Übernahme von Bandtransportgeräuschen
#1
Nachdem Jan (@janbunke) die Wiedergabetransistoren meiner AKAI GX-265D erneuert hat, digitalisiere ich sukzessive meine Bänder. Aktuell bin ich bei einer Scotch-Serie, LP 215 Superlife  (grünes Cover) aus dem Jahr 1976. Das Bandmaterial ist noch erstaunlich gut, kaum Höhenverluste und geringer Abrieb, im Wesentlichen an der Capstanwelle. 
Allerdings beginnt es zum Ende des Bandes fürchterlich zu quietschen. Was mich überrascht hat, dieses Geräusch überträgt sich auf die digitale Aufnahme und macht sie unbrauchbar. Ich frage mich über welchen Weg sich das mechanische Bandgeräusch in die Aufnahme schleicht.
Viele Grüße
Dietmar
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#2
Hallo Dietmar,
ich versuch das mal simpel darzustellen; der Vorgang ist folgender:

das Quietschen kommt von den klebrigen Ablagerungen an Bandführungen und Kopfspiegel. Diese erzeugen am vorbeiziehenden Band einen stick-slip-Effekt, ähnlich als würde man mit einem Geigenbogen über eine Saite streichen (die "Saite" ist hier das Tonband). Das, was Du als Quietschen hörst, sind also zunächst mechanische Längsschwingungen des Bandes. Sie sind rein akustisch mit dem Ohr wahrnehmbar. Da das Band hierdurch nicht mehr gleichmäßig, sondern mit der Frequenz des Quietschens gleichsam "verruckelt" am Tonkopf vorbeiläuft, wird die magnetische Abtastung am Wiedergabekopf mit dieser Quietschfrequenz gestört und moduliert. Man spricht dann von Frequenzmodulation. Damit hast Du das Störsignal also dann auch im Digitalisat, weil der magnetische Abtastvorgang am Wiedergabekopf im Rhytmus der Quietschfrequenz mechanisch gestört wird. Die Störfrequenz mischt sich dadurch mit den auf dem Band befindlichen (eigentlich noch einwandfreien) Modulationen. Diese und die Störfrequenz überlagern sich magnetisch im Wiedergabekopf und werden sodann im nachfolgenden Verstärker gemeinsam hörbar. Es entstehen dann sogar neue Seitenbänder unterhalb und oberhalb der Störfrequenz. Ein Ausfiltern ist nicht möglich.

Am besten ist, die Wiedergabe des Bandes in kurze "takes" zu unterteilen und vor jedem neuen take die Köpfe und Bandführungen immer wieder erneut zu reinigen. So kann man das Auftreten des Quietschens verhindern. Man kann nachher die takes digital wieder zusammenführen. Bei besonders bösartigen Bändern muß man sie "backen". Zu diesem Thema gibt es an mehreren anderen Stellen hier im Forum entsprechende Beiträge.

Martin
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#3
Hallo Martin.
Danke für die schnelle Antwort. Vermutlich habe ich das Quietschen/Verzerren aus den Lautsprechern beim Kopieren nicht gehört, da das mechanische Geräusch lauter war. 
Ich helfe mir mit einem Q-Tip, den ich vor die Umlenkwelle halte. Es sind nur die letzten Minuten eines Bandes und nach der Digitalisierung hat es "ausgedient".
Viele Grüße
Dietmar
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