Sony WM D6C "Tape drift"
#1
Hallo liebes Forum,

ich habe mich vor einiger Zeit mal hier angemeldet, aber nie wirklich was gepostet.
Das soll sich heute ändern...

Ich weiß nicht, ob das hier so üblich ist, aber ich stelle mich einfach mal kurz vor:
Mein Name ist Patrick, bin 25 Jahre alt und ich übe den Beruf des Elektronikers für Betriebstechnik aus.
In meiner Freizeit habe ich Freude daran gefunden, mich mit Röhrenradios und anderem antiken Kram auseinanderzusetzen.
Obwohl ich Kassetten aus meiner Kindheit noch gut kenne, habe ich vor wenigen Jahren einen Kassetten-Schock erlebt.
Ich habe zum ersten Mal an einem HiFi Deck herumgespielt und war schockiert über die Klangqualität.
Ich dachte immer, dass Kassetten wirklich einfach kacke sind, doch das hat mich extrem beeindruckt!

Nun kurzer Sinn, lange Rede:
Ich bin also irgendwann zum Sony WM D6C gekommen, da ich insbesondere portable Geräte interessant finde.
Oder besser gesagt zwei.
Einen habe ich ziemlich gut hinbekommen. Dort waren einige elektrische Einstellungen vorzunehmen.
Mit der jetzigen Performance bin ich zumindest zufrieden.
Doch mein jüngstes Projekt scheint ernsthafte mechanische Probleme zu haben.

Wie man vielleicht in diesem Video sieht, wird das Band am Capstan nach unten gezogen, sodass dieses an der Bandführung des Tonkopfes streift.
Bei meinem ersten D6C sieht man, dass das Band ganz normal und glatt am Tonkopf vorbei läuft.
Das ist natürlich alles andere als optimal.
Ich habe die Andruckrolle bereits ausgetauscht, ohne Besserung.
Die originale Rolle war eigentlich auch noch gut in Schuss.
Da dies keinen Erfolg brachte, muss das Problem irgendwo anders liegen.
Leider bin ich hier auch schon mit meinem Latein am Ende.
Derartige feinmechanische Arbeiten habe ich nie an einem solchen Gerät unternommen und habe auch entsprechende Test-Kassetten nicht zur Hand.
Außer die von Hans Peter Roth (eBay).
Damit kann man allerdings nur Azimuth und elektrische Kalibrierungen durchführen.

Ich ersuche Rat oder noch lieber wäre mir eine vertrauensvolle Person im Kreis Heidenheim an der Brenz, welche sich mit dem Problem besser auskennt als ich.
Das Laufwerk freilegen kann ich mittlerweile auswendig...

Vielleicht kann mir ja wer weiterhelfen?
Das wäre wunderbar!

Gruß,
Patrick
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#2
Guten Abend Patrick,

so eine Vorstellung kommt immer gut an.
Ich bin hier irgendwann mal einfach so reingeplatzt im www nach einer Antwort gesucht und die berühmte KI lenkte mich direkt hierher, von Foren hatte ich bis dato nur dem Hörensagen nach ne Ahnung, so wurde das mit einer ordnungsgemäßen Vorstellung irgendwie nix.

Zu Deinem Problem kann ich Dir nichts sagen. Nur so viel, dass du da mit den beiden Sonys eine der besten, anlogen Fieldrecorder besitzt, ist Dir hoffentlich klar.
Ganz besonders qualitätsvolle Aufnahmen machen die, vorausgesetzt alles ist i.O., mit Reineisen-Bandkassetten.
Also, wer kann dem Patrick bei der Rettung seiner Schätzchen tatkräftig unterstützen?

V.G

Jo
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#3
Hallo lieber Patrick,

das klingt nett, willkommen in unserer Runde.
Besonders über jüngere Semester freuen wir uns immer sehr.

Schön, dass Dir die Cassettentechnik und der "Densuke" gefällt.

Da Du zwei Geräte hast, ist ja ein gewisser Vergleich möglich.
Eine Fernbeurteilung ist, ach was Smile, nicht so leicht, und die Andruckrolle hätte ja auch nahegelegen.
Das Problem liegt, sofern es bei mehreren Cassetten auftritt, ja offenbar am Bandtransportpfad.
Ob hier nun der (ggf. dejustierte) Arm der Andruckrolle, das Anzugsdrehmoment oder, unwahrscheinlicher, ein ausgeleierter Capstanriemen die Ursache ist, vermag ich nicht zu prophezeien.

Mit den HPR-Testcassetten bist Du (für die übernächsten Schritte) schon ganz gut ausgestattet, bezüglich Mechanik helfen da oft noch Spiegelcassetten (zum genauen Betrachten des Bandpfades von der Seite) oder Drehmomentcassetten (Torque, zur Messung des Anzugsdrehmoments (Aufwickelkraft) oder Gegendrehmoments (Back Tension)) weiter, die sind i.d.R. aber nicht billig.

Das Service-Manual von der Hifi-Engine kennst Du bestimmt schon...

Ich wünsche Dir helfende Hände und gutes Gelingen.

Schöne Grüße
Frank
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#4
Ich hab mir das Video mal angeschaut. Wenn es nicht an der Andruckrolle liegt, dann kann es eigentlich nur daran liegen, daß die Achse der Gummirolle im Andruckarm nicht parallel zur Capstanwelle läuft. Wie man das wieder justiert und ob das überhaupt möglich ist, kann ich leider nicht sagen.
Überprüfen sollte man aber auch mal das Bremsmoment des rechten Bandwickels beim abspielen. Wenn das zu gering ist oder gar nicht vorhanden ist, könnte es auch soclhe Probleme geben.

Gruß, Jan
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#5
Hallo Patrick,

auch ein herzliches "Hallo" von meiner Seite.

Zu 90% liegt ein solcher Fehler bei Singel Capstan Geräten an der Andruckrolle. Ich würde zunächst eine neue, von einem anderen Anbieter einbauen. 

Eine verbogene Achse der Gummirolle hatte ich auch schon einmal zu beklagen, da hatte der Vorbesitzer jedoch versucht, mit einem Schraubenzieher den Bandsalat aus einem Laufwerk zu entfernen.

Ich gehe davon aus, das die Rolle gründlich mit ISO gereinigt wurde. Neue Rollen haben aus der Produktion oftmals schmierige Rückstände auf der Oberfläche...

Du könntest auch mal versuchen, die Rolle um 180 Grad verdreht einzubauen und gucken, wie sich das Band dann verhält.

Aber wie gesagt, ich würde zunächst eine neue, andere Rolle probieren.

Auffällig ist auch, dass das Vorspannband nicht schief gezogen wird. Das ist schon mal gut...
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#6
Das mit dem Verdrehen hat bei mir auch schon mal geholfen. Allerdings liegt das Problem meistens an einem über die Jahre zu hoch gewordenen Anzugsmoment, weil die Rutschkupplung durch rutscht. Was helfen kann ist das erhöhen des Anpressdrucks über die Feder der Andruckrolle, die kann natürlich über die Jahre auch müde geworden sein. Ich habe auch einen D6C, mir ist aber grad nicht im Kopf wie da der Anzugmoment des Aufwickeldorns geregelt wird. Mein Gerät lief immer einwandfrei, wodurch ich mich bisher nicht um einen Service bemüht hab. Ist mir aber auch zu klobig und schwer für unterwegs.

Bei den DDs ist das Problem jedenfalls auch, dank Marian Mihok habe ich eine Lösung gefunden, sie wieder vollständig in Gang zu setzen. Was übrigens auch ein Problem zu sein scheint ist die nachlassende Zugkraft des Capstans, die sich dadurch ergibt, dass die Oberfläche immer glatter zu werden scheint. Das kann dann auch zu „Bandfraß“ führen, in erster Linie aber keinen sauberen Gleichlauf mehr garantieren. Mit dem Tipp eine Flasche Eisen(III)Chlorid zu kaufen und den Capstan damit aufzurauen wirkt Wunder. Mein Ur DD fing gestern auch so an, dass er plötzlich leierte. Das war der letzte, der noch ohne diesen Trick lief. Vor Allem die späteren Quartz Modelle spinnen aber ohne das Aufrauen furchtbar rum, weil sie permanent versuchen nachzuregeln.

Natürlich kann es auch mit der nicht gleichen Beschaffenheit der neuen Andruckrolle zu tun haben, aber Original Ersatzteile gibt es nunmal nicht mehr und wenn wären die jetzt auch 30 Jahre alt und älter, da kann man dann auch nicht mehr garantieren, dass das Gummi noch seine ursprünglichen Eigenschaften hätte. Man muss sich also irgendwie anders helfen, so schade wie es ist.

Wenn der Anpressdruck was verbessert merkst du das auf jeden Fall wenn du bei eingelegter Cassette im laufenden Betrieb die Andruckrolle mit dem Finger gegen den Capstan drückst. Wenn das Band dann sauber läuft kannst du den Fehler mit dem nachbiegen oder kürzen der Feder (je nach Mechanismus) aus der Welt schaffen.
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#7
Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für den herzlichen Empfang Smile

Nun leider habe ich die meisten simplen Lösungsansätze schon durch.
Wäre ja auch zu einfach gewesen mit der Andruckrolle  Big Grin
Die Rolle wurde auch mal gedreht wieder eingebaut, gereinigt, der Halter auf einer ebenen Fläche ausgerichtet etc.
Mit dem Finger habe ich auch schon den Anpressdruck temporär erhöht, wie von @DOSORDIE vorgeschlagen.

Was ich nicht prüfen kann, sind Torque und Back Tension. Allerdings kann ich mit dem Finger ertasten, dass diese bei beiden Geräten zu einem gewissen Maß vorhanden sind.
Ob das zu viel oder zu wenig ist, kann ich so schwer sagen.
Leider sind entsprechende Prüfkassetten relativ selten.
Wenn ich den Bandwickel beim "guten" D6C anhalte, läuft das Band weiterhin mittig am Tonkopf vorbei.
Beim "schlechten" D6C konnte ich aber beobachten, dass die Schieflage des Bandes besser wird, wenn ich den Bandwickel stoppe.
Optimal ist es dann aber immernoch nicht.
Und kurze Zeit später reagiert dann auch der Stopp-Mechanismus.

Mit einer Kassette ohne Andruckpad wird sogar das Vorlaufband nach hinten gezogen und das folgende Band ich sage mal "zusammengefaltet".

Ich habe meine Ersatzteile von Marian Mihok bezogen (fixyouraudio).
Denke mal bessere Qualität wird man kaum finden.
Die Andruckrolle im "guten" D6C habe ich auch getauscht, da hier der Gummi schon hart und glatt geworden war.
Also von der Beschaffenheit sollten die schon i.O sein.
Weitere Fabrikate habe ich nicht probiert.


Grüße,
Patrick



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#8
Hmmm, harte Nuss.

Back Tension ist beim Singel-Capstan Laufwerk eher nicht so das riesen Problem. Die ersten KX-880 von Kenwood laufen ganz ohne zusätzliche Back-Tension.

Kann man den Torque einstellen? Wenn ja, würde ich testweise einfach verringern.

Von Marian habe ich bisher sehr gute Qualität erhalten. Trotzdem würde ich, wenn es mein Gerät wäre, mal mit einer China-Rolle gegentesten.

Noch eine Überlegung:

Liegt die Kassette wirklich plan im Laufwerk, bzw. direkt auf den Bezugspunkten auf? Wird die sauber anliegend in den Schacht gedrückt?

Es gab bei Tapedecks nämlich schon wegen falsch eingebauten Back-Plates Bandsalat, weil die Kassette nicht sauber im Laufwerk lag...

Ansonsten bin ich langsam mit meinem Latein am Ende...
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#9
Hallo Multiwirth,

schön, dich hier zu sehen.
Ich meine, mich zu erinnern, dass wir beide mal in den YouTube-Kommentaren eine längere Unterhaltung über Geräte dieser Art hatten, wenn ich mich mit deinem Username nicht total täusche... Big Grin

Bei deinem Problem kann ich dir Mangels Erfahrung mit diesen Geräten aber leider nichts sagen.
Wenn du die Andruckrolle wirklich ausschließen kannst, würde auch ich noch prüfen, ob a) die Cassette richtig im Gerät positioniert wird und b) ob das Laufwerk richtig an seinen Befestigungen sitzt.
Viele Grüße aus dem schönen Bayern
Alex
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