Sony Scoopman
#1
Schon vor einiger Zeit konnte ich der Verlockung nicht widerstehen, mir einen gut erhaltenen Sony NT-1 Micro-DAT-Recorder zu holen, und nachdem ich vor kurzem in den Kleinanzeigen mehr als ein Dutzend "Kassetten" und eine Reinigungskassette dazu fand, habe ich mir heute noch einen NT-2 aus der Bucht gefischt. Man gönnt sich ja sonst nichts...

Eine Sony TC 880-2 ist ein mächtiges Gerät, der NT-1 ein schmächtiges - das Micro-DAT-System konnte aber mit einer Samplingfrequenz von 32 kHz und 12 Bit nichtlinearer Auflösung (entspricht angeblich 17 Bit) zumindest so gut klingende Aufnahmen aufzeichnen wie ein WM-D6© auf Typ II-Compactcassetten, wobei der NT-1 nur über eine automatische Aussteuerung verfügt. Die Aufnahmen konnte man zunächst nur analog überspielen, und es gab erst für den NT-2 eine Docking-Station, die dann eine digitale Übertragung der Aufnahme ermöglichte.

Die Micro-DAT-Kassette ist so groß und doppelt so dick wie eine SD-Karte und steht wohl für Sonys Ehrgeiz der Miniaturisierung; praktische Vorteile hatte das System eher nicht, vielleicht für geheime Mitschnitte etwa in einer Sakko-Innentasche mit einem aufsteckbaren Stereomikrofon, oder so... 

(rein zum Spaß habe ich mir ein Sony ICD-PX470 Diktiergerät zugelegt, das mit einer Micro-SDHC-Karte bis 32 GB aufgerüstet werden kann; es ermöglicht immerhin Aufnahmen im CD-Format mit 44,1 kHz/16 Bit und beweist damit und auch mit dem Preis deutlich die Demokratisierung der Digitaltechnik)
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#2
Hallo!

Zur Sony NT-Kassette gibt es auch ein Video von Techmoan. Hier findet man auch noch einen Artikel zum NT-1. Das System war seiner Zeit sicherlich aufgrund der starken Miniaturisierung bahnbrechend, hatte aber auch genau wegen dieser Zuverlässigkeitsprobleme, die u.a. eine große Verbreitung verhinderten. Auch war die Marktpositionierung irgendwie unklar. Die Geräte sahen aus wie Diktiergeräte, waren aber keine und wurden auch als solche nicht vermarktet, es gab kein integriertes Mikrofon und die Aufzeichnung erfolgte in Stereo. Für den professionellen Einsatz war es wiederum ungeeignet, da es keine digitalen Schnittstellen gab und dafür auch die Aufzeichnungsqualität zu gering war.

Also in Summe ein teures System, dessen Verwendungszweck nicht eindeutig und Zuverlässigkeit zweifelhaft war. Trotzdem natürlich beeindruckend, was vor über 30 Jahren technisch schon möglich war.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#3
Mit dem Scoopman liebäugele ich auch schon länger, konnte mich aber nie dazu entschließen, die aufgerufenen Preise zu zahlen, zumal in der Altersklasse immer das Risiko hoch ist, eine funktionslose Attrappe ins Haus zu holen.

Was mich in dem Zusammenhang mal interessieren würde - ist das Band in der NT-1 Cassette auch das schmalste Tonband, das je hergestellt wurde, oder gibt es noch andere evtl. analoge Systeme, in denen schmalere Bänder als die Bänder der Compact Cassette verwendet wurden ?

Danke und Gruß Frank
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#4
Irgendwo vergraben habe ich eine kleine Spule mit sehr schmalem Tonband aus dem Filmzubehör, das wohl für das nachträgliche Anbringen auf Super-8 oder dergleichen gedacht war. Auch eine Cassette für den Scoopman liegt noch herum, die mir auf dem Flohmarkt jemand als "Speicherkarte" verkauft hat. Jetzt fehlt nur noch der passende Zufall, daß ich mal beides gleichzeitig finde, dann kann ich gerne nach der Breite der Bänder schauen.

Die Bänder in den NT-Cassetten für den Scoopman waren meines Wissens mit Reineisen beschichtet. Ob traditionell begossen (MP) oder aufgedampft (ME) weiß ich nicht. Die ME-Bandtypen von Sony, die es u.a. für Hi8, DV, DDS und andere Streamer-Formate gab, funktionieren heute oft nicht mehr, weil die Oberfläche klebrig wird und beim Abspielen quietscht.

Viele Grüße,
Martin
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