Grundig C100 - DC International
#1
Hier möchte ich euch ein Format vorstellen, welches heute nicht mehr allzu häufig zu finden ist:
Es handelt sich um DC International, Grundigs Antwort auf die Compact Cassette von Philips.
Anfang der 1960er Jahre hat Philips zwei verschiedene Teams mit der Entwicklung eines tragbaren Tonbandkassettensystems beauftragt. Während die österreichischen Ingenieure unter Beteiligung von Max Grundig und der Deutschen Grammophon Gesellschaft ein „Einloch-Kassetten“ System entwickelten, brachte man im belgischen Hasselt die Compact Cassette hervor. Nachdem der „Zweiloch“ Compact Cassette seitens der Konzernleitung der Vortritt gewährt wurde, war Max Grundig so erbost, dass er kurzerhand sein eigenes Kassettenformat vorstellte: DC International. Mit dem Rückhalt der TELDEC und einigen Konzeptzeichnungen aus Belgien wurde ein eigenes System entwickelt: DC International. Sogar einige vorbespielte Kassetten veröffentlicht. Die gesuchteste dürfte heute „The Fantastic Rolling Stones“ sein. Ich habe das große Glück gehabt, letztes Jahr das Grundig C100 zusammen mit fünf Kassetten zu erwerben. Hier ist es neben dem Philips EL 3300, dem ersten Kassettenrekorder der Welt zu sehen:

[Bild: 46685225te.jpeg]

[Bild: 46685228cs.jpeg]

[Bild: 46685229rz.jpeg]

[Bild: 46685230lu.jpeg]
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#2
Danke für den Bericht, lieber Felix.

Und ich dachte, Du hättest das DC international, so wie ich, zum ersten Mal bei Andreas in Hand und Augenschein genommen.

Egal ob Sabamobil, Minifon oder Elcaset...hätte, hätte...^^

Schöne Grüße
Frank
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#3
(26.11.2023, 02:06)Vertigo Swirl schrieb: war Max Grundig so erbost, dass er kurzerhand sein eigenes Kassettenformat vorstellte: DC International.

Mit welchem Argument ist die DC International denn gegen die CC von Philips angetreten? Hatte sie irgendwelche Vorteile? Auf dem Bild wirkt sie vor allem größer und unhandlicher.
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#4
Danke ebenfalls, für die Vorstellung eines Nischenprodukts mit dem Grundig keinen großen Erfolg hatte, denn bereits nach nur ca. 2 Jahren wurde die Produktion eingestellt.
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#5
(26.11.2023, 04:36)kesselsweier schrieb: Danke für den Bericht, lieber Felix.

Und ich dachte, Du hättest das DC international, so wie ich, zum ersten Mal bei Andreas in Hand und Augenschein genommen.

Egal ob Sabamobil, Minifon oder Elcaset...hätte, hätte...^^

Schöne Grüße
Frank

Felix war an dem Tag mit der Reparatur beschäftigt und wollte es fertigstellen. Dummerweise ist es bei Andreas allein wegen seiner immensen Sammlung so spannend, dass man zu einer Reparatur nicht kommt. Und bei so vielen netten Gesprächspartnern verfliegt die Zeit im Nu!
Liebe Grüße
Thomas
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#6
Technische Vorteile waren die etwas höhere Bandgeschwindigkeit von 5,1 cm/s und der größere Wickeldurchmesser, der mit gleichem Bandmaterial, das bei der Compact-Cassette bis zu 60 Minuten Spielzeit erlaubte, bereits auf 90 Minuten kam. So gab es zu der Zeit, als DC-Geräte produziert wurden, also 1965-67, bereits Cassetten der Längen DC 90 und DC 120, während die Compact-Cassette noch auf C-60 und C-90 begrenzt war.

Trotzdem bin ich froh, daß sich dieses unhandlichere, weniger hübsche Teil nicht durchgesetzt hat. Allein schon dieser Buchrücken... :-) Trotzdem ein interessantes Kuriosum und schön, daß hier so ein Gerät betriebsbereit gehalten wird!

Viele Grüße,
Martin
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#7
Moin,

den oben gezeigten Grundig C 100 gab es auch als Telefunken M 401. Anscheinend hat Grundig die Geräte für alle Beteiligten gefertigt. Ich war ziemlich erstaunt, als mir nach dem Aufschrauben des M 401 sofort das "G-int" Logo von Grundig auf der Platine ins Auge sprang...

Grüße,

Bernd
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#8
(26.11.2023, 11:40)Kirunavaara schrieb: Allein schon dieser Buchrücken... :-)

Hatte der technische Gründe, oder sollte es wirklich nach Buch aussehen?

(27.11.2023, 13:03)Stereo_Record schrieb: Anscheinend hat Grundig die Geräte für alle Beteiligten gefertigt.

Erinnert an den Anfang von VHS. Da hat JVC auch die Rekorder für alle Marken gefertigt (glaube ich zumindest). Anders als bei DC war das hier allerdings ein Erfolgsmodell und hat dazu beigetragen, daß sich das Format durchsetzen konnte.
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#9
Martin:

der "Witz" der DC-International-Bandgeschwindigkeit war, dass sie in anglo-amerikanischen und/oder japanischen Beschreibungen mit "zwei Zoll pro Sekunde" - also 2 ips gleich 5,08 cm/s - anzugeben gewesen wäre anstelle der doch reichlich krummen 1 7/8 ips der CC (von 4,76 cm/s ganz zu schweigen).

"Größerer Wickeldurchmesser" sollte besser "größerer zulässiger Wickeldurchmesser" heißen. Hast Du Vergleichswerte der Bandlängen bei CC und DC-100?

Weitere Informationen sind im untenstehenden Literaturhinweis zu finden (Information zum Nulltarif!).


F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#10
(27.11.2023, 13:35)timo schrieb: Erinnert an den Anfang von VHS. Da hat JVC auch die Rekorder für alle Marken gefertigt (glaube ich zumindest). Anders als bei DC war das hier allerdings ein Erfolgsmodell und hat dazu beigetragen, daß sich das Format durchsetzen konnte.

Hallo Timo,

JVC hat damals mit seinem Standard VHS Recorder Modell 0815 die ganzen deutschen Hersteller beliefert. An den Features des Gerätes wurde nichts geändert, aber das äussere Erscheinungsbild war variabel. Gerade Front oder angeschrägt, breite oder schmale Tasten, schwarze oder silberne Font, usw. usw. und natürlich der Name des deutschen Herstellers auf dem Gehäuse. Die Firma Sony hat das mit ihren Betamax Recordern leider nicht gemacht und dadurch wurden weniger Betamax- als VHS-Geräte verkauft. Beim Profi-Format Betacam SP hatte Sony dann dazugelernt, diese Geräte gab es auch als Ampex, Thomson und BTS (Bosch Fernseh und Philips Broadcast). Die BTS-Geräte wurden in Darmstadt aus Einzelteilen zusammengebaut, weil die Zölle auf Einzelteile wesentlich niedriger waren als für fertige Geräte.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#11
Von dem DC-International hab ich das erste Mal bei Wikipedia etwas gelesen. Fand ich sehr interessant; leider wurden die Gerät ja nur zwei Jahre produziert und sind heute wohl so gut wie garnicht mehr erhältlich, daher Glückwunsch! 

Hattest du mal damit etwas aufgenommen, um die Tonqualität zu prüfen? Das würde mich mal intessieren. Ich frage mich auch, wie gut die Qualität der Tonköpfe damals war.

Danke

Volker
Mein "Hausrat"... Tonbänder: Grundig TK745, Philips N4510, TEAC A2300SD - Verstärker: Sony STR-515, Onkyo TX-7730, Panasonic SA-HE100, Onkyo TX-8511Tapedecks: JVC KD-A55E, Onkyo TA-2750, AKAI DX-1200, Aiwa AD-WX707, Aiwa AD-WX888 - CD-Player: Onkyo DX-6720, Onkyo DX-C340, Kenwood DPF-R3030, Pioneer PD-F705 - Graphic Equilizer: Kenwood GE-87 - Radios: Noxon A540+, Noxon A300, Noxon iRadio A310 - Plattenspieler: JVC L-F210, Dual 1224, Dual HS 132, Philips F-7120, ELAC Miracord 50H.
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#12
Die Herrschaften,

um einige Fragen zu beantworten:
Cassette DC 90: 137m BASF PES 18, DC 120: 185m PES 12.
Tonkopf des C 100ff: natürlich eine Eigenkonstruktion, Grundig-typisch mit senkrecht stehender Spulenachse. Spaltbreite 2,5 µm, respektabel für diese Zeit.
Gleichlauf <= 0,4 %
Frequenzbereich (nach 45511, also -6dB): 40Hz - 10kHz. Wenn das so stimmt, war DC wesentlich besser als die Compactcassette, die beim EL 3300 mit 6kHz Obergrenze begann, beim 3302 verbessert auf 8 kHz.
Geräuschspannungsabstand (nach 45405) >45dB, Übersprechen Gegenspur >60dB.

Quelle: Grundig TI September 65

VG Stefan

Nachtrag: Schönes Foto mit dem C 100 auf dem Titel der erwähnten TI.
Bevor jemand fragt, bei der jungen Dame handelt es sich um die 19-jährige Ingrid Finger, 1965 erst Miss Fürth und dann Miss International.
VG Stefan    
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#13
Wie ich auf dem Bild jetzt sehen kann, wurde die Kassette wohl immer ohne Deckel bzw. Klappe abgespielt. Auf dem ersten Foto von Felix sieht man, das diese entfernbar ist. Frage mich nur, ob die damals schon über "verdrecken" des Laufwerkes nachgedacht haben oder ob man die Klappe auch während des Betriebes angebaut lassen konnte...

Volker
Mein "Hausrat"... Tonbänder: Grundig TK745, Philips N4510, TEAC A2300SD - Verstärker: Sony STR-515, Onkyo TX-7730, Panasonic SA-HE100, Onkyo TX-8511Tapedecks: JVC KD-A55E, Onkyo TA-2750, AKAI DX-1200, Aiwa AD-WX707, Aiwa AD-WX888 - CD-Player: Onkyo DX-6720, Onkyo DX-C340, Kenwood DPF-R3030, Pioneer PD-F705 - Graphic Equilizer: Kenwood GE-87 - Radios: Noxon A540+, Noxon A300, Noxon iRadio A310 - Plattenspieler: JVC L-F210, Dual 1224, Dual HS 132, Philips F-7120, ELAC Miracord 50H.
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#14
Hallo,
mein Opa hatte auch ein C 100. Das habe ich übernommen und es funktioniert noch. Die Klappe kann im Betrieb geschlossen werden. Wenn ich mal etwas Zeit habe mache ich einmal eine Frequenzgangmessung etc.. 
Wie beim Report auch kann man das Netzteil oder ein spezielles Batteriefach in die Öffnung am Boden einschieben. Externe Speisung gibt´s auch, aber nicht mit dem als Zubehör erhältlichen Netzteil. Das und die "verlierbare" Klappe bleiben wohl auch ein Geheimnis von Max G.
Gruß
Rudolf
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#15
(29.11.2023, 12:55)Perry Dhalgren schrieb: Wie ich auf dem Bild jetzt sehen kann, wurde die Kassette wohl immer ohne Deckel bzw. Klappe abgespielt. Auf dem ersten Foto von Felix sieht man, das diese entfernbar ist. Frage mich nur, ob die damals schon über "verdrecken" des Laufwerkes nachgedacht haben oder ob man die Klappe auch während des Betriebes angebaut lassen konnte...

Volker

Die Kassette konnte auch mit geschlossenem Deckel abgespielt werden, sonst hätte man auch das Sichtfenster darin nicht benötigt.
Ich denke man hat den Deckel aber fürs Foto weggelassen, um die Kassette richtig zu präsentieren.

Siehe hier:

https://www.ricardo.ch/de/a/grundig-c100...230774622/
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#16
@Stefan: Danke für die technischen Informationen!

@Friedrich: Ja, 2"/s ergibt natürlich Sinn. Hatte ich bestimmt schon gelesen, aber all die Informationen aus dem dicken Buch natürlich nicht ständig im Kopf :-) Die Vergleichs-Bandlängen der CC wären 132 m für C-90 und 176 m für C-120, wobei diese ja bereits mit ein wenig Überlänge für nicht exakt in der Sollgeschwindigkeit laufende Geräte bemessen waren. Die 137 m für eine DC-90 dagegen sind beinahe auf die Sekunde genau für die Sollgeschwindigkeit geschnitten.

@Timo: Der Buchrücken hält die beiden Gehäusehälften zusammen. Dafür hätten allerdings auch die sowieso vorhandenen Schrauben gereicht. Von daher halte ich ihn für ein reines Design-Merkmal, das auch zu den damals gerade aufkommenden Tonband-Konststoffboxen mit buchrückenartiger Klappe paßt.

Viele Grüße,
Martin
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