Bias einstellen ohne eingebauten Einmesscomputer
#1
Gude zusammen. 

Hab mir früher nie einen Kopf um die Bias Einstellung gemacht. Jetzt hab ich verschiedene tape Decks wieder instand gesetzt und will das auch ernsthaft neben dem plattenspieler benutzen. 

Hat jemand ne verlässliche Methode den Bias beim 3 Kopf tape deck ohne eingebauten Einnmesscomputer durchzuführen.
Ich habe die beiden Denon 3 Kopf Decks DRM800 und DRS810.
Nun wollte ich Aufnahmen machen, sollte ja vorher der Bias eingestellt werden. Klar man kann das nach Gehöhr machen beim 3 Kopf. Allerdings ist mein Gehöhr nicht mehr das Beste und ich würde es dann eher auf meine Ohren abstimmen. Das wollte ich nicht machen. Lieber wäre mir ne Methode mit optischer Kontrolle am Peak Meter oder auch mit mehr Aufwand am Oszilloskop. Testfrequenz könnte ich über den line in anlegen dann am peak Meter aussteuern und im 2. Schritt über die hinterband Kontrolle den Wert vergleichen. Nur welche frequenz sollte man wählen?
Hat hier jemand ne zuverlässige Methode?
Danke schon mal.
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#2
(01.11.2024, 10:25)Ragnar the metal cat schrieb: Nur welche frequenz sollte man wählen?
Hat hier jemand ne zuverlässige Methode?

Frequenz ist normgemäß 315 Hz.
Haben die genannten Cassettendecks eine justierbare Aufnahmeentzerrung?
Falls nein, geht die Bias-Einstellung über den Hinterband-Frequenzgang.
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#3
Wenn du es mit Testtönen machen willst, wären 10 kHz die Testfrequenz für Bias und 315 Hz oder 400 Hz für Pegel.
Die Einmessung ist dann erfolgreich wenn die Pegeldifferenz zwischen Pegelton und Bias Ton unter 1dB beträgt. Bei Kassette musst du die Einmessung bei -15dB oder -20dB machen. Wegen der Höhenaussteuerbarkeit. Aber du kannst es auch nach Gehör machen. Elektronische Musik mit "UMTS UMTS". Das "UM" muss grummeln und das "TS" muss wehtun. Dann ist es richtig eingestellt. Smile
MfG Matthias
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#4
(01.11.2024, 12:32)delta9 schrieb: Aber du kannst es auch nach Gehör machen. Elektronische Musik mit "UMTS UMTS". Das "UM" muss grummeln und das "TS" muss wehtun. Dann ist es richtig eingestellt. Smile

Mit weißem oder rosa Rauschen geht es auch gut, vielleicht noch besser.
Grüße
Peter


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#5
Danke für die Antwort.
315Hz. Ok verstanden.
Aufnahmeentzerrung kann ich nicht regeln von aussen. 
Das bedeutet jetzt. Ich geben die 315Hz L und R über den line Eingang rein. Vom frequenzgenerator, CD mit 315Hz testton gebrannt, oder was auch immer und starte eine testaufnahme mit dem gewünschten Band.
Den pegel stelle ich zunächst ein auf sagen wir 0db in der pegelanzeige L/R gleich.
Dann umschalten auf Hinterbandkontrolle. Jetzt sollte man den gleichen Pegel haben. Wenn nicht dann justage am Bias Regler bis es passt.
Hab ich das so richtig verstanden?

Danke und Gruß
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#6
(01.11.2024, 12:45)Ragnar the metal cat schrieb: Den pegel stelle ich zunächst ein auf sagen wir 0db in der pegelanzeige L/R gleich.
Dann umschalten auf Hinterbandkontrolle. Jetzt sollte man den gleichen Pegel haben. Wenn nicht dann justage am Bias Regler bis es passt.
Hab ich das so richtig verstanden?

Ideal wäre es, wenn du die internen Trimmer für den Aufnahmepegel findest (mit SM, falls nicht eindeutig beschriftet). Dann stellst du damit die Pegelgleichheit Vor/Hinterband ein.
Der Bias ist eher für den Frequenzgang zuständig, da er die hohen Frequenzen wesentlich mehr beeinflusst als die niedrigen.
Grüße
Peter


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#7
Den Pegel stellst du bei der niedrigen Frequenz ein. Den Bias bei der hohen.
Also erst den Pegel kontrollieren, er muss Vor-/Hinterband gleichlich sein.
Dann stellst du mit der hohen Frequenz, bei -15dB, wegen der Höhenaussteuerbarkeit, den Bias ein.
Du brauchst also 2 Messtöne.
MfG Matthias
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#8
Danke an alle für die Hilfe und tipps.
Werde ich die Tage mal durchtesten.
Service Manual hab ich, 2 Kanal Oszi, Testbänder (das 6er Set von hp roth) alles da. Testtöne gibt es im Netz als wav. File oder frequenzgenerator app. Also daran scheitert es nicht.
Laufwerk instandsetzen, alles abgleichen dass man schon mal wieder ordentlich ne Wiedergabe anhören kann. Alles kein Problem. Nur mit dem bias hab ich mich nie so richtig beschäftigt. Lag wohl daran dass ich mir damals kein Deck mit Bias Einstellung leisten konnte……
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#9
Und bitte die Einstellungen ohne Dolby machen. Dolby (egal ob B, C oder S) arbeitet pegelabhängig und wenn - vereinfacht gesagt - bei der Wiedergabe einer Aufnahme etwas Pegel fehlt, weil das Band recht unempfindlich war, "denkt" Dolby, "das ist eine leise Stelle, da hat mein Aufnahmekollege die Höhen angehoben, jetzt muss ich sie wieder absenken". Zack - alles ist dumpf und es pumpt.

Einmessung zuerst eigentlich den Pegel des Wiedergabepfades (Wiedergabeverstärker hinter dem Wiedergabekopf) mit definitiv korrektem Pegelband auf die Werte an bestimmten Messpunkten in der Schaltung, die üblicherweise in der Serviceanleitung angegeben sind. Da Du solche Bänder sicherlich nicht hast, bleibt erstmal nur die Hoffnung, dass diese Werkskalibirerung noch stimmt.

Nun werden normgerechte Bänder hinsichtlich des Pegels normgerecht abgespielt.

Dann Einmessung des Aufnahmeverstärkers (der vor dem Aufnahmekopf). Auch hier wird üblicherweise ein spezielles Bezugsband hergenommen und der Aufnahmeverstärker (im Gerät) so eingestellt, das eine Aufnahme von sagen wir mal 315 Hz oder 400 Hz, bei nicht allzu hohem Pegel aufgenommen, nach Rückspulen und Wiederabspuelen (bzw. bei Dreikopfgeräten beim Umschalten auf Hinterbandkontrolle während der Aufnahme) keinen Pegelsprung zum Vorbandsignal ergibt. Dann ist das Deck auf die Empfindlichkeit dieses speziellen Bandes korrekt eingemessen. Da der Hersteller bei diesem internen Abgleich nicht weiß, welche spezielle Bandfabrikation am Ende genutzt werden wird, macht er das sinnvollerweise mit einem IEC-Bezugsband, also getrennt für IEC I, IEC II und IEC IV.

Damit die individuelle Bandfabrikation am Ende auch korrekt eingemessen ist (das Band kann aus der bei der Aufnahme "angebotenen" Magnetfeldstärke mehr oder weniger viel Magnetismus speichern und bei der Wiedergabe gibt es dann halt leicht unterschiedliche Wiedergabepegel je nach Bandfabrikation), haben Oberklasse-Geräte noch die Möglichkeit der Feinjustage an via Front zugänglichem / zugänglichen Stellern. Die sind gern irreführend mit "Rec. Level" beschriftet - genau wie der große Drehknopf zur Aufnahmeaussteuerung, aber der große Drehknopf sitzt vor dem Aufnahmedolby, die Einsteller, die ich meine, sitzen hinter dem Aufnahmedolby und erlauben halt die Fienjustage der Bandempfindlichkeit. Eigentlich müsste man sie mit "Rec. Cal." oder "Rec. Sensitivity" oder "Tape sensitivity" beschriften.

Damit stellt man nun individuell zum eingelegten Band eine Aufnahme/Wiedergabe-Pegelgleichheit ein, bei abgeschaltetem Dolby. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Wiedergabeverstärker im Werk korrekt eingestellt wurde, sonst stimmt am Ende bei Verwendung von Dolby (oder auch dbx oder HighCom) gar nichts mehr. Arbeitet man ohne Kompandersystem, ist diese Einstellung letztlich beinahe wurscht (fürs klangliche Ergebnis ist sie Wurscht), man hat dann nur beim Umschalten Vor-/Hinterband während der Aufnahme einen Pegelsprung, der einen auch hinsichtlich der Klangbalance irritieren kann.

Hat man den Aufnahmepfad (Aufsprechverstärker) auch korrekt eingestellt und Vor-/Hinterband sind bei nicht brutal hohen Aufnahmepegeln (also band nicht in die Sättigung treiben) gleich groß , kann man mit Kompandersystemen (Dolby etc.) auch hoffentlich korrekt aufnehmen.

Bislang haben wir uns 315 Hz oder 400 Hz angeschaut. Nun sind die Bänder in den Höhen unterschiedlich empfindlich / unterschiedlich stark magnetisierbar und das muss auch angeglichen werden. Das macht man beim Kassettendeck über den BIAS. Mehr Vormagnetisierungsstrom während der Aufnahme = Band tiefer durchmagnetisiert = mehr Ausgabepegel und weniger Höhen, auch weniger Klirr. Weniger Vormagnetisierungsstrom während der Aufnahme = Band nicht so tief durchmagnetisiert = weniger Ausgabepegel und mehr Höhen, aber auch mehr Klirr.

Zur Einstellung des BIAS intern wird wiedermit speziellen Bezugsbändern gearbeitet für alle 3 Bandsorten. Wenn man die nicht hat, kann man jetzt aber selbst mit Testtönen arbeiten, 10 kHz nehmen und wieder bei abgeschaltetem Dolby auf Pegelgleichheit Vorband / Hinterband einstellen. Dabei aber wie bereits geschrieben nicht hoch aussteuern, weil die Bänder in den Höhen in die vorzeitige Sättigung gehen.

Was auch geht, ganz ohne Messung: UKW-Zwischensenderrauschen. UKW-Tuner nehmen, auf mono schalten (da geht meist auch das Muting mit aus und man hört auch zwischen den Stationen das Rauschen. Eine Frequenz finden, auf der es ohne Störungen durch irgendwelche Programme gleichmäßig rauscht, dieses Rauschen mit meinetwegen -15 dB auf der Anzeige aufnehmen und Vor/Hinterband vergleichen. Dann mit dem internen BIAS-Steller bei Verwendung IEC-konformer Kassetten den Grundabgleich machen (so man das will) oder sich auf den werkseitigen Grundabgleich verlassen und den externen BIAS-Steller nehmen, um Klanggleichheit des Rauschens Vor-/Hinterband zu erreichen.

Ich habe in der Ahnung, dass das Band gewiss im Laufe der Zeit paar Höhen verlieren wird, damals gern etwas (!) weniger BIAS eingemessen (die Höhen also geringfügig präsenter gemacht) und die aufnahmen damit etwas "frisch" gemacht. Im Laufe der Zeit (vor allem bei Typ-I-Kassetten) gab sich das ganz von alleine mit der Zeit.
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#10
Wahnsinn, was ihr euch hier für ne Mühe macht mit der Erklärung. Super, so langsam blicke ich durch. Klar, dolby muss aus sein. Die Grundkenntnisse sind noch vorhanden. Bin gelernter Radio und Fernsehtechniker. Ist nur schon ewig her. Grossartig abgeglichen haben wir die Decks damals nie. Nur das nötigste eben halt. Zeit ist Geld. Der Chef hat das nicht so gerne gesehen, wenn man sich länger mit nem kassettendeck aufgehalten halt……Fehler beseitigt, allerhöchstens den Gleichlauf noch eingestellt und raus mit dem Ding.
Aber jetzt bei meinen eigenen Geräten will ich das schon ordentlich machen.
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#11
Nachtrag: hochgezüchtete (Zweischicht-)Bänder hatten die Eigenschaft, bei Abgleich Frequenzgang 400 Hz / 10 kHz auf "ist gleich" dann eine Mittensenke zu fabrizieren. Da kommt man mit Bias und Level (mit dem sowieso nicht) nicht mehr weiter. Hier muss man dann an die Entzerrung (Frequenzgang des Aufnahmeverstärkers) ran, um den Bandfrequenzgang zu "linearisieren" (er ist ja nie linear, er folgt einer vorgegebenen Kennlinie, manche Bänder wichen davon aber im Mittenbereich deutlich ab). Da kommt das "E" von BLE her - die Equalization. Das geht da nochmal ran. An Geräten ohne diese Funktion hat man da kaum eine Chance

Dunkel erinnere ich mich, dass es teils manuelle Einsteller dafür gab, wart mal... ahh ja:

https://www.hifi-archiv.info/Sony/1995/sony-23.jpg

Dreipunkt-Einstellung extern manuell im Premium-Gerät. Gab da noch nen "EQ"-Drehknopf.
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