur mono aufgenommen waren. Der Sohn bekam dazu noch einen Adapter für seinen Kopfhörer und konnte mit den vorhandenen Vorlesemengen auf wenigen CDs einen 16-stündigen Flug an die amerikanische Nordwestküste überstehen. Die Subcodes wurden alle 10 Minuten durch beide Kanäle hindurchrastriert. Der Abhörvorgang begann auf dem linken Kanal; als der zuende war, musste man den Kopfhörer am Adapter zum Discman umstecken und konnte dann mit der CD von vorne beginnen. Die Übersprechdämpfung erwies sich dabei auch nf-seitig als so gut, dass vom jeweils anderen Kanal nichts durchschlug. Schaltete man jedoch die "Bass-boost"-Funktion ein, war es mit der Übersprechdämpfung nicht mehr weit her:
Aha, soooo machen die das....

Die später auf dem Markt erscheinenden Harry-Potter-CDs bedienten sich des Verfahrens natürlich nicht, obgleich MP3 nicht nur eigene, sondern auch nach obigem Verfahren spezielle Vorteile bieten könnte, weil man die Kompression bei hochwertigen Sprachaufnahmen durch die Verteilung des Monosignales auf die beiden CD-Kanäle nicht so stark anziehen müsste, um bei langen Texten trotzdem mit wenigen CDs auszukommen. Den CDs hätte man aber entsprechende Adapter beilegen müssen, was die Sache wahrscheinlich doch wieder wirtschaftlich uninteressant machte; außerdem soll so mancher mit derart komplizierten Produkten ja auch nicht zurechtkommen. In Interpretation und Aufnahmetechnik wirklich hochwertig präsentiertes künstlerisches Wort ist schon aufgrund der mich oftmals nicht zufrieden stellenden Sprecherziehung der Schauspieler recht selten geworden. Von den technisch-geschmacklichen Glanzleistungen schweigen wir lieber, wobei ich aber die CD freispreche!

In einem zweiten Beispiel kopierte ich nach dem obigen Verfahren zwei naturgegeben historische Aufnahmen Heinrich Georges von 1932 und 1941 (Kleist, Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege) zum Zwecke des Interpretationsvergleiches 'übereinander'. Ging natürlich genauso und war nicht weniger lehrreich: Die erste Aufnahme war ein Produkt der Plattenindustrie auf Folie, die zweite gehört zum Bestand der Vorführbänder vom 10. Juni 1941, als die AEG im Berliner Ufa-Haus das Hf-Magnetophon vorstellte. 1941 trägt George übrigens schneller vor (vielleicht hatte er auch nur mehr intus). Ansonsten ist faszinierend, wie dieser Mann Stimme und auf die Vorlage gerichteten Intellekt trotz seiner Alkohol-Eskapaden (Zuckmayer berichtet ja darüber) im Griff hat.

Zur "Authentizität":

Im unmittelbaren Sinne des Wortes würde ich es als abwegig bezeichnen, dass eine Monowiedergabe authentischer empfunden wird. Ich denke, dass bei der Begriffswahl eher andere Vorstellungen Pate standen:
Durch die Monowiedergabe wird der Hörer nämlich recht deutlich darauf hingewiesen, dass er Signale von einer Konserve wahrnimmt, also erheblich abstrahieren muss. Auch ich bekenne, dass eine solche Distanzierung zwischen Hörer und Medium einen nicht unerheblichen intellektuellen Reiz haben kann.
Andererseits: Medienwiedergabe und Intellektualismus, --- "no, mir gangst"....

Die aktuelle, subjektivste Eindrücklichkeit hofierende 'Klangbewegung' aber geht in eine völlig andere Richtung.

Hans-Joachim
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#12
Im Zusammenhang mit DCCs (Digitalen Compact Cassettes) wurde mal "four sector-mono compatibility erwähnt":

"Four-Sector Mono Compatibility-lets you play prerecorded, four-sector mono DCCs, which can contain up to 3 hours of monaural program material."

Quelle: (Mittlerweile nur noch im Google Archiv)
http://64.233.183.104/search?q=cache:T1Z...%22+&hl=de

So eine DCC habe ich nie gesehen und auch nicht davon gehört. Drei Stunden Spielzeit ergeben sich wohl aus einer 90min DCC. Da muss man wohl auch "von Hand" umstöpseln.

Wieso es "four sector mono" heisst, kann ich nur vermuten...

1 Mono Spur Seite A (rechter Kanal)
1 Mono Spur Seite A (linker Kanal)
1 Mono Spur Seite B (rechter Kanal)
1 Mono Spur Seite B (linker Kanal)

Zitat:Die später auf dem Markt erscheinenden Harry-Potter-CDs bedienten sich des Verfahrens natürlich nicht, obgleich MP3 nicht nur eigene, sondern auch nach obigem Verfahren spezielle Vorteile bieten könnte, weil man die Kompression bei hochwertigen Sprachaufnahmen durch die Verteilung des Monosignales auf die beiden CD-Kanäle nicht so stark anziehen müsste, um bei langen Texten trotzdem mit wenigen CDs auszukommen.
Macht das Sinn? Doch nur wenn man "Joint Stereo" verwenden würde.

Ich glaube der Bitratengewinn bei "Joint Stereo" ist nicht so groß, dass die Files den einfach Mono Enkodierten MP3s (die ohne Adapter auskommen würden) überlegen wären.

Zufälligerweise habe ich mit Harry Potter auch etliche Komprimierungsexperimente gemacht. Eine CD auf eine 32MB Karte zu quetschen war das Ziel, was leider daran scheiterte, dass der Player bei Bitraten unter 32kbps Teile "verschluckte". Teilweise fehlten ganze Wörter am Kapitel Anfang Sad
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#13
Zitat:PhonoMax postete
Solch eine Zweikanal-Mono-CD kenne ich aber nur aus meiner eigenen Schmiede.
Ich las vor etlichen Jahren das soetwas auch mal verkauft wurde.
Es handelte sich um irgendwelche historischen Klassikaufnahmen -weshalb es mich wundert das du da nix genaueres darüber weist- die dann auf diese Weise auf eine CD gequetscht wurden. Der entsprechende Mono CD Adapter soll angeblich auch dazu verkauft worden sein.
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#14
Hallo cdj74

Zitat:cdj74 postete Ich glaube der Bitratengewinn bei "Joint Stereo" ist nicht so groß, dass die Files den einfach Mono Enkodierten MP3s (die ohne Adapter auskommen würden) überlegen wären.
Bei Musik beim Einsatz von JS wird mit etwa 30 % Platzersparnis gerechnet. Bei Sprache dürte die Platzersparnis eher grösser sein.

Gruss
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#15
Zitat:Etienne postete
Hallo cdj74

Zitat:cdj74 postete Ich glaube der Bitratengewinn bei "Joint Stereo" ist nicht so groß, dass die Files den einfach Mono Enkodierten MP3s (die ohne Adapter auskommen würden) überlegen wären.
Bei Musik beim Einsatz von JS wird mit etwa 30 % Platzersparnis gerechnet. Bei Sprache dürte die Platzersparnis eher grösser sein.

Gruss
Ja, bei Musik sind aber auch mehr "Gemeinsamkeiten" zwischen linkem und rechtem Kanal (und stark vereinfacht beruht Joint Stereo doch darauf).
In diesem speziellen Fall wären es dann zwei völlig verschiedene Audiospuren auf dem linken und rechten Kanal (also eigentlich zwei Mono Spuren). Und ob dann Joint Stereo die üblichen Einsparungen bringt, weiss ich eben nicht. Insbesondere, wenn man sowieso geringe Bitraten und z.B. 22,05kHz nimmt. Und man braucht keinen Adapter, was den universellen Einsatz reiner Mono MP3s ermöglicht.

Anderer Punkt, aber themenverwandt:
Bei einigen meiner Audioliteratur CDs wurde wohl etwas "Raum" erzeugt: Linker und Rechter Kanal sind nicht identisch. Wenn man das "monoisiert" gibt's teilweise störende Effekte, weshalb ich dann lieber nur einen Kanal "rippe" und dann eine einwandfreie Monospur habe.
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#16
mono finde ich gar nicht so dumm. Ein Problem sehe ich darin,daß das Material, das zur Verfügung steht,nicht dafür vorgesehen ist.

Ich vergleiche das einmal mit der Malerei. Nach der (Wieder-) Entdeckung der Perspektive am Übergang des Mittelalters zur Renaissance haben sich Maler 400 Jahre bemüht, in ihren Bildern eine Illusion des Raumes entstehen zu lassen (natürlich ist das Bild aber eine zweidimensionale Angelegenheit geblieben).
Erst im Ausgang des 19. Jahrhunderts gibt man die Perspektive und andere Techniken, um die Illusion des Raumes hervorzurufen, auf, und am Anfang des 20. Jahrhunderts lehnt die Avantgarde es ab, weiter Räumlichkeit darstellen zu wollen.
Außer die Perspektive betrifft das vor allem das Licht und die Darstellung von Licht und Schatten. Man sucht die Entsprechung des Lichtes und findet sie, nach Gauguin, in der reinen Farbe.

Über die bekannten Dinge , die Auflösung der Farbe, deren Loslösung vom Gegenstand und daran anschließend die Auflösung der Form möchte ich mich nicht weiter auslassen.


Wenn man diese Entwicklung der bilderischen Reproduktion von Wirklichkeit am Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts auf die akustische Reproduktion von Wirklichkeit überträgt,dann ist man bei der Aufgabe der Forderung nach "räumlicher" Darstellung, weil sie Illusion, und (bei harter Definition) Kitsch ist.

Praktisch habe ich nie einsehen können, warum in meinem Wohnzimmer eine Illusion eines Konzertsaales entstehen soll. Ich will auch nicht so viele vergilbte Mädels in meiner eigenen Wohnung um mich rum haben, die bereits der säuerliche Geruch des Alters umfängt (für die, die eher seltener klassische Konzerte besuchen: von den Konzerten, die für bestimmte Kreise ein Muss sind, einmal abgesehen, ist das Durchnittsalter des Publikums über 90 und das Verhältnis von Weiblein zu Männlein etwa 8 zu 2 (was jetzt nicht heißen soll, daß auch nur eine der Damen ein "Verhältnis" hat).

Trotzdem:bei klassischen Konzerten, bei denen sich Leute wie Hans Joachim viele Mühe geben, ist ein Versuch einer Reproduktion eines räumlichen Klangeindrucks vielleicht noch ganz sinnvoll . Weil es eben reproduzierte Wirklichkeit ist.

Aber wie ist es bei Produktionen der Non-E-Musik? Ist es nicht schon schlimm genug, wenn z.B. der Gitarrist von links nach rechts über die Bühne hampelt??Muß er das auch noch in meinem Wohnzimmer machen??
Dazu kommt, daß ja die Position des Musikers gar nicht aufgezeichnet wird, sondern die seines Verstärkers. Und daß der Herr am Mischer das mit hoffentlich viel Erfahrung aber ansonsten nach Gutdünken macht.
Was für ein Raum wird denn da reproduziert?
Und wie ist es bei reinen Studioproduktionen, wenn Musiker nacheinander spielen und dann zusammengemischt wird? Bei denen der Raum vom Toningenieur erst produziert wird?? Beispiel: Phil Spectors "Wall of Sound".

Wenn es keine Raum gibt, dann brauche ich auch keine 2 oder 3 oder 5 Kanäle.

Eine Reproduktion ist eine Reproduktion und darf auch zu erkennen geben, daß es eine Reproduktion ist.

Dann wird´s für mich zuhause (nicht für den Produzenten) einfacher: mono-Verstärker, eine Box. Keine Stolperfallen in der Wohnung. Die Kinder können nur eine Box schrotten, indem sie ein Loch in die Membran des Tieftöners machen. Die weibliche Akzeptanz erhöht sich, wenn nur ein Kühlschrank rumsteht und der auch nur die Hälfte kostet.

Frank
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#17
Lieber Frank,

mit deiner 'Skizze' sprichst du ein so heikles (es geht ja wieder mal um Geld) wie unerfreulich hartnäckig bestehendes Problem der medialen Vermittlung an, das der weit verbreiteten, albernen Effekthascherei nämlich. Bekanntermaßen wächst die geschmackliche Reife einer Darbietung nicht mit den technologischen Möglichkeiten, was man sehr schön anhand der Geschichte der Musikinstrumente oder auch der Komposition herleiten kann.

Die Qualität einer Don-Giovanni-Interpretation gewinnt nicht dadurch, dass die Beleuchtungsanlage beim Umbau des Operhauses den doppelten Anschlusswert erhält, wie auch der interpretatorische Reiz eines Orgelkonzertes (wir hatte gerade Dresden, bitte um Vergebung) nicht mit dem durch die Instrumententraktur gestatteten doppelten Spieltempo oder dem Einbau einer Halbleiterspeicherorgie von 4096 Setzern wächst. (Man kann darin 4096 verschiedene Registrierungen zum Abruf auf Knopfdruck speichen.) Eine Aufnahme wird nicht deshalb gut, weil sie digital ist, sagte mir vor vielen Jahren einmal A. W., ihres Zeichens erfahrenste Tontechnikerin. Mir läuft unerfreulich kalt den Buckel herunter, wenn ich die Beschallungsorgien sehe, denen wir mitunter ausgesetzt sind.

Wir dürfen bei dieser Kulturkritik aber nicht übersehen, dass unsere marketinggile Welt genau auf jene Blendereien 'abfährt', zumindest wollen uns das ja unsere Eliten gerne glauben machen. Oftmals haben sie damit ja auch Erfolg, wie die weite Akzeptanz von Superlativen verrät (Pleonasmen und Tautologien; "extremst" oder von einer "überwiegenden Mehrheit" hören wir täglich).
Politiker haben ihren Standpunkt "nicht ausreichend vermittelt", ein Produkt sei "unzureichend auf dem Markt platziert worden", erzählt man uns. Clement weiß in seinem aktuellen Report buchstäblich nichts, aber knarrt uns mit diesem durch nichts belegbaren Nichts die Ohren voll. Rufen wir (als Souveräne, der ihn beauftragte, noch dazu) ihn deshalb zur Ordnung?

Dass sowohl ein Politikerstandpunkt von den vorgenannten Adressaten der Vermarktung nicht akzeptiert wird/werden kann (wir erlebten in den letzten Monaten diesbezüglich ein Bilderbuchexempel und werden es weiter erleben), oder ein Produkt schlicht 'scheiße' ist, wird offenbar mit der heute gängigen Interpretation Jean Baptiste Says (1767-1832; "Jedes Produkt sucht sich und findet seinen Markt"; eine genuine Nachfrageschwäche gibt es nicht [???????]) im Brustton der Überzeugung ausgeblendet. Wir haben es also mit einem 'Generalproblem unserer modernen Lebenssicht' zu tun, über das sich nachzudenken lohnt.

Prinzipiell weise ich aber bezüglich unseres Tonmedienanliegens 'Monobetrieb', nochmals darauf hin, dass stereo- bzw. monooptimierte Aufnahmen unterschiedliche Mittel anwenden (müssen), wobei die Monoaufnahme durch die Maskierungseffekte des menschlichen Ohres mit erheblich mehr Problemen kämpft, als die Stereoaufnahme. Helmut Krüger (jener berühmt-berüchtigte RRG-Stereomann) sagte mir 1993, dass der erste Eindruck, den er bei den Stereoversuchen hatte, der war, dass bei der Stereoaufnahme im Vergleich zum Monobetrieb "alles so leicht" von der Hand gegangen sei, was naturgegeben interpretationsbedürftig ist/wäre, was ich jetzt aber unterlasse.

Eine Caruso-Aufnahme mit erheblichem Rechenaufwand soweit irgend möglich von der originalen Instrumentalsoße zu befreien und eine neuzeitliche 'Superstereo-Sauce' eines modernen Symphonieorchesters drüberzuziehen, in das dann eine mechanisch aufgenommene Platte hineinplärrt (sofern das wirklich so war, gerade im Caruso-Umfeld gibt es moderne Fälschungen), halte ich für geschmacklos. Ist aber gelaufen und keineswegs schlecht, wie ich mir habe sagen lassen.

Mitunter stünde es 'uns' daher gut an, in Ruhe zu überlegen, was wir tun bzw. tun wollen. Im Sumpf der Geschmacklosigkeit (Geschmack definiert sich zum beachtlichen Teil aus Mühe und Kenntnis, sagt mir zumindest meine Lebenserfahrung) ist man zu schnell abgesoffen, wenn man nur auf den Rubel schielt. Am eigenen Schopf zieht sich nur Münchhausen heraus; aha.

Hans-Joachim
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#18
Zitat:PhonoMax postete
Bekanntermaßen wächst die geschmackliche Reife einer Darbietung nicht mit den technologischen Möglichkeiten, was man sehr schön anhand der Geschichte der Musikinstrumente oder auch der Komposition herleiten kann.
Das stimmt, gilt aber auch umgekehrt. Im Zentrum steht also immer noch der Mensch, will heißen in diesem Fall: der Komponist bzw. Interpret.
Oder mit anderen Worten - in der Beschränkung mag sich der Meister zeigen, aber wenn jemand kein Meister ist, kann man ihn beschränken, soviel man will, es kommt trotzdem nichts Vernünftiges dabei heraus.

Gruß,
Markus
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