Maxell gegen TDK (fast schon Glaubenskrieg - aber nicht beim Tonband)
#1
Bei den Compact-Cassetten war es ja fast schon ein Glaubenskrieg, wer die besseren Kassetten produzierte, TDK oder Maxell.

(Auf die TDK SA wurden ja sehr viele japanische Kassettendecks eingemessen - und das "Super Avilyn"-Material erlaubt nach über 40 Jahren immer noch einwandfreie Aufnahmen.)

Bei den Spulentonbändern dominierte dagegen eindeutig Maxell (bei TDK ist zwar das Audua-Material noch recht häufig zu finden, die Nachfolge-Serie GX und LX dagegen längst nicht mehr so).

Warum konnte TDK hier nie so "auf Dauer" in dieser Sparte Fuß fassen?
Zitieren
#2
Hallo!

Ich glaube, dass das zum Teil auch ein regionales Thema ist. Es wäre mal interessant zu Wissen, wie das in Japan oder asiatischen Ländern ausgesehen hat. In Westeuropa oder USA begannen sich japanische Hersteller erst ab den 70ern langsam flächendeckend durchzusetzen. Da war die Mainstream-Zeit des Spulentonbands schon am ablaufen. Eine große Rolle haben dort beide Hersteller nicht mehr gespielt, aber es fehlen natürlich belastende Zahlen, was es schwierig macht, das objektiv beurteilen zu können. Bei uns in Deutschland dürfte die Statistik wohl stark Richtung BASF und Agfa ausfallen, andere Hersteller werden da gut abgeschlagen sein. Während z.B. in den Niederlanden Philips durchaus eine wichtige Rolle gespielt haben wird.

Was man vermutlich sicher sagen kann, ist, dass Maxell Spulenbänder länger hergestellt hat als TDK. Bei Maxell lief die Produktion bis 2002, das ist ziemlich gesichert, bei TDK ist es aber schon wesentlich schwieriger zu sagen, wann die aufgehört haben. Beide starteten m.W. Mitte der 60er, ich denke aber, dass TDK die Spulentonbandproduktion schon Mitte/Ende der 80er wieder eingestellt hat. Durch diese deutlich längere Periode bei Maxell sind diese Bänder heute wesentlich präsenter, da wahrscheinlich in Summe eine viel höhere Stückzahl existiert. Dann kommt noch hinzu, dass Maxell-Bänder deutlich altersbeständiger sind und TDK-Bänder aufgrund verschiedener Ausfallerscheinungen schon in die Tonnen gewandert sind. Das erschwert den Blick aus der Gegenwart in die Vergangenheit.

So ist man dann auf Aussagen von Zeitzeugen angewießen, die aber stark subjektiv sein können.

Es wäre Abseits des Consumermarkts auch interessant zu wissen, was in Japan und Asien in Studios eingesetzt wurde. Ich vermute, hier wird 3M eine gewisse Verbreitung gehabt haben.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
Zitieren
#3
Ich kann da relativ genau und trotzdem natürlich subjektiv Auskunft geben. Für Radioaufnahmen nutzte ich immer Tonbänder auf 18-cm-Spulen. Davon wurden pro Jahr etwa 6 Stück benötigt. Wenn ein Band sich dem Ende näherte, wurde ein neues gekauft. Einen Vorrat legte ich nie an. Ab 1973 waren sie immer von BASF. Es gab ja kaum etwas anderes. Agfa oder BASF. Das war die Frage.

Gegen Ende der 70er Jahre drängten immer stärker japanische Produkte in den Markt. Es war vor allem TDK. Maxell habe ich nie wahrgenommen. Ab Anfang 1979 stieg ich auf TDK-Tonbänder um. Wenn ich mich recht erinnere, war ich mit BASF nicht mehr ganz so zufrieden. Es waren TDK Audua LB-1800-BC. Gegen Ende 1980 bzw. Anfang 1981 wurde deren Produktion eingestellt und ersetzt durch TDK GX 35\90B, die bis Mitte 1985 noch käuflich erhältlich waren.

Danach stieg ich notgedrungen auf Maxell XKI 35-90B um, die bis 1993 für Radioaufnahmen genutzt wurden.
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
Zitieren
#4
Hallo,

ich muss hier mal was zu den Videocassetten von TDK schreiben. TDK war damals der erste Hersteller, der speziell verpackte "Kopierer- VHS Cassetten" verkaufte. Diese Cassetten waren lose ohne Pappschuber im 10er Karton einzeln in Plastiktüten verpackt, die man nicht erst aufreissen musste. Die Cassettenklappe war beigefarben und die Spielzeiten waren auch speziell, es gab 90 Min und 105 Min Cassetten. Ich denke, der Boom der Heimvideoformate war für die Bandhersteller ein willkommener Ersatz für den zurückgehenden Umsatz der klassischen Bandformate.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
Zitieren
#5
Das kann auch innerhalb von Deutschland regional unterschiedlich ausfallen. In der näheren Umgebung eines Herstellers oder Importeurs war dieser meistens etwas stärker repräsentiert als im Durchschnitt übers ganze Land. TDK Electronics Europe saß ja in Ratingen. Wo war nochmal Harman Deutschland ansässig, die lange Zeit den Vertrieb für Maxell gemacht haben?

Als ich in den 80er Jahren auf Flohmärkten munter gebrauchtes Bandmaterial einsammelte, gab es dort auch zu 2/3 deutsche Ware, davon wieder 3/4 BASF (in Ludwigsahfen und Mannheim nicht verwunderlich), der Rest Agfa und ein paar OEM-Produkte wie Grundig, Telefunken und Konsorten.

Das 1/3 nicht deustche Bänder teilte sich auf in hauptsächlich Shamrock, Philips, Scotch, und eher selten auch mal Maxell und Sony. TDK-Tonbänder kannte ich da nur aus dem Prospekt.

In den wenigen Geschäften, die um 1985-1990 noch Tonbänder verkauften, gab es BASF, Revox, Maxell und Sony, ab und zu mal Shamrock, sowie Leerspulen von Schneider. Natürlich nicht alle im gleichen Laden.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#6
(27.11.2023, 14:29)Kirunavaara schrieb: TDK Electronics Europe saß ja in Ratingen. Wo war nochmal Harman Deutschland ansässig, die lange Zeit den Vertrieb für Maxell gemacht haben?

Heilbronn, glaube ich. Aber in einem Maxell-Prospekt von 1976 wird als deutsche Anschrift eine "Maxell Europe GmbH" in Düsseldorf genannt.

https://www.hifi-archiv.info/Maxell/1976/maxell04.jpg

Damit wären regionale Unterschiede zum benachbarten Ratingen wohl eher unwahrscheinlich. Smile
Zitieren
#7
Ja, Maxell Europe, in den 90ern m.E. auf der Emanuel-Leutze-Str. in Düsseldorf-Seestern. So ungefähr Ende der 90er zogen sie nach Meerbusch um...
Zitieren
#8
Ich habe ab 1980 zunächst nur Maxell-Bänder gekauft, weil die in der Bottroper Provinz vorrätig waren.
Zwei Bänder hatte ich dann zwischendurch mal von TDK gekauft, weil die Kassetten einen guten Ruf hatten.

Ich hatte immer nur große 10,5“-Spulen.

Knapp vierzig Jahre später habe ich die alten Liveaufnahmen digitalisiert und stellte fest, dass alle Maxell-Bänder noch völlig o.k. waren, die TDKs aber schwer schmierten. Das war zwar bei Ampex „Grand Master“ noch schlimmer, aber unbrauchbar waren die TDKs auch.
Schöne Grüße

Rainer

Unterwegs als „Tonmeister h.c.“ unter www.tapemusic.eu[url=www.tapemusic.eu][/url]
Zitieren
#9
Danke für die interessanten Erinnerungen! Ich selbst bin ja nur ein spätberufener Nachzügler, und kann nur von meinen bescheidenen Erfahrungen durch Zufallsfunde berichten: mein ältestes TDK-Band war meiner Erinnerung nach bei einem Packen Maxell dabei, ein TDK SD mit Weihnachtsliedern; es klingt eigentlich tadellos. Audua habe ich gar nicht wenig auf großen Spulen (behalten), die kleinen haben hier ein neues Heim gefunden (da auch Beifang bei Maxell), aber ausprobiert habe ich sie noch nicht.

Lt. Philips-Tabelle zur N4520/N4522 verlangte Audua + 1,25 dB Bias, die höchste Einstellung bei allen Bändern - mit einer auf BASF LPR 35 oder dem Philips LP 26 M (beide - 0,5 dB Bias) eingemessenen Maschine wird das schon ziemlich spitz geklungen haben. Man hört das am Klavier, das wie ein Kinder-Xylophon klingelt.
Zitieren
#10
(27.11.2023, 18:27)kesselsweier schrieb: Ja, Maxell Europe, in den 90ern m.E. auf der Emanuel-Leutze-Str. in Düsseldorf-Seestern.

Oh, guck, direkt um die Ecke am Seestern hab' ich mal gearbeitet. Smile

Dann müssen sie aber mehrfach umgezogen sein, im obigen Prospekt ist noch die Stresemannstraße 9 als Anschrift angegeben.
Zitieren
#11
Hallo Timo,

me 2. Wink 
Sogar mehrmals, TK-technisch, bei denen, aber da hatte ich noch keine TB, bekam  aber ein sonst kaum leistbares 10er-Pack MX C-90 günstiger.
Bei TDK in Ratingen war ich auch mal, aber da war die Cassetten- und TB-Zeit bereits vorbei.
Beides waren recht nüchterne Büros ohne großen Showroom o.ä...

Vor der Stresemannstr., noch zu Hitachi Maxell-Ltd-Zeiten, war es wohl die Immermannstr. 15.

Schöne Grüße
Frank
Zitieren
#12
Was vielleicht weniger bekannt ist: Die ersten Tonbänder von TDK Anfang/Mitte der 60er Jahre wurden unter dem Namen Synchrotape verkauft. Hier gibt es gerade eins zu kaufen:
https://www.ebay.de/itm/126199112277

Der Verkäufer scheint einen kleinen Posten davon zu haben. Ich hatte mal eins gekauft (aber noch nicht ausgepackt, muß erst wieder nach Deutschland kommen), und gleich darauf war das Angebot wieder eingestellt.

Ob die allerdings auch offiziell bei uns angeboten wurden, weiß ich nicht. Wahrscheinlich sind die Bänder des Verkäufers - er hat auch ähnlich alte Sony und sogar Soni im Angebot - über persönliche Beziehungen in Japan hierher gekommen, zumindest legen die handschriftlichen Notizen das nahe.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste