GX-210D mit Aufnahmeproblemen
#1
Mein Vater hat 1985 eine GX-210D vom Erstbesitzer gekauft - diese ist nun in meinen Besitz übergegangen und ein Erinnerungsstück, das ich erhalten möchte. Insbesondere möchte ich auch meinem eigenen Sohn Kindheitserinnerungen damit ermöglichen, wofür die Maschine natürlich voll einsatzfähig sein muß.

Der Zustand der Maschine ist äußerlich prima. Nach Behandlung aller Taster/Schalter mit Kontakt 60 sind diese auch wieder funktionsfähig und die Wiedergabe fast einwandfrei. Die Aufnahme ging aber nur leidlich, weshalb ich mich zur Überholung der Elektronik entschied. Ausgetauscht habe ich dabei die offenen Trimmer durch geschlossene Piher-Trimmer und die Elkos durch vergleichbare Typen von Würth/Kemet. Der aktuelle Zustand ist nun der Folgende:

- Das Gummi der Andruckrolle ist zwar schon etwas spröde geworden, aber (noch) nicht glashart.
- Die Spindelmotoren haben beim Spulen nicht das volle Drehmoment, sind ansonsten aber funktionsfähig.
- Der Capstanmotor läuft leise und rund.
- Die Köpfe und anderen bandführende Teile sind mit Isopropanol gereinigt und frei von sichtbaren Ablagerungen.
- Steckverbinder J9 ist gereinigt und die Nieten sind nachgelötet.
- DPR26-Bänder, die auf der Maschine vor 30 Jahren bespielt worden sind, spielen mit guter Dynamik und Vollaussteuerung.
- Band Löschen funktioniert.
- Neue Aufnahmen weisen bei der Wiedergabe einen zu geringen Pegel auf, Bässe sind abgeschwächt, Höhen ab ca. 6kHz fallen merklich ab und manche (!) Frequenzen klingen, als würden sie durch irgendetwas amplitudenmoduliert werden.

Ich habe mir daher das Signal am Aufnahmekopf näher angeschaut und folgendes festgestellt:

- Der Oszillator schwingt mit 106kHz, also im Rahmen der Toleranz.
- Vor den Trimmkondensatoren liegen laut Oszi 200Vpp (72Vrms) gegen Masse an.
- "Kalibriere" ich die Pegel bei 1kHz und 8kHz auf gleiche Wiedergabewerte links und rechts, liegen ohne Eingangssignal hinter den Trimmkondensatoren bei 9.5cm/s links ca. 16Vpp (6Vrms) und rechts ca. 3Vpp (1.5Vrms) an.
- Der DC-Widerstand der Wicklungen im Aufnahmekopf beträgt jeweils 6 Ohm.
- Stelle ich mit einem alten Band bei Wiedergabe einen Pegel von 0VU ein, erhalte ich bei Wiedergabe einer neuen Aufnahme nur einen Pegel von ca. -10VU.
- Erhöhe ich den Aufnahmepegel mittels VR2, erhöht sich zwar auch der Wiedergabepegel auf ca. -7VU, aber das Signal wird stark übersteuert wiedergegeben.
- Habe während der Wiedergabe den Wiedergabekopf manuell gehoben/gesenkt um die Spurlage zu prüfen, aber in beide Richtungen wurde das Signal nur schwächer, d.h. die Ausrichtung scheint wohl erstmal zu stimmen.

Kalibrier- bzw. Bezugsband habe ich keines, da mir die Kosten eher unverhältnismäßig erscheinen, wenn ich nur auf dieser Maschine aufnehmen und wiedergeben können möchte.

Kann mir jemand einen Tip geben, wonach ich noch schauen kann? Insbesondere die starken Verzerrungen trotz niedrigem Wiedergabepegel, die ungleichen Spannungen an den Trimmkondensatoren sowie die teilweise modulierten Frequenzen sind für mich auffallend.

Sollte Bedarf bestehen, kann ich auch gerne einmal Hörbeispiele hochladen, die die Modulation demonstrieren.

Ich danke euch für eure Zeit und das Teilen eures Erfahrungsschatzes!
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#2
Hallo abraxa,

willkommen hier im Forum. Wäre schön, wenn du deinen Namen nennen und dich kurz vorstellen würdest. So machen wir das hier im Forum.
Eine korrekte Einmessung ohne Bezugsband für den Wiedergabepegel und Azimuth wird dir nicht gelingen. Woher willst du denn wissen, das die alten Bänder von deinem Vater mit dem richtigen Pegel aufgezeichnet worden sind? Das ist reine Spekulation. Zudem benötigst du zusätzliche Equipment wie einen Frequenzgenerator / Zähler, ein Multimeter (TrueRMS) und ein Oszilloskop. Eine gute Soundkarte mit entsprechender Software ginge natürlich auch.
Die GX 210 kenne ich jetzt nicht so genau, aber da ist bestimmt irgendwo ein Schalter oder Relais für die Kopfumschaltung beim Reversebetrieb drin und ein Schalter oder Relais welche zwischen Wiedergabe und Aufnahme umschalten. Hier würde ich zuerst nach schauen. Meisten gibt es hier Kontaktprobleme. Von Kontakt 60 halte ich persönlich nicht viel, ich bin eher ein Freund davon die Schalter zu zerlegen und entsprechend zu reinigen. Wie äußert sich dass denn, dass die beiden Wickelmotoren beim spulen nicht die volle Leistung bringen?

VG
Frank
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#3
Hallo abraxa,

auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen. Zu den Höflichkeitsgepflogenheiten brauche ich ja nichts mehr zu schreiben, das ist zuvor bereits erledigt.

Die Anmerkungen zu den Wickelmotoren lasse ich auch erstmal beiseite - das scheint im Moment gar nicht das drängende Problem zu sein. Die gestörte Aufnahmefunktion ist wohl der Schuh, der am meisten drückt. Mich verwundern in dem Zusammenhang die merkwürdigen Spannungswerte, die du irgendwo gemessen hast. Ein Blick auf den Schaltplan zeigt mir zumindest im Aufnahmeverstärker keine Trimm-Kondensatoren, vielleicht bin ich aber auch heute etwas kurzsichtig. Bitte tue uns also den Gefallen, und benenne die Bauteile, an denen du misst mit den Nummern aus dem Schaltplan. Das erleichtert das Nachvollziehen. Und noch eine Frage: welcher Quelle hast du die Testsignale (1 kHz, 8 kHz ) entnommen und wie hoch waren deren Spannungspegel?

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#4
Hallo zusammen.

Die 210D hat zwei Trimmkondensatoren für die Vormagnetisierung. Um ein Bezugsband kommst du leider nicht drumrum. Vor du den Aufnahmekreis abstimmt muss die Wiedergabe eingestellt und die VU's abgeglichen werden. Die 210D kann im übrigen auf 250 nWb/m abgeglichen werden. Die werksmäßigen 185 nWb/m sind meiner Meinung nach auf Sicherheit ausgerichtet (bei VU + 2dB - roter Punkt auf der Anzeige). Meine 210D ist mit 250 nWb/m bei 0dB abgeglichen ohne Vorlauf der VU's und funktioniert einwandfrei ohne zu zerren. Die zwei "Spalttrimmer" habe ich gegen neue Drehtrimmer getauscht und auf die andere Seite der Platine getauscht um bei abgenommener Bodenplatte den Bias einzustellen. Die neuen Trimmkondensatoren haben den Wert 10-90pF

LG Oliver
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#5
Zitat:Die 210D hat zwei Trimmkondensatoren für die Vormagnetisierung.

Die habe ich auch gesehen (im Plan, versteht sich). Aber die werden wohl kaum die heftige Übersteuerung im Aufnahmekreis verursachen.

Gruß
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#6
Moin, ich habe 2 Stk. davon. Bei langer Standzeit muss ich immer den Monitorschalter ein paarmal Hin u. Herschalten , ansonsten habe ich das gleiche Problem, manchmal auch nur auf einem Kanal.

Probieren macht da nicht viel Arbeit. Zumindest kann man darüber den Fehler vielleicht eingrenzen.

Gruss
Rainer
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