Alte Folienkondensatoren erneuern?
#1
Hallo liebe Forengemeinde,

bei einer TG1000 habe ich diese alten Folienkondensatoren auf der Platine. Wie geht ihr damit um? Werden die Auffällig? Die Elkos, Tantal und Trimmer hab ich inzwischen gewechselt. Die waren alle mehr oder weniger auffällig. Bei diesen Folienkondensatoren hab ich jedoch keine Ahnung, die hab ich so das erste Mal.
Grüße André
   
Dual TG28, ASC6002/ 5004
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#2
Die kannst du bedenkenlos unangetastet lassen.
Die Tantale mal auf Kurzschluß testen.
Gruß André
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#3
Die sind eigentlich nicht kaputt zu bekommen, wenn man sie nicht mechanisch beschädigt.
Die können bedenkenlos weiter ihre Arbeit verrichten.
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#4
Sehe ich eigentlich auch so, allerdings gibt es auch hier Ausnahmen.
Bei meinem Braun CSV 500 hatte ich schon einen Ausfall eines roten WIMA-MKS 0,68 µF Folienkondensators.
Äußerlich war nichts Auffälliges zu sehen.
Das ist eigentlich äußerst selten und daher ist präventiv Tauschen auch nicht angesagt.
Bei diesen schmalen "Hochhäusern" habe ich auch noch nie einen Ausfall gehabt.

Die runden Frakos auf dem Bild solltest du allerdings tauschen.
https://tonbandforum.de/showthread.php?t...#pid278467

Gruß, Jan


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#5
(11.01.2024, 10:45)janbunke schrieb: Sehe ich eigentlich auch so, allerdings gibt es auch hier Ausnahmen.
Bei meinem Braun CSV 500 hatte ich schon einen Ausfall eines roten WIMA-MKS 0,68 µF Folienkondensators.

Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder mal. Aber grundsätzlich alle Folienkondensatoren auzutauschen, halte ich für Quatsch.
Gruß André
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#6
Hallo,
worauf man besonders achten sollte ist die äußere Hülle. Hier sollte man besonders auf Risse achten. Bereits in Haarrisse kann Feuchtigkeit eindringen und über die Jahre wird aus dem Kondensator ein Widerstand .
Gruß
Bebi(Bernd)
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#7
ich habe es schon oft geschrieben, auch wenn es sicher qualitative Unterschiede bei Kondensatoren gibt, liegt die Hauptursache für defekte Folienkondensatoren nicht bei den Herstellern oder Typen.

Die Hauptursache liegt darin, dass fast alle Geräte, die wir heute auf den Tisch bekommen, schonmal irgendwann in schlecht temperierten Räumen gelagert wurden. Bei Folien- oder noch schlimmer bei Papierkondensatoren aus der Röhren-Ära verhärten mit der Zeit die Vergussmassen. Kommt so ein Gerät dann in das typische Keller- oder Dachbodenlager mit hohen Temperaturschwankungen, führt das zur Rissbildung in der Vergussmasse, und die Luftfeuchtigkeit - warme Luft kann mehr Wasser tragen als kalte - dringt dann durch die Risse in den Kondensatorwickel ein und zerstört ihn. Natürlich sind die Vergussmassen unterschiedlicher Technologien und unterschiedlicher Hersteller verschieden resistent, ich kann aber nach vielen Jahren wirklich einen Zusammenhang erkennen - Wohnzimmergeräte spielen oft nach Jahrzehnten ohne Werkstatt immer noch einwandfrei, stellt man diese dann aber nur wenige Monate in den ungeheizten Keller verwandelt sich so ein Gerät in einen Sanierungsfall. Der Keller muss dafür nicht feucht sein, die Temperatur- und die damit verbundenen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit reichen aus.

Aus diesem Grund gehe ich bei der Sanierung von alten Geräten mittlerweile so vor, dass ich nicht mehr ohne Anlass Bauteile rauswerfe, sondern das Gerät erstmal repariere und dann nach dem Service Manual durchmesse. Wenn irgendwo noch defekte Bauteile sitzen, macht sich das üblicherweise bei den Messungen bemerkbar, und die fliegen dann raus - und natürlich auch Teile, die offen erkennbar vergammelt sind wie korrodierte Trimmer etc. Meist komme ich mit dem Tausch von wenigen Bauteilen zum Ziel, dass das Gerät wieder einwandfrei spielt, und an der Langzeithaltbarkeit habe ich auch noch keinen Unterschied finden können zwischen geräten, die lediglich repariert wurden und welchen, bei denen aus Angst oder aus wildem Tatendrang hunderte Bauteile gewechselt wurden. Was ich aber schon öfter auf dem Tisch hatte, sind Geräte, die nach so einer Tauschorgie erst richtig kaputt waren, weil der "Restaurator" sich beim Tauschen neue Fehler eingebaut hat.

Gruß Frank
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#8
Vielen Dank für die Antworten und schon bin ich wieder etwas schlauer. Smile
Grüße André
Dual TG28, ASC6002/ 5004
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#9
(11.01.2024, 11:43)nick_riviera schrieb: ... ich kann aber nach vielen Jahren wirklich einen Zusammenhang erkennen - Wohnzimmergeräte spielen oft nach Jahrzehnten ohne Werkstatt immer noch einwandfrei, stellt man diese dann aber nur wenige Monate in den ungeheizten Keller verwandelt sich so ein Gerät in einen Sanierungsfall. Der Keller muss dafür nicht feucht sein, die Temperatur- und die damit verbundenen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit reichen aus.

Hallo,

das kann ich nur bestätigen. Die am besten erhalten und am einfachsten wieder gängig zu machenden Geräte sind die, die durchweg ihr Leben lang in einer Wohnung aufbewahrt wurden, also stets nur von normalem Wohnraumklima umgeben waren. Das läßt sich ganz einfach daran erkennen, daß sich darin nur loser Staub befindet, der sich relativ leicht wegsaugen oder wegblasen läßt und dann schauen die meisten Innereien wieder wie neu aus.

Noch schlimmer als "Kellerfunde" sid meiner Meinung nach die "Dachbodenfunde", vor allem, wenn die Geräte über Jahrzente auf einem unisolierten Dachboden gelagert wurden. Im Winter herrschen Minusgrade und die kältebedingte hohe Luftfeuchtigkeit kondensiert an den Teilen aus. Metallteile oxydieren, der anhaftende Staub wird zu einem "Teig", der dann bei wieder steigenden Temperaturen überall schön festgebacken wird. Im Sommer sind die Geräte dann absoluten Treibhaustemperaturen ausgesetzt, so daß u.a. auch sämtliche Schmierstoffe verharzen. Dachbodenfunde machen nach meiner Erfahrung die meiste Arbeit, um sie wieder herzurichten, darum ist bei entsprechenden Angeboten und Hinweisen immer Vorsicht geboten.

Aber eigentlich ging es ja um Foliekondensatoren. Dazu ist das Wesentlichste ja bereits gesagt.
In alten Röhrengeräten sind oft Kondensatoren zu finden, die an den Stirnseiten mit Teer vergossen sind. Egal von welchem Hersteller diese Kondensatoren stammen, erfahrunggemäß kann man die ohne weitere Prüfung alle rausschmeißen und durch moderne Foliekondensatoren ersetzen. Wenn ich solchen Kondensatoren geprüft habe mit der entsprechenden Spannung, haben die nahezu garantiert deutlich meßbare Leckströme.
Styroflexkondensatoren, MKC-, MKP- oder MKT-Typen können guten Gewissens drin gelassen werden, sofern keine Beschädigungen (Risse usw.) erkennbar sind. 
Mit MKS- und MKL-Typen bin ich mir nicht ganz so sicher. Hab mal in einer Fachzeitschrift gelesen, daß MKS-Typen für NF-Schaltungen grundsätzlich nicht gut geeignet nicht wegen ihere relativ hohen dielektrischen Absorbtion, die den Klirrfaktor negativ beeinflußt, aber das führt hier vielleicht doch etwas zu weit. Wenn ich diese Kondensatortypen in NF-Übertragungszweigen entdecke, ersetze ich diese durch geeignetere Typen.

Schönen Gruß
Chris
1. Können wir hören, was wir messen?
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Menno van der Veen
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#10
(30.01.2024, 09:59)Magictape schrieb: .....Mit MKS- und MKL-Typen bin ich mir nicht ganz so sicher. Hab mal in einer Fachzeitschrift gelesen, daß MKS-Typen für NF-Schaltungen grundsätzlich nicht gut geeignet nicht wegen ihere relativ hohen dielektrischen Absorbtion, die den Klirrfaktor negativ beeinflußt, aber das führt hier vielleicht doch etwas zu weit. Wenn ich diese Kondensatortypen in NF-Übertragungszweigen entdecke, ersetze ich diese durch geeignetere Typen....

Da verlasse ich mich voll und ganz auf die renomierten Hersteller.
MKS-Kondensatoren werden für Audioanwendungen (Hi-End... was auch immer das bedeuten soll...), zum Bsp von WIMA, ausnahmslos als geeignet publiziert.
   

Gruß Jan
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#11
Hallo Jan,

der Tabelle traue ich nicht ganz, das ist mir zu allgemein. Was haben z.B. Funkentstörkondensatoren mit High End Audio Anwendungen zu tun ? Doch wohl nur indirekt, wenn die X- und Y- Kondensatoren an den richtigen Stellen im Netzteil verbaut sind.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#12
Hallo,
die einzigen Folienkondensatoren, die ich gerne tausche, sind die X- oder Y-Entstörkondensatoren direkt am Netzeingang. Zumindest dann, wenn sie von Evox Rifa sind oder sonst irgendwie rissig aussehen.
Manchmal vergesse ich das aber auch und bereue es dann, wie bei meinem Revox B760. Hat plötzlich arg geraucht und gestunken und war eine Menge Reinigungsarbeit danach.
Ansonsten sind die Folkos komplett unauffällig und halten ewig, wie andere hier auch schon geschrieben haben.
Tom
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#13
Hallo,

also die ursprüngliche Frage, die André anfangs gestellt hatte, ist ja längst beantwortet.

Es kam aber auch die Frage auf, welchen Kondensatotypen allgemein man in NF-Schaltungen vertrauen kann und welche man eher kritisch sehen muß. Ich hatte in meinem letzten Beitrag meine Vorbehalte gegenüber MKS-Kondensatoren geäußert.
Mir fiel ein, daß mal vor Jahren schon ein Infoblatt über Kondendsatoren nur so für mich zusammengestellt hatte, um bei den ganzen Typen den Überblick zu behalten und was die ganzen Buchstaben und Bezeichnungen bedeuten usw. Darüber hinaus wollte ich eine Vorstellung bekommen, welcher Typ wofür gut oder nicht gut ist. (Siehe Anhang)
Als Quelle diente mir ein Fachbuch und eine Fachzeitschrift, die ich ganz unten angegeben habe.
Die einzelnen Aussagen zu den verschiedenen Kondensatortypen sind also nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern es gibt immer den Quellverweis dazu. Muß aber noch dazu sagen, daß die Bewertungen sich immer auf hochwertigste (Röhren-)Verstärkerschaltungen beziehen.
Naja, und da schneiden die MKS-Typen z.B. nicht so gut ab.

Schönen Gruß
Chris


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.pdf   TD_KO Kondensator-Codes + Eigenschaften.pdf (Größe: 84.64 KB / Downloads: 30)
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Menno van der Veen
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#14
Hallo Chris, 
das ist jetzt alles Offtopic, da gebe ich dir recht.
Ich möchte auch nicht die sicherlich vorhandenen Messergebnisse der Röhrenspezialisten in Frage stellen.

Andererseits wurden in vielen NF Schaltungen von Schaltungsdesignern von Studer, Revox, Ampex, Telefunken und einigen anderen massenweise Tantalelkos im Signalweg von gehobenen (Transistor) Amateur- und Studiogeräten eingesetzt obwohl laut der zitierten Fachliteratur die dort nichts zu suchen hätten.


Gruß Jan
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#15
Hallo Jan,

das sehe ich genau so.
Gerade auch bei UHER wurden Unmengen Tantal-Elkos in den Reports seit den 60er Jahren bis in die 90er Jahre verbaut.
Und von einem UHER-Fachmann, der die Geräte in- und auswendig kennt, weiß ich, daß man die Tantal-Elkos auf jeden Fall drin lassen und ja nicht durch Aluminium-Elkos ersetzen soll, sonst würde möglicherweise danach alles viel schlechter bis gar nicht mehr funktionieren.
Nur wenn die Tantals z.B. an den Beinchen ausgebrochen sind, soll man sie durch Tantals ersetzen. Daran halte ich mich auch und bin damit bisher gut gefahren. Und die UHER's haben alle die HiFi-Norm erfüllt. Das ist die eine Seite.

Man muß auch folgendes betrachten: Unsere Tonbandgeräte, in denen Transistoren UND Tantal-Elkos zum Einsatz kamen, wurden so in den 60er bis 80er Jahren entwickelt. Da standen die Konstrukteure oft auch unter Kostendruck und hatten auch nur begrenzten Platz für die Schaltung, Da mußte alles so klein wie möglich sein. Man hat dann halt die Schaltung so ausgefeilt, daß die negativen Eigenschaften keine all zu großen Auswirkungen haben, wie z.B. das stärkere Eigenrauschen von Tantal-Elkos gegenüber konventionellen Elkos.
Man muß auch die Frage stellen, was wußte man damals wirklich über die verschiedenen Kondensatortypen?

Die andere Seite: Die Fachliteratur, auf die ich mich beziehe, wurde Anfang der 2000er Jahre geschrieben. Hauptthema darin sind hochwertigste High-End-Röhrenverstärker. (Was der Begriff "High-End" auch immer bedeuten mag, er ist durch keinerlei Norm definiert...) Da liegen unterschiedliche Philosophien dazwischen und ein unterschiedlicher Stand der Technik. Da geht es auch nicht darum Kosten oder Platz zu sparen, sondern die maximal mögliche Klangqualität zu erreichen, wenn man solche Geräte selbst baut. Heute weiß man ganz gewiß auch mehr über das Verhalten verschiedener Kondensatortypen als damals.

Noch ein konkretes Beispiel dazu: REVOX kauft(e?) alte defekte Geräte auf (z.B. A77, B77 ...), zerlegt sie komplett, aller Gehäuseteile werden neu lackiert, alle mechanischen Verschleißteile ausgetauscht, u.a. auch die Tonköpfe, die sie neu fertigen. Auch die Elektronik wird auf den neuesten Stand gebracht, dieverse Transistoren werden durch hochwertigere Typen ersetzt UND: Alle Elkos bis 10µF fliegen raus und werden durch hochwertige Foliekondensatoren ersetzt. Man ist heutzutage halt in punkto Kondensatoren doch ein wenig schlauer.
So ein Quasi-Neugerät kostet dann so um die 3000,- bis 4000,- €. Ob sie das aktuell immer noch tun, kann ich nicht sagen, vor einigen wenigen Jahren gab es aber diese An- und Verkaufsaktionen.

Insofern ist es zumindest die eine oder andere Überlegung wert, ob sich das eine oder andere Bauteil durch etwas besseres ersetzt, um eine qualitative Verbesserung oder längere Haltbarkeit zu erreichen. Vorsicht bleibt natürlich geboten und paar einzelne Kondensatoren reißen es sicher auch nicht raus. Doch wenn ich Kondensatoren schon ersetzen muß, wird man eh nicht mehr den exakt baugleichen Typ bekommen und dann stellt sich schon die Frage, durch welchen Typ sollte ich den defekten Kondensator ersetzten, oder welcher Typ scheidet von vorn herein aus.

Schönen Gruß
Chris
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Menno van der Veen
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#16
(31.01.2024, 17:13)Magictape schrieb: Und von einem UHER-Fachmann, der die Geräte in- und auswendig kennt, weiß ich, daß man die Tantal-Elkos auf jeden Fall drin lassen und ja nicht durch Aluminium-Elkos ersetzen soll, sonst würde möglicherweise danach alles viel schlechter bis gar nicht mehr funktionieren.

Das halte ich für ein Gerücht und läßt sich auch nicht plausibel darlegen.
Bei mir fliegen immer alle Tantals raus und werden gegen herkömmliche Elkos ersetzt!
Man hat die Dinger früher gerne wegen der kleinen Abmessungen genommen, wie du ja auch selber schreibst.
Einen anderen Grund gab es dafür normalerweise nicht.
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#17
Hallo!

Ich teile die Ansicht von Chris, nicht um jeden Preis Tantal-Elko zu tauschen
oder durch normale Elko zu ersetzen.

Ich habe ziemlich viele UHER Report  - und habe bis dato höchsten eine
Handvoll Tantal ersetzen müssen (durch neue Tantal).

Ein befreundeter UHER-Experte hat mir diese Erkenntnis von Jahren nahe
gebracht. Seinen Rat zu befolgen, habe ich nicht bereut.

Gruß
Wolfgang
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#18
Naja, die Aussage, daß die Geräte nach dem Tausch von Tatals auf normale Elkos nicht mehr funktionieren würden, ist ja wohl reine Phantasie...
Darum ging es mir hauptsächlich in meinem Beitrag.
Ich habe außerdem schon reichlich Kurzschlüsse bei Tantals gehabt.
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#19
Ich hatte mal nen Löschoszillator, bei dem ein Tantal gegen ein Elko getauscht wurde. Bei Betrieb wurde durch die HF der Elko leicht warm und die Schaltung verlor ihre Funktion. Schwups wieder einen Tantal reingelötet und alles war wieder gut. Das war aber der einzige Fall, wo das nicht ging. Ich tausche aber auch aus Originalverliebtheit die Bauteile 1 zu 1 :-)
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#20
Tantalkondensatoren haben den großen Nachteil, dass sie nicht langsam und leise streben wie normale Elkos, sondern sich von einem auf den anderen Moment mit einem satten Kurzschluss verabschieden.
Nicht selten reißen sie dann teure, schwer oder garnicht ersetzbare Teile mit ins Jenseits.
Darum fliegen sie bei mir grundsätzlich raus und werden gegen Elkos ersetzt, neue Tantals baue ich nicht ein. Bisher seit Jahrzehnten ohne Nachteil.
Ich habe eine ganze Kiste mit Revox Platinen aus der B77. Auch Revox hat hier im Laufe der Jahre immer wieder zwischen Tantal und Elko gewechselt.
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#21
(03.02.2024, 22:39)Steffen87 schrieb: ... Auch Revox hat hier im Laufe der Jahre immer wieder zwischen Tantal und Elko gewechselt.

Kannst Du/kann man das durch Schaltpläne und/oder Ersatzteil-Listen belegen?
VG Jürgen
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#22
(03.02.2024, 22:39)Steffen87 schrieb: Tantalkondensatoren haben den großen Nachteil, dass sie nicht langsam und leise sterben wie normale Elkos, sondern sich von einem auf den anderen Moment mit einem satten Kurzschluss verabschieden.
Nicht selten reißen sie dann teure, schwer oder garnicht ersetzbare Teile mit ins Jenseits.
Darum fliegen sie bei mir grundsätzlich raus und werden gegen Elkos ersetzt, neue Tantals baue ich nicht ein. Bisher seit Jahrzehnten ohne Nachteil.

Ganz genau so ist es und so handhabe ich das grundsätzlich auch.
Das Gelaber von dem in Beitrag #15 erwähnten sogenannten UHER Fachmann ist ausgemachter Blödsinn.

Zitat:
von einem UHER-Fachmann, der die Geräte in- und auswendig kennt, weiß ich, daß man die Tantal-Elkos auf jeden Fall drin lassen und ja nicht durch Aluminium-Elkos ersetzen soll, sonst würde möglicherweise danach alles viel schlechter bis gar nicht mehr funktionieren...
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#23
(04.02.2024, 12:09)JUM schrieb:
(03.02.2024, 22:39)Steffen87 schrieb: ... Auch Revox hat hier im Laufe der Jahre immer wieder zwischen Tantal und Elko gewechselt.

Kannst Du/kann man das durch Schaltpläne und/oder Ersatzteil-Listen belegen?
VG Jürgen

Ich habe am lebenden Objekt auch schon diesen Eindruck erhalten, dies bisher ausschließlich an späten Versionen einer B77MkII z.B. mit SN137978. Dort sind im Audiobereich keine Tantal verbaut nur vereinzelt an der Laufwerksteuerung.
Auch denke ich, dass dies nicht mehr in den Stücklisten dokumentiert wurde. Für was auch denn der Markt war zur der Zeit schon beinahe tot.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#24
(04.02.2024, 12:09)JUM schrieb:
(03.02.2024, 22:39)Steffen87 schrieb: ... Auch Revox hat hier im Laufe der Jahre immer wieder zwischen Tantal und Elko gewechselt.

Kannst Du/kann man das durch Schaltpläne und/oder Ersatzteil-Listen belegen?
VG Jürgen

Keine Ahnung ob sich das auch aus verschiedenen Auflagen der Service Manual nachverfolgen lässt.
Ich denke eher, es wurde bestückt was gerade günstiger und besser verfügbar war.
Ich habe zwei B215 MKII hier.
Bei einem waren alle kleinen Werte unter 10uF mit Tantal bestückt, eins war komplett mit Philips Elkos bestückt.
Ich habe beide komplett mit Panasonic Elkos bestückt, ohne Nachteile oder Unterschiede festzustellen.
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#25
(04.02.2024, 12:15)janbunke schrieb: Das Gelaber von dem in Beitrag #15 erwähnten sogenannten UHER Fachmann ist ausgemachter Blödsinn.

Zitat:
von einem UHER-Fachmann, der die Geräte in- und auswendig kennt, weiß ich, daß man die Tantal-Elkos auf jeden Fall drin lassen und ja nicht durch Aluminium-Elkos ersetzen soll, sonst würde möglicherweise danach alles viel schlechter bis gar nicht mehr funktionieren...

Ich dachte bisher immer, zu den Grundkenntnissen eines Tonbandliehabers gehört die nüchterne Tatsache: Der Ton macht die Musik ...
Ich weiß nicht ob es wirklich nötig ist, anderen gleich die Fachkompetenz abzusprechen und deren Meinung als "ausgemachten Blödsinn" zu erklären, nur weil man sie nicht nachvollziehen kann.

Du sprichst von REVOX-Geräten. Damit hast Du Deine Erfahrung und die daraus abgeleiteten Grundsätze mögen auch alle richtig sein. Auch mir sind die Nachteile und Macken von Tantals bekannt. In den meisten Fällen mag das auch richtig sein, diese duch Alu-Elkos zu ersetzen.

In #17 erwänt Wolfgang (cisumgolana) ebenfalls einen befreundeten UHER-Experten und meint die selbe Person wie ich. Ich kenne Wolfgang persönlich. Er bestätigte ja auch meine Ansicht.

Was vielleicht nicht ganz klar herauskam: Wir sprachen von UHER und ganz speziell von den UHER-Reports, die ja als Batteriegeräte konstruiert sind und mit nur 6V betrieben werden. Das sind ganz andere Gegebenheiten als bei REVOX. Ich weiß nicht, ob und wie genau Du diese Geräte kennst. Aber vielleicht kannst Du auch nachvollziehen, daß es bei anderen Marken auch andere Probleme und somit auch andere Erfahrungen gibt.
Wie im Beitrag #19  betreffs einer Oszillatorschaltung zu lesen ist, ging es ja auch in die Hosen mit "Tantals raus und Alu-Elkos rein".

Es ging speziell um die Reports, von denen mir der UHER-Techniker erzählte, daß er solche Geräte schon mehrmals bekam, bei denen komplett alle Elkos getauscht und durch Alu-Elkos ersetzt wurden und er dann die größte Mühe hatte, da wieder Geschick reinzubringen.
Mit solchen Faustregeln "alles oder nichts" ist es halt immer so eine Sache, wenn man glaubt das Allheimittel gefunden zu haben.

Ich wäge halt ab und ziehe meine eigenen Schlüsse:
Wenn z.B. ein Tantal als Koppelkondensator zwischen zwei Transistorstufen eingesetzt ist, kann man den sicher bedenkenlos gegen einen Alu-Elko tauschen. Das habe ich auch schon gemacht, und das ist sicher sogar dei bessere Wahl. Wenn es aber um die Funktion als Spannungsstabilisator oder als Teil eines RC-Siebgledes geht, da wäre ich schon vorsichtiger. Siehe Beitrag #19.

Im Übrigen hat es bei den millionenfach hergestellten Reports mit den vielen Tantals nie Probleme gegeben, daß die Kondensatoren abbrennen.
Diese Batteriegeräte waren bei der NASA, bei Polarforschern und ebenso bei Naturforschern in Afrika und sonst wo auf der Welt im Einsatz. Von überall her wurde immer bestätigt, daß sie zuverlässig und klaglos funktionierten. Muß wohl nicht alles dumm und falsch gewesen sein, was UHER gebaut hat.
Die Grundintention des UHER-Menschen mit seiner Warnunug hinsichtlich der Tantals war letztendlich: Never change a running system!
Und wo er Recht hat, da hat er Recht.
In diesem Sinne klinke ich mich nun hier aus.

Schönen Gruß
Chris
1. Können wir hören, was wir messen?
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Menno van der Veen
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#26
Hallo Leute,

bitte regt Euch nicht so über das Problem Tantal vs. Elko auf! 

Fakt ist, daß niemand  von uns derzeit einen schlüssigen meßtechnischen Beleg dafür vorweisen kann, ob ein Elko -anstelle eines Tantals an Position x in der Schaltung y einen Vor- oder Nachteil bringt. Auch ich habe das bisher bei meinen Reparaturen/Revisionen meiner Bandmaschinen mehr aus Kosten- denn aus Sachgründen heraus entschieden.  Tantals jenseits der 10µF sind ja leider richtig teuer. Ein unbehagliches Gefühl blieb dabei freilich immer:

In den 80er Jahren stand mal in irgendeiner Ausgabe der Elektor oder Elrad, daß 1µF Tantal gleichbedeutend sei mit 10µF Elko. Dies im Hinblick auf die "Niederohmigkeit" bei anliegender Wechselspannung (wichtig hinsichtlich der Anwendung als Koppelkondensator, oder auch zur Abblockung von integrierten Spannungsreglern a la 7812 usw.).

Ich stehe bei der Revision meiner jüngsten Neuerwerbung A700 wieder vor ähnlichen Entscheidungsfragen. Bei einer neu erworbenen RdL ist es ebenso. Ich versuche derzeit, unter Beachtung der jeweligen Aufgabenstellung des Kondensators in dem betreffenden Schaltungsteil  bzw. in der gerade betroffenen Verstärkerstufe fallweise herauszufinden, ob jeweils ein Tantal zwingend wieder an der betreffenden Schaltungsstelle eingebaut werden muß, oder ob stattdessen auch ein Elko ausreichen würde.

Wenn man aus Kostengründen auf Elko gehen will, sind heutige low-ESR-Elkos sicherlich eine gute Wahl. Normale Elkos älterer Spezifikationen lassen wir -denke ich- besser außen vor.

Bei der Revision meiner RdL habe ich zur Ankopplung des WK heute übrigens Wima-Folienkondensatoren anstelle der originalen Tantals eingebaut. Diese 4,7µF-Monster paßten auf dem WV-Verstärkerprint der RdL noch gerade so eben ´rein. Was es bringt, kann ich derzeit noch nicht sagen. Bei Reparaturbeginn zeigte sich eine Wicklung des WK offen. Ursache war freilich nicht der Koppelkondensator- der wies im betroffenen Kanal wider Erwarten normales Verhalten auf. Aber um den WK in der RdL ideal gleichstromfrei zu halten, ist ein Folienkondensator -so glaube ich- sicherlich um Längen besser als jeder Tantal oder Elko.

Wenn es den Super-Patent-Kondensator für alle Problemfälle gäbe, wär´s schön. Doch glaube ich, daß weder Mundorff- noch irgendwelche andere Halli-Galli-Kondensatoren hier weiterhelfen- es sei denn für den Geldbeutel des jeweiligen Verkäufers... . Man sollte sich stattdessen lieber mit den Schaltungsdetails vertraut machen!

Martin
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#27
Tantalkondensatoren sind nicht schlecht und sie müssen spezielle Eigenschaften besitzen, da man sie immer wieder "eingestreut" in normalen NF-Schaltungen findet. Dabei gab es auf den Platinen keine Größenbeschränkungen, noch waren es besonders hohe Kapazitäten. Tantals sind sehr robust und alterungsbeständig, zudem auch verlustarm. Klar kann da mal so ein armer Tropf(en) sterben, aber das heißt nicht, dass man sie rausschmeißen muss. Vielleicht bin ich naiv, aber ich gehe immer davon aus, dass sich ein Entwicklungsingenieur schon Gedanken macht, was er wo einsetzt. Wenn nur Elkos im Gerät sind und an einer Stelle ein Tantal eingebaut wird, bedeutet das immer Mehraufwand. Das macht man nicht ohne Not.
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#28
(04.02.2024, 23:43)mincom schrieb: In den 80er Jahren stand mal in irgendeiner Ausgabe der Elektor oder Elrad, daß 1µF Tantal gleichbedeutend sei mit 10µF Elko.
Mit Verlaub, das ist so ziemlich der größt mögliche Blödsinn. Etwa so, dass 10 Kilo Alu so schwer sind wie 1 Kilo Blei.
Tantal-Elkos sind von der Papierform in allen Parametern besser als Alu-Elkos. Sie sind niederohmiger (ESR), haben quasi keine Induktivität und sind vor allem ewig haltbar. Da sie komplett eingegossen sind, können sie nicht austrocknen. Das ist bei Alu-Bechern prinzipiell nicht machbar. Und sie waren teurer als Alus. Wenn man Tantale eingebaut hat, hat man es gut gemeint!
Tantale sind sehr spannungsempfindlich. Bei anliegenden 15V baut man besser keinen 16V-Typ ein. Und steile Flanken mögen sie nicht. Wg. ihres geringen ESR treten dann hohe Stromspitzen auf.
Mit der Langlebigkeit hat es nicht immer funktioniert, wenn sich nach vielen Jahren bei manchen Vergussmaterialien Risse entwickelten. Aber auch bei Alus hat sich ja später herausgestellt, dass manche Konstruktionen nichts taugten.

LG Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#29
Zum Thema "bad caps" hier noch ein recht informativer Artikel der wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Capacitor_Plague

Das dürfte bei unseren Reparaturen insofern interessant sein, als man beim Einkauf (oder beim Griff in die eigene Kondensatorenkiste) auf das Produktionsdatum achten sollte.

Bei Folienkondensatoren existiert das Problem als solches nicht.

Martin
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#30
Wie in dem Artikel steht, geschah das um´s Jahr 2000 rum und betraf ausschließlich Elkos taiwanischer Produktion die auch hauptsächlich auf PC-Mainboards eingesetzt wurden. Dort schlugen die dann massenhaft zu (kann mich gut erinnern).
In unseren Schätzen und unseren Schatzkisten werden wir die kaum finden.

LG Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#31
(11.02.2024, 19:22)DropOut schrieb: Wie in dem Artikel steht, geschah das um´s Jahr 2000 rum und betraf ausschließlich Elkos taiwanischer Produktion die auch hauptsächlich auf PC-Mainboards eingesetzt wurden. Dort schlugen die dann massenhaft zu (kann mich gut erinnern).
In unseren Schätzen und unseren Schatzkisten werden wir die kaum finden.

LG Frank

Oder vielleicht doch, je nach "Schatzkiste" oder Bezugsquelle. Gell? Huh

Holzauge sei´wachsam!

Martin
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