Und noch ein Telefunken Schultonbandgerät KL85
#1
Liebe Tonbandfreudinnen und Tonbandfreunde,

nachdem meine vorletzte Neuerwerbung eines Schultonbandgerätes Telefunken Magnetophon KL85 zu meiner Überraschung eine Transistorendstufe enthält, habe ich jetzt das "richtige" Gerät gekauft. Es enthält einen zusätzlichen Röhren-Gegentakt-Leistungsverstärker (2 x ECL 82) und eine gegenüber den "normalen" Koffergeräten veränderte Eingangsschaltung mit Übertrager auch für 200 Ohm Mikrofone. Also, beste Voraussetzungen für meine "Vintage"-Klangexperimente bei Musikproduktionen. Man kann so ohne weiteren technischen Aufwand ein niederohmiges Mikrofon anschließen. Das ist sehr angenehm, da ich inzwischen Röhrentonbandgeräte gerne als Gesangsvorverstärker nutze.

   


   


   

Das Gerät kostete bei eBay 109 Euro zuzüglich 20 Euro Versand und wurde als "ungeprüft" verkauft. Offensichtlich handelt es sich um eines der Telefunkengeräte, die für den Schulunterricht modifiziert wurden. Es befindet sich jedoch keine Typenbezeichnung und Herstellerangabe an oder in dem robusten Koffer aus Holz. In die Oberseite des Koffers (Koffer-Deckel) ist ein recht großer und schwerer Breitbandlautsprecher eingebaut. Kenne ich so eigentlich nur von Gitarrenverstärkern.

   


   

Der Koffer war außen verschmutzt. Das Gerät selbst befindet sich in einem guten Zustand ohne Rost, mit noch flexiblen Gummiteilen und einem Tonkopf, der unter der Lupe wenig sichtbare Abnutzungen zeigt. Auszuwechseln waren (wie wohl immer bei den alten "Orgeln") zwei Antriebsriemen. Und das war es auch schon hinsichtlich der Mechanik. Insgesamt wurde das Gerät wohl nur wenig benutzt. Prima! Schön leiser Bandlauf, so dass ich das Gerät auch gut in der Nähe eines Gesangsmikrofons stehen lassen kann.


   


   

Die Instandsetzung der Elektronik habe ich als absoluter "Nicht-Versteher" einem Fachmann für Röhrentechnik in meinem Heimatort Kiel überlassen. Da war natürlich einiges zu tun. So wie bei allen Geräten der 50er und 60er Jahre, die im Originalzustand gekauft werden. Das fünfte Foto zeigt die alten Teile, die ausgewechselt werden mussten.

Getestet habe ich eine TB-Aufnahme meiner Musik vom Computer und das Zurückspielen vom Tonband auf den Computer. Die hoch ausgesteuerte Tonbandaufnahme (so dass sich die Lichtbänder der Röhre deutlich berühren) zeigt die typische Bandkompression und klingt ausgewogen. Erfreulich ist der nicht hörbare Verlust an Höhen gegenüber der digitalen Aufnahme. Zum Test habe ich eine Triangel in die Komposition eingebaut. Im Gegensatz zur rein digitalen Aufnahme wirken die Höhen weniger "scharf", ohne jedoch leiser oder weniger deutlich hörbar zu sein. So habe ich das bisher nur bei Profi-Bandmaschinen gehört.

Was ein wenig fehlt, ist die Hinterbandkontrolle. Diese Funktion hat das Magnetophon KL85, das als "Verbraucher-Gerät" der 50er Jahre natürlich an Grenzen stößt, nicht. Insgesamt ist die "Kiste" eine lohnende Investition für meine Zwecke und im finanziellen so wie technischen Aufwand für "Röhren-Klang" angemessen.

Das war es auch schon. Aber nun muss auch gut sein und viel Platz habe ich auch nicht mehr für weitere dieser Monster. :-)

Viele Grüße

Christian


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Drummer machen Fehler, die meistens laut sind. www.stompology.org
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#2
Schöner Kasten, der klingt bestimmt ganz souverän.

Ich hoffe, Du kannst das "Nun muss es gut sein" bei Dir selbst auch durchsetzen. Die Bucht ist voller lockender Sirenen. 
Aber ich bin zuversichtlich. Viel Spaß beim Schlagzeugprojekt.

Gruß
Peter S.
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#3
Danke, Peter! Eine Klangprobe kommt noch. Das Ding kann sehr laut sein. Erstaunlich. Ansonsten ein breites Spektrum mit einer Höhen- und Tiefenregelung die sehr wirksam ist. Nicht nur zwischen „dumpf“ und „geht so“. -)

Tja, die selbst auferlegte Abstinenz… Vielleicht gibt es ja bald „die anonymen Tonbandsammler“ als Selbsthilfegruppe.

Liebe Grüße
Christian
Drummer machen Fehler, die meistens laut sind. www.stompology.org
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